Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Unterliegen Reporter und Redakteure wirklich noch einem ehrenvollen Pressekodex?

Innenpolitik Unterliegen Reporter und Redakteure wirklich noch einem ehrenvollen Pressekodex?

arno
arno
Mitglied

Unterliegen Reporter und Redakteure wirklich noch einem ehrenvollen Pressekodex?
geschrieben von arno
Hallo,

ein großer Teil der deutschen Medien liegt in den Händen
der Familien Springer, Burda, Mohn und vielen anderen.
Im Nachbarland Italien hat sich der Medienfürst Berlusconi
gar wiederholt zum Ministerpräsidenten wählen lassen.
Verkaufszahlen bei Zeitungen und Einschaltquoten
beim Fernsehen sichern die Existenz vieler.
All das hat bestimmt einen Einfluß unsere Medienlandschaft.

Unterliegen Reporter und Redakteure wirklich noch einem
ehrenvollen Pressekodex?

Viele Grüße
--
arno
fritz_the_cat
fritz_the_cat
Mitglied

Re: Unterliegen Reporter und Redakteure wirklich noch einem ehrenvollen Pressekodex?
geschrieben von fritz_the_cat
als Antwort auf arno vom 22.07.2009, 22:09:13
Was dann schlußendlich in der Zeitung erscheint, entscheidet ja immer noch der Chefredakteur, der der Geschäftsleitung nicht zu fern stehen darf.
Früher hieß es: Wenn du mal beim "Springer" warst, kommst du über all unter.
Aber ich glaube, das ist heute nicht mehr gefragt.
--
fritz_the_cat
wolfi1611
wolfi1611
Mitglied

Re: Unterliegen Reporter und Redakteure wirklich noch einem ehrenvollen Pressekodex?
geschrieben von wolfi1611
als Antwort auf arno vom 22.07.2009, 22:09:13
hallo arno, ich bin mir unsicher, was ich unter einem "ehrenvollen pressekodex" verstehen soll. wenn ich mir manche presseorgane so anschaue, wie mit fiesen tricks und viel unverschämtheit (ich erlebe es grade bei uns in töging)und bei manchen auch mit viel lügerei "pressearbeit" gemacht wird, dann kann man wohl schlecht von "ehrenvoll" sprechen.je größer der schreihals mit den großen buchstaben um so unglaubwürdiger.bei manchen publikationen weigere ich mich "zeitung" zu sagen. denen glaube ich noch nicht mal das datum auf der ersten seite.
--
wolfi1611

Anzeige

Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
Mitglied

Re: Unterliegen Reporter und Redakteure wirklich noch einem ehrenvollen Pressekodex?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf arno vom 22.07.2009, 22:09:13
"Unterliegen Reporter und Redakteure wirklich noch einem
ehrenvollen Pressekodex?"
geschrieben von arno


Ein Pressekodex kann tatsachlich nicht "ehrenvoll" sein! Der Pressekodex ist eine Sammlung von publizistischen Grundsätzen und eine freiwillige Selbstverpflichtung. Die „Sanktionen“, die der Presserat verfügen kann, sind daher sehr lahme Enten.

"...ein großer Teil der deutschen Medien liegt in den Händen
der Familien Springer, Burda, Mohn und vielen anderen..."

geschrieben von arno


Das Zauberwort ist hier "und vielen anderen.“, eine Situation, die in Italien kaum mehr gegeben ist.
Deshalb ist es absolut wichtig die Medienvielfalt zu erhalten. Medien sind die 4. Kraft in demokratischen Staaten, deshalb ist die Einschränkung und Beschränkung der Medien immer die erste Stufe, wenn demokratische Staaten sich auf dem Weg zur Undemokratie befinden.

Selbstverständlich nehmen die Herausgeber und die Werbungsschalter Einfluß auf Inhalte und Journalisten. Selbstverständlich gibt es durch das Kaufverhalten der Leser einen mehr oder weniger großen Einfluß auf Inhalte und Darstellung.

