Innenpolitik Na also, es geht doch

Mitglied_5ccaf87
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Na also, es geht doch
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Immer wieder wird bestritten, das die Persönlichkeitsrechte gewahrt bleiben, weil es ja so im Grundgesetz steht. Morgen wird die Bestandsdatenauskunft durch den Bundesrat gewunken. Das bedeutet, das schon Falschparken dazu führen kann, das das Internet nach uns durchschnüffelt wird. Karl wird eure Passworte raus geben müssen und eure PNs werden von den Schlapphüten gelesen. Das ist kein Witz. Ein Glück das ich schon fast 70 bin und das nicht mehr in voller Pracht erleben muss.

Lasst euch schön von denjenigen einlullen, die da behaupten das alles nicht so schlimm wird und der HW nur Märchen erzählt. Ich kann gar nicht soviel Essen wie ich k....n möchte.

Was dieses tolle Gesetz noch so alles beinhalten wird kann hier nachgelesen werden: netzpolitik.org: Bestandsdatenauskunft: Bundesrat beschließt Gesetz zur einfachen Identifizierung von Personen im Internet

Ein Tool zum Verschlüsseln der Mails gibt es bei http://www.thunderbird-mail.de/wiki/Enigmail_OpenPGP und den Torbrowser gibt es bei https://www.torproject.org/download/download-easy.html.en für jedes Betriebssystem. Auch für Linux, OpenBSD und OS-X.
hisun
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Re: Na also, es geht doch
geschrieben von hisun
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.05.2013, 20:21:42
Guter hinterwäldler,
... ich denke keinesfalls, dass du ein Märchenerzähler bist, ganz im Gegenteil - ich habe mir das Video angesehen, die Bestanddatenauskunft: "Bundesrat beschliesst Gesetz zur einfachen Identifizierung von Personen im Internet" gelesen und mich über Enigmail informiert. Willst du damit anmerken, dass die von Enigmail in Tunderbird integrierte OpenPGP-Verschlüsselung sicher vor »hacker« schützt?
Und zusätzlich bräuchte man dann noch »the torbrowser bundle« um gefahrlos bzw. sicher im Netz zu browsen. Habe ich das richtig mitbekommen?

Ich lese gerade ein interessantes Buch:



Beschreibung:

Warum bekommen wir die Dinge immer weniger in den Griff? Weshalb werden wir als Träger unserer Entscheidungen mehr und mehr abgelöst, läuft das grosse Spiel des Lebens ohne uns? Woher rührt das Gefühl unserer Hilflosigkeit, der fatale Eindruck, dass jemand mit uns spielt? Frank Schirrmacher macht einen neuen, zerstörerischen Egoismus dafür verantwortlich, eine Ichbezogenheit, die uns von der Ökonomie eingepflanzt wurde. "Alles ist Markt und der Markt ist alles"
In einer Welt, so Schirrmacher, in der nur Gewinner zählen und das Ökonomische dominiert, ist Kooperation nicht mehr vorgesehen.

Ob Politik, Finanzwirtschaft oder soziale Kontakte: In der Informationsgesellschaft werde alles zum Markt, und dieser Markt mache uns zu Egoisten. Wie ein unheimlicher Doppelgänger spiele der Homo oeconomicus sein Spiel mit destruktiven Folgen. "... ein neues soziales Monster, das aus Egoismus, Misstrauen und Angst zusammengesetzt ist und gar nicht anders kann, als im anderen immer nur das Schlechteste zu vermuten."
Das Spiel dieses Ego-Wesens könnte, so der Autor, unbeabsichtigt das Ende der Demokratie, wie wir sie heute kennen, bedeuten.

Der Mensch ist nicht berechenbar. Aber er hat einen berechenbaren Doppelgänger. Es ist der homo oeconomicus, das Gedankenmodell eines egoistischen, nur auf die Erreichung seiner Ziele fixierten Menschen, der immer auf seinen Vorteil bedacht ist und die Vernichtung des anderen im Blick hat. Nach seiner Karriere in den Abschreckungsmodellen des Kalten Krieges ist er jetzt in den politischen und ökonomischen Modellen des 21. Jahrhunderts angekommen. Er wirkt im Inneren einer Gesellschaft, die mithilfe von Rechenmaschinen in die Köpfe der Menschen eindringen will, um Waren oder Politik zu verkaufen. Das Modell ist zur selbsterfüllenden Prophezeiung geworden. Es wächst ein neues soziales Monster heran, das aus Egoismus, Misstrauen und Angst zusammengesetzt ist und gar nicht anders kann, als im anderen immer nur das Schlechteste zu vermuten. Und nichts, was man sagt, bedeutet noch, was es heisst. Der Mensch ist als Träger seiner Entscheidungen abgelöst, das grosse Spiel des Lebens läuft ohne uns.

