Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik RWE will Atommeiler noch 80 Jahre laufen lassen

Innenpolitik RWE will Atommeiler noch 80 Jahre laufen lassen

arno
arno
Mitglied

Re: RWE will Atommeiler noch 80 Jahre laufen lassen
geschrieben von arno
als Antwort auf rello vom 03.11.2009, 18:27:32
Hallo, rello,

Dir ist bekannt, dass Kohle natürliche Radionukleide
(ca. 1,2mg/kg Uran und ca. 2,5mg/kg Thorium ) enthält!
Bei der Saarkohle, die einen Heizwert von ca. 33 GJ besitzt,
beträgt der Anteil Uran+ Thorium ca. 0,005kg/tKohle.
Wenn diese Menge in einem Brutreaktor in die spaltbare Isotope
PU239 bzw. U233 umgewandelt werden, könnte eine Energie von
430x10 hoch 9 J erzeugt werden! Diese Energie, die aus dem Uran
und dem Thorium der der Saarkohle stammt, ist 12 mal größer als
der Heizwert!
Wir nutzen bei der Verbrennung der Saarkohle nur den kleineren
Energieanteil, der aus dem Heizwert stammt!


Viele Grüße
--
arno
carlos1
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Mitglied

Re: RWE will Atommeiler noch 80 Jahre laufen lassen
geschrieben von carlos1
als Antwort auf arno vom 03.11.2009, 18:26:04
"der Meinung bin ich wirklich nicht. Die Abscheideleistung der E-Filter wird immer besser,
die Feinstäube immer feiner und damit steigt die Lungengängigkeit und Resorption im Blutkreislauf
von vielen Schwermetallen (Quecksilber, Blei, Zink, Cadmium, Kupfer, usw.)." arno


Das Feinstaubproblem bei Verbrennung von Holz - darauf bezog ich mich - ist zu bewältigen. Bei Kohle, Öl und anderen Verbrennungsvorgängen oder Abrieben dürfte es anders sein. Die Gefahr der Feinstäube durch den Straßenverkehr (Reifenabrieb, Bremsenabrieb), Schwermetalle wie Platin (Katalysatoren), Krematorien (Amalgamzahnfüllungen enthalten Quecksilber), Kraftwerken, Müllverbrennunganlagen besteht natürlich weiter. Wir müssten auf Verbrennung (und Verbrennungsmotoren) überhaupt verzichten, wenn wir alle Gefahren ausschalten wollten.

"Die Stromenergiewirtschaft auf Basis fossiler Brennstoffe bunkert jede Menge an Überkapazitäten!
Zur Zeit werden sie im Mittel- und Spitzenlastbereich mit schlechtem Wirkungsgrad gefahren.
Wenn die Kernkraftwerke außer Betrieb genmommen werden, können diese leicht im wirtschaftlichen
Grundlastbetrieb eingesetzt werden!" arno


Kapazitäten lassen sich nicht bunkern, nur Verbrennungsmaterial, also Kohle oder Öl. Dein Vorschlag verstößt gegen den Klimaschutz, ist also nicht ohne weiteres machbar, vor allem nicht bei den schon länger in Betrieb befindlichen Kraftwerken. Neuere Kohlekraftwerke werden auch nicht ohne Schwierigkeiten genehmigt.

Zur CO2-neutralen Verbrennung:

"Bei der Verbrennung der Kohle, die ja auch letztlich aus dem Holz stammt, ist es nicht anders." arno



Ein Irtum. Fossile Energie ist zwar aus organischem Material entstanden, aber vor über 200 Mio Jahren. Eine Freisetzung des darin enthaltenen in tief unter der Erdoberfläche gebundenen Kohlenstoffs, ist nicht vergleichbar mit der Freisetzung von CO2 bei der Verbrennung von heutiger Biomasse. CO2 aus fossilen Lagerstätten erhöht den Anteil der Spurengase in der Atmosphäre, ist klimaschädlich, was bei Verbrennung von Biomasse heute weitgehend nicht der Fall ist. Weitgehend deshalb, weil Transport, Lagerung und Betrieb einer Anlage Energie verbrauchen.