Qualitätszeitungen und mit ihnen gute Journalisten liefern immer noch gut recherchierte Artikel mit Hintergrundwissen und geben in Glossen bzw. Kommentaren auch der Meinungsvielfalt breiteren Raum.

Das größte Hindernis für gute Printmedien ist das Internet, das deren Auflagenzahl schrumpfen lässt. Eine Reihe von Zeitungen druckt nur mehr Presseagenturmeldungen und Aussendungen diverser Interessensgemeinschaften; der extrem manipulativen Journalismus vermengt diese mit persönlichen Ansichten bzw. mit Ansichten, die durch die Herausgeber vorgegeben wird; eine Art der Darstellung eben, die im Qualitätsjournalismus verpönt ist.
Leider haben diese Zeitungen die größte Auflagenzahl .... „der Leser wünscht es!“ Chefredakteure behalten sich oft das Recht vor, „einprägsame und aufffallende“ Überschriften zu setzen. Ich erinnere mich an eine Meinungsumfrage vor einer Wahl, bei der die fett gedruckte Überschrift auf Seite 1 eindeutig und gravierend den tatsächlich genannten Zahlen auf Seite 3 widersprachen. Hat es jemand gemerkt? Was bleibt in Erinnerung?

Qualitätsjournalismus und deren Journalisten stehen daher heute mehr denn je unter extemen finanziellen Druck, der sich leider auch im Zeitdruck äußert, unter dem gearbeitet werden muß. Gute Zeitungen hatten Rechercheabteilungen, die Artikel auf ihre Faktensicherheit abklopften. Heute zum überwiegenden Teil abgespeckt bis nicht mehr vorhanden, dasselbe mit den Lektoren. Sicherlich kontraproduktiv für gute Arbeit.
Die Zukunft des Qualitätsjournalismus, also dieses Journalismus, der sich nicht nur dem Pressekodex verpflichtet fühlt, sondern ihn verinnerlicht hat, ist wirklich für mich ein interessantes Thema. Aber ich möchte nicht langweilen.

Nur noch soviel: Zensurfreie Medienvielfalt und Wettbewerb der Medien sind mit einem freien Internet die besten Garanten für eine funktionsfähige Demokratie.





inspiritosankto
inspiritosankto
Mitglied

Re: Unterliegen Reporter und Redakteure wirklich noch einem ehrenvollen Pressekodex?
geschrieben von inspiritosankto
als Antwort auf arno vom 22.07.2009, 22:09:13
.... wahrscheinlich nur in Lybien...

Viele Grüeße
--
inspiritosankto
ehemaligesMitglied47
ehemaligesMitglied47
Mitglied

Re: Unterliegen Reporter und Redakteure wirklich noch einem ehrenvollen Pressekodex?
geschrieben von ehemaligesMitglied47
als Antwort auf arno vom 22.07.2009, 22:09:13
ach arno, Du musst doch auch unterscheiden, um welche Art von Journalismus es sich handelt und welcher davon weniger seriös ist als der andere, weisst Du selbst.

Aber vielleicht solltest Du ein wenig über Medienethik nachlesen ...

Siehe im Link unten auch unter:


* Investigativer Journalismus, Enthüllungsjournalismus: Hier stellt sich die ethische Frage, inwiefern ein Journalist selber Gesetze brechen darf, um Informationen über illegale Aktivitäten zusammenzutragen.
* Boulevardjournalismus, Sensationsjournalismus: Die Frage ist hier, wie weit ein Journalist in die Privatsphäre von Personen eindringen darf
* Propaganda: Darf sich ein Journalist für einseitige Informationspolitik einspannen lassen? Von welchem Punkt an handelt es sich um Propaganda?
* Zensur: Eine der ethischen Fragen im Zusammenhang mit Zensur ist das Abwägen zwischen dem Recht auf Informationsfreiheit einerseits und dem Schutz Betroffener durch die "geschnittene" Freigabe von Informationen.
* Kriegsberichterstattung: Soll Kriegsberichterstattung überhaupt neutral sein? Was zeichnet neutrale Berichterstattung aus? Ist Kriegsberichterstattung unter Zensur sinnvoll?
* Friedensjournalismus: Wie soll über Konflikte berichtet werden? Was zeichnet neutrale Berichterstattung die an Menschenrechte gebunden ist aus? Welche Berichterstattung ist unter Zensur sinnvoll?
* Internetethik: Wo liegen die ethischen Problemfelder im Internet?
--
cundinamarca

