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Innenpolitik Spiegeljournalist Relotius

Alexs
Alexs
Administrator

RE: Spiegeljournalist Relotius
geschrieben von Alexs
als Antwort auf Edita vom 30.12.2018, 11:21:03

Ja Edita, wir sehen das verschieden, ich denke aber auch wir sind auf einem guten Weg.
Ich glaube, dass vor der Silvesternacht schon viele unzufrieden waren mit der Situation. Die Silvesternacht hat dies nur gepuscht. Das Staatsversagen sehe ich bei der damaligen Migrationsministerin, welche das berühmte Video veröffentlichte unter dem Deckmantel der Fachkräfte Beschaffung. Also das Versagen war schon die Ernennung dieser Person.

Die Vorgaben die Herkunft usw. nicht zu nennen, damit kein entsprechender Eindruck entsteht, halte ich für fragwürdig. Vorurteile sind immer schlecht, aber nicht immer falsch und es sollte auch nicht der Eindruck entstehen, dass durch die Einwanderung keine neuen Probleme entstehen. Wenn jemand denkt alle Syrer sind Verbrecher weil er einen Bericht gelesen hat in dem ein Syrer als Täter genannt wurde, ist das ein anderes Problem. Das lässt sich dann aber auch nicht mit dem Pressekodex lösen.

Bist du nicht auch der Meinung, Berichte bei denen Migranten die Täter sind, werden eher veröffentlicht als andere? Das wäre ja aber auch eine Manipulation. Das Wort Manipulation ist negativ behaftet, dabei ist man andauernd mit Manipulation konfrontiert. Jeder Dialog ist bereits eine Manipulation.
Wenn man aber den Eindruck hat, das ist so, wo es doch eigentlich nicht sein kann, da oft nicht von Anfang an bekannt ist wer der Täter ist, ist dieser Eindruck dann evtl. eine Bestätigung für diejenigen die das Vorurteil hatten? Ab wann ist ein Vorurteil kein Vorurteil mehr? Wie oft muss sich ein Vorurteil bestätigen?
Ich denke deshalb trotzdem, dass der richtige Weg mehr Aufklärung wäre. Nichts schön reden. Es muss klargestellt werden, dass neue Probleme mit der Einwanderung entstanden sind. Es muss klargestellt werden, dass es unter jungen Männergruppen häufig mehr Kriminalität gibt - besonders bei denen die nichts zu verlieren haben. Das würde deutschen im Ausland genauso gehen wie es Ausländern hier geht. Es darf aber nichts verschwiegen werden. Den Rechtsextremisten muss das Wort aus dem Mund genommen werden bevor sie es noch viel schlimmer für ihre Zwecke propagieren.

 

Karl
Karl
Administrator

RE: Spiegeljournalist Relotius
geschrieben von Karl
als Antwort auf Alexs vom 30.12.2018, 12:24:21

@alexs,

diesem Beitrag stimme ich im Wesentlichen zu. Wieso nun aber der Spiegel „links“ bzw. gar „links extrem“ sein soll, weil er Nationalitäten und Herkunft nicht vorschnell nennt, erschließt sich mir nicht. Schlimm ist doch das Gegenteil, das von Hinz und Kunz aber auch von Teilen der Presse oft genug praktiziert wird, die vorgeben diese Informationen zu kennen, bevor  Rechercheergebnisse vorliegen. Darüber muss man sich empören, das ist der eigentliche Skandal. 

Im Spiegel gab es übrigens schon jede Menge Artikel über die Gefährlichkeit junger unausgelasteter Männer. 

Wie Du richtig bemerkt hast, hat dies primär mit der Herkunft nichts zu tun, das ist ein allgemein menschliches Problem. 

Im Spiegel war auch  bereits oft über Probleme bei Einwanderung zu lesen. M. E. zeichnet viele Artikel im Spiegel Nachdenklichkeit und Analyse aus, ganz anders und tiefer gehend als z. B.  im Fokus. 

Karl

Bote Asgards
Bote Asgards
Mitglied

RE: Spiegeljournalist Relotius
geschrieben von Bote Asgards
als Antwort auf Karl vom 30.12.2018, 13:02:53
...
Im Spiegel gab es übrigens schon jede Menge Artikel über die Gefährlichkeit junger unausgelasteter Männer. 

