Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Regeln zur Verteidigung des Kapitalismus (Ein kleines Sommergeschenk für die Liebhaber desselbigen)

Innenpolitik Regeln zur Verteidigung des Kapitalismus (Ein kleines Sommergeschenk für die Liebhaber desselbigen)

niederrhein
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Regeln zur Verteidigung des Kapitalismus (Ein kleines Sommergeschenk für die Liebhaber desselbigen)
geschrieben von niederrhein
24 Regeln zur Verteidigung des Kapitalismus

Zunächst der Umgang mit Fakten. Ein heikles Geschäft: deshalb zunächst grundsätzlich:

1. Wenn’s geht: Zahlen, Fakten ignorieren, verdrängen. (Statt dessen: Feindbilder beschwören, Angst machen, irgendwie ablenken ... siehe unten!)

2. Sich nie auf eine Diskussion über die Struktur und Geschichte, Folgen und Schäden des (aktuellen) Kapitalismus einlassen!


Jetzt aber taktische und rhetorische Mittel:

3. Jeden Anflug von Kritik am Kapitalismus, jeden Hinweis auf die wirtschaftliche und soziale Ungerechtigkeit, jeder Versuch, das alles auch noch mit Zahlen zu hinterlegen, muß mit dem Hinweis auf den „bösen Neid“ schon bereits im Keime erstickt werden.

4. Für theologisch Versierte ist die Einordnung des Neides zu den sieben Hauptsünden recht wirksam; das noch unterlegt mit den entsprechenden Bibelstellen [Briefe des Paulus, kurioserweise wird in den Evangelien Jesus nichts dergleichen in den Mund gelegt.] – ... macht sich immer gut.

5. Immer bewährt: Erzeugen und beschwören Sie ein Feindbild! Das lenkt ab, das hat sich immer noch bewährt: Der Sozialismus. Je nach Situation muß dafür herhalten: Der Sozialismus/Kommunismus der ehemaligen UdSSR, der Sozialismus der ehemaligen DDR, das kubanische System. Aber Vorsicht: Sich nie auf deren Ursachen und Hintergründe einlassen! (Siehe oben!)

6. In diesem Zusammenhang gleich ein Griff in den Polemikkiste: „Gutmenschen“ (so sagen vermutlich die „Schlechtmenschen“?), Utopisten, Hervorhebung des absoluten Vorrangs der ökonomischen Notwendigkeit des Kapitalismus, dem sich alle, dem sich die Welt unterzuordnen hat. D.h. konkret: Dem Profitstreben einiger weniger haben sich Wirtschaft, Menschen, Staaten, Gesetze, verfassungen etc. unterwerfen! (Vielleicht ein Hinweis auf eine neue Weltverfassung: Jede Kritik am Kapitalismus, jeder Versuch, ihn in Frage zustellen, etwa zu ändern, zu umgehen oder gar zu politisch bekämpfen, ist per se strafbar.)

7. Nicht gerade von der feinen Art, aber in seiner psychologischen und politischen Effizienz (nicht nur an Stammtischen) unübertrefflich: Die Menschen, die Gesellschaft spalten! Die einen als Versager, Faulpelze, Drückeberger, Schmarotzer, Parasiten (Vorsicht: Es geht nicht um Kapitalparasiten!) etc. liebevoll, aber zutreffend bezeichnen! (Hier sind Vergleiche und Metaphern immer sehr anschaulich!) Die anderen: Leistungsträger, Tüchtige, Erfolgreiche etc. benennen! (Wenn das nicht ganz hilft, wieder Rückgriff auf den Neid!)

8. Sich nicht auf brisante Fragen einlassen: Zum Beispiel auf die Tatsache, daß eine staatliche Kompensationspolitik notwendig ist, um das grundsätzlich Unsoziale, Ungerechte des Kapitalismus wenigstens abzumildern, könnte bereits die Kritik am Kapitalismus wecken.

