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Innenpolitik Sachdiskussion Schulsystem

Edita
Edita
Mitglied

RE: Sachdiskussion Schulsystem
geschrieben von Edita
als Antwort auf Mareike vom 30.06.2018, 10:17:01
welches Menschenbild dient Deiner Meinung nach zur Zeit als Basis für unser Schulsystem?
Ich glaube, daß hier der Hase im Pfeffer liegt, mehrere Jahrhunderte lang war ein Menschenbild bis jetzt immer festgeschrieben, individuell und analog sozusagen, und aber auch nachvollziehbar, nun wechseln wir ins digitale Zeitalter, und natürlich beeinflußt das auch unser Welt- und Menschenbild, jeden Tag werden Mio. von Daten produziert, von denen wir auch Tausende empfangen / können, aber ...... wie sieht es mit der Verarbeitung aus?
Läßt der globale Informations- und Kommunikationsfluß noch eine  individuelle Betrachtung flächenmäßig zu?
Schon haben wir gelernt, daß die analoge und die digitale Welt nicht übereinstimmen müssen, ist wohl auch gar nicht so vorgesehen, und es geht weiter damit, daß die zwei Welten sich immer weiter miteinander vermischen, und das macht die Formung oder Bildung eines Menschenbildes höchst kompliziert oder gar unmöglich, zumindest erleben wir gerade, daß immer mehr Menschen zweifeln und verunsichert sind, ich denke daß hier der Ursprung allen Übels liegt, die Menschen können sich nicht mehr richtig ins Weltbild einpassen, sie sehen teilweise ihr Selbstbild nicht mehr klar und deutlich, sie können aus ihrem Handeln immer schwieriger die richtigen Konsequenzen abschätzen oder gar ziehen!
Ich glaube von daher, befinden wie uns gerade in den Anfängen einer, keine Ahnung wie ich das nennen soll, einer anthropologischen - philosophischen oder was auch immer - menschlichen Veränderung!

Edita
 
lupus
lupus
Mitglied

RE: Sachdiskussion Schulsystem
geschrieben von lupus
als Antwort auf adam vom 30.06.2018, 06:11:23

Etwas abseits von Thema.
Der Satz -Wir wissen immer, was etwas kostet, aber kaum, was etwas wert ist!"- kann jedoch nur im umgangssprachlichen Sinn akzeptabel sein.
Denn mit Kosten ist wohl der Preis gemeint, der übrigens nach Ort und Zeit variabel ist.
Über die Kosten, die nur der Kern des Preises sind, wissen  wir, mit Ausnahme des Produzenten (und der auch nur in seiner Produktionsstufe) nichts.
Und „Wert“ ist hier wohl nur im Sinne von Gebrauchswert zu interpretieren. Dieser  kann je nach Verbraucher sehr unterschiedlich sein.
lupus
anni53
anni53
Mitglied

