Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Priorisierung von medizinischen Leistungen?

Innenpolitik Priorisierung von medizinischen Leistungen?

ehemaligesMitglied451
ehemaligesMitglied451
Mitglied

Re: Priorisierung von medizinischen Leistungen?
geschrieben von ehemaligesMitglied451
als Antwort auf sammy vom 23.05.2009, 12:34:00
das ist das problem:

Der Lobbyismus.
Die Forderung der Ärzteschaft nach einer Prioritätenliste wird genau deshalb so erhoben. Es soll keine mengenmäßige oder finanzielle Einschränkung geben sondern nur eine qualitative.

Wie man sieht ist jede Abgrenzung schwer. Mein Begriff "läppisch" läßt sich vielleicht eher mit "aus dem laufenden Einkommen finanzierbare Krankheitskosten" umschreiben.
Es müsste daher aus finazieller Sicht einen sog. Breakeven-point geben, wo die Versicherung dann greift.

donaldd
Re: Priorisierung von medizinischen Leistungen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaligesMitglied451 vom 23.05.2009, 10:56:03
Hallo an die Runde,

hier wurde von einigen schon zu Recht darauf hingewiesen und Gesundheitsexperten wie z.B. Karl Lauterbach tun dies seit langem und immer wieder, dass sich im Gesundheitssystem genug Geld befindet, das die vorhandenen Mittel aber falsch eingesetzt werden. Das ist auch meine Meinung:

Da gibt es z.B. diese unzähligen überflüssigen radiologischen Untersuchungen, die vielen unnötigen Herzkatheteruntersuchungen und Gelenkspiegelungen, die viel zu vielen Laboruntersuchungen und Medikamentenverordnungen, die vielen unnötigen Arztbesuche etc. pp,. Auch Krankenhäuser sind in der Überzahl, denn bei uns steht jedes dritte Krankhausbett leer. Die Kassenärztlichen Vereinigungen sind nach meiner Ansicht überflüssig ...

Und neben den zu vielen (teuren) Fachärzten mit der erwähnten "Überversorgung" herrscht gleichzeitig ein Mangel an Haus- und Kinderärzten (Grund: schlechte Arbeitsbedingungen bei schlechter Bezahlung). Auch die Präventivmedizin findet in Deutschland immer noch zu wenig Beachtung: Hier ließe sich langfristig ebenfalls sehr viel Geld sparen ...

Wenn es nicht endlich gelingt, die vorhandenen Mittel effektiv einzusetzen, werden die gesetzlichen Krankenkassen auch das medizinisch Notwendige bald nicht mehr abdecken können, womit wir um eine Rangliste für Gesundheitsleistungen (Hoppes "Priorisierung") nicht mehr herumkämen...
--
ursula
olga64
olga64
Mitglied

Re: Priorisierung von medizinischen Leistungen?
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.05.2009, 11:11:22
Ich stimme Ursula in vollem Umfange zu. So lange Menschen den Besuch der Arztpraxis auch dazu benützen, "unter Leute zu kommen" und kritiklos alles, was der Onkel Doktor empfiehlt (angefangen von Medikamenten, die dann weggeworfen werden und Apparatemedizin) mit sich machen lassen, wird die Angelegenheit noch dramatischer.
Ich bin seit Jahrzehnten privatversichert; da ich jede Rechnung eines Arztes erhalte und diese dann selbst an die Versicherung einreiche, sehe ich genau, was Ärzte hier veranstalten und werde als gleichberechtigte Patientin mir immer das Recht zum Einspruch nehmen. Nach dem Motto: über meinen Körper bestimme ich - ich bin der Boss (und nicht der Mensch im weissen Kittel). Diese Ärzte entwickeln sich mehr und mehr zu recht geldgierigen Typen, denen der Besitz des Dritt-Autos und die Events der Pharma-Industrie oft viel wichtiger sind als ihre Patienten.
--
olga64

Anzeige

Re: Priorisierung von medizinischen Leistungen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 25.05.2009, 13:39:38
So lange Menschen den Besuch der Arztpraxis auch dazu benützen, "unter Leute zu kommen" und kritiklos alles, was der Onkel Doktor empfiehlt (angefangen von Medikamenten, die dann weggeworfen werden und Apparatemedizin) mit sich machen lassen, wird die Angelegenheit noch dramatischer.

--
olga64


Olga, man darf aber nicht ungerecht sein: Es gibt zwar diese Menschen, die wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt rennen, aber sehr viele Arztbesuche (vielleicht sogar die meisten?) gehen aufs Konto der Ärzte, die ihre Patienten immer wieder zu sinnlosen Kontrollen und/oder unnötigen Zusatzuntersuchungen einbestellen.

Von dieser Unsitte dürften Privatpatienten sogar häufiger betroffen sein als gesetzlich Versicherte!

Ich habe in der letzten Zeit mehrfach gehört, dass Privatpatienten neuerdings von Ärzten angeschrieben werden, z.B. zur erneuten Knochendichtemessung ( auch solch eine oft sinnlose Maßnahme) in die Praxis zu kommen ...