Anzeige

arno
arno
Mitglied

Re: Unterliegen Reporter und Redakteure wirklich noch einem ehrenvollen Pressekodex?
geschrieben von arno
als Antwort auf ehemaligesMitglied47 vom 23.07.2009, 14:05:33
Hallo, angelottchen,

vielen Dank für Deine Hinweise! Ich muß die Vielzahl
erst einmal zur Kenntnisnehmen.

Viele Grüße
--
arno
olga64
olga64
Mitglied

Re: Unterliegen Reporter und Redakteure wirklich noch einem ehrenvollen Pressekodex?
geschrieben von olga64
als Antwort auf wolfi1611 vom 23.07.2009, 10:25:57
Ich bin Abonnentin der Südd. Zeitung, die einen - wie ich finde - guten und passenden Werbeslogan hat: "seien Sie anspruchsvoll".
Es kommt also ganz darauf an, von welchen Medien man sich ernährt. Wenn es z.B. die kostengünstige Bildzeitung ist, wird man mit Artikeln von nicht so anspruchsvollen Journalisten konfrontiert - das Lesen geht schneller; meist genügt schon die ketzerischen Schlagzeile.
Also Leute - Ihr habt es selbst in der Hand und müsst nicht Begriffen wie "ehrenvoll" bemühen (die Ihr vermutlich selbst nicht in Eurem Leben lebt).
--
olga64
Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
Mitglied

Re: Unterliegen Reporter und Redakteure wirklich noch einem ehrenvollen Pressekodex?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 23.07.2009, 16:17:47
Ja, zwischen Anspruch und Wirklichkeit bestehen oft Welten, wie Sie, verehrte Olga, immer wieder geruhen zu beweisen.
--
mart1
engelsschuh
engelsschuh
Mitglied

Re: Unterliegen Reporter und Redakteure wirklich noch einem ehrenvollen Pressekodex?
geschrieben von engelsschuh
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.07.2009, 16:20:49
Anspruchsvoller Journalismus nimmt meines Erachtens stetig ab.
Dies passiert schon deutlich länger, als oftmals geglaubt wird. Das Fernsehen, welches nahezu in jedem Haushalt steht, die Leseunlust vieler junger Menschen und heutzutage natürlich auch das Internet, stellen eine starke Konkurrenz zu den Printmedien.

Bei den Printmedien gibt es kaum noch Blätter, hinter denen ich stehen könnte. Zu oft kam ein *Tunnelblick* heraus, wenn besonders emotionsschürende *Berichterstattung* hinterfragt wurde.
So auch bei vielen TV Sendungen, die sich in irgendeiner Form als Nachrichtensendung verstehen.

Ich versuche mir mein Bild bestimmter Situationen und Standpunkte dadurch zu optimieren, dass ich mir verschiedene Quellen ansehe und dann auf Grundlage meiner eigenen Erfahrungen (soweit denn zu einem Thema überhaupt vorhanden) ein Bild mache.

Einem einzigen Blatt oder einer einzigen Sendung mag ich da nicht vertrauen.
Sensationsjournalismus hat einige Promis schon in die Psychiatrie oder in den Tod getrieben, auch unscheinbare *Normalbürger/innen* sind durch die Art des Journalismus, wie sie z.B. die *Bild* betreibt schon ins wirtschaftliche und soziale Aus gehetzt worden, es ist wirklich schwierig seinen Standpunkt zu erarbeiten und manchmal macht das auch keinen Spaß mehr.
--
engelsschuh

Anzeige