Innenpolitik Tyrannen

Der Tyrann ist tot
lese ich gerade
und dieser Satz bezieht sich auf den gestern erschossenen/
ermordeten (?) Muammar al Gaddafi aus Libyen.

Mir geht dabei durch den Kopf, wie viele Tyrannen
unsere Welt hat bisher verkraften müssen, im vorbiblischen
Zeitalter/Griechen/Römer etc., später ebenso wie heute auch -
(Hitler, Stalin, Mussolini, Franco).

Fallen europäische absolute Herrscher (Kaiser, Könige) auch
unter den Begriff Tyrann, war Heinrich VIII ein solcher?
Was genau macht einen Tyrannen aus?

Gerne würde ich Eure Meinungen dazu lesen.

M.

Du hast einige der wichtigsten, nein der schlimmsten schon genannt, eine Charakterisierung ist offensichtlich.
Schlimm ist, dass in vielen sog. Demokraten auch das Potential für einen Tyrannen läge, wenn die Demokratie sie nicht bremsen würde.

Neigung zu Diktatur, oft mit Tyrannei gepaart, haben/hatten noch ein paar, auch wenn sie für ihre Region Nützliches für die Entwicklung der Bevölkerung tun/taten:

FJS

Putin

Katschinsky

Assad

Kim in Nordkorea

Haider

Sicher müßte man differenzieren, aber ich wollte mein Bild aufhellen, das ich von dem gesamten Thema habe, da gehören auch Verhinderte dazu.

Abgesehen davon, dass manche so ein tyrannisches Exemplar auch in den eigenen vier Wänden haben können -männliche wie weibliche- wird/wurde mancher Regent aus Furcht vor dem Verlust seiner Macht durch das Volk zum Tyrannen. Grausamkeit statt Empathie und Machterhalt um jeden Preis gehören sicher zu den Grundzügen eines Tyrannen.

Trotzdem möchte ich die Tyrannen der früherern Jahrhunderte nicht unbedingt mit den heutigen vergleichen, weil sich die Denkweisen, Erkenntnisse und Wahrnehmungen der Menschen geändert haben. Die heutigen Tyrannen reagieren und regieren immer noch nach dem alten Vorbild, aber ihre "Untertanen" sind nicht mehr die gleichen, sie beginnen der Tyrannei Grenzen zu setzen. Man darf berechtigt hoffen, dass Tyrannen in der Zukunft nur noch in Geschichtsbüchern überleben.

In meinen Augen sind Tyrannen heute nur noch "Angstbeißer"!

Luchs

Interessant sind die Namen, Heigl, die Du aufgeführt hast,
mir fällt dabei FJS besonders ins Auge.
Was hätte alles passieren können, wenn .......?

M.

Ein sehr interessantes Thema Medea, wenn wir es systematisch behandeln würden, dann hätten wir hier einen wahren Dauerbrenner.

Gerade gestern, als sich die Ereignisse in Libyen plötzlich überstürzten und der Tyrann letztendlich getötet wurde, musste ich auch an jenem anderen Tyrannen denken – Nicolaue Ceausescu, der Rumänien so viel Unglück gebracht hatte.

Das hat ja namhafte Politiker anderer Länder (dies bei beiden dieser Staatsmänner) nicht daran gehindert, sie zu empfangen bzw. mit ihnen manch ein Abkommen abzuschließen.

Zurückdenkend an Ceausescu, Staatspräsident Rumäniens zwischen 1967 und Ende 1989, erinnerte mich gestern die Erschießung von Gaddafi, an jene andere überstürzte Hinrichtung am 25. Dezember 1989, als während seines Fluchtversuches, "der geliebte Sohn des Volkes" (so wurde Ceausescu stets genannt), auch von seinen Getreuen, erschossen wurde.

Warum erwähne ich dieses vergleichbare Ende der beiden Massenmörder?
Weil in beiden Fällen, kein Interesse bestand an einem Prozess – welches sowohl bei Ceausescu wie auch bei Gaddafi gezeigt hätte, wie viele da mitgemacht hatten.

Ich denke, dass eben dies eines der Dramen ist die sich im Verborgenen abspielen – die unzähligen Mitläufer, die Geheimdienste ohne denen diese Allmacht nicht vorstellbar ist, die kleinen Tyrannen hinter dem großen Tyrann einer Zeit.

Miriam

Ja Miriam,
Ceausescu war einer der europäischen Tyrannen, der
seine Diktatur vor unserer Nase betrieb, danke, daß Du
daran erinnerst - die Folgen hat das Land bis jetzt nicht
überwunden.

Wie ist in diesem Zusammenhang Tito einzuordnen?
Alles Europäer.

Über die Tyrannei des Francoregimes hier zu schreiben, wäre vielleicht etwas banal – ich nehme an, dass dieses Thema, welches sogar im Geschichtsunterricht vermittelt wird, bekannt ist.

Doch wie problematisch der Umgang mit den Verbrechen der Tyrannen ist, zeigt uns sogar bis heute, ein Beispiel aus Spanien.
Dabei geht es um den spanischen Untersuchungsrichter Baltasar Garzón – oft auch als eine Art "Weltgewissen" betrachtet – der sich in zahlreichen Verfahren eben mit den Verbrechen der Francozeit befasst hat.

Anscheinend möchte ein beachtlicher und auch mächtiger Teil Spaniens, diese Zeit einfach begraben, sie aus dem Weltgedächtnis löschen – mit anderen Worten: nicht mehr daran rühren.

Oder geht es vielleicht um jenen anderen, Chiles Tyrann bzw. Diktator Pinochet?
Denn es war der Verdienst des Richters Baltasar Garzón, dass Augusto Pinochet ins Gefängnis kam.

Mitte des vorigen Jahres wurde der Richter Baltasar Garzón verklagt, es wird ihm Rechtsbeugung vorgeworfen – und so können die Helfer und Helfershelfer der Dikatoren bzw. Tyrannen, wieder ruhig weitermachen.

Wer sind diejenigen die eigentlich die Fäden ziehen und eine solche Macht besitzen, die ihnen erlaubt die Hintergründe der diktatorischen Systeme zu verbergen?
Es sind die Ultrakonservativen – und man staune: die heutigen Anhänger der Francodiktatur – ja die gibt es noch und die besitzen noch viel Macht.

Durch die Beseitigung eines Tyrannen, ändert sich die Geschichte noch nicht.
Genau dies ist meine Befürchtung auch in Bezug auf Libyen – oder anderer arabischen Staaten, in denen der Frühling seine ersten Knospen zeigt.

Wie sehr solche erste Knospen von einem plötzlich aufkommenden Frost bedroht sind, hat uns die Geschichte etliche Male gezeigt.

Miriam

Merke: Tyrannen sind erst solche, wenn sie unseren Geschäftemachern nicht mehr nützlich sind!

der Nenner ist mir zu klein, schorsch, aber ein bisschen Wahrheit steckt schon drin.

Schade, daß dieser thread so wenig Interesse findet -
mir schien es ein Diskussionsthema in seiner Vielfältigkeit
zu sein.

M.