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Innenpolitik Tote bei Berufsausübung

sysiphus
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Tote bei Berufsausübung
geschrieben von sysiphus
Tote bei Berufsausübung

Leider sterben immer wieder Menschen bei der Arbeit, während sie ihren Beruf ausüben. 2008 kamen insgesamt 1.046 Menschen bei der Arbeit oder auf dem Weg zur Arbeit ums Leben. Nach Meinung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) sanken die Zahlen der Arbeitsunfälle mit tödlichem Ausgang 2009 wegen der Kurzarbeit. Immerhin verloren 468 Versicherte 2009 durch einen Arbeitsunfall ihr Leben.

Im Spiegel war am 15.4.2010 zu lesen: "Tod in Uniform. Im vergangenen Jahr wurden acht Polizeibeamte im Dienst ermordet". Obwohl die Polizisten ihr Leben lassen mußten im Dienst für die Sicherheit in Deutschland, wurde diesen Opfern kaum Aufmerksamkeit zuteil, jedenfalls nicht in dem Ausmaß wie für die in Afghanistan gefallenen Soldaten Gibt es sone und solche Toten? Oder ist dabei die öffentliche Wahrnehmung beeinflußt von der Tendenz medialer Darstellung?

sysiphus...

(Erich der Kästner: "sein wir mal ehrlich, leben ist immer lebensgefährlich"!)



adam
adam
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Re: Tote bei Berufsausübung
geschrieben von adam
als Antwort auf sysiphus vom 16.04.2010, 17:56:01
Wird's besser? Wird's schlimmer? fragt man alljährlich.
Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich!
geschrieben von Erich Kästner


Sysiphus,

Erich Kästner sprich vom allgemeinen Lebensrisiko, das niemandem abgenommen werden kann, auch nicht von einer Lebens- oder Unfallversicherung.

Hätte Deine Frage nicht lauten müssen, welche bereits bestehende Meinung beeinflußt wird, wenn über den Tod von Polizeibeamten oder von Soldaten berichtet wird?

Der Polizist wird im Zusammenhang mit Ruhe und Ordnung genannt, der Soldat steht für das Gegenteil. Der Polizist ist immer noch eine Respektsperson, auch auf Grund seiner Vollmachten, der Soldat versinnbildlicht den Entzug von Persönlichkeitsrechten. Wird ein Polizist erschossen, spricht man von Mord, der Soldat "fällt" und niemand fordert, die zur Verantwortung zu ziehen, die ihn getötet haben. Es ist eben Krieg und da ist das so. Und weil genau so auf den Tod der Soldaten in Afghanistan reagiert wird, ist auch eine Diskussion um den Begriff Krieg überflüssig.

Die Grundtendenz der Wahrnehmung, über den Tod der deutschen Soldaten in Afghanistan, wird sicher immer noch bestimmt davon, wie die deutsche Gesellschaft ihre Soldaten sieht. Diese Sicht ist in weiten Kreisen der Gesellschaft beeinflußt durch die Katastrophen der beiden Weltkriege und durch die Stimmung, daß man sich Soldaten eigentlich nur "hält", weil es alle tun. Sie wären überflüssig, wenn niemand sie hätte.

Meine Grundtendenz als Jahrgang 1951 ist die, daß ich Jahrzehnte darauf stolz war, zu einer Generation zu gehören, die weder einen Krieg begonnen, noch sich militärisch gegen einen wehren mußte. Mit der wiedergewonnenen Souveränität der "neuen" Bundesrepublik zerplatzte dieser Stolz wie eine Seifeblase, schon durch den Einsatz der Bundeswehr auf dem Balkan und dann natürlich in Afghanistan.

Besonders über die Beteiligung der Bundesrepublik in Afghanistan haben sich alle in die eigene Tasche gelogen. Die Politik, die Medien (die ja auch zur Gesellschaft gehören), die gesamte Gesellschaft. Jetzt kommt das böse Erwachen und es ist, wie es immer ist, wenn sich jemand einer ungewollten, teils selber verschuldeten Realität gegenüber sieht: Kopf einziehen und durch!

Sowohl bei der Berichterstattung der Medien über den Tod der Soldaten als auch bei der Kenntnisnahme durch die Bevölkerung, ist mir die Sachlichkeit aufgefallen, mit der die Nachrichten aufgenommen und mit der sie diskutiert werden. Es grenzt an Gleichgültigkeit. Die Tragik, die im Tod der Soldaten liegt, auch weil erst ihr Tod Anlaß ist, über den Sinn ihres Einsatzes nachzudenken, wurde nicht erfasst. Das spricht m. E. dafür, daß das Thema Afghanistan bis vor kurzem von der breiten Öffentlichkeit verdrängt wurde. Wir waren Nato, konnten im Grunde nicht anders, uns traf keine Schuld, Hände waschen.

Jetzt stell sich heraus, daß das damalige, spontane Bekenntnis von Bundeskanzler Schröder zu einer uneingeschränkten Solidarität mit den USA, vor allem mit der damaligen Bush-Administration, ein Fehler war. Natürlich mußten wir als Natopartner solidarisch sein, aber blind hinterher laufen mußten wir nicht. So widersinnig, wie die Begründung des Trojanischen Krieges, so widersinnig war die Begründung des Afghanistankrieges. Wegen der Entführung einer schönen Frau oder um einen bösen Mann zu fangen, fängt man keinen Krieg an. Aber auch nicht, um den Bösen zu zeigen, was passiert, wenn sie Böses von ihrem Land aus geschehen lassen. Da gibt es andere Möglichkeiten. Zuerst kommt das Denken, dann die Handlung.

Ja, es gibt "sone und solche" Tote, vor allem in einer demokratischen Gesellschaft. Die Toten in einem Krieg sind die Opfer für die Fehler dieser Gesellschaft. Der Fehler unserer Gesellschaft besteht meiner Meinung nach darin, daß sie zu unpolitisch geworden ist und auf Politik nur noch reagiert und selber zu wenig agiert. Dann spiegelt die Politik nicht mehr den Willen ihrer Bürger wider. In diesem Sinn kann auch eine Gesellschaft ihre politische Führung im Stich lassen.

--

adam


daddy60
daddy60
Mitglied

Re: Tote bei Berufsausübung
geschrieben von daddy60
als Antwort auf sysiphus vom 16.04.2010, 17:56:01
Wir sollten uns bewusster machen, nichts ist perfekt.

Nicht mal die Natur.
Unfälle kommen in der Natur, in der Evolution usw immer mal wieder vor.

Falls die Bezeichnung "Lebewesen" sich darauf bestimmen lässt was lebt, sich bewegt,
dann sterben täglich Billionen "Spermien" auf dem Weg zur Arbeit.


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