Innenpolitik Sprachliche Integration

Sprachliche Integration
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Das Thema wurde gerade in einer nicht geeigneten Form angesprochen.
Für mich war das eine gewisse Form der Hetze.

Ich würde es aber besser finden, nicht mit der "Nazikeule" zu antworten,
sondern mit Information gegenzuhalten.
Leider komme ich zu spät, der Thread wurde geschlossen.
Ich darf hoffentlich einen Thread einstellen, der sich etwas besser mit
dieser Sachlage beschäftigt.
Gefunden habe ich einen leider etwas älteren Bericht aus 2008,
der das Thema statistisch aufarbeitet.

Teilnahme am gesellschaftlichem Leben ist nur möglich,
wenn man möglichst die Landessprache spricht.
Teilnahme am politischen Leben erfordert Sprachkenntnisse im Besonderen.
Auch bei uns.
Es wurde untersucht in 2008 und nach Nationalität verglichen,
soweit es sich um nennenswerte Gruppen von Migranten/Nationalitäten handelte.

Hier zunächst mal der Bericht, der ab Seite 23 mit Daten aufwartet.
Immer sei dabei gesagt, Stand 2008.

Sprachliche Integration von Migranten in Deutschland

Die Situation im Inland bei Deutschen mit ihren Dialekten wird
immer gerne gegenüber gestellt.
Nach meiner Auffassung ist das aber nicht vergleichbar.

Mundart wird gepflegt und gefördert, um sie zu erhalten.
Das ist regional sicher verschieden.
Aber Mundart im eigenen Lande ist etwas Anderes, weil in den meisten Fällen
wohl auch Hochdeutsch vorausgesetzt werden darf.

Ich bin interessiert, andere Betrachtungsweisen zu erfahren.
Das Thema soll nicht eine Nationalität sein,
sondern Sprachkenntnisse.

Danke für eine sachliche Erörterung.

nordstern
myrja
myrja
Mitglied

Re: Sprachliche Integration
geschrieben von myrja
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.07.2013, 11:27:53
Danke Stern des Nordens,

fuer diesen ausfuehrlichen Bericht des BAMF.

Was die deutschen Sprachkenntisse der Migranten aus den genannten Laendern betrifft, kann ich nur bestaetigen. Diese Erfahrung mache ich taeglich bei meiner Arbeit.

Lediglich bei ganz alten Migranten (ueber 70 Jahre) aus arabischen Laendern und der Tuerkei stelle ich oft fest, dass die Sprachkenntnisse minimal sind. Wobei es da auch Unterschiede gibt zwischen Frauen und Maennern. Die alten Frauen haben durch ihr Hausfrauendasein oft nur wenig Kontakt zu Deutschen gehabt, waehrend die Maenner zumindest durch die Berufstaetigkeit Deutsch verstehen koennen. Mit dem Lesen und Schreiben hapert es allerdings auch bei den Maennern, da sie in ihren Heimatlaendern oft keine Schule besucht haben.

Myrja
Karl
Karl
Administrator

Re: Sprachliche Integration
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.07.2013, 11:27:53
Die Größe der Bevölkerungsgruppen spielt sicher eine wichtige Rolle. In manchen Regionen der USA kann man sich mit Spanisch sehr gut durchschlagen, weil Spanisch auf der Straße und in den Geschäften gesprochen wird. Ähnlich ist es wohl teilweise auch in Berlin bezüglich der Türken. Wandert jemand in solch eine große Gruppe ein, in der er mit seiner Muttersprache überleben kann, besteht die Gefahr, dass er die Sprache der Mehrheitsbevölkerung des aufnehmenden Landes aus Mangel an Gelegenheit nicht lernt.

Ich finde es deshalb gut, wenn mehr in die Sprachausbildung von Migranten investiert wird. Es ist natürlich, dass in rein türkischen Familien zuhause Türkisch gesprochen wird. Umso wichtiger wäre es, mit dem Deutschunterricht bereits in Kinderkrippen zu beginnen. Sinnvoll wäre m. E. parallel hierzu ein Unterrichtsfach "Türkisch" mit muttersprachlichen Lehrern einzurichten, damit die Kinder mit türkischem Migrationshintergrund auch ihre Muttersprache richtig lernen. Derzeit gibt es einige, die weder richtig Türkisch, noch richtig Deutsch lernen konnten und die deshalb einen schlechten Start ins Berufsleben haben.

