Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Sterbehilfe - wie geht es hier weiter mit der GEsetzgebung?

Innenpolitik Sterbehilfe - wie geht es hier weiter mit der GEsetzgebung?

ade54
ade54
Mitglied

Re: Sterbehilfe - wie geht es hier weiter mit der GEsetzgebung?
geschrieben von ade54
..interessanter Link det, danke dafür.

Mich hat bei der ganze Debatte folgendes Zitat sehr beeindruckt:

"Ich halte es für unvereinbar mit der Menschenwürde, wenn aus dem Schutz des Lebens ein Zwang zum Qualtod wird."
Peter Hintze, CDU zitiert nach Westdeutsche Allg.Zeitung (WAZ)

Annegret
bukamary
bukamary
Mitglied

Re: Sterbehilfe - wie geht es hier weiter mit der GEsetzgebung?
geschrieben von bukamary
Bei der ganzen Diskussion stört mich insbesondere, dass nach wie vor das Nachdenken über einen anderen empathischeren Umgang mit dem Sterben noch immer nicht möglich ist. Es geht für mein Verständnis um weit mehr als nur um die Frage - überspitzt formuliert - Giftbecher ja oder nein. Es ist vielmehr als nur der Wunsch keine Schmerzen zu haben, es ist die Angst in dieser Situation alleine zu sein. Vielleicht noch der Wunsch niemanden mehr zur Last fallen. meine bisherige Selbstständigkeit augeben zu müssen.
So lange nicht konkret die Palliativmedizin und die Hospizarbeit entsprechend finanziell abgesichert sind, bleibt für mich die Diskussion fragwürdig und unehrlich. Und klammert auch ein Stückweit die Frage nach der Menschenwürde aus.
Was ist das eigentlich für ein Menschenbild von dem wir da ausgehen, was für eine Gesellschaft?
Selbstbestimmheit? Ja klar, wollen wir alle. Ist auch gut so. Aber sind wir wirklich immer so selbstbestimmt, wie wir immer tun oder sein möchten? Sind wir wirklich noch selbstbestimmt wenn wir vor allem was im Leben unangenehm und unbequem ist, davon laufen.
Wenn ich mir so einige Diskussionen anhöre, dann bin ich gerade zu froh, dass hier die Regelung so ist wie sie ist. Ich wäre villeicht sonst ziemlich unter Druck gesetzt worden, dass ein Giftbecher nicht das Schlechteste wäre. Dann wüßte ich heute einiges nicht, was für mein Leben schon sehr entscheidend war. Heute vor zwei Wochen, ziemlich genau um diese Zeit wußte ich dann, dass ich eine Chance habe es zu schaffen. Einige Stunden zuvor wußte ich nicht einmal, ob ich überlebe, vor allem als mir vom anderen Ende des Hörers gesagt wurde, dass es mit dem Notarzt noch einem Weile dauern könnte, da noch ein anderer Einsatz sei. Und das war ein verdammt mieses Gefühl in der ich dann auch alleine war und alleine gelassen wurde. Und wie damit genau umgegangen wurde, dazu äußere ich mich lieber nicht.
Da wäre der Giftbecher für alle Seiten die einfachere Lösung und vor allem viel preisgünstiger.
Sorry, manchmal brauchts bei mir den Zynismus um meine Aggressionen im Zaum zu halten.

bukamary
Re: Sterbehilfe - wie geht es hier weiter mit der GEsetzgebung?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf bukamary vom 14.11.2014, 15:24:50
Sind wir wirklich noch selbstbestimmt wenn wir vor allem was im Leben unangenehm und unbequem ist, davon laufen.
Natürlich sind die Menschen selbstbestimmt, die sich entscheiden, eine für sie unerträgliche Situation beenden zu wollen. Leider wertest Du ihre Entscheidung ab, indem Du es so darstellst, als würden sie vor etwas Unangenehmem davon laufen. Das ist reine Polemik und kein sachlicher Beitrag zur Diskussion. Wenn Du nicht anders kannst, als Menschen anderer Ansicht zynisch abzuwerten, um deine Aggression im Zaum zu halten, dann kauf dir lieber einen Boxsack, als jetzt die Diskussion auf so ein Niveau herab zu ziehen.