Da Privatpatienten sämtliche Arztrechnungen zu sehen bekommen und u.U., je nach Tarif, einen Teil der Kosten selbst tragen, sind sie im Durchschnitt zwar kritischer als gesetzlich Versicherte aber längst noch nicht kritisch genug! Auch hier könnte und müsste dringend gespart werden!

Ich lasse bei mir z.B. grundsätzlich keine apparativen "Nur-Mal-Gucken"-Untersuchungen machen, sondern frage immer, ob die geplante Maßnahme eine Behandlungsoption eröffnet. Ist dies nicht der Fall, lehne ich die Untersuchung ab ...


--
ursula
EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Re: Priorisierung von medizinischen Leistungen?
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.05.2009, 14:51:45
Das ist das schöne am gesundheitswesen in D, ihr habt ja alle irgendwie recht, aber für alle argumente gibts auch gegenargumente.
Hier mal nur zwei als beispiel:
Mein Hausarzt, der so budgetiert ist, daß schon der zweite besuch eines patienten im selben quartal daß budget teilweise überschreitet, ist nicht interessiert seine patienten ständig einzubestellen und gar noch teure gerätechecks auszuführen, die eventuell dem patienten nützen, ihm aber nur kosten verursachen.
Die oft gerügte und nicht immer als notwendig erachtete menge an gerätemedizin, kehrt sich sofort ins gegenteil um, wenn eine versteckte krankheit nicht erkannt wird, die mit solchen untersuchungen eventuell zu orten gewesen wäre.
--
gram
ana
ana
Mitglied

Re: Priorisierung von medizinischen Leistungen?
geschrieben von ana
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.05.2009, 14:51:45


Ursula,

Frage:
wie entscheidest Du Dich bei sogenannten jährlichen Vorsorge-Unter-
suchungen,lehnst Du diese auch grundsätzlich ab ?
Z.B. die Mammographie,oder auch die Darmspiegelung.Warum hälst Du eine
Knochendichte-Messung für eine sinnlose Maßnahme ?

Meine ganz persönliche Meinung ist,all diese Vorsorgeuntersuchungen
halte ich für sehr wichtig und nehme diese in Anspruch,auch ohne ärtzliche Aufforderung.
Das bin ich mir und meinen Körper schuldig !

ana

Anzeige

Re: Priorisierung von medizinischen Leistungen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ana vom 25.05.2009, 23:00:07


Ursula,

Frage:
wie entscheidest Du Dich bei sogenannten jährlichen Vorsorge-Unter-
suchungen,lehnst Du diese auch grundsätzlich ab ?
Z.B. die Mammographie,oder auch die Darmspiegelung.Warum hälst Du eine
Knochendichte-Messung für eine sinnlose Maßnahme ?

Meine ganz persönliche Meinung ist,all diese Vorsorgeuntersuchungen
halte ich für sehr wichtig und nehme diese in Anspruch,auch ohne ärtzliche Aufforderung.
Das bin ich mir und meinen Körper schuldig !

ana
geschrieben von ana



Hallo ana,

Vorsorgeuntersuchungen zur Krebsfrüherkennung sind natürlich nicht gemeint, und die Messung der Knochendichte ist auch nicht per se sinnlos (das habe ich auch nicht geschrieben).
Aber wenn die Diagnose "Osteoporose" feststeht und der Patient auf Medikamente eingestellt ist, sind Messungen in regelmäßigen Abständen sinnlos, da ja keine neuen Erkenntnisse zu erwarten sind.

Gruß, Ursula
olga64
olga64
Mitglied

Re: Priorisierung von medizinischen Leistungen?
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 26.05.2009, 09:36:47
Das sind doch alles keine Untersuchungen, die in jährlichen Intervallen stattfinden: Knochendichte (habe ich eben gemacht) - reicht für mindestens 3 Jahre, wenn alles okay ist - ansonsten erfolgt ja Therapie.
Mammographie und Darmspiegelung - Dauer zwischen 3 - 10 Jahre.
Bitte lasst die Kirche im Dorf.
Ich bekomme übrigens als Privatpatientin keinerlei Briefe von behandelnden Ärzten, die mich einbestellen wollen. Sollte dies so sein - auch im Gespräch mit dem Arzt - lasse ich mir alles erklären und entscheide dann selbst, ob dies für mich relevant ist oder nicht (Kosten-Nutzen-Verhältnis).
Zum Tarif: auch dies schätze ich an der Privatversicherung; ich habe ein Baustein-System. Was mir besonders wichtig ist (in meinem Fall 1-Bett-Zimmer im Krankenhaus, frei Arztwahl) dafür bezahle ich mehr als z.B. bei einem anderen Baustein, wo ich höher dazubezahle.
Wichtig ist mir auch der Zahntarif (Versicherung übernimmt 80% - ich 20% ohne Beschränkung, z.B. Implantante, Kronen usw.)
wie gesagt - ich bin dort seit mehr als 30 Jahren versichert. Ich hatte mich frühzeitig gegen Kinder entschieden (sonst wäre dies nicht möglich gewesen). In höherem Alter wird man nur noch zu sehr hohen Monatsbeiträgen und einwandfreier Gesundheits-Biografie aufgenommen -ausserdem hängt dies ja auch vom monatlichen Einkommen ab; es gibt ja Limits.
--
olga64

Anzeige