Frank Schirrmacher zeichnet in seinem bahnbrechenden neuen Buch die Spur dieses monströsen Doppelgängers nach und macht klar, dass die unbeabsichtigte Konsequenz seines Spiels das Ende der Demokratie sein könnte, wie wir sie heute kennen.

Wir erleben die neue Ära des Informationskapitalismus. Er hat damit begonnen, die Welt in einen Geisteszustand zu verwandeln. Er tut und plant grosse Dinge. Er will Gedanken lesen, kontrollieren und verkaufen. Er will Risiken vorhersagen, einpreisen und eliminieren. Sein Hirn ist unablässig damit beschäftigt, herauszufinden, was Menschen tun, sagen, kaufen und welche Spielzüge sie als Nächstes planen. Wo immer sie ihm begegnen, treffen sie auf ein System, das alles immer besser weiss. Es spricht den Menschen das Recht ab, sich der Umwelt anders darzustellen, als sie sind. Was immer sie tun, es behauptet, dass sie es um des eigenen Vorteils willen tun.

Verhalten, für das es »keine Gründe« gibt, kennt der Informationskapitalismus nicht. Auch Freundschaft, Loyalität, Liebe haben in seinen Augen rationale Gründe, die im eigennützigen Interesse des Einzelnen liegen. Deshalb überall die Inflation von »Incentives«, von Belohnungen, die von den Boni der Wall Street bis zu virtuellen Orden und Abzeichen und »Like it«-Abstimmungen für die privatesten Dinge reichen

Ganze Staaten senden falsche Signale, um Märkte zu verwirren. Es ist eine Gesellschaft, in der man nicht nur anderen, sondern sich selbst misstraut. Wer einmal so weit ist, der nimmt hin, dass seine Ausbildung, seine Erfahrung, sein Lebensweg nicht das bedeuten, was er glaubte, dass sie bedeuten.

Das Versprechen, Antworten auf Fragen zu finden, die man sich selbst noch gar nicht gestellt hat, die Behauptung, mehr über die Menschen zu wissen, als sie selbst, die Voraussagen darüber, was man will, ohne selbst schon davon zu wissen, der Vorschlag, wer Freund sein soll, sind strukturell identisch mit geheimdienstlichen Überwachungsalgorithmen, die von Verbrechen wissen, von denen der Verbrecher selbst vielleicht noch nichts weiss. Die neue Ökonomie bedient sich der Maschinen und sie erfasst menschliche Beziehungen mithilfe der Mathematik. Sie liebt das »Gefangenendilemma«, eine spieltheoretische Urszene von zwei Menschen, die ein gleiches Schicksal teilen, aber nicht miteinander reden können, und die das Angebot bekommen, auf Kosten des anderen einen Vorteil zu erhalten. Verrat des anderen ist in diesem Spiel nicht nur vorgesehen, »er ist die als vernünftige Verhaltensweise akzeptierte Norm«.
Es hat sich herausgestellt, dass Menschen, die mit diesem Denken in Berührung kommen, ihr Verhalten verändern.

Autorenportrait:
Frank Schirrmacher, Jahrgang 1959, Studium in Heidelberg und Cambridge, Promotion. Seit 1994 ist er einer der Herausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". 2004 sagte er dem Altersrassismus den Kampf an - für sein Buch "Das Methusalem-Komplott" erhielt er u. a. den "Corine-Sachbuch-Preis" und die Auszeichnung "Journalist des Jahres 2004". Mit "Minimum" landete er 2006 erneut einen publizistischen Coup und setzte das Thema des Jahres. 2007 erhielt er als erster Journalist den "Jacob-Grimm-Preis.

~ ~

Es ist gar nicht lustig, was da auf uns zu kommt
.. und - können wir gar nichts dagegen unternehmen?

hisun
.*.
Re: Na also, es geht doch
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hisun vom 04.05.2013, 09:40:20
Danke Hisun, für die Vorstellung des Buches.

Ich habe es mir jetzt auf mein e-book geladen.

Schönen Sonntag

Meli

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Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
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Re: Na also, es geht doch
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hisun vom 04.05.2013, 09:40:20
don quijotes kampf gegen die windmühlen

der zug der digitalisierung der welt (und damit des abgreifens und speicherns und verwendens der daten) ist abgefahren, wird schneller und schneller, überrollt alles, was sich ihm in den weg stellt.

wie immer bei maschinen und maschinellen verfahren werden die chancen groß und die risiken klein geredet. es ist mit dem schlimmsten zu rechnen. der fortschritt frisst seine kinder.

beispiel: im rahmen eines projektes prüfe ich gerade die möglichkeiten von googles datenbrille (google glass genannt -> http://de.wikipedia.org/wiki/Google_Glass - engl.: http://en.wikipedia.org/wiki/Google_Glass ). - für angreifer (fotoreporter, aber auch schlapphüte jeglicher couleur) ist die brille ein segen, für angegriffene ist sie wohl eher fluch.
---
w.
hisun
hisun
Mitglied

Re: Na also, es geht doch
geschrieben von hisun
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.05.2013, 10:28:18
Viel Spass Meli – es ist todinteressant.. und schöne Sunntig!

