Innenpolitik Stauffenberg

olga64
olga64
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RE: Stauffenberg
geschrieben von olga64
als Antwort auf Nick42 vom 05.07.2019, 12:51:47


Wenn wir einen Mann wie Stauffenberg verstehen wollen, müssen wir ihn, wie alle historischen Personen, aus ihrer Zeit sehen, Diese Mühe müssen wir uns schon machen, wenn wir das verstehen wollen und wertend beurteilen.

Und viele adlige Familien sind längst in der demokratischen Gesellschaft angekommen und oft eine besondere Bereicherung für die Gesellschaft. Willst du konkrete Beispiele? Die Dohnanyis, die Weizsäckers, die Gräfin Dönhoff, auch die Stauffenbergs.
 
Vielen DAnk für Ihren sehr klugen Bericht.

BEi Stauffenberg sollte man auch nie vergessen,dass hier drei Aspekte zu beachten sind:

ER war 37 Jahre alt als er hingerichtet wurde, also ein noch recht junger Mann und Familienvater.
Mit entscheidend war seine Erziehung in einer alten adeligen Familie, die prägend für ihn war.
Er war ausserdem Offizier der Wehrmacht (übrigens wie Helmut Schmid, ein früherer Kanzler unserer BRD), wofür ein Eid auf Hitler geleistet werden musste.

Ich habe vor einiger Zeit ein Buch über die Nachfahren dieser Widerstandsgruppen gelesen, die kollektiv (Frauen und Kinder) eingesperrt wurden, auch in KZ`s, um dann die Reise von Norden in den Süden (bis Südtirol) anzutreten, immer in der Angst, dass sie vielleicht doch noch gemeinsam erschossen werden.
Ihr Überleben hatten sie nur der Tatsache zu verdanken, dass die alliierten Truppen die Nazis in die Flucht schlugen, die sich dann nicht mehr um ihre "Spezialhäftlinge" kümmerten, bzw. anfangs noch dachten, sie könnten sie als FAustpfand den Alliierten anbieten, um die eigene Haut zu retten.
Besonders in ERinnerung aus dem Buch ist mir geblieben, dass diese Leute auch im KZ Flossenbürg zwischendeponiert wurden, wo sie noch Herrn Bonhoeffer trafen, der kurz darauf in den letzten Kriegstagen noch hingerichtet wurden.
Olga
 
dutchweepee
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RE: Stauffenberg
geschrieben von dutchweepee
zu wenig widerstand.jpg
RE: Stauffenberg
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 20.07.2019, 13:09:26

Sehr gut reinkopiert, aber was denkst du..?


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dutchweepee
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RE: Stauffenberg
geschrieben von dutchweepee
@dick : ich denke, wir sollten viel mehr Widerstand leisten. Jetzt haben wir die Gelegenheit, die Fehler unserer Eltern nicht zu wiederholen.
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Gegendemonstranten in Kassel - davor zwei PolizeifahrzeugeProteste Kassel.jpgGegendemonstranten in Kassel - davor zwei PolizeifahrzeugeZahlreiche Menschen haben sich am Vormittag zur Gegendemonstration in Kassel eingefunden. Bild © picture alliance/Swen Pförtner/dpa

In Kassel finden zur Stunde mehrere Aktionen gegen einen Aufzug von Rechtsextremen statt. An einem ersten friedlichen Protestmarsch beteiligten sich tausende Menschen. Die Versammlung der rechten Teilnehmer verzögert sich.
RE: Stauffenberg
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 20.07.2019, 13:22:46

Der Wiederstand beginnt schon wenn man sich ihre Äußerungen anhört, darüber nachdenkt und als "für mich persönlich uninteressant" einstuft.

Glaub mir - wenn man bemerkt das die "Missionierungsversuche" nicht fruchten werden sie nervös, sehr nervös. Und dann zeigen sie dir ihr wahres Gesicht - absolut unverfälscht.

Dieses Recept wende ich schon seit DDR-Zeiten an und es hat immer gewirkt. Und man selber sieht dann wieviel Fundament das gesagte wirklich hat. Meist bekommst du nur hohle Phrasen an den Kopf geworfen und die auch noch gebrüllt, manchmal auch leise und mit dem Zusatz "..bitte glauben sie mir..". Dann ist Vorsicht anzuraten, denn der Redner weiß nicht so recht wovon er spricht und ist selbst nicht überzeugt.

Probiere es ruhig aus - ist narrensicher und funktioniert in jeder Situation.

JuergenS
JuergenS
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RE: Stauffenberg
geschrieben von JuergenS

Ich hab mal versucht, rauszufinden, wie Juden über das Thema Stauffenberg denken.
Duchaus differenziert, denn schliesslich war der Kreis um Stauffenberg ja nicht von Anfang an attentatsbereit.

Dazu aus der juedischen Allgemeinen ein nachdenklicher Beitrag:

http://www.juedische-allgemeine.de/meinung/problematische-erinnerung/?fbclid=IwAR27Zz8kBuSg297sOGteAAIqwqkPviRqo5_oEqMjDgBFsqixMxBw8UwJLlY


Ich persönlich kann nur schwer damit umgehen, wieviele Deutsche, nicht nur die deutschen Nazis, damals das Regime angesichts viel bekannter Brutalitäten tolerierten, unterstützen, wegschauten.

