Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Soziale Bombe: Maschinen könnten 18 Millionen Arbeitnehmer verdrängen

Innenpolitik Soziale Bombe: Maschinen könnten 18 Millionen Arbeitnehmer verdrängen

arno
arno
Mitglied

Soziale Bombe: Maschinen könnten 18 Millionen Arbeitnehmer verdrängen
geschrieben von arno
Moin,

Roboter sollen die große Errungenschaft sein.
Das sie zum Fluch werden können, wird von der Politik nicht
öffentlich wahrgenommen.

Ca. 18 Millionen sozialpflichtige Arbeitsplätze können durch
diese Maschinen in wenigen Jahren ersetzt werden.

Die Arbeit geht uns langsam aus.

Gruß arno
Felide1
Felide1
Mitglied

Re: Soziale Bombe: Maschinen könnten 18 Millionen Arbeitnehmer verdrängen
geschrieben von Felide1
Arno,

das Zeitalter der Maschinen hat bereits begonnen.
Auf der einen Seite sind sie ein Segen auf der anderen Seite ein Fluch.
Den Herstellern ist es doch noch egal ob die Menschen Arbeit haben, damit sie davon leben können. Hauptsache der Profit stimmt, nur wenn keiner mehr was kaufen kann ist auch der momentane Profit beim Teufel. Deshalb sollten alle daran denken Nachhaltig, Ökonomisch, Sozial, (hab ich was vergessen) ist noch immer die bessere Lösung.

Felide
Re: Soziale Bombe: Maschinen könnten 18 Millionen Arbeitnehmer verdrängen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Felide1 vom 02.05.2015, 08:57:52
Ich bin selbst in der Automatisierungsbranche tätig. Begonnen hat die Automatisierung bereits vor vielen Jahren. Ich erinnere mich gut als die Gewerkschaften für eine 35 Stunden Woche plädierten bei vollem Lohnausgleich. Produktivität mit wenig Stunden lässt sich nicht überein bringen, also das produzierende Gewerbe zur Automatisierung gegriffen. Das war der Anfang und selbstverständlich schreitet die Automatisierung weiter voran. Ich bin kein Gegner der Automatisierung, sie schafft andere Arbeitsplätze, ergo sehe ich dadurch keine Vernichtung selbiger, sondern eine Verlagerung.
Bruny

Anzeige

Milan
Milan
Mitglied

Re: Soziale Bombe: Maschinen könnten 18 Millionen Arbeitnehmer verdrängen
geschrieben von Milan
als Antwort auf arno vom 02.05.2015, 08:37:21
[quote=arno
Roboter sollen die große Errungenschaft sein.
Das sie zum Fluch werden können, wird von der Politik nicht
öffentlich wahrgenommen.

Diese Maschinen könnten ein Segen sein. Es kommt nur darauf
an in wessen Händen die Produktionsmittel sind.

Ein Segen wenn sie in Händen der schaffenden Klasse
Ein Fluch wenn sie in Händen der raffenden Klasse sind.
Milan
Karl
Karl
Administrator

Re: Soziale Bombe: Maschinen könnten 18 Millionen Arbeitnehmer verdrängen
geschrieben von Karl
als Antwort auf Milan vom 02.05.2015, 09:26:46
Ein Segen wenn sie in Händen der schaffenden Klasse
Ein Fluch wenn sie in Händen der raffenden Klasse sind.
Ich stimme Dir in der Tendenz zu, Milan. Letztlich geht es darum sicherzustellen, dass der geschaffene Mehrwert durch die Roboter allen zugute kommt und nicht nur wenigen Besitzern der Roboter.

Felide hat schon richtig bemerkt, dass sich irgendwann das System selbstregulieren wird. Auch Hersteller von Waschmaschinen haben erst richtig das große Geld gemacht, als sich praktisch jeder eine Waschmaschine kaufen konnte. Es muss nicht das sozialistische Modell notwendiger Weise der einzige Ausweg bleiben (ich halte ihn für eine Sackgasse), eine soziale Marktwirtschaft ist der bessere Weg für alle.