RE: Sachdiskussion Schulsystem
geschrieben von anni53

@ adam, mareike
adam, das Smiley bzw. dessen Sinn kann ich jetzt erst zuordnen. Danke für deinen Hinweis. Bei mir war es noch schlimmer! Ich habe "Altgriechisch" und "Hebräisch" noch bis zum Abitur gehabt! Was die DDR anbelangt habe ich als Lehrkraft später sehr von der naturwissenschaftlichen Didaktik der DDR profitiert.
@mareike
Welches Menschenbild liegt unserem Schulsystem zugrunde? Diffus?! Ich wage mich ein wenig an die Antwort! Zunächst einmal ist es offen und flexibel! Wenn ich etwas verändern möchte, kann ich jederzeit mit anderen Gleichgesinnten eine neue Schule gründen und ihre staatliche Anerkennung oder auch nicht anstreben, wenn ich bereit bin, die zahlreichen Knüppel aus dem Wege zu räumen. Hier spreche ich aus meiner Erfahrung, da ich für meine Kinder eine eigene Schule gegründet habe. Die öffentlichen Schulen verändern sich nur sehr sehr langsam, da sie noch sehr unter der hierarchischen, wilhelminischen Struktur des vergangenen Jahrtausends leiden. Das ist dann immer personenabhängig. Der Stundenplan an sich hat sich in den letzten 50 Jahren nicht verändert. Es gibt immer noch den strengen Fächerkanon und die Aufteilung in 45, 90 Minuten Unterricht pro Fach. Das führt zwangsläufig zu einer "Verk(st)opfung" und Körper und Seele bleiben zurück. Das heißt das ein Menschenbild zugrunde liegt, welches nicht auf der Einheit von Körper, Geist und Seele beruht. Fächer- oder klassenübergreifender Unterricht ist nur unter ganz besonderen Bedingungen möglich. Meistens eher gar nicht. Mit Blick auf das "Zentralabitur" zeigen sich erste Tendenzen für den Weg zu einer Einheitsschule. So neige ich auch dazu den Begriff Anpassungsfähigkeit in das Menschenbild zu nehmen. Die Freiheit von Forschung und Lehre, wie sie in den 70ern temporär existierte, ist ebenso untergetaucht wie die Persönlichkeitsbildung. Hier wären meines Erachtens dringend einige Korrektive nötig, wobei ich kein allgemeingültiges Rezept für all dies habe.
Leider muss ich hier abbrechen, da ich einen wichtigen Termin wahrnehmen muss. Ich hoffe, ich konnte ein paar Denkansätze anstossen, ohne jemandem persönlich zu Nahe gekommen zu sein.
Liebe Grüße
anni53
 


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Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Sachdiskussion Schulsystem
geschrieben von Mareike
als Antwort auf anni53 vom 30.06.2018, 11:31:02

Danke!

Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Sachdiskussion Schulsystem
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Tina1 vom 28.06.2018, 16:05:27


Ich hoffe auf einen anregenden, informativen Austausch.
Mareike, über das Thema haben wir schon diskutiert. Ich hatte darüber geschrieben, was ich positiv am DDR Schulsystem fand, gegenüber dem heutigen.Hatte auch Links über das finnische Schulsystem eingefügt.
Tina .
Liebe Tina

Nun habe ich mir die Mühe gemacht diesen Thread zu suchen und wurde fündig:
Bildungswesen auf dem Prüfstand

Nun ist mir einiges klargeworden.

Da greife ich lieber zu meiner Lektüre: Der Gefühlsstau
-  eine kritische Betrachtung der Situation im wiedervereinigten Deutschland und deren Folgen auf die Psyche. 

 
margit
margit
Administrator

RE: Sachdiskussion Schulsystem
geschrieben von margit
als Antwort auf Mareike vom 28.06.2018, 15:55:03

Mit großem Interesse habe ich alle Beiträge gelesen.
 
Dabei wurde sehr deutlich, unter wie vielen verschiedenen Gesichtspunkten sich über den Gesamtkomplex Schule diskutieren lässt. Dazu gehören Menschenbild, Schulsysteme und Bildungs- und Erziehungsziele, Lehrer ...
 
Jeder von uns war als Schüler selbst betroffen, viele haben mit ihren Kindern und Enkelkindern die Schulzeit erlebt, einige waren selbst Lehrer. So gibt es eine Vielzahl von persönlichen Zugängen zu diesem Thema.
 
Unsere Gesellschaft und Umwelt ändert sich in einem rasanten Tempo. Die Aufgaben der Schule und Erwartungen an die Schule sind davon nicht ausgenommen.
 
Klar, das Ziel ist, den jungen Menschen das Rüstzeug mitzugeben, als Erwachsene selbständig in der Welt zurechtzukommen und zum Wohlergehen aller beitragen zu können. Gut ist, wenn der Unterricht Interesse am Fach weckt, Freude am Lernen vermittelt, die Schüler zu selbstbewussten Menschen mit Selbstvertrauen erzieht, die die Fähigkeit erworben haben, lebenslang zu lernen und sich in komplexe Strukturen einzuarbeiten.
 
Und da beginnt das Dilemma: Schule soll Kinder auf eine Zukunft vorbereiten, deren  Herausforderungen immer komplexer werden und von uns immer weniger vorausgesehen werden  können.
 