9. Allerdings kann man nicht immer, wie empfohlen, Fehler einfach ignorieren oder verdrängen. (Das wäre taktisch auch unklug angesichts offensichtlicher Fehler und Tatsachen, wie z.B. die Verarmung der rund 600 Millionen Chinesen, zumal es selbst die NZZ erwähnt hat.) Hier empfiehlt sich:
Vereinzeln, individualisieren – das ist halt (im Augenblick) etwa in China so.
Personalisieren – toll, wenn jemand als Sündenbock herhalten kann und muß! (Die römisch-katholische Kirche hat hier beste Erfahrungen und Referenzen.)
Bagatellisieren – ist doch nicht so schlimm, Anfangsfehler, „Das ist doch menschlich-allzumenschlich!“ (Komisch, diese Argumentation verwendeten die Nazi-Anhänger und Verantwortlichen nach 1945 nicht; wohl ein Fehler gewesen?)
Besonders reizvoll, weil so herrlich abstrakt und nichtssagend:
Kommunikationsfehler (Ob sich der Hinweis zur Erklärung der Lage der Kinderarbeit im peruanischen Bergbau bewährt, sei dahin gestellt.)
Mißverständnis (Letzteres erinnert an den entzückenden Euphemismus „friendly fire“.)

10. Dann der Rückgriff auf bewährte Mittel und Tricks der griechisch-römischen Antike: Euphemismus – Warum z.B. den Begriff „Entlassung“ verwenden; „Freisetzung“ klingt doch schon fast positiv.
Oder rhetorische Fragen, um eben dem gegenüber Behauptungen unterzujubeln: „Haben wir nicht schon alle Fehler gemacht?“ = Einbeziehung des Gegenübers, damit Projektion der eigenen Schuld auf das Gegenüber, somit Ablenkung, Bagatellisierung durch Verallgemeinerung, Abwälzung der eigenen Verantwortung ...

11. Weiterhin sind in diesem Zusammenhang immer wirksam: Betonung von Vaterland, Patriotismus, Absingen von Nationalhymnen, Erzeugung von einem Wir-Gefühl („Wir sitzen alle im gleichen Boot.“ – Obwohl hier verweisen einige böse Menschen auf das Beispiel der Galeere.), die Illusion einer großen Familie (Das beherrschen das Fernsehen und speziell die USA geradezu perfekt!), das beständige Fixieren auf Feindbilder. Stolz auf (manchmal auch nur vermeintliche) Leistungen, zu denen der Einzelne gar nichts beigetragen hat. Das kann sogar kulturerzieherisch wirken, wenn jemand mit einem BILD-Grundwortschatz, ohne jemals eine Zeile von Schiller und Goethe gelesen, geschweige denn verstanden zu haben, eben stolz auf jene Autoren ist, so als ob deren literarisches Werk und deren Ruhm sein Verdienst wäre. Das gilt analog für Musiker, wobei hier zusätzlich die Betonung des Nationalen oft wirksam ist ...

12. Stellen Sie den Kapitalismus positiv dar! Da gibt es verschiedene Möglichkeiten: Weiterhin die Illusion nähren, „jeder“ könne reich werden. Dies möglichst ohne Arbeit, ohne Anstrengung. Beispiele bringen, wie jemand reich geworden ist ... ohne allerdings zu erwähnen, daß dies fast immer auf Ausbeutung anderer Menschen, Börsen- und Spekulationsgewinnen etc. basiert. (Daß es sich letztlich fast immer um das Geld anderer Menschen, also nicht um Geld, das man mit eigener Arbeit erworben hat, handelt, muß man nun wirklich nicht erwähnen.)

13. Sogenannte positive Begriffe für sich reklamieren; das Mittel beherrscht z.B. die CSU in Bayern hervorragend; ob Vorschläge und Initiativen der GRÜNEN oder sogar der SPD ... erst niedermachen, verleugnen ... dann nach geraumer Zeit als „eigene Erfindung“ präsentieren).
Hier wären zu nennen: „Leistung“, „Fortschritt“ (Vermeiden Sie den Hinweis auf technologischen Fortschritt in der Rüstungsindustrie, auch wenn dieser noch so gewinnbringend sind), „Einsatz für die Allgemeinheit, zum Nutzen der Menschheit“ (Zum Beispiel: Das Bemühen der „grünen Gentechnologie“, die Weltagrar- und Ernährungsproduktion monopolistisch zu beherrschen, muß als „Einsatz gegen Hunger“ deklariert werden, obwohl damit gerade Abermillionen Bauern die Existenzgrundlage genommen werden soll – wenn sie nicht das teure Saatgut des Monopolisten ständig kaufen.) „Wohlstand für alle“, obwohl aufgerechnet in den Ländern des – vor allem neuen – Kapitalismus die soziale Schere ohne Rücksicht auf das Überleben vieler Menschen sich nahezu schlagartig öffnet. Hier ist es gegebenenfalls erlaubt, auf den segensreichen Eingriff des Staates hinzuweisen ...

