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Innenpolitik Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland

clara
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Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
geschrieben von clara
Heute wurde Dr. Dieter Graumann zum Präsidenten des Zentralrats der Juden gewählt. Er ist der erste Präsident, der nach 1945 geboren wurde. Mit ihm erfolgt offensichtlich eine Zäsur im Verhältnis zu Deutschland. Schon sein Satz „Die jüdische Erinnerung verändert sich" weist darauf hin. Und aus einem Interviews mit dem Deutschlandfunk: "Es ist auch heute noch kein leichter Entschluss für einen Juden, Deutscher sein und bleiben zu wollen. Es liegt in diesem Entschluss eine große Kraft des Verzeihens."

Neuer Präsident des ZR der Juden

In letzter Zeit stehen die Juden in Deutschland wieder Anfeindungen gegenüber, warum dies so ist, darüber lässt sich spekulieren. Dem Zentralrat wird oft vorgeworfen, die Stimme Israels in Deutschland zu sein. Dies weist Graumann von sich, und weist im Gegenteil darauf hin, dass sich der Zentralrat z. B. gegen die Siedlungspolitik Israels ausgesprochen hat.

Es scheint zufällig zu sein, dass sich zur Zeit Bundespräsident Wulff in Israel aufhält.

Clara

JuergenS
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Re: Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
geschrieben von JuergenS
Alles ist besser als Knobloch, die selbsternannte Ermahnungsbeauftragte für Deutsche.
olga64
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Re: Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
geschrieben von olga64
als Antwort auf JuergenS vom 29.11.2010, 14:26:56
Heigl - ich gehe davon aus, Sie kennen Frau Knobloch persönlich und Sie hat Ihnen einiges angetan. Was war es denn? Olga

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clara
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Re: Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
geschrieben von clara
als Antwort auf olga64 vom 29.11.2010, 14:47:56
Charlotte Knobloch, die auf eigenen Wunsch nicht mehr kandidierte, war wohl bei den deutschen Juden nicht ganz unumstritten. In ihre Amtszeit fällt ein Streit zwischen der orthodoxen jüdischen Gruppe in München (der sie angehört) und der liberalen.
Wenn ich Wikipedia trauen darf, hatte sie aber unstrittige Verdienste:

Charlotte Knobloch

Es darf ja nicht vergessen werden, dass längst nicht alle Juden in Deutschland Mitglied von jüdischen Verbänden sind. Viele pflegen religiöse Bräuche gar nicht mehr wie es auch in anderen Religionen vorkommt.

Was Heigl meint, wird Frau Knobloch in der Tat vorgeworfen, und gerade dies zu ändern, ist erklärtes Ziel des neuen Präsidenten.

Clara
olga64
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Re: Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
geschrieben von olga64
als Antwort auf clara vom 29.11.2010, 15:06:39
Soweit ich weiss, gibt es aktuell ca 200.000 Juden in Deutschland; ein Grossteil kommt aus der ehemaligen Sowjetunion. Diese Menschen sprechen schlecht oder kein Deutsch - sie brauchen eine Dachorganisation, damit ihnen auch geholfen wird.
Herr Dieter Graumann ist der erste, der den Holocaust selbst nicht erleben musste - dafür aber seine Eltern, die hochbetagt bis heute traumatisiert sind. Er wurde in Israel geboren und mit dem Vornamen David versehen; als die Eltern aus klimatischen Gründen nach Deutschland zurückkehrten, änderten sie den Namen in Dieter, "da Juden unauffällig leben müssen, damit ihnen keine Gefahr droht", so meinten seine Eltern.
Ich befürchte, bei vielen Deutschen ist dieser Gedanke noch heute stark verwurzelt - sobald in diesem Zentralrat jemand "lauter" wird, opponieren Deutsche dagegen, die dies überhaupt nichts angeht, wie ich finde. Olga
clara
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Re: Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
geschrieben von clara
als Antwort auf olga64 vom 29.11.2010, 15:31:30
Dass es die Deutschen nichts angeht, wie (deutsche) Juden heute mit dem Holocaust umgehen, finde ich auch.
Es geht uns aber auch nichts an, wenn der Präsident des ZR aus welchen Gründen auch immer, in dem Interview mit dem DF meint:
"Wir Juden dürfen uns eben nicht über die Opferrolle definieren. Und wir Juden dürfen uns nicht reduzieren und nicht reduzieren lassen auf eine trübsinnige Trauergemeinschaft, auf eine düstere Opfergemeinschaft, das wäre ganz und gar verkehrt."