Wie Du richtig bemerkt hast, hat dies primär mit der Herkunft nichts zu tun, das ist ein allgemein menschliches Problem. 
...
geschrieben von karl
Hat nichts mit der Herkunft zu tun, das ist mir bei weitem zu allgemein geurteilt. Frage mal z.B. junge Nordafrikaner, was sie von Frauen, insbesondere Mädels in Miniröcken oder Bikinis halten und dann frage junge unausgelastete Deutsche, Engländer, Polen, Tschechen, ...  
78 versuchte und vollendete Ehrenmorde an Frauen hat es bisher 2018 in Deutschland gegeben. Die Herkunft der Täter hat damit natürlich nichts zu tun. Oder doch? Interessant auch, daß man diese Ehrenmorde in dokumentierter Form nur auf einer privaten Webseite finden kann. Zufall?

http://www.ehrenmord.de/doku/2018/doku_2018.php

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Karl
Karl
Administrator

RE: Spiegeljournalist Relotius
geschrieben von Karl
als Antwort auf Karl vom 30.12.2018, 13:02:53

In Ergänzung meines vorhergehenden Beitrags als Beispiel: Gestern drang ein Mann mit seinem Auto auf den Flughafen in Hannover ein, der Flugverkehr dort wurde eingestellt. Zunächst wurde - auch im Spiegel - die Nationalität als unbekannt genannt.

Heute liest sich das so:

Spiegel.de
"Die Suche nach dem Motiv eines Eindringlings am Flughafen Hannover beschäftigt die Ermittler. Der Mann war am Samstag mit einem Auto auf den Flugplatz in Hannover gefahren und hatte den gesamten Flugverkehr stundenlang lahmgelegt. Der Festgenommene schweige zu der Tat, sagte ein Sprecher der Bundespolizei am Sonntag.

Der Festgenommene solle im Laufe des Sonntags einem Haftrichter vorgeführt werden, nachdem er bislang keine Angaben zur Tat und zu seinem Motiv gemacht hatte.

Fest steht den Angaben zufolge inzwischen die Nationalität des Tatverdächtigen. Der Mann sei ein 21-jähriger Pole ohne deutschen Wohnsitz. Er soll zur Tatzeit unter Drogeneinfluss gestanden haben. Ein Test reagierte positiv auf Kokain und Amphetamine."
Das ist m. E. völlig korrektes Verhalten des Spiegels. 

Karl
 
Alexs
Alexs
Administrator

RE: Spiegeljournalist Relotius
geschrieben von Alexs
als Antwort auf Karl vom 30.12.2018, 13:02:53

Das stimmt Karl,
vorzugeben die Nationalität zu kennen ist genauso schlimm. Es ging hier aber nur um den Spiegel und meine Aussage habe ich bereits korrigiert, dass der Spiegel eher links einzuordnen ist und nicht extrem links. Das extrem bezog ich eher auf die Methoden. Das begründe ich allein für mich, ohne jemanden davon überzeugen zu wollen, mit den von mir über die Jahre gelesenen Artikeln und derer anderer Medien zum entsprechend gleichen Thema. Auch mit einer Kolumne gegen Rechts - aus meiner Sicht spricht da auch überhaupt nichts dagegen. Wenn diese dann aber nach dem Motto „Armlänge Abstand“ geschrieben ist und unfaire Methoden verwendet, die zuvor bei den Rechten verurteilt wurden, dann denke ich, hättet ihr es doch lieber sein lassen das zu veröffentlichen.

Ich habe es nicht „bemerkt“, dass es mit der Herkunft primär nichts zu tun hat, ich habe nie was anderes gedacht - oder meintest du „angemerkt“?

100% Übereinstimmung haben wir auch was den Focus betrifft - dieser Clickbait Maschine ziehe ich den Spiegel natürlich um Längen vor.

Es tut mir Leid hier wieder solch eine Debatte ausgelöst zu haben, die vom eigentlichen Thema auch noch abweicht.

Alexs
Alexs
Administrator

RE: Spiegeljournalist Relotius
geschrieben von Alexs
als Antwort auf Karl vom 30.12.2018, 14:42:02

Natürlich, dem stimme ich zu.


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Tina1
Tina1
Mitglied

RE: Spiegeljournalist Relotius
geschrieben von Tina1

Es ist interessant, was Juan Moreno gestern bei Lanz weiteres über den Skandal im Journalismus erzählt hat. Man erfährt noch weitere Fake- Geschichten von Claas Relotius. Morena erzählt z. B., dass die Geschichte mit dem kleinen Jungen in Syrien, der sehr kritisch über Assad an eine Wand geschrieben hatte u dann verhaftet u gefoltert wurde, was dann den Krieg ausgelöst hat, einfach nicht stimmt. Es war alles erfunden.
Aber gerade diese Geschichte ist um die Welt gegangen, hat die Menschen weltweit erschüttert, dies wurde zu Recht zum Thema gemacht, die rote Linie war überschritten. Die Informationen über die Geschichte des kleinen Jungen, war der Anfang, der Grund, dass man Krieg gegen Assad führen muss.
.
Solche Geschichten zeigen, welche Macht auch im Journalismus stecken kann, auch im seriösen, wie man sieht. Welchen Einfluss Journalisten auf Konflikte in der Welt haben können. Man kann mit Fake- Geschichten mit Unwahrheit, politisch die Konflikte beeinflussen, sie nach seinen Wünschen verdrehen u keiner merkt es. Alle glauben es, auch Politiker, die Regierung in Deutschland, in der EU u man fängt an zu handeln.
Tina

https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-19-september-2019-100.html