14. Weiterhin bewährt haben sich Begriffe: „Freiheit“ (machen wir uns nichts vor: Es geht in diesem Zusammenhang nur um die totale wirtschaftliche Freiheit und freie Verfügungsgewalt der Besitzenden über ihr Eigentum! Siehe dazu später den Hinweis auf den unsinnigen Abs. 2 des Art. 14/GG)), „Leistung muß sich wieder lohnen!“ (zur Rechtfertigung horrender Einkommen, riesiger Gewinne – bitte unbedingt Zahlen vermieden!), „Selbstverantwortung“, „Freiheit der eigenen Lebensgestaltung“ – damit werden Anspruch und mögliche Kritik elegant abgewehrt und umgesteuert. (Im Klartext soll das natürlich heißen: Sieh zu, wo Du bleibst. Selbst schuld, wenn’s Dir nicht gut geht! Und: Es kann doch nicht allen gutgehen!)

15. Allerdings ein Problem: Wie umgehen mit dem Artikel 14 des Grundgesetzes, Absatz 2: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ Welcher Alternativen bieten sich: In der Verfassung stehen lassen: 1. Denn den Absatz kennt sowieso keiner. 2. Verfassungsrechtlich unwirksam, da allenfalls appellativ, also nicht einklagbar. 3. Inhaltlich verschwommen, nichtssagend. 4. Entzückendes Feigenblättchen. Oder die Verfassung einfach ändern: 5. Diesen Artikel streichen, weil er sich mit Verfassungswirklichkeit nicht deckt. 6. Weil der Artikel zu einer mißbräuchlichen politischen Diskussion verwendet werden kann. 7. Weil er falsche Illusionen weckt.

16. Kleiner Exkurs: In Zusammenhang mit dem obenstehenden Hinweis auf Verfassung, Verfassungsrecht, Grundgesetz: Es ist ein fataler Fehler der bundesrepublikanischen Verfassung, weil die kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung verfassungsrechtlich bis heute nicht festgeschrieben ist.
Für diejenigen, die historische Fakten noch registrieren und nicht einfach verdrängen, ein Hinweis:
Angesichts des 2. Weltkrieges und der fatalen Rolle, die die Wirtschaft, Großindustrie, Rüstungsindustrie, der Kapitalismus hier ursächlich und strukturell gespielt haben, war bei den Überlegungen zur Verfassungsordnung der Länder und dann des späteren Bundes sehr wohl eine teilweise Sozialisierung bestimmter Schlüsselbereiche geplant und u.a. von den Briten in ihren Besatzungszonen beschlossen worden. Hier nochmals der Hinweis auf das Ahlener Programm 1947 der CDU.
Aber: Sozialisierungsartikel wie der in der Hessischen Verfassung (Art. 41) oder Sozialisierungsgesetze wie das Durchführungsgesetz des Art. 160 der Bayerischen Verfassung, das im Mai 1947 vom Bayerischen Landtag beschlossen wurde, oder das Gesetz zur Enteignung des Kohlebergbaus vom Januar 1947 in Nordrhein-Westfalen wurden von der amerikanischen Militärregierung bzw. auf deren Initiative suspendiert. (Vgl. u.a. Hartwich, Hans-Hermann: Sozialstaatpostulat und gesellschaftlicher Status quo. Köln/Opladen 1970, S. 76 ff.)
Als es nun zur inhaltlichen Debatte des Verfassungsentwurfes kam, klammerte man diesen Punkt der Wirtschaftsordnung aus; einerseits um einen Konflikt mit den Besatzungsmächten zu vermeiden, was ja auch die politische Entwicklung aufgehalten hätte. Dann aber vor allem deswegen: Die „Linken“ (SPD, Gewerkschaften etc.) hatten die Illusion, daß man nach der Verabschiedung der in dieser Hinsicht „neutralen“ Verfassung die Strukturen noch ändern kann. Die „Kapitalisten“ (gar nicht einmal die CDU und CSU in ihrer Gesamtheit!), vor allem die amerikanische Militäradministration vertrauten auf die normative Kraft des Faktischen, denn mit Marschall-Plan und vor allem der US-Regierung betriebenen Währungsreform war der faktische Schritt zum (neuen bzw. alten) Kapitalismus vollzogen. An dieser Tatsache konnte auch eine „neutrale“ Verfassung nichts mehr ändern.

