Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Politische Kneipenhauereien

Innenpolitik Politische Kneipenhauereien

EmilWachkopp
EmilWachkopp
Mitglied

Politische Kneipenhauereien
geschrieben von EmilWachkopp
Gerechtigkeit soll überall walten, find ich. Auch in die Urteile der Menschen. Einfach was behaupten, wo ich gar nichts von weiß, das ist wider die Gerechtigkeit. Außer ich hab einen sechsten Sinn und bin in Trance; denn darf ich das schon ehrer mal. Wer darum nicht im Zustand tiefer Trance ist, darf hier ins Forum zwar schreiben, aber nur vorsichtig und unverbindlich. Find ich. Und das ist, weil sie (er) immer darum rechnen muss, dass sie (er) Quark redet …, schreibt, mein ich. Im Trancezustand ist Wahrheit, nicht im Wein, lautet mein Motto.

Ganz im Sinne meiner etwas wild zusammengekratzten Erkenntnis behaupte ich deshalb auch nur ganz hypothetisch: Eine Dorfkneipe kann schlimmer sein als wie dies Forum. Von die Großstadtkneipen will ich gar nicht erst reden. Reinkommen ist leicht. Aber da wieder lebend raus zu kommen, dazu muss man ein Glückspilz sein. Schlimm ist das.

Nümm zun Beispiel meine Dorfkneipe. Als ich noch jung war, mein ich. Da fanden an die zehn Hauereien die Woche statt, die sich alle aus politischen Kontroversen entwickelten. Ich will damit nicht sagen dass das was Besonderes ist. Dazu ist die Hauerei eine viel zu gewöhnliche Form des fortgeschrittenen politischen Diskurses. Aber trotzdem: sich mal büschen beherrschen können, ist auch was wert. Man kann ja seinen Kontrahenten wenigstens mal büschen reden lassen, eh man zuhaut.
Jedenfalls: Nümm nu zun Vergleich mit meiner Dorfkneipe unsere gesittete Forumkneipe, wo höchstens zehn Hauereien im Monat stattfinden. Und jetzt kann sich jede(r) selbst ausrechnen, in welcher Kneipe die zivilisierten Menschen verkehren.

Aber in die Großstädte, da soll es – laut damaligem Gerücht – noch wilder zugegangen sein als wie in die Dorfkneipen. Da sollen sich politisch zerstrittene Gäste gewöhnlich mit Flaschen beworfen haben. Mit leeren Flaschen, nümm ich mal an, weil die nur zwanzig Pfennig wert waren.
Na, man kann nicht immer alles gleich glauben. Aber etwas war an diesem dörflichen Gerücht schon dran; das habe ich selber erlebt. Das war in einer Seemannsspelunke in einem dunklen, verlotterten Hafenviertel Hamburgs. Dort, wo selbst die Hunde mit den Zähnen klapperten, wenn sie ans Rausgehen dachten. Ich saß still in einer Ecke bei einem Schnapsgläschen Wasser und wollte – verelendeter Student, wie ich war – ein wenig in einem geklau …geliehenen Buch lesen. Aber zus Lesen bin ich gar nicht gekommen. Und das war, weil ich immerzu die Birne einziehen musste, weil plötzlich ein dichter Hagel von Biergläsern und Bierflaschen die verräucherte Luft zersichelte. Da war – was mir bis dahin ganz entgangen war – gerade eine wilde Hauerei im Gange.
Worum es da ging? Ja, das war, glaub ich, die Frage, ob Friedrich Ebert Verkehrs- oder Postminister war.