Leider haben wir derzeit immer weniger soziale Marktwirtschafft. Ich hoffe, dass Wege gefunden werden, dies wieder zu ändern. Vielleicht wird die Intelligenz der Roboter dabei helfen, denen statt Raffgierigkeit Nachhaltigkeit eingepflanzt werden sollte.

Karl

P.S.: Eine soziale Bombe kommt allerdings tatsächlich so oder so auf uns zu. Es ist nämlich ein Problem menschlicher Sinnsuche. Was bleibt uns, wenn wir vollkommen aus den Produktionsprozessen entfernt worden sind? Rentenalter mit 30?
youngster
youngster
Mitglied

Re: Soziale Bombe: Maschinen könnten 18 Millionen Arbeitnehmer verdrängen
geschrieben von youngster
als Antwort auf Karl vom 02.05.2015, 10:37:43
Gerade eben hatte ich ausführlich ein Statement abgegeben welches aus unerfindlichen Gründen nun plötzlich weg war, ehe ich es absenden bzw. speichern konnte. So was habe ich noch nie erlebt was war da los Karl?

Nun ein zweiter Versuch in Kurzform:

Es ist doch schon lange so dass Computer bzw. Roboter die einfachen Arbeiten bzw. unteren Lohngruppen verdrängen.

Erst traf es die im Büro Beschäftigten und nun zunehmend auch die in den Werkstätten und Fabriken Beschäftigten.

Die Lösung kann daher nur sein Bildung, Bildung und nochmals Bildung.

Die Industrie verlagert sich zunehmend in die Entwicklungs- und Schwellenländer. Es muss immer effizenter, schneller, innovativer und rentabler gearbeitet werden die neuen Fabriken lassen grüßen.

Deutschland wird seine Zukunft im Dienstleistungssektor, in kleinen innovativen Firmen - die Soft- und Hardware, die Computer, Roboter und Schaltkreise sowie elektronische Steuerungselemente bauen haben.
Der Dienstleistungssektor ist geprägt von Handel, dem sozialen Bereich, dem Bank- und Finanzwesen, dem Prüfungs- und Kotrollwesen.

Wir brauchen Elektroniker, Mechatroniker, Programmierer Computerfachleute, Techniker und Ingenieure sowie gut ausgebildete Facharbeiter und Ärzte. Altenpfleger, Kindergärtner, Schwestern, Arzthelferinnen etc.

Die Globalisierung schreitet fort wir müssen uns ihr zunehemend stellen und können sie als kleines Land in der Welt nicht aufhalten.

Ergo lässt sich die weitere Veränderung durch Computer und Roboter nicht aufhalten und wir müssen uns als kleines Land überlegen wie wir dem und unsere arbeitetende Bevölkerung sich dagegen wehren können um die gute Beschäftigung die wir nun wieder erreicht haben zu erhalten.

Gruß youngster

Anzeige

carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Soziale Bombe: Maschinen könnten 18 Millionen Arbeitnehmer verdrängen
geschrieben von carlos1
als Antwort auf arno vom 02.05.2015, 08:37:21
"Roboter sollen die große Errungenschaft sein.
Das sie zum Fluch werden können, wird von der Politik nicht
öffentlich wahrgenommen." arno [/indent]

So wenig Arbeitslose wie seit 1991 nicht, las ich gerade in der Zeitung. Hier in der Region herrscht Vollbeschäftigung. Es ist falsch zu sagen, dass die Politik nicht wahrnimmt, wie wichtig die Beschäftigungssituation ist. In Wirklichkeit dreht sich fast alles um sie.

Keineswegs hat das Maschinenzeitalter nur "bereits" begonnen, wie felide meint. Die Industrialisierung läuft bereits über 250 Jahre als Programm der Modernisierung und Technologiesierung ab. In England seit der Mitte des 18. Jhds.

Es trifft zu, dass Roboter oder Maschinentechnik ein Fluch sein können. Die Väter des Sozialismus/Kommunismus sahen aber in den Maschinen die Erlösung von der schweren auszehrenden körperlichen Arbeit. Marx hebt in seinem Komm. Manifest ausdrücklich die wichtige Rolle der Bourgeoisie hervor, die die Produktionsmittel erst geschaffen habe, die die materielle Basis einer besseren Zukunft sein werden. Lenin sah in der ständigen Verbesserung der Produktivität die Voraussetzung für die Gesellschaft der Zukunft (Kommunismus).