Anmerkung zu Uran und Thorium in der Saarkohle. Das Beispiel von dir stammt in der Theorie. Genau so gut könntest du auch Gold oder Uran aus Meerwasser gewinnen wollen. Im Schwarzwald, bei Menzenschwand, findet sich sehr viel Uran im Gestein. Die Strahlung ist sehr hoch. Aus dem Gedächtnis weiß ich, dass die Strahlungsintensität zwischen 1000 und 2000 Becquerel an der Erdoberfläche liegen kann. Dort würde sich der Uranbergbau wohl unter unvertretbar hohen Kosten eher lohnen als im Fall der Saarkohle. Im Erzgebirge soll es ähnlich hohe Werte geben (Aue). Näheres weiß ich nicht.

Bei so viel Gift und krebserregenden Feinstäuben in der Luft, Radioaktivität in der Nahrung, freue ich mich, dass ein heute geborenes Mädchen statistisch die Chance hat 100 Jahr alt zu werden. Darauf hat neulich Karl hingewiesen.

Deine Einwände müssen aber insgesamt beachtet werden. Die Umweltproblematik ist vielschichtig.

Grüße an dich

c.
arno
arno
Mitglied

Re: RWE will Atommeiler noch 80 Jahre laufen lassen
geschrieben von arno
als Antwort auf carlos1 vom 03.11.2009, 22:35:53
Hallo, carlos1,

Kapazitäten lassen sich nicht bunkern


es stimmt, dass man Kraftwerkskapazitäten nicht bunkern, sondern nur
unterschiedlich nutzen und auch vorhalten kann.

Eine Freisetzung des darin enthaltenen in tief unter der Erdoberfläche gebundenen Kohlenstoffs, ist nicht vergleichbar mit der Freisetzung von CO2 bei der Verbrennung von heutiger Biomasse. CO2 aus fossilen Lagerstätten erhöht den Anteil der Spurengase in der Atmosphäre, ist klimaschädlich, was bei Verbrennung von Biomasse heute weitgehend nicht der Fall ist.



die Freisetzung von CO2 ist nur davon abhängig, wieviel Kohlenstoff im Primärbrennstoff
vorhanden ist und hängt nicht davon ab, ob dieser Kohlenstoff aus der Kohle oder aus Brennholz
stammt.
Die Menge der Spurengase ( Stickoxide, usw.) sind abhängig von den Verbrennungsparametern
und nicht vom CO2 aus dem eingesetzten Brennstoff.
Die Zusammensetzung der Spurengase ist abhängig vom Brennstoff.
Die Rauchgasreinigungsanlagen und Entstickungsanlagen der großen Kohlekraftwerke
geben eine Rauchgasqualität an die Atmosphäre ab, die deutlich besser ist, als die
kleinerer Anlagen, die z. B. Biomasse verbrennen!
Kleine Anlagen haben weniger Überwachungsaufwand und weniger behördlich vorgeschriebene
Überwachungskontrollen als Großanlagen.

Viele Grüße
--
arno

Unten für Dich ein interessanter Artikel !

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schorsch
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Re: RWE will Atommeiler noch 80 Jahre laufen lassen
geschrieben von schorsch
als Antwort auf carlos1 vom 03.11.2009, 15:51:09
Als direkt Betroffener (AKW in 1 km Entfernung) bin ich zwar gegen AKWs. Ich denke aber, dass innert der nächsten 2 - 3 Jahrzehnten Methoden gefunden werden, die ein schnelleres unschädlich machen der atomaren Abfälle erlauben werden.

Bitte nicht vergessen: Bevor die Atomkraft in die Brennstäbe kommt, ist sie irgendwo schon vorhanden - wenn auch nicht in dieser konzentrierten Form.

Und da komme ich auch noch gleich zur Frage: Warum verbuddelt man eigentlich die radioaktiven Abfälle nicht dort, wo sie ursprünglich schon mal Millionen von Jahren sicher verbuddelt waren?

--
schorsch
rello
rello
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Re: RWE will Atommeiler noch 80 Jahre laufen lassen
geschrieben von rello
als Antwort auf arno vom 03.11.2009, 19:02:29
Siehst Du arno die von Dir erwähnten Nukleide strahlen, genau so wie radioaktive Abfälle.

Was aber viel schlimmer ist: In den Hohlräumen, die der Bergbau unter unseren Füssen hinterlassen hat und die keiner mehr mit Lutten belüftet, sammelt sich Radon an. Das ist für uns beide viel gefährlicher, weil es jetzt in einer viel höheren Konzentration in die Keller steigt.
Ich vermute, Du hast Deinen Keller schon versiegelt.

