Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Umstrittener Bischof Walter Mixa geißelt Nichtgläubige !

Innenpolitik Umstrittener Bischof Walter Mixa geißelt Nichtgläubige !

carlos1
carlos1
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Re: Umstrittener Bischof Walter Mixa geißelt Nichtgläubige !
geschrieben von carlos1
als Antwort auf arno vom 13.04.2009, 09:20:05
"...dass "praktizierter Atheismus" mit schuld an den Massenmorden von Nazis und Kommunisten gewesen...." arno


Wenn es bei Arno bzw Mixa geheißen hätte, der „“Atheismus als solcher“ trage Mitschuld, wäre ein Einspruch fällig gewesen. Ein "praktizierter“ Atheismus ist jedoch etwas anderes. Das Christentum war zunächst ein religiöser Glaube - Engels spricht vom Urchristentum als „revolutionärem Element“ - wurde dann aber unter Kaiser Konstantin eine Ideologie (Staatsideologie und konservative Institution). Damit wurde das Chsitentum „praktisch“. Die totalitären System des Nationalsozialismus und Kommunismus müssen unterschieden werden. Der Marxismus als Weltanschauung hat von Marx eine sehr differenzierte Betrachtungsweise gegenüber der Religion gepflogen, die abweicht von der oft demonstrierten engstirnigen sektiererischen Auffassung so genannter „Marxisten“.
Marx geht davon aus, dass Religion Ausdruck eines wirklichen Elends und Protestation gegen dieses Elend ist. In seinen Pariser Manuskripten schreibt Marx: "Der Atheismus hat keinen Sinn mehr, denn der Atheismus ist eine Negation des Gottes und setzt durch dieses Negation das Dasein des Menschen; aber der Sozialismus …. bedarf einer solchen Vermittlung nicht mehr; … er ist positives …. Selbstbewusstsein des Menschen.“ Das will sagen, dass…. Humanismus sich nicht als Negation der Religion definieren muss. Marx und Engels haben untersucht, welchen menschlichen Bedürfnissen die Religionen auf - nach ihrer Meinung – irreführender Weise entsprechen: Sie sind seiner Meinung nach Ausdruck eines wirklichen Elends und Protestation gegen dieses Elend.

Die Kirche unter dem NS-System besteht nicht nur aus den Beziehungen zwischen der Kurie und NS-Staat, wie arno suggeriert, sondern auch aus den Aktionen vor Ort. Da wären der Kirchenkampf auf evangelischer Seite zu nennen, die die Auseinandersetzung mit den „deutschen Christen“ als einem Ab leger des NS-Systems, der mutige öffentliche Widerspruch eines Kardinals von Galen gegen die Judenmorde.
Der Atheismus, wie er bei arno immer wieder zum Vorschein („Kirchenverein“)kommt ist primitiv. Er ist bei Marx und Engels nicht zu finden. ebensowenig ist er bei westeuropäischen Kommunisten wie Thorez, Togliatti, Louis Aragon, Garaudy anzutreffen.

L. Aragon schreibt: „Der primitive Materialist, der ich war, ließ ein Strafgericht über die Wunder des Christentums ergehen.“ Im Untergrund schrieb er später: Das Verhältnis, das aus der Negation des Wirklichen durch das Wunder entsteht, hat einen zutiefst ethischen Charakter, und da Wunder ist immer die Materialisierung eines moralischen Symbols, das in entschiedenem Gegensatz steht zur Moral der Welt, aus deren Mitte es hervorgeht.“ .Er sprach weiter von dem „Edlen, dem Menschlichen in diesem göttlichen Glauben ….der eine Auffassung vom Menschen darstellt, die wohl der Kommunist und der Christ, aber niemals der Nazi haben können.“

c.


















arno
arno
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Re: Umstrittener Bischof Walter Mixa geißelt Nichtgläubige !
geschrieben von arno
als Antwort auf carlos1 vom 21.04.2009, 08:06:26
Hallo, carlos 1,

ein interessante Veröffentlichung aus der Giordano Bruno Stiftung
zum Thema:

DIE ENTGLEISUNGEN DES BISCHOF MIXA

"Bischof Mixa ist entweder ein Demagoge, der die Öffentlichkeit für dumm verkaufen möchte, oder aber kolossal ungebildet. Im Sinne des Grundsatzes 'Im Zweifel für den Angeklagten' möchte ich von Letzterem ausgehen: Mixa hat offensichtlich gar keine Ahnung von den Dingen, über die er spricht. Das ist angesichts der Schrecken der deutschen Geschichte skandalös genug!" Mit diesen scharfen Worten reagierte der Vorstandssprecher der Giordano Bruno Stiftung (gbs), Michael Schmidt-Salomon, am Ostermontag in Mastershausen auf die umstrittene Predigt des Augsburger Bischofs. Mixa hatte am Ostersonntag die "Gottlosigkeit" für die Gräuel des Nationalsozialismus verantwortlich gemacht.