Wenn eine bestimmte Masse immer schneller in einem freien Raum rotiert, dann breitet sie sich aus und okkupiert einen immer größeren Raum, bis sie sich in ihre eignen Bestandteile zersetzt oder verbrennt. Deshalb nimmt es auch nicht wunder, dass mir die Meute immer dichter auf den Pelz rückte, bis sie mir zuletzt sogar meinen Tisch – mitsamt dem noch zu einem Viertel gefüllte Wasserglas – umrannte. Und nur Sekunden später saß mir auch schon die erste Schlägerin, die einer kurzen Atempause bedurfte, auf dem Schoß. Denn Emil war die einzige noch nicht zertrümmerte Sitzgelegenheit.
„Hallo Kleiner“, flüsterte sie und kullerte mir gierig mit ihren roten, runden Säuferaugen an, so dass ich mir veranlasst fühlte, sie über meine Funktion etwas näher zu informieren: „Ich bin bloß zun Ausruhen da, nicht zun Schäkern.“ Da riss sie mir, von Wut gepackt den Stuhl unterm Ar… Riss sie, von Wut gepackt, den Stuhl unter mir weg und haute damit wild auf die Schlägermasse ein. Jedenfalls so lange, bis diese Waffe zersplittert und damit unbrauchbar geworden war. Ich machte mir klammheimlich aus dem Staube, weil es mir hier langsam zu ungemütlich wurde.

Müde latschte ich – denn für die Straßenbahn hatte ich kein Geld – zu einer Studentenkneipe in einem anderen Wohnviertel. Aber da erging es mir auch nicht besser. Ich stand noch in der offenen Tür, da kommt mir auch schon ein menschlicher Torpedo entgegen geschossen und rammt mir seinen Schädel in den Bauch. Ein Gast versicherte mir zwar, dass der Torpedo die Kneipe immer in dieser Weise verließ und ich deshalb den wuchtigen Aufprall nicht als bewusste Aggression gegen mich, sondern als kollateralen Effekt bewerten sollte. (Meistens ging nur die Tür in Brüche, ohne dass Menschen zu schaden kamen.) Aber trotzdem: man rammt Emil nicht mir nichts dir nichts seinen Schädel in den Bauch.
Na ja, ich kann wull heute schon kleckerweise zugeben, dass ich mir büschen gerächt habe. Denn als ich den verrückten Kerl schlafend vor der Kneipe fand, zog ich ihm die Schuhe aus und nähte ihm die Hosenbeine unterhalb der Füße zusammen. „Denn kann er wenigstens nicht mehr so rennen“, dachte ich.

Aber wo ich schon mal dabei bin, mir zu beichten, kann ich wull auch zugeben, dass ich selbst einmal (aber in meinem ganzen Leben nur einmal) in eine Hauerei verwickelt worden bin. Dass das in einer Studentenkneipe war, versteht sich von selbst, denn nur in Studentenkneipen weiß man Streitfragen von solch eminenter Bedeutung zu formulieren, dass Hauereien – als der Kulminierungspunkt dialektischer Austragungsform – völlig unvermeidlich sind.
Ob ein Minigolfball größer oder kleiner ist als ein Taubenei: darum ging es.
„Größer!“ brummte mein Kontrahent.
„Kleiner!“ brummte ich gegen an.
„Größaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!“ knarrte mein Kontrahent mir an.
„Kleinaaaaaaaaaaaaaaaaaa!“ knarrte ich zurück.
„Größaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaarrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr!!!!“
„Kleinaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaarrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr!!!!“
Und da legte er auch schon seine Hände um meine Gurgel. Und jetzt musste ich ihm notgedrungen einen Kinnschieber hauen, um wieder Luft zu bekommen.
Da riss er mir meine Adelsperücke vom Kopp und trampelte auf ihr rum.
Da riss ich ihm den Schlips ab und steckte ihn in sein Bierglas.
Da schüttete er mir das Bier ins Gesicht.
Da schüttete ich ihm das Bier eines anderen Gastes ins Gesicht. Das musste ich notgedrungen so machen, weil ich mir doch kein eignes Bier leisten konnte.
„He, he“, grollte daraufhin der beklaute Gast, ein richtig grantiger Typ. „Welcher Lump hat mir mein Bier geklaut?“ „Der da“, sagte ich und deutete auf meinen Diskussionspartner. „Der hat damit geduscht.“
„Tatsächlich, dem läuft die Suppe noch den Hals runter“, grölte der grantige Typ und führte die Diskussion stellvertretend für mir weiter.