Die Stadt Iserlohn informiert ausführlich über die Gefahren und die liegt von Dir aus gesehen hinter dem nächsten Hügel:

Radon in Iserlohn
Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Radonkonzentration in der Bodenluft und in Gebäuden.
In Iserlohn liegen die Bodenluftkonzentrationen überwiegend in einem Bereich zwischen 20 000 und 100 000 Bq/m³, lokal auch über 100 000 Bq/m³.
Besonders in Bereichen mit unterkarbonischen Tonschiefern ("Alaunschiefer") und devonischen Massenkalken können überdurchschnittlich hohe Radonkonzentrationen in der Bodenluft auftreten.


--
rello
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: RWE will Atommeiler noch 80 Jahre laufen lassen
geschrieben von carlos1
als Antwort auf rello vom 04.11.2009, 09:28:28
"Die Stadt Iserlohn informiert ausführlich über die Gefahren..."

"Radon in Iserlohn
Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Radonkonzentration in der Bodenluft und in Gebäuden.
In Iserlohn liegen die Bodenluftkonzentrationen überwiegend in einem Bereich zwischen 20 000 und 100 000 Bq/m³,..." rello

Die Stiftung WARENTEST hat vor einigen Jahren auf die Gefahren durch Radon aufmerksam gemacht und darauf hingewiesen, dass dies radioaktive Gas an der hohen Lungenkrebsrate wesentlich mit beteiligt ist. Eine Karte mit den in Dtld vorhandenen Radonbelastungen kann aus dem Beitrag der Stiftung Warentest heruntergeladen werden. Aus der Karte geht hervor, dass besonders Gebiete der deutschen Mittelgebirge belastet sind, insbeosndere Erzgebirge, thüringen und im Südosten, aber auch NRW und Südschwarzwald.

Kellerböden und Kellerwände versiegeln? Ich bin mir nicht sicher, ob das viel hilft. Vielleicht wissen die Iserlohner Bescheid? Eine dicke Polyethylenfolie unter dem Betonboden, darüber Estrich sind für die aufsteigenden Gasatome durchlässig. Lüften ist deshalb wichtig unbd der einzige Weg um hohe Konzentrationen von Radon im Haus zu vermeiden.

Im Schwarzwald gibt es einen Kurort, in dem Patienten mit Atembechwerden in einen alten Silberstollen gebracht werden. Das Radon wurde in diesem Fall als Heilmittel angepriesen und damit geworben. Es klingt auch so vertrauenerweckend. Andere Kurorte priesen früher ihre würzige ozonhaltige Waldesluft an. Ozon ist aber ein Reizgas, das in höherer Konzentration schädlich ist. Sollte ein Chemiker oder Biologe hier mitlesen, wird er sicher erklären, dass Bäume kein Ozon erzeugen. Oder irre ich mich?

Auf jeden Fall ist in waldreichen Gegenden die Feinstaubbelastung geringer. Sollte man jedenfalls annehmen, wenn nicht unangenehme Erfahrungen da wären. So ist östlich von Stuttgart auf den Höhen des Schwäbischen Waldes in 60 km Entferung die Feinstaubbelastung oft höher als im Stuttgarter Talkessel. Das wird mit den hohen Schornsteinen erklärt, die die Rauchschwaden bei Westwind in der Höhe über die nächste Umgebung hinwegtragen.

Die Rauchschwaden chinesischer Kohlekraftwerke lassen sich über Euoropa und anderen Teilen der Welt gut feststellen.

@arno
Danke arno, für den eingetellten Link. KOmme noch auf das Thema zurück.

Einige Links zu Radon:

http://www.test.de/themen/umwelt-energie/meldung/-/1185680/1185680/
http://www.test.de/filestore/radon_07_2004.pdf?path=/24/21/21d07519-cfde-4bfe-b637-7d0c97ac4bbd-file.pdf&key=47CA6CFDC2964A4160E27521E2AC7A458B43EE5F
http://www.radon-info.de/shtml/gesundheit.shtml
http://www.baumarkt.de/lexikon/Radon-Gefahr.htm


Viele Grüße an alle

c

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