Markus Lanz vom 19. September 2019

Juan Moreno

"Er entlarvte seinen "Spiegel"-Kollegen Claas Relotius, der zahlreiche Geschichten fälschte. Moreno erzählt, wie er im Alleingang einen der größten Skandale im Journalismus aufdeckte. "

olga64
olga64
Mitglied

RE: Spiegeljournalist Relotius
geschrieben von olga64
als Antwort auf Tina1 vom 20.09.2019, 12:12:30

Ich habe die interessante Sendung auch gesehen und denke, die meisten Missstände tauchen dort auf, wo die Journalisten freiberuflich arbeiten. D.h., sie formulieren oder fantasieren REportagen und bieten diese dann meistbietend und weltweit den Medien an. Wenn dann dort die KOntrollmechanismen nur unzulänglich gehandhabt werden und die "Gier" nach einem sensationellen Bericht, der wiederum viele Leser und Zeitungskäufer schaffen wird, zu gross wird, geschehen solche Dinge.
ERinnere nur an die Hitler-Tagebücher im STERN, was ja eine der unvergesslichsten Pannen im medialen Gewerbe war und sogar den wunderbaren Regisseur Dietl zu einem süffisanten Film motivierte.
ABer auch wenn die Sache mit dem syrischen Kind erfunden und erlogen war - der nunmehr seit 8 Jahren dauernde Krieg in Syrien mit iranischer und russischer Beteiligung und das unermessliche Leid der Menschen ist keine Erfindung, auch wenn der Krieg mehr und mehr bei uns in Vergessenheit gerät.
Es ist jetzt noch die REgion um Idlib stark betroffen (auch wenn ein dürftiger Waffenstillstand anscheinend ein wenig Ruhe vor Bomben bietet). Die Menschen wissen nicht mehr wohin; die naheliegende, türkiscshe Grenze ist dicht. Auch das kann man teilweise verstehen, da dort bereits ca 4 Mio Flüchtlinge seit vielen Jahren untergebracht sind.
Und die Weltöffentlichkeit schweigt und hofft nur, dass Erdogan nicht die Grenzen öffnet und diese vielen Menschen zu uns kommen werden. Olga

Nick42
Nick42
Mitglied

RE: Spiegeljournalist Relotius
geschrieben von Nick42
als Antwort auf Tina1 vom 20.09.2019, 12:12:30
Es ist interessant, was Juan Moreno gestern bei Lanz weiteres über den Skandal im Journalismus erzählt hat. Man erfährt noch weitere Fake- Geschichten von Claas Relotius. Morena erzählt z. B., dass die Geschichte mit dem kleinen Jungen in Syrien,........
 
....."Er entlarvte seinen "Spiegel"-Kollegen Claas Relotius, der zahlreiche Geschichten fälschte. Moreno erzählt, wie er im Alleingang einen der größten Skandale im Journalismus aufdeckte. "
Es ist nicht so wichtig, was gerade bei Lanz diskutiert wird. Es ist ohnehin zur Unsitte verkommen, dass wichtige Dinge jetzt im TV in Talk-Shows diskutiert werden und nicht dort wo sie hingehören: in Parlamente, in Kabinette oder in diesem Fall in die SPIEGEL-Redaktion.

Wichtig ist jetzt, ob die SPIEGEL-Redaktion wirklich daraus gelernt hat. Es gibt vielversprechende Ansätze. Ich hab dazu eine Meinung, weil ich den SPIEGEL seit 60 Jahren lese und verfolge. Das auf und ab in der Redaktion seit vielen Jahren verfolge und viele Journalisten  kenne, wie sie schreiben.

Die Chefredaktion wurde (wieder mal) ausgewechselt, eine intensive Auseinandersetzung veröffentlicht, sehr viele Leserbriefe. Erst mal abwarten, was sich jetzt tut.


Das ist ermutigend für guten Journalismus. Wie es seit Rudolf Augstein für den SPIEGEL steht.

Nick42



 
schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Spiegeljournalist Relotius
geschrieben von schorsch
als Antwort auf olga64 vom 20.09.2019, 17:05:06

Wenn das Gewicht der Gier nach DER Story grösser wird als das Gewicht der wahrscheinlichen Wahrheit, fällt letztere als tote Hülle des seriösen Journalismus unter den Redaktionstisch!


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