Innenpolitik Unglaublich: Der Philologen-Verband von Sachsen-Anhalt betreibt demagogische Hetze

Die Vorsitzenden des Verbandes in Sachsen-Anhalt, Dr. Jürgen Mannke, und seine Stellvertreterin Iris Seltmann-Kuke machen sich im Vereinsblatt Sorgen:
Nicht wegen brennenden Häusern, nicht wegen marodierenden Banden, die Menschen überfallen und verletzen, nein, die Autoren sorgen sich um die Unschuld der 12-jährigen Mädchen.

In diesem Pamphlet bedienen sie sich an Vorurteilen, die aus dem rechten Sumpf stammen.

Es beginnt, wie es auch Sitte in rechtsradikalen Kreisen ist, mit der humanen Pflicht, Menschen in Not beizustehen. Dann kommt es aber knüppeldick:

[i]Es sei ungemein schwer, die Menschen zu erkennen, die aus rein wirtschaftlichen oder kriminellen Motiven kämen.....
Es sei nicht zu übersehen, dass viele junge, kräftige, meist muslimische Männer ...die Bundesrepublik auserkoren hätten, ....
Viele der Männer kämen ohne ihre Familie oder Frauen und sicher nicht immer mit den ehrlichsten Absichten ...[/indent]
Als nächstes verweisen die Autoren
[i]auf das Bedürfnis der jungen und ungebildeten Einwanderer nach Sexualität. Es bliebe die Frage, wie sie ihre Sexualität in Deutschland ausleben könnten, ohne mit den Normen unserer Gesellschaft in Konflikt zu geraten.[/indent]
Darauf werden
[i]Sorgen vieler (deutscher) Mütter ins Spiel gebracht. Man höre schon jetzt in Gesprächen von sexuellen Belästigungen im täglichen Leben, öffentlichen Verkehrsmitteln und Supermärkten.[/indent]
Als »verantwortungsbewussten Pädagogen« stellt sich den beiden Autoren nicht die Frage, wie man solchen rassistischen Vorurteilen entgegentreten kann, sondern
[i]wie man unsere jungen Mädchen ab 12 Jahren so aufklären könne, dass sie sich nicht auf ein oberflächliches sexuelles Abenteuer mit sicher oft attraktiven muslimischen Männern einließen.[/indent]
Der ganze Artikel endet mit dem Appell an Verantwortungsbewusstsein und der Aussage, mit Schwarz-Weiß-Malerei sei nicht geholfen.

Was geschieht hier denn anderes als verantwortungslose Stimmungsmache und Erzeugen von ausländerfeindlichen Ängsten?

Nebenbei bemerkt, das Land Sachsen-Anhalt hat einen AusländerInnenanteil von gerade mal 1,9 %, den größten Anteil daran stellen übrigens die Vietnamesen, die schon lang im Land leben (im Westen Deutschlands liegt der AusländerInnenanteil bei 9,9 und in den Stadtstaaten bei 13,8 %).

Kein Wort wird über die rechtsradikalen Schlägertrupps, über die verbalen und realen Brandstifter und die aggressiven und kriminellen Demagogen verloren, die in Sachsen-Anhalt ihr Unwesen treiben.

Hier werden mit übler Rhetorik unverantwortliche Hetzparolen verbreitet und rassistische Vorurteile bedient und aufgebaut.

Ich distanziere mich entschieden von diesem Pamphlet und fordere öffentlich den Philologenverband Baden-Württemberg und den Gesamtverband auf, sich mit deutlichen Worten davon zu distanzieren.

Margit Fischbach
Mitglied im Philologenverband Baden-Württemberg
Ehrenvorsitzende der Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet
Webmaster im Seniorentreff im Internet

Liebe Margit, ich kann mich Deinem
Beitrag nur anschließen.

Die Saat von Pegida und anderen Hetzern geht auf, auch bei den Pädagogen. Menschen also, denen die Erziehung der Kinder und Jugendlichen anvertraut ist. Welches Menschenbild vermitteln sie ihren Schülerinnen und Schülern?

Sie werden es schon noch schaffen, eine Diktatur neu aufzurichten, diemal von rechts. Die Demokratie ist ihnen ganz offensichtlich immer noch nicht vertraut und nichts wert.

Hoffentlich irre ich mich. Ich mache mir Sorgen.

Margit, ich kann das nur voll unterstreichen.

Eigentlich würde ich von allen Regierungsparteien eine offizielle Stellungnahme zu einem derartigen Vorgang erwarten. Oder ist dieser so unwesentlich. dass es keiner weiteren Beachtung bedarf? Könnte es gar sein, dass etliche andere Philologen Verbände, Fachgewerkschaften, Politiker u.v. mehr stillklammheimlich den gemachten Aussagen zustimmen. Das wäre dann allerdings fatal.

Wo bleibt der Aufschrei? Es ist wieder ein Beispiel dafür, dass wenn überhaupt, nur sehr zögerlich und nicht eindeutig von offizieller Seite reagiert wird. (Ich habe bislang zumindest nichts gefunden.) Und auch das ist für die Rechtsextremen auch wieder ein Signal. Ich wiederhole mich zwar, es ist keineswegs zufällig, dass diese immer sichtbarer, dreister und gewalttätiger werden. Aber vermutlich versteckt man sich wieder hinter der freien Meinungsäußerung und vergisst aber dabei, dass man hier durchaus wiedersprechen kann, muss und sollte.