Ich möchte aber betonen, dass wir heute nicht im Entferntesten in Deutschland in einer ähnlichen Situation sind oder sein werden, wie vor und nach 1933.


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dutchweepee
dutchweepee
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RE: Stauffenberg
geschrieben von dutchweepee

Stauffenberg war selbst Antisemit und strammer Nationalsozialist. Als Mitglied der Wehrmacht hatte er den Vernichtungskrieg gegen Polen und die Sowjetunion und die Vernichtung der europäischen Juden und Jüdinnen und der Sinti und Roma mitgetragen. Er war nicht der "gute" Vorzeige-Deutsche, als der er nach 1945 inszeniert wurde.

Stauffenberg - kreuz in gold.jpg

JuergenS
JuergenS
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RE: Stauffenberg
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf dutchweepee vom 23.07.2019, 12:08:12

und so ist das ganze ambivalent, im Gegensatz dazu waren die Akteure der weissen Rose nur Gegner der Nazis, aber unter dem Strich bin ich nicht gegen diesen etwas angepassten Kult um Graf Stauffenberg, weil auch ein kurierter Nazi ein Symbol für eine gravierende Verbesserung sein darf.

Es kann aber sein, dass die Geschichte eines Tages anders berichten, denken, agieren wird, aber dazu ist die Zeit noch nicht reif.



 

Angeli44
Angeli44
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RE: Stauffenberg
geschrieben von Angeli44
als Antwort auf wolke07 vom 28.06.2019, 17:08:22

 
@Wolke 07
 
Liebe Wolke07, habe erst vor kurzem diesen Forumsbeitrag von dir entdeckt. Dazu passt sehr gut mein Blog über Marion Grafin Dönhoff und ihr Buch: „Namen, die keiner mehr nennt ... Ostpreußen Menschen und Geschichte“,  den ich ebenfalls hier im ST im Juli d.J. veröffentlicht habe. Der Link lautet:
 
 
https://www.seniorenportal.de/community/blog/eigene-themen/buecher-und-theater

 
Marion Gräfin Dönhoff hatte einen Verwandten, Henrich Graf Lehndorff, der das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 mit vorbereitet hatte. Es ist in ihrem Buch im Kapitel  "Leben und Sterben eines ostpreußischen Edelmannes" zu finden. Ich habe dieses Kapitel  nacherzählt und stelle einen Teil meiner Nacherzählung, die auch im obigen Blog zu finden ist,  jetzt hier ein: 


„...Heinrich Graf Lehndorff hatte sich in den Dienst der Widerstandsbewegung gestellt, hatte jahrelang als Kurier Nachrichten hin- und herbefördert und hatte das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 mit vorbereitet. Nach dem Misslingen des Attentats konnte er zunächst vor der Gestapo fliehen, aber nach seinem Entkommen "rief er plötzlich viele Stunden später von einem weit entfernten Vorwerk an, seine Frau möge ihn abholen. Er hatte es sich anders überlegt, die Sorge um das Schicksal seiner Familie war stärker als der Selbsterhaltungstrieb. So stellte er sich freiwillig den Verfolgern." (S. 98) Er kam ins Gefängnis nach Königsberg, und nach wenigen Tagen wurde er von dort zusammen mit anderen Gefangenen nach Berlin transportiert. "Als der Polizeiwagen nachts vor dem Gefängnis in der Prinz-Albrecht-Straße hielt, gelang ihm, was keinem anderen gelungen war: herauszuspringen und zu flüchten - übermächtig war seine Sehnsucht nach Freiheit." (S. 99) Er konnte sich tagelang verborgen halten, aber die fehlenden Schuhbänder, die ihm im Gefängnis abgenommen worden waren, wurden ihm zum Verhängnis. Nach vier Tagen waren seine Füße so wund, dass er keinen Schritt mehr tun konnte. Der Hilfesuchende wurde ausgeliefert und nach schlimmen Misshandlungen wieder in das Berliner Gefängnis eingeliefert. "Ein kurzer Prozeß vor Freislers Volksgerichtshof, wo er sich zu seiner Tat und Haltung bekannte und keinen Versuch machte, sich herauszureden. Und dann am 4. September 1944 das Ende am Galgen von Plötzensee. ...“
 
 
Neu hinzugefügt habe ich im obigen Blog ein Video über und mit Marion Gräfin Dönhoff, das ich bei You Tube gefunden habe. Es wurde am 20. 10. 2014 von Angelina Pavlova veröffentlicht und gehört zu: “Deutschland Lenker und Gestalter“. Dieses sehr dichte Video enthält eindrückliche historische Dokumente, auch Auftritte Adolf Hitlers und eine Szene aus den Prozessen von den Attentätern des 20. Juli 1944 vor dem damaligen Volksgerichtshof. Weiterhin Szenen vom Volksaufstand am 17. Juni 1953 in Ostberlin und den Kniefall von Bundeskanzler Willy Brandt am Ehrenmal der Helden des Warschauer Ghettos am 7. Dezember 1970. Abschließend sind Ausschnitte aus der Rede von Marion Gräfin Dönhoff an der Humanistischen Fakultät der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Torun im Sommer 1991 zu sehen, wo sie die Ehrendoktorwürde erhielt.

Der Link zu diesem dichten, eindrücklichen Video:


https://www.youtube.com/watch?v=tQMImWUrbnw
 
 
Es grüßt
 
Angeli44


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