"Im Unterschied zu Mixa muss man festhalten, dass unter Hitler 'Gottgläubigkeit' gewissermaßen zur Staatsdoktrin avancierte", erklärte Schmidt-Salomon. "Die Mehrheit der Nazigefolgschaft bekannte sich zum christlichen Glauben, eine Minderheit verstand sich als 'gottgläubig' etwa im Sinne des Himmlerschen Esoterik-Kultes. Atheisten hingegen waren sowohl in der NSDAP als auch in der SS unerwünscht, da 'Gottlosigkeit' als Ausdruck des 'zersetzenden jüdischen Geistes' galt. Während die Freidenkerverbände nach der nationalsozialistischen 'Machtergreifung' verboten wurden, schloss Nazideutschland mit dem Vatikan das verhängnisvolle 'Reichskonkordat' ab, von dem die Kirchen bis heute noch profitieren! Hitler seinerseits wurde von führenden Katholiken und Protestanten entschieden
gefördert, zum einen weil es große ideologische Übereinstimmungen gab, zum anderen weil er ihnen als 'letztes Bollwerk gegen den gottlosen Kommunismus' erschien. Dies führte dazu, dass ausgerechnet die katholische Zentrumspartei Hitler die nötigen Stimmen zur Durchsetzung des sogenannten Ermächtigungsgesetzes verschaffte, das die Nazi-Tyrannei erst möglich machte."

Lesen Sie weiter auf dem Portal des Humanistischen Pressedienstes (hpd):
http://hpd.de/node/6805

Zu Mixas umstrittener Osterpredigt und den Reaktionen auf Spiegel online:
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,618676,00.html
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,618696,00.html

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arno
carlos1
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Re: Umstrittener Bischof Walter Mixa geißelt Nichtgläubige !
geschrieben von carlos1
als Antwort auf arno vom 21.04.2009, 20:45:13
"Im Unterschied zu Mixa muss man festhalten, dass unter Hitler 'Gottgläubigkeit' gewissermaßen zur Staatsdoktrin avancierte", erklärte Schmidt-Salomon. "Die Mehrheit der Nazigefolgschaft bekannte sich zum christlichen Glauben, eine Minderheit verstand sich als 'gottgläubig' etwa im Sinne des Himmlerschen Esoterik-Kultes." Zitat aus arnos Text

Das ist eine grobschlächtige Verzeichnung historischer Sachverhalte.
"Gottgläubig" im Dritten Reich war, wer einen persönlichen Gott, also Christus, ablehnte, aus der Kirche ausgetreten war, also konfesionslos war, gegen die christlichen Kirchen war. Das war die Staatsdoktrin. Nicht nur "gewissermaßen". Da Christus Jude war, lag das nahe. Die deutschen Christen sahen in Christus einen Arier (Dürerbild als Beleg). Hitler selbst verwandte recht häufig religiöse Weiheformeln (warum wohl???), benutzte öfter das Wort Gott, sprach auch von der Vorsehung, einmal schloss er eine seiner fanatischen Reden mit einem Bibelzitat ("ich lasse dich nichtr, du segnest mich denn") und "Amen". Natürlich wollte er keinen Segen von dem jüdischen christlichen Gott. In seinen Tischgesprächen, die du besser zur Information über Sachvehrhalte nutzen könntest, machte er keinen Hehl daraus, dass nach einem Sieg des Dritten Reiches mit den Kirchen "aufgeräumt" werden müsste. Dann würden alle "gottgläubig" werden müssen. Die Wertetafel wollte er neu schreiben. Einrichtungen wie die Ehe sollten beseitigt werden. Rassisch wertvollen Menschen (Ritterkreuzträger wurden ausdrücklich erwähnt) sollte ermöglicht werden, mit mehreren Frauen verheiratet zu sein, um möglichst viele rassisch wertvolle Kinder zu zeugen. Die Stiftung Lebensborn war nur ein Anfang und für die Öffentlichkeit noch kaum wahrnehmbar.

Zum Thema "Gottgläubigkeit" empfehle ich dir einmal sich näher mit Mathilde Ludendorff zu befassen. Ein Gott der Philosophen.

c

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