Nur wenn beide Sprachen beherrscht werden, können Migranten eine wichtige Brückenfunktion wahrnehmen. Angesichts der zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutung der Türkei und anderer Herkunftsländer ist das Potential von Menschen mit Migrationshintergrund für uns ein noch weitgehend ungenutztes Kapital.

Karl
Re: Sprachliche Integration
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 05.07.2013, 16:39:27

Ich finde es deshalb gut, wenn mehr in die Sprachausbildung von Migranten investiert wird. Es ist natürlich, dass in rein türkischen Familien zuhause Türkisch gesprochen wird. Umso wichtiger wäre es, mit dem Deutschunterricht bereits in Kinderkrippen zu beginnen. Sinnvoll wäre m. E. parallel hierzu ein Unterrichtsfach "Türkisch" mit muttersprachlichen Lehrern einzurichten, damit die Kinder mit türkischem Migrationshintergrund auch ihre Muttersprache richtig lernen. Derzeit gibt es einige, die weder richtig Türkisch, noch richtig Deutsch lernen konnten und die deshalb einen schlechten Start ins Berufsleben haben.
geschrieben von karl


Auch darüber habe ich einen ziemlich aktuellen Bericht gelesen.

Immer mehr Migrantenkinder brauchen Sprachförderung

Aber das scheint in Bezug auf die Muttersprache nicht so sehr das Problem zu sein.
Auch betrifft es nicht nur Türken, die einwanderten.
Zumindest in meiner Region ist eine ebenso große Gruppe die der Russlanddeutschen.
Diese Gruppe zeigt sich sprachlich aber russisch, auch wenn ich eine Familie traf,
wo auch noch Deutschkenntnisse vorhanden waren.

Bei türkischen Familien ist wohl auch die Erwartungshaltung, wann und wie eine Kita
sein soll, abweichend.
Und das offensichtlich dem Vernehmen nach ausgeprägter, wenn die Familien in der ersten Generation in Deutschland sind und wenn sie weniger (aus)gebildet sind.
In der zweiten Generation gibt es dieses Problem dann nicht mehr.
So liest sich jedenfalls für mich der Bericht.
Dann könnte sich auch an dem Punkt durch Überzeugungsarbeit und Information etwas zum Positiven bewegen.

Vor allem Einwanderer der ersten Generation und solche mit einem niedrigen Bildungsniveau bemängeln auch die Qualität der Kitas und Krippen.

Unsere Angebote sollten aber so gestaltet sein, dass sie auch alle Migranten erreichen.
Jedenfalls besonders dort, wo es größere Gruppierungen gibt.
Und durch Asylbewerber/Flüchtlinge kommen ja noch andere Sprachen hinzu.
Das alles in die Kita und Schule zu übertragen wird schwierig sein, will man denn Andere nicht benachteiligen.

Ich kenne eine chinesische Familie, wo die Kinder diejenigen sind, die ihren Eltern helfen.
Sobald ich dort den PC richten soll, sagen mir die jungen Leute, was los ist.
Wegen der Deutschkenntnisse.
Dort ist es so, dass man für die Kinder einen Chinesischsprachkurs bucht, um diese Sprache
zu lernen.

Es wird eher so sein, nach meiner Meinung, dass man, um allen gerecht zu werden, in dieser Form vorgehen müsste.
Freiwillig Angebote annehmen, um solche Lücken zu füllen.

Bei Gastarbeitern aus Italien und Griechenland habe ich diese Bereitschaft in zurückliegenden Jahrzehnten erlebt.
Und mir bekannte türkische Familien hielten es ebenso.
Nun ist dies aber nur ein kleiner Einblick, den ich habe.

nordstern
olga64
olga64
Mitglied

Re: Sprachliche Integration
geschrieben von olga64
als Antwort auf Karl vom 05.07.2013, 16:39:27
Wenn in türkischen Familien zu Hause türkisch gesprochen wird, hat dies mehrere Gründe: oft kommt die Mutter aus einem anatolischen Bergdorf und lernte nie andere Sprachen. Manchmal wird dies aber auch gemacht, um die Wurzeln - also die türkischen - zu erhalten. Aber in der 2. oder 3. Generation hat sich ja vieles geändert. Nur schade, dass die auf deutsche Kosten gut ausgebildeten türkischen Akademiker unser Land verlassen, weil sie keine adäquaten Jobs finden.
Erwähnt sollte aber auch werden, dass auch Deutsche - auch Rentner - die Sprache ihres Gastlandes lernen sollten, wenn sie sich zur Auwanderung entschliessen. Auch diese erleiden Schiffbrucht, wenn sie dies nicht tun. Olga

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