Wer jetzt noch immer der Meinung ist, dass hier keine Hetze betrieben wird, der hat einiges nicht verstanden, der hat auch nicht begriffen was hier für uns alle auf dem Spiel steht.

@ Marina

Ist es nicht vielmehr so, dass die Saat schon längst aufgegangen war - siehe z.B. NSU - und Pegida die sehr erfolgreiche Fortsetzung ist. Auch hier wiederhole ich mich, auf dem rechten Auge ist man vielleicht nicht mehr blind, leidet aber noch an erheblicher Sehschärfer mit der Gefahr einer erneuten Erblindung. Im Unterschied zu einigen Jahrzehnte zuvor, kann aber niemand mehr sagen, er habe es nicht gewußt.

Ja, auch ich mache mir große Sorgen.

bukamary

Liebe bukamary,

immerhin hat sich inzwischen der Deutsche Philologenverband von den Hetzern distanziert. M. E. muss aber vor allem auch durch Sachsen-Anhalt ein Aufschrei gehen.

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, hat sich von der jüngsten Erklärung des Landesverbandes Sachsen-Anhalt zum Thema Flüchtlinge teilweise distanziert. "Für nicht berechtigt und auch nicht akzeptabel halte ich alle jene Passagen in dem Editorial, in denen mit Hinweis auf 'Gespräche mit Bekannten' unbestimmte Ängste vor sexuellen Belästigungen junger deutscher Mädchen durch muslimische Einwanderergruppen thematisiert werden", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung" (Online-Ausgabe).

Karl

Danke Karl,

hatte ich als ich auf Margits Beitrag geantwortet habe, trotz google nicht entdeckt, vielleicht auch übersehen.

Die Stellungnahme erscheint mir etwas dünn, so ein bißchen "ja aber". kommt zumindest so bei mir rüber. Es mag aber auch sein, dass ich im Moment überempfindlich reagiere. Klare Haltung wird immer häufiger mit Ausgrenzung beantwortet.

bukamary

Ich hoffe, sie distanzieren sich nur verbal von ihm, sondern entheben ihn auch von seinem Posten!

Monja.

Danke an Margit für das Pamphlet im Wortlaut.

Ich hatte bisher nur kurze Auszüge davon gelesen.

Die Südddeutsche Zeitung weist drauf hin, dass
Zitat: "Diese Argumentation war nahezu wortgleich kürzlich auf einer AfD-Veranstaltung zu hören, als der Parteifunktionär Björn Höcke - auch ein gelernter Lehrer - vor der Gefahr warnte, die für "blonde Frauen" von Männern ausgehe, in deren Kulturkreis Frauen weniger wert seien als hierzulande."
Hier der Link Philologenverband hetzt gegen Flüchtlinge

In dem Artikel ist auch ein offener Brief an den Philologenverband Sachsen-Anhalt verlinkt, der lohnt sich zu lesen: Offener Brief an den Philologenverband Sachsen-Anhalt

Habe dies ebenfalls im MDR Text und dann auch hier gelesen. Ich finde diese Äußerungen ebenfalls unglaublich und kann es nicht fassen, dass ein Vorsitzender eines Philologenverbandes und gleichzeitig Schulleiter eines Gymnasiums solche Äußerungen tätigt.

Seine Relativierung, dass der Artikel erreicht hat, zu einer gesellschaftlichen Diskussion im breiten Rahmen aufzufordern, nehme ich ihm nicht ab.
Er schürt nämlich mit seinen Äußerungen unbelegbare Gerüchte, Vorurteile und Ängste vor den Flüchtlingen, die denen von AFD und Pegida gleichen.

Als Pädagoge müsste er wissen, welches Bild er den jungen Schülerinnen ab 12 Jahren von den Flüchtlingen vermittelt, wenn er sie davor warnen bzw. aufklären will, dass sie sich nicht auf ein oberflächliches sexuelles Abenteuer mit sicher oft attraktiven muslimischen Männern einlassen.

Philologen-Verbandschef Sachsen-Anhalt rechtfertigt Flüchtlings-Äußerungen

Meine Kritik an den Äußerungen in dem Artikel habe ich per E-Mail an das Kultusministerium Sachsen-Anhalt gesandt.

Eine Initiative des Kultusministers Sachsen-Anhalt s. Link:

Kultusminister regt Gründung eines Islam-Forums an

Juliana

Müßte nicht gerade er, als Vorsitzender eines Philologenverbandes Schulleiter eines Gymnasiums, wissen, daß man Gerüchte und Informationen aus zweiter Hand überprüft bevor man diese weiter gibt? Und auch dieses gerade Gymnasiasten lehren?
Die meisten seiner Schüler wollen wahrscheinlich später studieren, da sollten sie schon frühzeitig lernen mit seriösen Quellen und Belegen zu arbeiten und nicht einfach ungeprüft Behauptungen übernehmen. Er sollte ein Vorbild sein!

Seine Warnung an die Schülerinnen ab 12 Jahre kein oberflächliches sexuelles Abenteuer mit muslimischen Männern einzugehen, bedeute das, mit deutschen jungen Männern sei das OK?

Er konzentriert sich so ausführlich auf das Sexualleben der muslimischen Männer, da könnte man fast den Eindruck bekommen, diese sind nicht vor dem Krieg, der Not und dem Elend geflohen, haben die lebensgefährliche Flucht unternommen und wollen nach Deutschland um sich hier sexuell auszutoben.

Dazu gibt es noch ein interessantes Interview mit Lukas Hentschel vom Landesschülerrat:
"Uns sind keine Fälle von Belästigung bekannt"

Monja.