Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Obduktionspflicht bei Säuglingen und Kindern bis zu 6 Jahren

Innenpolitik Obduktionspflicht bei Säuglingen und Kindern bis zu 6 Jahren

ummel
ummel
Mitglied

Re: Obduktionspflicht bei Säuglingen und Kindern bis zu 6 Jahren
geschrieben von ummel
als Antwort auf Medea vom 28.09.2010, 15:13:31
@ Medea + Ruth,

Bremen, bzw. der Senat der Stadt hat ja dazu schon einen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht:

http://blog.beck.de/2010/04/14/obduktionspflicht-bei-tod-eines-kindes

Ich habe fast 10 Jahre im hiesigen Kreatorium gearbeitet und weiß daher, daß vor der Freigabe zur Einäscherung immer eine 2. Leichenschau vonnöten ist. Die macht eine Amtsärztin / Amtsarzt. Und erst nach deren o.k. ist der Leichnam zur Einäscherung freigegeben. Egal ob Greis oder Säugling, bzw. „ Leibesfrucht „ - wie es in amtsdeutsch für ein noch ungeborenes Kind gebräuchlich ist. „ Bestattungspflicht „ - heißt es im Bestattungsgesetz - „besteht dann, wenn der Fötus / die Leibesfrucht mehr als 500g wiegt“.

Wenngleich mir die Arbeit, bzw. das ganze Metier dort nichts ausmachte, so hatte ich doch immer ein etwas beklemmendes Gefühl, wenn so ein kleiner, weißer Sarg – oft nicht länger als 50 cm – zur Einäscherung anstand.

Peter
Medea
Medea
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Re: Obduktionspflicht bei Säuglingen und Kindern bis zu 6 Jahren
geschrieben von Medea
als Antwort auf ummel vom 28.09.2010, 15:34:30
Ja Ummel, ich schrieb davon in meinem Eingangs-thread.

M.

olga64
olga64
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Re: Obduktionspflicht bei Säuglingen und Kindern bis zu 6 Jahren
geschrieben von olga64
als Antwort auf Medea vom 28.09.2010, 15:13:31
Liebe Medea - das habe ich schon verstanden. Aber "Mord" ist Mord, oder? Und überfordert scheinen in solchen grausamen Fällen ja immer die Beteiligten zu sein, die sich vorgenommen haben, entweder Kinder zu erziehen oder alte Menschen zu pflegen. Bevor man etwas in dieser Richtung tut, sollte man sich dies wirklich gut überlegen. Olga

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Medea
Medea
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Re: Obduktionspflicht bei Säuglingen und Kindern bis zu 6 Jahren
geschrieben von Medea
als Antwort auf olga64 vom 28.09.2010, 15:41:39
Mord ist Mord - selbstverständlich, wenn oft auch schwer nachweisbar.

Mein Credo seit vielen Jahren ist, verpflichtend junge Ehepaare oder Alleinerziehende mit Kind/Kindern in "Elternschulen"/"Mütter"-/Väterschulen" zu schicken, damit sie wenigstens Grundsätzliches lernen können über die ihnen anvertrauten Kleinen.

Als ich jung war, gab es in meiner Stadt die "Mütterschule" auf freiwilliger Basis, die ich sehr gerne einmal in der Woche besuchte.
Denn mit Babies kannte ich mich schließlich auch nicht aus ....

Medea.

olga64
olga64
Mitglied

Re: Obduktionspflicht bei Säuglingen und Kindern bis zu 6 Jahren
geschrieben von olga64
als Antwort auf Medea vom 28.09.2010, 15:49:39
Medea - als ich im gebärfähigen Alter war überlegten mein damaliger Mann und ich natürlich auch, ob wir Eltern werden möchten oder nicht. Beide stammten wir aus Familien, in denen uns solche Aspekte nicht vorgelebt wurden - beide wurden wir in Internaten erzogen und kannten auch das grosse Unglück von Kindern. Wir entschieden uns dagegen - ich blieb bei meiner Entscheidung, wir liessen uns irgendwann scheiden. Mein Mann lernte dann eine "gesunde" Frau kennen und setzte mit ihr drei Kinder in die Welt, denen es gut ging.
Ich empfand meine damalige Entscheidung als richtig für mich und mein Leben - gottlob konnte ich ja auch dank Antibaby-Pille diese Entscheidung so treffen. Bereut habe ich nie - wie könnte ich auch etwas bereuen, das ich nicht kenne?
Unsere Mutter haben mein Bruder und ich als sie ca 82 Jahre alt war und zum Pflegefall wurde, in eine gutgeführtes Heim gegeben, wo es ihr bis zu ihrem Tode gut ging. Auch hier denke ich, dass weder mein Bruder und ich das Fachwissen gehabt hätten, um die Pflege zu übernehmen - ganz abgesehen davon, dass wir geografisch zu weit weg von unserer Mutter wohnten und natürlich keiner bereit war, den Beruf aufzugeben. Mein Bruder war auch gottlob nie der Mensch, der solche Pflegetätigkeiten automatisch an seine Frau delegiert hätte (die dies auch nie akzeptiert hätte). So war doch alles recht gut, wie es geschah und frei entschieden wurde. Olga
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Obduktionspflicht bei Säuglingen und Kindern bis zu 6 Jahren
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 24.09.2010, 15:54:13
@: "...wenn irgendwelche zweifel an der todesart des kindes bestehen..."