Was heißt das für die Schule: Muss sie sich ständig ändern und auf jeden Zug aufspringen oder soll sie Grundlagen vermitteln, auf die  Schüler später zugreifen können?  Auf welche Grundlagen würden wir uns da einigen können?
Im Moment wird gerade mal wieder von „Entrümpelung“ der Lehrpläne und „unnützem Wissen“ schwadroniert.  Es reicht nicht zu wissen, wo ich etwas nachschlagen kann. Fertigkeiten müssen eingeübt, Schüler müssen nicht nur gefördert, sondern auch gefordert werden. 
 
In den letzten Jahrzehnten hat sich viel geändert:
Familienstrukturen, Erziehungserwartung an Schule, Sozialisation der Schüler, Inklusion und Integration, Verhaltensstörungen, Erwartungen der Eltern. Die Schulen haben täglich damit direkt zu tun.
 
Wenn wir das DDR- und BRD-System vergleichen wollten, müssten wir 30 und mehr Jahre zurückgehen.
Welche grundlegenden Unterschiede gab es zwischen Ost und West  bei Erziehung/Schulbildung? Inwieweit gibt es Legendenbildungen? Z.B. haben sich beide Seiten bemüht, mehr Kinder von Nicht-Akademikern zum Studium zu veranlassen. Interessanterweise kamen in der DDR in den 80er Jahren mehr Kinder aus hochgebildeten Elternhäusern als im Westen. In der BDR gab es mehr Bildungsaufsteiger als in der DDR.
Quelle: Kritische Empirie
 
Was weiß ich als BRD-Bürger über das DDR-Schulsystem und seine Bildungspläne?
Eine gute Information hierzu findet sich  bei der Bundeszentrale für politische Bildung: Wie der sozialistische Staat die Bildungseinrichtungen prägte.

Und umgekehrt:
Was weiß ich als DDR-Bürger über das damalige BRD-Schulsystem und über die Bildungspläne der verschiedenen Bundesländer?
 
In der Zentrale für Unterrichtsmedien, die ich seit 1995 mit Karl zusammen begonnen  und aufgebaut habe, waren von Anfang an auch Lehrer aus den neuen Bundesländern mit dabei. Wir haben zusammen an den Webseiten gearbeitet und keiner kam auf die Idee, über die Vergangenheit zu streiten, sondern alle wollten ganz einfach gemeinsam zu gutem Unterricht in der Gegenwart und für die Zukunft beitragen.
 
Margit
 
 
 
 
 
 
 


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olga64
olga64
Mitglied

RE: Sachdiskussion Schulsystem
geschrieben von olga64
als Antwort auf Tina1 vom 28.06.2018, 18:59:47
 
Über das DDR Schulsystem können nur die erzählen, die dieses System selber real erlebt haben. Das interessiert einige u einige nicht.
 
Tina - mit etwas Humor kann ich nur sagen, warum bauen Sie sich "die Fallen" eigentlich selbst?
Wir haben da sicher einiges gemeinsam: wir Wessis kannten das DDR SChulsystem nicht und Ossis das BRD-System, weil Leute unseres Alters längst der SChulpflicht enthoben waren als es zur sog. Vereinigung kam.
Was soll SChule eigentlich bewerkstelligen? Die VErmittlung von Bildung und die Basis schaffen, damit junge Menschen als Erwachsene bestehen können.
Glauben Sie wirklich, dies wäre heute in unserer globalisierten ORdnung noch mit den RElikten aus der DDR-Zeit möglich?
GErne könnt Ihr natürlich über die Segnungen auch auf diesem Feld des Arbeiter- und Mauernstaates diskutieren - allerdings ordne ich das dann doch mehr in der Rubrik "Nostalgie" und "Erinnerung" ein. Olga
Mareike
Mareike
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RE: Sachdiskussion Schulsystem
geschrieben von Mareike
als Antwort auf margit vom 01.07.2018, 21:41:43

Danke Margit für diese Zusammenfassung!

schorsch
schorsch
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RE: Sachdiskussion Schulsystem
geschrieben von schorsch
als Antwort auf margit vom 01.07.2018, 21:41:43

Es gibt meiner Meinung nach nur sehr wenige Themen im Leben eines Menschen, wo so viel experimentiert wird und - von sogenannten "Experten" - das Rad immer wieder neu erfunden werden muss, wie an den Schulmodellen. Auszubaden haben es dann die LehrerInnen und SchülerInnen.


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