det

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olga64
olga64
Mitglied

Re: Sterbehilfe - wie geht es hier weiter mit der GEsetzgebung?
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.11.2014, 15:43:57
Nicht schon wieder - Det. Bitte bemühen auch Sie sich bei diesem sehr schwierigen Thema auf höherem Niveau zu bleiben - danke!

Ich fand die Rede von Herrn Hintze gestern vor dem Parlament sehr gut: es geht nicht um das Sterben - es geht um das Wie des Sterbens. Ich persönlich habe noch keinen klaren Gedanken hierzu gefasst, obwohl es mich sehr beschäftigt. Ich glaube, mein Wunsch wäre es, dass ein Arzt meines Vertrauens, der mich kennt und den ich kenne bereit und in der Lage sein könnte, mir auf sanfte Art und Weise medikamentös zu helfen,dass ich - wenn das Leben zu viel wird - friedlich sterben kann.
Ich möchte es, glaube nicht, an VErwandte, Freunde delegieren müssen, weil ich mir vorstellen kann, in welche Gewissenskonflikte ich diese Menschen bringen würde. Wäre bei mir ja ähnlich, wenn mich jemand zum Assistenten beim Suizid erwählen würde.
Aber es ist schwierig - aber es muss trotzdem geregelt werden in einer Gesellschaft, wo Menschen immer älter und dann in den letzten Lebensjahren auch immer kränker und "lebensmüder" werden. Olga
another
another
Mitglied

Re: Sterbehilfe - wie geht es hier weiter mit der GEsetzgebung?
geschrieben von another
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.11.2014, 11:04:45
Danke, det,
man trifft doch immer wieder mal Menschen, die versuchen, sich in andere hinein zu versetzen. Irgendwie tut das gut, nicht umgekrempelt zu werden. Wie ich empfinde, wenn ich denn einmal in dieser hilflosen Situation bin, weiß ich nicht. Die Frage bleibt ja offen, wie weit ich noch "bewußt" lebe. Freitod wegen unausstehlicher Schmerzen ist ja für fast jeden noch einigermaßen nachvollziehbar. Aber da zu liegen, nicht mehr aufstehen können und für jedes Bedürfnis Andere um Hilfe bitten zu müssen, gleichgültig in welcher Situation diese gerade stecken... Ich finde es grausam. Ich werde im nächsten Jahr 70. Da hab ich schon fast das deutsche Durchschnittsalter erreicht. Und eigenartigerweise habe ich vor einiger Zeit plötzlich mit dem Betrachten meines Lebens, dem Werdegang, Erfolge und Niederlagen begonnen. Das geschah nicht absichtlich, sondern beim Aufräumen meiner Fotos und beim Anhören von Musik, die mich mein Leben lang begleitete - Schlager und Pop. Zu allem fallen mir irgendwelche - eigentlich belanglose - Erlebnisse ein. Mir fiel dabei das Bild meiner ersten großen Liebe in die Hände und beim Betrachten fielen mir auch die Erlebnisse ein - was sind wir durch Berlin geeilt, um "unsere" Bands zu hören - die Sputniks, Franke-Echo (die Spitze schlechthin) und Manne Krug. 50, 55 Jahre vergessen und plötzlich wieder wie gestern. Ich glaub ich würde bittere Tränen vergießen, wenn ich mit diesen Gedanken fast unbeweglich dahin siechen müßte.
Doch ... dieses Thema muß ausdiskutiert und menschliche Entschlüsse gefasst werden.
another
bukamary
bukamary
Mitglied