17. Jeder Versuch auf andere Lösungsmöglichkeiten, jeder Versuch einer Korrektur des Kapitalismus muß desavouiert werden! (Gerade das Letztere ist gefährlich, denn mit dem Zugeständnis einer möglichen Korrektur gibt man ja indirekt zu, daß mit dem Kapitalismus nicht alles stimmt.)

18. Sich nie auf die Diskussion über das Thema einlassen: Prinzipien des Kapitalismus; d.h. woher kommt die Anhäufung des Kapitals ohne eine eigene Arbeit und Leistung?


Letztlich bleiben die philosophische, metaphysische und religiöse Ebenen!

19. Hinweis auf Ärmere – möglichst in den Entwicklungsländern, auf frühere Zeiten, auf gesellschaftliche Umstände, in bzw. unter denen es die Menschen dort noch viel schlechter geht! Das lenkt vom hier und heute ab, relativiert die eigene Situation und erzeugt sehr subtil Schuldgefühle: „Wie kann ich nur unzufrieden sein! Ich beschwere mich über dreihundert Euro im Monat, wo in Burkina Faso vielleicht jemand nicht einmal fünfzig Euro für die ganze Familie hat.“
Das macht jeden Betroffenen sprachlos, weil’s ja stimmte oder stimmen kann ...

20. Ebenfalls nicht zu widerlegen: Geld macht nicht glücklich. (In diesem Zusammenhang am besten gleich eine Spendendose für die armen Kapitalisten durch den Saal gehen lassen. In den späten sechziger oder frühen siebziger Jahren haben bayerische Zahnärzte öffentlich vorgerechnet, daß ihnen nur elfhundert Mark nach Abzug aller, aller Kosten etc. übrigbleiben würden, wobei gleich-zeitig im Wirtschaftsteil der FAZ in Zusammenhang mit Kapitalanlagen erwähnt wurde, daß just jene bayerischen Zahnärzte ein bereinigtes Durchschnittsnettoeinkommen (also alle Praxiskosten etc. abgerechnet) von rund 25.000 DM monatlich hätten. Der Kanzler war damals mit rund 16.000 Mark besoldet.) Aber Vorsicht: Es könnten einige argumentieren, daß sie nicht glücklich sein, sondern nur Arbeit und ein, gemessen an der Gesamtsituation, brauchbares Einkommen haben wollen.

21. Geld ist nicht alles! Im Prinzip ja, bloß wie will man das in einer kapitalistischen Gesellschaft dem einzelnen Menschen das nahebringen, wo sich doch alles nur ums Geld (entweder der Geld der anderen oder um das eigene Geld) dreht?

22. Immer noch bewährt, wenn auch hier ansatzweise widerlegt: Der Kapitalismus entspricht der menschlichen Natur. (Das Gegenteil weiß ja niemand bzw. darüber macht sich niemand Gedanken.)

23. Unwiderlegbar, weil nicht beweisbar: Hinweis auf die Bergpredigt, auf verheißene große kompensatorische Leistung des Himmels, die fast zweitausend Jahre lang alle Gläubigen versprochen wurde – zum Trost und metaphysisch-religiösen Ausgleich für Armut und Ausbeutung hier auf Erden. (Neulich wurde diese in christlichen Kreisen leider etwas verblaßte Verheißung in einem „Wachturm“ oder „Erwachet“ aktualisiert!)

24. Man kann übrigens – in diesem Zusammenhang – ruhig das Gleichnis vom Kamel und Nadelöhr erwähnen, denn einmal glauben die Reichen dies nicht und zweitens: Sie haben ja jetzt schon einen gewissen Himmel auf Erden. Auf den Himmel und dessen soziale Ersatzlösung sind sie nicht angewiesen.

Mit diesen kleinen unbedarften Gedanken verabschiedet sich die Bertha in die Sommerfrische (ab nächsten Dienstag bis Ende August) ...