Das greift zu kurz. Denn meistens ist es der langjährige Hausarzt, der den Totenschein ausstellt. Im Zweifelsfalle wir der lieber beide Augen zudrücken. Aber nicht diejenigen des Kindes, sondern seine eigenen.

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Re: Obduktionspflicht bei Säuglingen und Kindern bis zu 6 Jahren
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich finde so ein Gesetz als eine sehr schlechte und schlimme Sache.

Es ist eine Bankrotterklärung des Staates den Kindern gegenüber.

Wenn sich um die lebenden Kinder gekümmert wird, dann brauchen Tote nicht obduziert zu werden!!.

Gerade hier in Bremen hat sich das sehr drastisch gezeigt wohin eine Sparpolitik führt die für viele unnötige Dinge immer noch sehr viel Geld hat, bei den Stellen im Jugend - und Kinderbereich aber immer mehr gestrichen wird.

Im Fall des toten Kevin hat das Strafverfahren das Versagen des Senats deutlich gezeigt.

Dann kann doch auch gleich die generelle Obduktionspflicht eingeführt werden, um dann erst den Totenschein auszustellen.

Wird den Ärzten so wenig vertraut?

halli
Medea
Medea
Mitglied

Re: Obduktionspflicht bei Säuglingen und Kindern bis zu 6 Jahren
geschrieben von Medea
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.09.2010, 20:40:44
Diese Diskussion Halli wird besonders in der Ärzteschaft
heiß geführt.

Eine ungeklärte Todesursache bei einem Kind lasse aber auch Eltern
ein Leben lang nicht mehr los.

Es nagen an ihnen Zweifel und Vorwürfe, ob sie vieleicht etwas
falsch gemacht haben könnten. Erst eine Obduktion bringt dann
eine Entlastung.

Re: Obduktionspflicht bei Säuglingen und Kindern bis zu 6 Jahren
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Medea vom 28.09.2010, 22:29:06
Diese Diskussion Halli wird besonders in der Ärzteschaft
heiß geführt.

Eine ungeklärte Todesursache bei einem Kind lasse aber auch Eltern
ein Leben lang nicht mehr los.

Es nagen an ihnen Zweifel und Vorwürfe, ob sie vieleicht etwas
falsch gemacht haben könnten. Erst eine Obduktion bringt dann
eine Entlastung.



Hallo Medea,
es geht mir um die Pflicht zur Obduktion.
Ich kann mir nicht vorstellen das alle Eltern dies wollen.
Ich hätte es auf keinen Fall gewollt!
Werden denn die Ergebnisse wenn es denn welche gibt (Herzversagen etc. hilft auch nicht viel weiter)den Eltern überhaupt mitgeteilt?

Halli
Re: Obduktionspflicht bei Säuglingen und Kindern bis zu 6 Jahren
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Medea vom 28.09.2010, 15:13:31
liebe medea ...

mein enkel ist arzt und arbeitet assoziert in der ambulaten altenpflege.
was den pflegern dort zugemutet wird ist schlichtweg eine unverschämtheit.
es fehlt nicht nur an zeit für die patienten die mittlerweile kunden genannt werden...
es fehlt vorallem an adäquater entlohnung und damit einhergehender gesellschaftlicher
anerkennung für diesen schweren und sinnvollen , wichtigen beruf.
jeder nutzlose banker oder manager verdient ein vielfaches.
das den pflegekräften irgendwann der kamm schwillt und sie ihren unmut und ihre hilflosigkeit
an ihren patienten auslassen ist furchtbar aber nachzuvollziehen.
dein thema war aber kindesmord und der vorschub der zu leisten währe.
dazu habe ich keine abschließende meinung.
ich befürchte aber das kindesmord oft aus hoffnungslos traurigen...jeder perspektive entzogenen
situationen geboren wird...in denen die täter gleichzeitig opfer sind .
dieser staat und diese gesellschaft schaffen die grundlagen mit ihrer ignoranz und verlogenheit.
vielleicht brauchen wir funktioniernde sozialsysteme...recht auf arbeit...mindestlöhne...
recht auf wohnung...recht auf bildung...eben ein vom gesetz gedeckeltes recht auf menschenwürde
um so diesem schrecken zu begegnen.
das system hat keine fehler...es ist der fehler.

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