Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland

Innenpolitik Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland

clara
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Re: Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
geschrieben von clara
als Antwort auf JuergenS vom 30.11.2010, 14:31:10
...ich empfinde eine weitgehende Normalität darüber, dass Juden in Deutschland frei leben können und sich ungestört verwirklichen können, wie jeder andere Deutsche auch. (heigl)

Das finde ich auch, denn wir leben nicht mehr in den 80ern, als Lea Fleischmann dies noch anders empfand und nach Israel auswanderte. In ihrem autobiografischen Roman Dies ist nicht mein Land berichtet sie.

Clara
olga64
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Re: Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
geschrieben von olga64
als Antwort auf clara vom 30.11.2010, 15:16:46
Clara - ich befürchte aber nach wie vor, dass dieses "ruhige Leben" der Juden nicht damit zusammenhängt, weil Antisemitismus unter Deutschen nicht mehr vertreten ist (leider stimmt dies nicht, wie man auch oft an Diskussionen zu diesem Thema im ST zumindest zwischen den Zeilen lesen kann). Die jüngere Generation hat die Shoa nicht mehr erleben müssen - sie sind selbstbewusster und sehen sich naturgemäss nicht als Opfer und können somit anders in unserem Land leben, allerdings auch mit dem Wissen,dass in einigen Teilen Neonazis und ewig Gestrige damit nicht einverstanden sind.
Ich fand beim Besuch unseres Bundespräsidenten jetzt im Israel diese Geste, dass er seine junge Tochter und einige junge Menschen mitnahm, sehr, sehr gut - ich fand dies besser als eine der üblichen Reden vor dem israelischen Parlament oder den Gedenkstätten. Damit hat Wulff sicher viel Sympathie erzeugt (hoffentlich auch in Deutschland) - er ist ja auch der erste deutsche Präsident, der nach dem Krieg geboren wurde, also dem Täterkreis nie angehören konnte. Olga
Urego
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Re: Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
geschrieben von Urego
als Antwort auf olga64 vom 30.11.2010, 15:15:21


@ Olga64

Verehrte Frau Olga,

ich habe mir Ihren Post mehrfach durchgelesen und konnte trotzdem nicht verstehen, was er mit meiner kurzen Feststellung, die Sie ja zitiert haben, zu tun haben könnte.

Ich fange mal ganz einfach an: Ich habe bewußt im Konjunktiv (Möglichkeitsform) formuliert. "Wenn ich....wäre, würde ich..." Ich bin aber nicht Frau Knobloch und weiß daher nicht, was sie denkt. Der einzige Mensch, der ihre (Frau Knoblochs) Gedanken noch kennt, könnten eigentlich nur noch Sie sein.

Die persönliche Geschichte von Frau Knobloch habe ich in keiner Weise angesprochen und sie spielt hier auch keine Rolle. Ich wollte in meinem Beitrag zurückhaltend sein. Daher habe ich Herrn Friedmanns Drogengeschichten ausdrücklich nicht erwähnt. Auch seine unverschämten und penetrant insistierenden Interviews wollte ich nicht zur Sprache bringen, weil ich dachte, daß sie mindestens Ihnen bekannt seien.

Zum Schluß möchte ich mich ausdrücklich für die idiomatischen Erläuterungen zu den Begriffen "Jude" und "Israeli" bedanken. Ja, man kann noch so alt werden und lernt immer noch!

Urego

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JuergenS
JuergenS
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Re: Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf Urego vom 30.11.2010, 23:09:46
@urego,
gute angemessene Antwort.
clara
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Re: Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
geschrieben von clara
als Antwort auf olga64 vom 30.11.2010, 15:15:21
Sie dürfte dann auch sehr "beleidigt" sein, wenn sie zufällig lesen würde, dass das unbeteiligte deutsche Volk innerlich jubelt, weil der Generationswechsel im Zentralrat der Juden vollzogen wurde. Olga

Liebe Olga, zu dieser Aussage noch ein paar Sätze. Wie ich oben schon schrieb, geht es zwar die Deutschen nichts an, wie deutsche Juden oder Juden in Deutschland mit dem Holocaust umgehen. Ein gewisses Interesse finde ich aber angebracht, weil es bei unseren jüdischen Mitbürgern in Deutschland nicht um eine x-beliebige Gruppe geht, die wie ein Sportverband oder ein Kulturverein zu behandeln wäre. Dies muss ich ja nicht näher ausführen.