Re: OT
geschrieben von bukamary
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.11.2014, 15:43:57
det nur so viel:
vielleicht hättest Du den ganzen Beitrag lesen sollen. Mir mißfällt einfach, dass die Diskussion auf bestimmte Aspekte reduziert wird. Und so wie sie geführt wird, empfinde ich es als verlogen.
Und im übrigen mein Zynismus bezog sich auf das, was ich real erlebt habe und das war ziemlich übel und leider keineswegs eine Ausnahmesituation.
Im übrigen bin ich heilfroh, dass ich überlebt hab. Vielleicht überlegst Du wie zynisch Deine Antwort bei mir ankommen muss.Verletzungen habe ich gerade genug ertragen müssen.

bukamary

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olga64
olga64
Mitglied

Re: OT
geschrieben von olga64
als Antwort auf bukamary vom 14.11.2014, 16:13:16
Bukamary - Kopf hoch - bleiben Sie tapfer. Ich finde es auch traurig, dass sogar bei diesem Thema andere angegriffen usw. werden. Ich hoffe, das hört wieder auf und wir können anständig weiterdiskutieren. Sonst müssen wir es wohl wirklich bleiben lassen - dies bedauert Olga
Re: OT
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf bukamary vom 14.11.2014, 16:13:16
Und im übrigen mein Zynismus bezog sich auf das, was ich real erlebt habe und das war ziemlich übel und leider keineswegs eine Ausnahmesituation.
Im übrigen bin ich heilfroh, dass ich überlebt hab. Vielleicht überlegst Du wie zynisch Deine Antwort bei mir ankommen muss.Verletzungen habe ich gerade genug ertragen müssen.
Was hat der Verlauf der Diskussion mit dem zu tun, was Du real erlebt hast? Wenn Du meinst, deine Erlebnisse tragen zur Diskussion bei, dann schreib davon und setze nicht voraus, daß der Leser dein Leben kennen muß um deinen Zynismus zu verstehen.

Wenn dein Beitrag sich auf bestimmte Aspekte der Diskussion bezieht, dann solltest Du das auch deutlich schreiben. Für mich sah es keineswegs danach aus und dein Zynismus war einfach unangebracht. Du kannst auch nicht wissen, ob unter den Lesern vielleicht jemand sein könnte, der bereits vor der diskutierten Entscheidung stand und könntest deinen Zynismus ruhig dieser Möglichkeit anpassen.

EOD
Gerdd
Gerdd
Mitglied

Re: Sterbehilfe - wie geht es hier weiter mit der GEsetzgebung?
geschrieben von Gerdd
als Antwort auf olga64 vom 12.11.2014, 18:06:46
Danke, daß dieses Thema nochmal "behandelt" wird!
-----------------

Ich frage mich gerade nach meinem IST-Zustand zu diesem Thema.

Bin der Meinung, daß mein Bewußtsein eine Antwort in mir selbst finden sollte, denn viele Antworten sind nur versteckt.

Mein „freier Wille“, mich so oder so zu entscheiden – als Befürworter oder Gegener der Sterbehilfe – ist eigentlich eine Illusion, oder?

Selbst wenn ich mich heute festlege, kann mein vermeintliches ICH morgen von anderen Komponenten wie z.B. Emotionen, Liebe, Müdigkeit usw. umgesteuert werden.

Mir scheint es ganz schwierig zu sein, ein endgültiger, d.h. dauerhafter Gegner oder Befürworter zu sein.

Wenn mir Mißtrauen entgegengebracht wird oder ich einem Schreiber Mißtrauen entgegenbringe, ist wohl Flucht das Thema oder Kampf, jedenfalls das Denken wird sofort abgeschaltet.
(War ja zu beobachten beim letzten diesbezüglichen thread, den ich mir letzte Nacht komplett durchgelesen habe.)

Also nur gegenseitiger Respekt und Verständnis würde mich und uns hier weiterführen, denke ich.

In diesem Sinne würde ich gerne weiterdiskutieren.