Beste Grüße

Die Bertha
vom Niederrhein


P.S. Ach ja, ich habe mir auch einige Gedanken zum Patriotismus, Nationalgefühl etc. gemacht ... aber darüber erst demnächst in diesem Theater.
telramund
telramund
Mitglied

Re: Regeln zur Verteidigung des Kapitalismus (Ein kleines Sommergeschenk für die Liebhaber desselbigen)
geschrieben von telramund
als Antwort auf niederrhein vom 21.07.2007, 12:05:39
Hallo hochverehrte und weise Bertha,

da bist Du ja vor Deiner wohlverdienten Sommerfrische nochmals zu ungeheuren Höhen aufgelaufen.

Bei allen teilweise unbestrittenen Fehlentwicklungen und sozialen Schieflagen, einfach mal die Kirche im Dorf lassen.

Wir können erstens nicht das wachsende Elend in der Welt lösen, höchstens - was wir auch durch umfangreiche Zahlungen tun, evtl. etwas lindern - noch ist für dieses Elend die freie Wettbewerbswirtschaft der auslösende oder gar allein ursächliche Grund. Umgekehrt wird auch kein Mensch den Sozialismus, welcher Ausprägung auch immer, nur als Wunschtraum der Neider und Besitzlosen ansehen.

Für gute und einsichtige Menschen gibt es sicher genügend zu tun. Damit sind nicht die sog. Gutmenschen gemeint, also jene wachsende Spezies, die sich in wohlfeilen Worten als Sprachrohr für alle im Leben Zukurzgekommenen und sonstwie "sozial Benachteiligten" geriert, ohne jemals selbst, für die Folgen, Kosten, gesellschaftlichen Verwerfungen etc. ihrer edlen moralischen Intentionen, selbst zur Rechenschaft und Bezahlung herangezogen werden zu müssen.

Über Deine umfassenden Auslassungen zum Thema Patriotismus darf man gespannt sein und hoffentlich auch einiges Neue zu den bekannten Kritiken linksideologischer "eine Welt"-Apologeten erfahren.


Ein weiterhin - trotz sicherlich zuweilen gravierend unterschiedlicher
Überzeugungen - ergebenst Dich bewundernder

tapferer und wertkonservativer Helde
Telramund
--
telramund
adam
adam
Mitglied

Re: Regeln zur Verteidigung des Kapitalismus (Ein kleines Sommergeschenk für die Liebhaber desselbigen)
geschrieben von adam
als Antwort auf niederrhein vom 21.07.2007, 12:05:39
Mit einem weinenden Auge zwinkernd, nehme ich den Ball mal auf und versuche mich als kapitalistischer Unternehmer in der Praxis:

Zuerst trage ich Sorge um die Sicherheit meines Kapitals, indem ich quantitativ regulierbare, menschliche Abhängigkeiten von ihm schaffe. Für die mehr oder minder strenge Auslegung der genannten Regeln gilt deshalb die These:

"Die Höhe der Arbeitslosigkeit einer Volkswirtschaft verhält sich umgekehrt proportional zu ihrer Bedrohung von außen!"


Keinesfalls darf die Öffentlichkeit erfahren, daß ich eine Maximierung meines Gesellschaftergehaltes anstrebe. In diesem Zusammenhang sreche ich ausnahmslos von der

"Minderung der Lohnnebenkosten"


Um mein eigenes Risiko, d.h. meinen eigenen Kapitaleinsatz, so gering wie möglich zu halten, schreie ich laut nach

"staatlichen Subventionen"


Und um danach den Gewinn behalten zu dürfen, weise ich mit zerrauften Haaren darauf hin, daß ich durch die Rückerstattung der Subventionen kein Geld habe für Investitionen und drohe mit massenhaften

"Arbeitsplatzverlusten!"


Selbstverständlich rede ich bei unternehmerischen Fehlern nicht von "Verlust", sondern von "negativem Gewinn".

Unter Berücksichtigung dieser Punkte und den "Regeln" steht meiner kapitalistischen Karriere nichts mehr im Wege.

Es grüßt Kapitalist

adam

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musikerin
musikerin
Mitglied

Re: Regeln zur Verteidigung des Kapitalismus (Ein kleines Sommergeschenk für die Liebhaber desselbigen)
geschrieben von musikerin
als Antwort auf adam vom 21.07.2007, 14:17:59
Also wirklich, Adam.......

es gibt keine Verluste, schon gar keine Arbeitsplatzverluste. Die Menschen werden "freigesetzt", wie wir hier von der mir hochverehrten Bertha gelernt haben. Es hört sich so nach Freiheit an.... frei, nach einem neuen Job zu suchen. Das hat doch was!?