~ ~

Na dann, bin ich aber froh, Wolfgang, dass ich nicht mehr jung bin.
.. dieses Google Glass werde ich noch unter die Lupe nehmen,
beim englischen Text brauche ich etwas länger -danke für den Link!

hisun
.*.
Mitglied_5ccaf87
Mitglied_5ccaf87
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Re: Na also, es geht doch
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hisun vom 04.05.2013, 09:40:20
Ja, das hast du richtig mitbekommen. Das hin und wieder von Hacks bezüglich GNU Privacy Guard (GPG) geredet wird ist mir bekannt und nicht neu. Einen Beweis habe ich bisher noch nicht zu Gesicht bekommen. Immerhin wurde GPG noch nicht per Gesetz als sicher erklärt. Damit dürfte der Sicherheitslevel etwas höher sein als De-Mail.

Auch wurde noch nicht bekannt, das Tor-Verbindungen als unsicher gelten. Es lässt schon tief blicken wenn von einigen Behörden Torverbindungen zu ihren Webseiten (falls erkannt) unterbunden werden.

Eng damit im Zusammenhang steht auch dieser Bericht von Netzpolitik.Org: Niederlande: Neues Cybercrime-Gesetz fordert Staatstrojaner und Zwang zum Entschlüsseln Schaffen es die Holländer, will mit Sicherheit auch der BundesInnenFriedrich ein solches Gesetz.

Die Briten haben ja schon die Beugehaft für verschlüsselte HDDs eingeführt. Manchmal kommen auch solche Meldungen an die Öffentlichkeit: FBI versagt beim Knacken einer verschlüsselten Festplatte Selten, aber immerhin.

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hisun
hisun
Mitglied

Re: Na also, es geht doch
geschrieben von hisun
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.05.2013, 16:04:09
Wow Hinterwäldler,

.. mit einem Schmunzeln habe ich den Bericht des nicht zu knackenden PCs gelesen – einfach super!

Was die Netzpolitk.Org bekannt gibt, lässt einem das Blut gefrieren .. diese Info. entspricht dem Inhalt des Buches, das ich am Lesen bin. Du meine Güte, was kommt denn noch alles auf uns zu, um uns zu entmündigen.. Ich hatte seit 9/11 immer so eine kleine Ahnung, die in diese Richtung wies. Sie nun (beinahe) bestätigt zu bekommrn ist himmelerdenärgerlich .. Da wird man wohl am besten höllisch aufpassen, was man so von sich gibt!

Vielen Dank für deine fachkundigen Informationen
... ich wünsche dir einen schönen Sonntag!

hisun
.*.
Re: Na also, es geht doch
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.05.2013, 20:21:42
Jetzt wirds wohl nach Karlsruhe gehen
Mitglied_5ccaf87
Mitglied_5ccaf87
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Re: Na also, es geht doch
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.05.2013, 23:11:26
Und noch mehr. Der Staat hat sich ganz neue Feinde provoziert:
tumblr.com: Bestandsdatenauskunft und nun? Ein physikalisches Gesetz sagt: Druck erzeugt Gegendruck. Damit wurde die Schraube wieder eine Windung gedreht. Aber Achtung: Jede noch so gut konstruierte Schraube weist eine Sollbruchstelle auf und ich kann auch sagen wo sich diese befindet. Es wird sich immer der Kopf vom Körper trennen.

Hier findet eine erste Bewertung auf der re:publica 12 statt:

Leider nur in englisch.
Sogar der Staat muss gewisse Grenzen beachten. So lange jedenfalls, wie er den 99,99 Prozent der Bevölkerung, die absolut nichts mit Kinderpornografie am Hut haben, noch einen letzten Rest Freiheit zugestehen will.

Quelle: lawblog.de: Entschlüsselungsbefehl
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
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Re: Na also, es geht doch
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hisun vom 04.05.2013, 09:40:20
die gefahren der digitalisierung sind offensichtlich. mittlerweile kann eine pistole per handelsüblichem pc und handelsüblichem drucker und passender software zuhause hergestellt werden. die technik steckt noch in den kinderschuhen. es gibt sie aber und sie wird weiterentwickelt werden. jedermann wird seine waffe herstellen können - schnell und preiswert und fernab jeglicher regulierung.

in den usa scharren sie schon mit den füßen. die vermarktung hat bereits begonnen. hier sind einige links dazu:

http://en.wikipedia.org/wiki/Defense_Distributed

http://defdist.org/ + http://defcad.org/

Slate
May 6, 2013
You Can Now 3-D Print Your Own Working Gun, But You Probably Shouldn't
By Will Oremus -> http://www.slate.com/blogs/future_tense/2013/05/06/_3_d_printed_gun_defense_distributed_s_cody_wilson_fires_plastic_liberator.html

---
w.

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