Zur Zeit würde ich (für mich allein!) Sterbehilfe gerne in Anspruch nehmen - wenn es soweit ist.
hzl Gerd
mane
mane
Mitglied

Re: Sterbehilfe - wie geht es hier weiter mit der GEsetzgebung?
geschrieben von mane
als Antwort auf bukamary vom 14.11.2014, 15:24:50
Liebe Bukamary,

auf die Hilfe des Notarztes angewiesen zu sein und damit zu rechnen, dass er möglicherweise wegen eines anderen Einsatzes zu spät kommen könnte, stelle ich mir furchtbar vor. Du hast erfahren, dass Du die Chance hast "es zu schaffen". Das wünsche ich Dir von Herzen.

Du vermisst einen empathischen Umgang mit dem Sterben ind ich stimme Dir zu, dass es da um mehr geht, als, wie Du "überspitzt formulierst": "Giftbecher ja oder nein?"

Es ist ein Thema, welches bewegt und vielen Angst macht. Wir schreiben darüber mit dem Blick auf unser Lebensende oder das uns nahe stehender Menschen.
Da passiert es leicht, dass emotional reagiert und nicht genau gelesen wird.

Es ist vielmehr als nur der Wunsch keine Schmerzen zu haben, es ist die Angst in dieser Situation alleine zu sein. Vielleicht noch der Wunsch niemanden mehr zur Last fallen. meine bisherige Selbstständigkeit augeben zu müssen.
So lange nicht konkret die Palliativmedizin und die Hospizarbeit entsprechend finanziell abgesichert sind, bleibt für mich die Diskussion fragwürdig und unehrlich. Und klammert auch ein Stückweit die Frage nach der Menschenwürde aus.
Was ist das eigentlich für ein Menschenbild von dem wir da ausgehen, was für eine Gesellschaft?
Selbstbestimmheit? Ja klar, wollen wir alle. Ist auch gut so. Aber sind wir wirklich immer so selbstbestimmt, wie wir immer tun oder sein möchten?


Alles was Du schreibst, gehört um Thema und ist es wert besprochen zu werden.

Ein Motiv von Menschen, nicht mehr leben zu wollen, ist, weil sie glauben den anderen (der Familie?) eine Last (auch finanziell zu sein, wenn sie schwer pflegebedürftig werden. Oder dass diese Situation "würdelos" sei und sie es nicht ertragen könnten, sich nicht mehr alleine zu versorgen.

Mir gefällt der Gedanke nicht, dass sterbenskranke Menschen in unserer Gesellschaft solche Bilder vor Augen haben. Verlieren diese Menschen ihre Würde weil sie Pflegefälle sind und auf andere und deren Pflege und Unterstützung angewiesen sind? Sind sie in einer Welt, die immer mehr Wert auf Jugend und Leistung setzt, weniger wert, wenn sie nicht mehr autark und selbstständig sind?
Gehört es denn nicht dazu, wie am Anfang unseres Lebens, dass wir auch am Ende des Lebens Betreuung und Pflege benötigen und auch annehmen können?

Die meisten Menschen haben Angst vor dem langen und qualvollen Sterben. Aufgabe der Politik muss sein, die Versorgungslücken in der Pflege und der Palliativmedizin zu schließen. Dann nimmt man vielen sterbensktanken und alten Menschen ein Stück ihrer Furcht.

Ich habe die Befürchtung, dass eine Legalisierung der Sterbehilfe dazu führen wird, den Druck auf Alte, Kranke und Behinderte weiter zu erhöhen und diese dann eben nicht mehr "selbstbestimmt" reagieren werden.
Belgien und die Niederlande zeigen, wohin die Entwicklung führen kann. In den Niederlanden gibt es mobile Sterbehilfeteams - hier geht es nicht mehr um Beihilfe zur Selbsttötung, sondern um aktives Töten auf Verlangen. Auch Sterbehilfe für Kinder ist möglich. In Belgien wird sie auch für Demenzkranke diskutiert.

Liebe Grüße,
Mane

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