Zwischen Charlotte Knobloch und Dieter Graumann gab es vor einiger Zeit schon Differenzen über den Weg, den der neue Präsident einschlagen will. Darin zeigt sich der von Ihnen angesprochene Generationenwechsel, und Graumann erfährt große Zustimmung. Frau Knobloch handelte klug, nicht mehr zur Wahl anzutreten. Gerade für die aus der Sowjetunion eingewanderten Juden ist z. B. der 9. Mai als Tag der Befreiung wichtiger, als der 9. November (Reichspogromnacht).

Das ganze Thema interessiert die deutsche Öffentlichkeit kaum, was vielleicht gar kein schlechtes Zeichen ist. Die Meisten wissen nicht, welche wichtigen Dinge Dieter Graumann angesprochen hat.

Den Hinweis, die hier Schreibenden könnten nicht zwischen Juden und Israelis unterscheiden, sehe ich bei den bisherigen Beiträgen nicht.

Gruß, Clara
Urego
Urego
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Re: Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
geschrieben von Urego
als Antwort auf JuergenS vom 01.12.2010, 09:31:32


@ heigl

Danke. Ich hoffe, daß Frau Olga sich dazu äußern wird.

Urego

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olga64
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Re: Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
geschrieben von olga64
als Antwort auf Urego vom 30.11.2010, 23:09:46

Die persönliche Geschichte von Frau Knobloch habe ich in keiner Weise angesprochen und sie spielt hier auch keine Rolle.
Urego
[/quote]

Auch wenn Sie für sich entscheiden, die Vita der Frau Knobloch "spiele hier keine Rolle" - mit Verlaub, für mich schon. Denn der Mensch ist die Summe seiner Erfahrungen - sollten Sie als älterer Mensch eigentlich gut wissen,da es auch bei Ihnen nicht anders sein dürfte (nur, dass Sie sicher keinerlei traumatische Erfahrungen dieser Art machen mussten) Olga
miriam
miriam
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Re: Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
geschrieben von miriam
als Antwort auf olga64 vom 02.12.2010, 15:21:34
In einer Stellungsnahme, spricht Dieter Graumann über seine eigene Einstellung als neuer Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland - siehe Link.

Eindeutig wird hier seine Rolle als erster der Nachkriegsgeneration, der an der Spitze der Dachorganisation der jüdischen Gemeinden und Landesverbände in Deutschland, gewählt wurde.

Dieter Graumanns Rolle wird in erster Linie darin bestehen, den Ausgleich zwische der Kontinuität und den Wandel zu sichern.

Miriam
clara
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Re: Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
geschrieben von clara
als Antwort auf miriam vom 03.12.2010, 11:57:18
Schön, Miriam, dass Du Dich zum Thema äußerst!

Das Video habe ich mir angesehen und eine Stelle einigermaßen bemerkenswert gefunden. Graumann sagt, der Zentralrat der Juden wolle nicht nur Stimme für jüdische Themen sein, sondern jüdische Stimme für viele Menschen. Er schließt ausdrücklich die Muslime ein, obwohl deren Antisemitismus zugenommen habe.

Themen für den ZR wird es auch in Zukunft genug geben, dafür sorgen die Zuwanderer aus der ehem. Sowjetunion, s. Link (von 2004):

http://www.hagalil.com/archiv/2004/06/einwanderung.htm

Darin wird u.a. der damaligen Bundesregierung vorgeworfen, durch Privilegien mehr Juden zu veranlassen, nach Deutschland einzuwandern, anstatt in ihr Land Israel. Daran sei der „übertriebene Liberalismus“ schuld, meinen jüdische Kreise.

An solchen Dingen erkennt man, dass sich Deutschland doch nicht ganz aus die Juden betreffende Fragen heraus halten kann und darf. In dieser Hinsicht sehe ich auch Deinen letzten Satz bestätigt.

Clara
miriam
miriam
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Re: Neuer Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
geschrieben von miriam
als Antwort auf clara vom 03.12.2010, 22:18:56
Danke dir Clara - wenn ich mich erst so spät zum Thema geäußert habe, dann hat dies einen Grund: ich wartete auf eine Stellungnahme von Dieter Graumann.

Ich finde seine Einstellung sehr positiv - genau der Punkt hat mich am meisten interessiert, den du auch nennst: das Engagement für andere, außerhalb der Jüdischen Gemeinden.

Gute Nacht oder guten Morgen

Miriam

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