Der auf der Wissenschaft basierende technologische Wandel hat im Verlauf der Industrialisierung viele Berufe aussterben lassen und neue hervorgebracht. Bruny weist zurecht auf die Verlagerung der Arbeitsplätze hin. Ich kann in der Verminderung harter körperlicher Arbeit, die es in bestimmten Bereichen immer geben wird, keine Katastrophe erkennen. Noch vor 50 Jahren gab es in Statistiken etwa 500-600 Berufsprofile. Vor etlichen Jahren gab es bereits ca. 6000, und es werden immer mehr.

Als die Eisenbahnen in Dtld eingeführt wurden, war das eine technische Umwälzung und eine fühlbare Veränderung in der Wahrnehmung der sozialen Verhältnisse. Die "Emanzipation" wurde geradezu handgreiflich vor Augen geführt. Der Landesfürst oder Monarch kam mit dem Zug keine Minute früher an als der einfache Bauer vom Lande. Ein Sieg des Gleichheitsprinzips über das Privileg, meint der Wirtschaftshistoriker Sombart. Ersatz wurde in den verschiedenen Abteilklassen der Züge gefunden. Es gab auch schon die Verlierer: Der Postkutschenbetrieb mit seiner gesamten Infrastruktur verlor mit der Zeit an Bedeutung, weniger Pferde, Stellmacher und Protestationen mit Gasthäusern wurden benötigt. Stattdessen wurden Eisenbahnen gebaut mit Bahnstationen. Ein Konjunkturprogramm.

Die im Link erwähnte Studie sieht die Entwicklung unter Vorbehalten:

"Die Autoren gehen allerdings davon aus, dass die Millionen von betroffenen Arbeitsplätzen [i]nicht von heute auf morgen verloren gehen, sondern dass es zu einem langsamen kontinuierlichen Übergang kommen wird wenn überhaupt alle Arbeitsplätze, die durch Maschinen ersetzt werde können, auch tatsächlich durch Technologie ersetzt werden.

Denn einerseits wird es noch viele Jahre dauern, bis Roboter technologisch wirklich in der Lage sein werden, alle Aufgaben zu übernehmen, die ihnen zugetraut werden. Zum anderen sind Roboter im Moment noch zu teuer, um in großer Zahl flächenmäßig eingesetzt zu werden. Zudem könnte sich auch gesellschaftlicher Widerstand gegen die zunehmende Technologisierung regen.

Auf einen Zeitraum für den skizzierten Wandel legt sich denn auch weder die Studie aus den USA noch die deutsche Untersuchung fest. Dass es irgendwann soweit ist, daran haben die Autoren der Untersuchung allerdings keinen Zweifel. "Der Übergang hat schon begonnen", sagt Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING-Diba und Co-Autor der Untersuchung. "Schon jetzt sind einige Industriebereiche vollvernetzt und werden fast vollständig von Robotern.geführt."


Es sind Spekulationen auf eine ferne Zukunft. Die Zukunft hat aber Gestalt angenommen in dem Projekt Industrie 4.0, die Vernetzung von Maschinen. Es wird Gewinner und Verlierer geben. Also "Segen" und "Fluch". Es wird mehr Freizeit für die Beschäftigten zur Verfügung stehen. Vielleicht aber auch nicht, denn sie werden Verantwortung über komplexe System übernehmen müssen. Spezialisten werden gesucht sein. Auch Roboter haben Aussetzer, müssen gewartet werden etc.

Menschen, die wie die Älteren sich aus und durch die Arbeit definieren, haben es schwer sich vorzustrellen, wie eine Welt mit weniger Arbeit aussieht. Die Jüngeren haben damit weniger Probleme. Es wird mehr Zeit zur Verfügung stehen und damit auch für Bildung und Freizeitbeschäftigung. Voraussetzung dafür wird eine langfristig friedliche Entwicklung sein.