Es kommt nicht darauf an, ob man Recht oder Unrecht hat, denn wahrscheinlich ist ein Minigolfball tatsächlich größer als ein Taubenei. Es kommt darauf an, dass man eine Diskussion zu einem würdigen Abschluss bringt.


vera
vera
Mitglied

Re: Politische Kneipenhauereien
geschrieben von vera
als Antwort auf EmilWachkopp vom 24.08.2010, 02:07:06
Oh Emil,
wie gerne lese ich Deine Geschichten, aber diesmal hast Du etwas falsch berichtet, Hauerei in der „Kleinen Kneipe“ im hiesigen Forum? Wer hat Dir das denn erzählt? Dich habe ich in den vielen Jahren die ich dort einkehre noch nie wahr genommen.

Darum möchte ich Dich herzlich einladen unsere Frau Wirtin Chris mal mit einem Besuch zu beehren und ich bin sicher, dort findest Du willige Ohren für Deine Erzählungen „die das (Dein) Leben“ schrieb und auch Speis´ und Trank, Musik und Tanz.

Also, wann sehen (lesen) wir uns dort?

Freundliche Grüße
Vera
chris
chris
Mitglied

Re: Politische Kneipenhauereien
geschrieben von chris
als Antwort auf vera vom 24.08.2010, 11:28:34


Vera,

*schmunzel* ich bedanke mich bei Emil Wachkopp für die kostenlose
Reklame für die Kleine Kneipe!

Bekannt ist, dass Streit möglichst viele Leser und Besucher anzieht
und das wiederum freut den Webmaster!

Nur mit mir kann man nicht streiten......*ggg* - ich hab eh immer Recht!!!



Chris
-virtuelle Wirtin in der Kleinen Kneipe-











Anzeige

luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Politische Kneipenhauereien
geschrieben von luchs35
als Antwort auf chris vom 24.08.2010, 12:29:02
Tja, Chris, nun wissen die KKler, was noch gefehlt hat in deiner Kneipe: mal so eine richtige Keilerei mit allem Drum und Dran!

Vielleicht besucht uns mal der Emil Wachkopp, dann geht's aber rund, so richtig stilvoll mit Glas mit Stiel, da kommt er aus der Träumerei gar nicht mehr raus- und das ganz unpolitisch, sozusagen mit "political correctness" ! Spässle muass sei, gell?

Luchs
chris
chris
Mitglied

Re: Politische Kneipenhauereien
geschrieben von chris
als Antwort auf luchs35 vom 24.08.2010, 16:16:12


Luchsi,

ich ahne schlimmes, nach der 1. Keilerei wird unsere KK nicht mehr
zu erkennen sein.

Nur frag ich mich, mit wem sich der Emil keilen will, doch nicht mit
uns friedliebenden Mädels. *gggg**


Ich stell schon mal die Bleikristallgläser in die hintere Reihe!



Chris

EmilWachkopp
EmilWachkopp
Mitglied

Re: Politische Kneipenhauereien
geschrieben von EmilWachkopp
als Antwort auf chris vom 24.08.2010, 18:59:39
Nein, Emil kloppt sich niemals mit Frauen. Nur einmal mit meiner Schwester. Die hatte mir einen Kinnschieber gehauen, dass ich durch die Schranktür flog und da drinnen auch noch alles umriss. Aber das war beis Training passiert. Meine Schwester war nümlich damals meine Trainerin. Deshalb war das.
Aber ich nümm mal an, dass ich jetzt in meinem Alter nicht mehr so hart trainiert werden muss.

Wo ich das her hab, dass sich in der Kleinen Kneipe hier viel gekloppt wird ... Wenn ich das noch wüsste, wo ich es doch mit Fakten immer so genau nehme.

Liebe Grüsse an Euch alle
von Emil
chris
chris
Mitglied

Re: Politische Kneipenhauereien
geschrieben von chris
als Antwort auf EmilWachkopp vom 25.08.2010, 00:54:33


Emil,

es ist immer gut Geschwister zu haben, man lernt die Eigenarten der Brüder und
Schwestern kennen und lieben und vor allem man lernt, sich auch mal durchzusetzen
oder auch nachzugeben.

Alles Eigenschaften, die wir im täglichne Umgang miteinander brauchen.



Chris

Anzeige