Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Reminiszenzen: Peter Hartz und die nach ihm genannten Reformen

Innenpolitik Reminiszenzen: Peter Hartz und die nach ihm genannten Reformen

miriam
miriam
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Reminiszenzen: Peter Hartz und die nach ihm genannten Reformen
geschrieben von miriam
Fünf Jahre nach der Einführung von Hartz IV, kommt erneut die Diskussion über dieses zweifelhafte Projekt im Gange.
Dabei hatten schon seinerzeit manche Experten die Konsequenzen vorausgesehen und davor gewarnt, zum Beispiel der Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel.
Seine Prognose über die Zunahme von "prekären Arbeitsverhältnisse" hat sich leider bewahrheitet – und als Konsequenz erleben wir wieder manch einen Politiker, der die Lösung dagegen kennt, siehe z.B. Roland Koch.

In Zusammenhang mit den vergangenen Diskussionen über Hartz IV und den erstaunlichen Werdegang des Namensgebers, hatte ich mir seinerzeit einige Notizen gemacht, die ich gerade wiederfand.
Zu dem Zeitpunkt stand Peter Hartz vor Gericht – man rechnete mit einer Bewährungsstrafe, was eigentlich wieder unverständlich war.
Dies sollte sich auch bewahrheiten: 2 Jahre auf Bewährung und eine Geldstrafe.

An einem Ausdruck der mich damals sehr beeindruckt hatte, möchte ich jetzt wieder erinnern

Peter Hartz und die Landschaftspflege

Zwar nicht von Hartz ausgedacht, wird der Begriff eng an seinem Namen verbunden bleiben. Der Begriff Landschaftspflege weist in diesem Fall m.E. nochmals auf den unsozialen Charakter der Reformen hin.
Denn bei beiden geht es um Finanzmittel – um solche die in dem einen Fall extrem gekürzt werden – im anderen Fall aber auf Finanzmittel, die verprasst werden.

Irgendwie scheint da auch eine Verbindung zu bestehen, denn um Geld oder andere Güter streuen zu können, muss man sie ja von irgendwo nehmen.

Für diejenigen denen der Begriff Landschaftspflege in Bezug auf die Verquickungen zwischen Wirtschaft und Politik nicht geläufig ist, hier eine kurze Erklärung:

Der Begriff wurde anlässlich der Flick-Affäre geprägt und bezeichnet die heimlichen Zuwendungen der Wirtschaft an Politiker. Diese erfolgen ja nicht immer nur in Barzahlungen – nein, auch ideellere Werte wie z.B. Besuche in Edelpuffs (na ja, sagen wir: käufliche Liebe...), sind damit gemeint.
Es wurde geschmiert was das Zeug hielt – und es wird weiter die Schmiere eingesetzt dort wo man die Rädchen der Politik geschmeidiger, flexibler machen möchte.
Käuflichkeit könnte man das auch nennen – aber Landschaftspflege ist nicht nur zutreffender, es klingt irgendwie auch besser.

Erinnern wir uns nochmals an den Prozess: es ging dabei auch um Lustreisen, um Schmiergelder, kurz um Korruption – und ich stelle mir den früheren Personalvorstand des VW-Konzerns vor, wie er geschickt zwei Bilanzen parallel damals bearbeitete – hier eine zu den zum Teil bitteren Einsparungen, da eine zweite Bilanz der Ausgaben für die notwendige Schmiererei.

Und die große, viel versprechende Arbeitsmarktreform dieses Landes trägt noch immer seinen Namen.

Miriam

olga64
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Re: Reminiszenzen: Peter Hartz und die nach ihm genannten Reformen
geschrieben von olga64
als Antwort auf miriam vom 18.01.2010, 13:39:03
Es gibt weltweit ca Milliarden Menschen, die sich glücklich schätzen würden, von Hartz IV-Leistungen (egal wie sie nun heissen) leben zu dürfen. Diese Menschen wären auch glücklich, zusätzlich zu diesen Leistungen, die der deutsche Steuerzahler erbringt, krankenversichert zu sein, Zugang zu Wasser zu haben und in einem Staat leben zu können, in welchem Skandale von Politikern selten, wo rechtsstaatliche Grundsätze herrschen und jeder - pardon - intellektuell nicht gerade üppig ausgestattete Bürger seinem Unwissen freien Lauf lassen kann.
Frage Dich nicht immer, was Dein Land für Dich tun kann - frage Dich, was Du für Dein Land tun kannst (J.F. Kennedy - von den deutschen hochgeliebt).
Olga
miriam
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Re: Reminiszenzen: Peter Hartz und die nach ihm genannten Reformen
geschrieben von miriam
als Antwort auf olga64 vom 18.01.2010, 15:35:04
Ja Olga, Sie haben ja so Recht! Nur ging es in meinem Beitrag nicht so sehr um die von Ihnen vermissten Glücksgefühle der Hartz IV-Empfänger ...

Ich habe folgende Geschichte schon mal erzählt - sie passt aber so gut zu Olgas Gedankengang, dass ich sie hier nochmals erzähle.

Als ich vor langer langer Zeit heiratete, gehörte zu uns noch ein dritter: Guru - der verwöhnte Kater meines Mannes, der sich in seinen Delikatssenansprüchen ständig steigerte. Letztendlich wollte er nur noch Fischfilet essen.

Da fingen wir an Guru umzuerziehen, er bekam eine normale Katzenkost mit Fleisch - aber nicht das Teuerste - und wir begleiteten die Umerziehung von Geschichten, in denen wir Guru den Hang zum Luxus vorhielten.
Und da fiel immer wieder der Satz:

"Guru - wenn du sehen würdest wie die Katzen in Italien leben: die können sich oft nur aus Zitronen ernähren..."

Miriam
olga64
olga64
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Re: Reminiszenzen: Peter Hartz und die nach ihm genannten Reformen
geschrieben von olga64
als Antwort auf miriam vom 18.01.2010, 23:30:38
Hallo Miriam,

dann habt Ihr Guru ja belogen!!!!! In Italien laufen diese ja meist frei rum und suchen sich, was sie möchten (keine Zitronen). In dem Hotel in Süditalien, wo ich seit vielen Jahren Urlaub mache, gehört eine Katze zum Inventar (sie fängt ja auch die Hotelmäuse); es gibt kaum einen Gast, der ihr nicht von irgendwo Leckerlis mitbringt - sie weiss das auch und sitzt an strategisch günstigen Punkten, um auch die Streicheleinheiten abzubekommen.
Und wie ging dies mit Guru weiter - wurde er genügsamer??? LG Gruss Olga

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