Liebe Bertha, ich gönne dir deine Sommerfrische, aber ich werde dich sehr vermissen hier!!!

Erhol dich gut und komm mit ebenso viel Power zurück.

Herzliche Grüße von der
Musikerin
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Regeln zur Verteidigung des Kapitalismus (Ein kleines Sommergeschenk für die Liebhaber desselbigen)
geschrieben von schorsch
als Antwort auf niederrhein vom 21.07.2007, 12:05:39
Ein bisschen viel an Reglementen. Ich mache es kürzer:

Achtet euren Mitmenschen und gestattet ihm, sich gleich viel Lebensqualität zu gönnen, wie ihr euch selber!
--
schorsch
adam
adam
Mitglied

Re: Regeln zur Verteidigung des Kapitalismus (Ein kleines Sommergeschenk für die Liebhaber desselbigen)
geschrieben von adam
als Antwort auf musikerin vom 21.07.2007, 14:27:15
Du verdirbst mir meinen Spaß als Kapitalist, musikerin! Sei froh, daß ich kein Sinfonieorchester leite!
--
adam

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musikerin
musikerin
Mitglied

Re: Regeln zur Verteidigung des Kapitalismus (Ein kleines Sommergeschenk für die Liebhaber desselbigen)
geschrieben von musikerin
als Antwort auf adam vom 21.07.2007, 14:33:57
Oh Schreck,

spielen dort auch Kapitalisten mit?

*duckundwech* *gg*

--
musikerin
adam
adam
Mitglied

Re: Regeln zur Verteidigung des Kapitalismus (Ein kleines Sommergeschenk für die Liebhaber desselbigen)
geschrieben von adam
als Antwort auf musikerin vom 21.07.2007, 14:36:00
Kapitalisten wollen immer die erste Geige spielen. Ist doch klar! Quietsch!
--
adam
telramund
telramund
Mitglied

Re: Regeln zur Verteidigung des Kapitalismus (Ein kleines Sommergeschenk für die Liebhaber desselbigen)
geschrieben von telramund
als Antwort auf musikerin vom 21.07.2007, 14:36:00
Auch ein Musiker, Philosoph, oder weltfremder Idealist, kann nicht allein vom Ertrag und Beifall seiner die Welt zuweilen etwas schöner und lebenswerter machenden Berufsausübung leben.

Es bedarf hierzu auch des durch eine effiziente Wirtschaft erzielten materiellen Wohlstandes. Und diese Wohstandsmehrung und Existenssicherung wird - das wurde in einigen Beiträgen, leider teilweise vergeblich, zu begründen versucht - in einem kapitalistischen System, trotz aller Vorbehalte, immer noch am besten erzielt.
--
telramund
Medea
Medea
Mitglied

Re: Regeln zur Verteidigung des Kapitalismus (Ein kleines Sommergeschenk für die Liebhaber desselbigen)
geschrieben von Medea
als Antwort auf telramund vom 21.07.2007, 12:59:33
Hallo Bertha,

Deine Ausführungen bestärken mich nur noch darin, dieser schnöden kapitalistischen Welt für ein Weilchen den Rücken zu kehren und mich auf die Insel zurückzuziehen.

Wenn ich mich dann ein wenig von dem Schock erholt habe, wird die Feststellung, so fürchte ich, nicht ausbleiben, daß auch die Insel vor dem überall hinfolgendem Kapital nicht immun ist. Also dürfte es wohl kein Entkommen geben. Allerdings halte ich den real existierenden Sozialismus auch nicht für der Weißheit letzten Schluß. Dieser Schuß ging wohl in den "Übungsstaaten" voll in den Ofen. Wie kann man/frau dieser Situation entkommen?

Zum Patriotismus/nationale Frage
weiß ich von Rudi Dutschke, daß er ernsthaft begann, sich diesem Thema zu nähern, der damalige Zeitgeist es aber nicht zuließ, diese Diskussion anzustoßen - und dann noch pikanterweise von einem linken Vordenker ....
Ich bedaure sehr, daß es dazu nicht mehr kommen konnte.

Medea.


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