Der Holocaust selbst wird noch in 1000 Jahren in den Geschichtsbüchern erwähnt werden!

Clara

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olga64
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Re: Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
geschrieben von olga64
als Antwort auf clara vom 29.11.2010, 15:55:35
Ich habe das Interview ebenfalls gehört und habe mich eigentlich gefreut, dass die Juden selbstbewusster werden.Dann dürften so Negativ-Beurteilungen von deutschen Nicht-Experten über Frau Knobloch oder Michel Friedmann ja hoffentlich an ihnen abprallen..
Es gibt ja mittlerweile eine weitere Generation nach den direkt Betroffenen (die ja auch immer weniger werden, da sie sterben). Und hier ist sicher Selbstbewusstsein das Wichtigste, um nicht zu Opfern zu werden. Dafür hatten die direkt Betroffenen lebenslang keine Kraft, da sie in ihren Traumata erstickten und teilweise auch deren Kinder noch. ES ist auch wichtig, dass der Holocaust die deutschen Greueltaten niemals aus den Geschichtsbüchern verschwinden! Olga
Urego
Urego
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Re: Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
geschrieben von Urego
als Antwort auf olga64 vom 29.11.2010, 15:59:37


@ Olga64

Wenn ich an Frau Knoblochs Stelle wäre, würde ich mich beleidigt fühlen, in einem Satz und Atemzug mit Herrn Friedmann erwähnt zu werden.

Urego
JuergenS
JuergenS
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Re: Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf Urego vom 29.11.2010, 17:21:26
Da hast du sicher recht, urega, aber beide legen ein übersteigertes Sendungsbewusstsein an den Tag, schaden beide der jüdisch-deutschen Aussöhnung. So mancher denkt auch, dass die Einstellung der meisten Israelis deckungsgleich ist mit dem Gehabe der beiden genannten Personen.

Im übrigen kann ich nicht beipflichten, dass alle deutschen Juden darauf abzielen, ihr Selbsbewusstsein besonders pflegen zu müssen, ich empfinde eine weitgehende Normalität darüber, dass Juden in Deutschland frei leben können und sich ungestört verwirklichen können, wie jeder andere Deutsche auch.

Das ist meine Meinung. Sicher haben wir hier keine selbsternannten Experten am Diskutieren, aber ein freies Senioren-Forum, in dem jeder seine Meinung sagen darf, sollte, ja aufgefordert ist, im Interesse des Kennenlernens vieler Meinungen, dies auch zu tun.

Umstimmungen sind nicht das Ziel eines Diskussionsforums, denke ich.
olga64
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Re: Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
geschrieben von olga64
als Antwort auf Urego vom 29.11.2010, 17:21:26


@ Olga64

Wenn ich an Frau Knoblochs Stelle wäre, würde ich mich beleidigt fühlen, in einem Satz und Atemzug mit Herrn Friedmann erwähnt zu werden.
Urego


Ich denke doch, dass Ihre Einstellung mit jener von Frau Knobloch stark differieren. Sie dürfte dann auch sehr "beleidigt" sein, wenn sie zufällig lesen würde, dass das unbeteiligte deutsche Volk innerlich jubelt, weil der Generationswechsel im Zentralrat der Juden vollzogen wurde. Als Frau Knobloch ein kleines Mädchen war, lebte sie in der ständigen Angst vor den Nazimördern und konnte nur überleben, weil sie versteckt wurde. Z.B. musste sie in der Tram oder im Zug jeweils als kleines Kind in den getrennten Waggons mit ihrem Vater fahren und wusste nie, ob sie ihren Vater nach Beendigung der Fahrt noch lebend wiedersehen würde. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie noch komischer so mancher deutsche Mensch nach Erleben solcher Traumata geworden wäre.
Und übrigens - es wird auch hier oft verwechselt: Jude = Religionsbezeichnung; Israeli = Nationalitätenbezeichnung. Olga

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