Die Produktivität wird/kann gesteigert werden. Viele Menschen werden nicht mehr in den Arbeitsprozess eingegliedert werden können, weil sie überfordert sein werden. Bereits heute zu sehen: Vollbeschäftigung wurde früher mit 2% Arbeitslosigkeit definiert (Fluktuationsarbeitslosigkeit). Heute sind es 4%.

Der Prozess der Industrialisierung lief immer unter den Vorgaben von Zeit und der Verfügbarkeit von Kapital ab. Neue Berufe entstanden, neue Aufgaben und Arbeitsfelder warten.

Maschinenstürmer gab es bereits im 19, Jhd in England.

Der Thread gehört in den Bereich Wirtschaft, nicht Innenpolitik.
pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Soziale Bombe: Maschinen könnten 18 Millionen Arbeitnehmer verdrängen
geschrieben von pschroed
Für diese Zeit vollautomatisch.
Ein Beispiel von der Folienherstellung wie sie schon Anfang der 90 ziger betrieben wurde, das Video wurde von Brückner in Bayern hergestellt. Solche Anlagen sind bis zu 150 Meter lang und werden "nur" schon seit jahrzehnten von 5 Mann bedient. Eine fertige Filmrolle kann bis zu 40 000 Meter je nach Foliendicke haben.

Phil.

justus39
justus39
Mitglied

Re: Soziale Bombe: Maschinen könnten 18 Millionen Arbeitnehmer verdrängen
geschrieben von justus39
als Antwort auf Karl vom 02.05.2015, 10:37:43
Eine soziale Bombe kommt allerdings tatsächlich so oder so auf uns zu. Es ist nämlich ein Problem menschlicher Sinnsuche. Was bleibt uns, wenn wir vollkommen aus den Produktionsprozessen entfernt worden sind? Rentenalter mit 30?
geschrieben von karl

Karl Marx hat ja einst die wohlfeile rationelle Produktionsart regelrecht bejubelt.

Durch die Mechanisierung der Manufakturen ahnte er auch dass künftig immer mehr Arbeitszeit eingespart wird. Aber er war der Meinung, dass dann alle Menschen auch weiter im Produktionsprozess benötigt werden, nur eben für immer kürzer werden Arbeitszeiten.
In der so gewonnenen Freizeit, so glaubt er, würde der Mensch lernen und studieren, sich der Kunst widmen oder sich auf Weltreisen begeben.

Nur funktioniert das System leider nicht so sozial.
Weder Arbeitszeit noch der Gewinn wird gleichmäßig verteilt, und so macht eben der Eine die Weltreisen, und der Andere arbeitet für ihn.
Wer Arbeit hat, der muss außerdem auch noch für den mitarbeiten, der keine findet, und das könnten so immer mehr werden.

juzstus
Karl
Karl
Administrator

Re: Soziale Bombe: Maschinen könnten 18 Millionen Arbeitnehmer verdrängen
geschrieben von Karl
als Antwort auf youngster vom 02.05.2015, 12:18:38
Hallo Youngster,

1. zur Technik: möglicherweise wurdest Du automatisch nach 30 min "Untätigkeit" ausgeloggt. Der Server merkt nicht, wenn Du zuhause einen Text schreibst, er wird nur durch Klicks im ST in einem zweiten Fenster rechtzeitig wieder aufgeweckt.

2. Inhaltlich: Ich stimme Dir zu. Es wird eine Verlagerung der Tätigkeiten geben. Derweil haben wir zwei gegenläufige Tendenzen. Einerseits gibt es bei uns immer weniger junge Leute, die berufstätig sein können. Andererseits wird deren Produktivität durch die Automatisierung dramatisch gesteigert. Der Mehrwert, der so produziert wird, könnte bei gerechter Verteilung genügen, um die Bevölkerung zu versorgen.

Es hapert halt an der gerechten Verteilung des erwirtschafteten Gewinns. Wächst die Spanne zwischen Arm und Reich (auch weltweit) immer weiter, sind soziale Spannungen die Folge, die sich abrupt entladen könnten.

Deshalb ist es notwendig, dass bei politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen die sozialen Aspekte niemals vernachlässigt werden dürfen.

Karl

Anzeige