Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Ursachen der Banken- und Wirtschaftskrise

Innenpolitik Ursachen der Banken- und Wirtschaftskrise

carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Eine Anmerkung
geschrieben von carlos1
als Antwort auf arno vom 05.03.2009, 19:45:43

"auf Grund der Vielfältigkeit des Themas, habe ich keine
Kernthese formuliert.
Ich kann sie aber nachliefern. Sie heißt: Lohnzurückhaltung ist die Ursache der Krise!" arno


Hallo arno, eine interessante These. Aber nicht stichhaltig. Im Moment ist Lohnzurückhaltung nicht angebracht, wie der Abschluss im Öffentlichen Dienst zeigt. Angesichts der Belastung der Haushalte hätte man erwarten können, dass Zurückhaltung geübt wird. Man hatr es aus guten Gründen vermiden. Maßnahmen wie Lohnzurückhaltung gehen nicht auf den Gesetzgeber zurück, sondern auf die Abschlüsse Tarifparteien. Tarifpolitik hat nicht nur die Lohnerhöhung der Arbeitnehmer im Auge, sondern auch die Sicherheit der Arbeitsplätze und andere soziale Aspekte. Die waren vor einigen Jahren vor allem durch Produktionsverlagerungen ins Ausland gefährdet. Das war real so, aber wurde auch als Drohgeste von bestimmter Seite genutzt. Anlass für Lohnzurückhaltung waren die extrem hohen Stückkosten der Industrie. Dadurch wurde unser Export behindert, weil wir mit unseren Preisen kostenbedingt Spitze waren. In Deutschland hat sich in Sachen Arbeitsproduktivität und Lohnstückkosten sehr viel gebessert. Wen ndie Krise nicht wäre, könnten wir zufrieden sein. Die Stückkosten sind gesunken. Die Firmen verdienten gut. Aus dem Ausland kehrten Firmen wieder zurück, weil sie hier bessere Bedingungen (Infrastruktur und Sicherheit) vorfinden. Das ist die eine Seite. Lohnabschlüsse unter dem Blickwinkel der Standortstärkung machen durchaus Sinn.

Die andere Seite, die Kehrseite der Medaille also, ist, dass die Konsumenten hierzulande immer weniger Geld auszugeben haben. Das ist ein Manko, denn der Binnenkonsum, die Einzelhandelsumsätze zeigen das deutlich gerade jetzt, wo es notwendig wäre zu kaufen. Die freundliche Aufforderung an den Verbraucher zu kaufen und zu kaufen, nutzt nicht viel, wenn Ebbe im Portemonnaie herrscht. Hinzufügen muss man, dass in Anbetracht der demographischen Entwicklung die Lohnnebenkosten von den steigenden Löhnen immer weniger übrig lassen. Die rasche Entwicklung auf den Märkten muss auch betrachtet werden. Trotz aller Misere wirkt sich momentan der Rückgang der Energiepreise sehr positiv aus. Die Konsumenten haben dadurch mehr in der Tasche. Die Schätzung geht dahin, dass die günstigeren momentanen Energiepreise (Benzin, Heizöl) einem Konjunkturprogramm in Höhe von über 10 MRD € entsprechen. Auch regionale Unterschiede gibt es. Du in Ostdeutschland profitierst von niedrigeren Mieten, niedrigeren Lebensmittelpreisen, günstigeren Handwerkerdienstleistungen etc. Dafür aber auch das Einkommensniveau niedriger. Du wirst nicht in Versuchung geraten dir in Stuttgart eine Wohnung eine Wohnung zu suchen. Du würdest aus den Latschen kippen, wenn du die Preise siehst. Arbeit ist sehr teuer. Für eine Meisterstunde (Installateur) muss ich jetzt 45€ und mehr zahlen.

Es gibt ernsthafte Ökonomen, die die staatlichen Hilfsprogramme als unwirksam ansehen. Das Geld an die Verbraucher verteilt, würde eine besser konjunkturfördernde Wirkung erzielen als bei Krediten an marode Firmen. Da ist was dran. Die für Banken bereit gestellten Garantiesummen lasse ich außen mal vor, weil nicht klar ist, inwieweit Bürgschaften fällig werden und Zahlungen erfolgen müssen. Deshalb fordern einige auch Steuersenkungen. Aber davon wären die unteren Lohnschichten nicht betroffen. Steuersenkungen würden auch zu Ausfällen im Steueraufkommen führen, die wiederum Erhöhungen nötig werden ließen. 10% der Lohnsteuer-/Einkommensteuerzahler zahlen 50% der Einkommensteuer. Die gut verdienenden Facharbeiter vor allem gehören dazu. Die würde es treffen. Die wirklich Reichen, die immer das Lieblingsziel der Steuerpolitik sind, die zahlen ihre Steuern meist wo anders oder haben hohe Abschreibungen. Die DAX-Unternehmen haben in den letzten Jahren sehr gut verdient. Auch kleinere Firmen. Die Eigenkapitalquote ist gestiegen. Hoffentlich werden sie ihre Stammbelegschften über längere Zeit halten. Sie müssen es tun, denn diese werden wieder gebraucht.

"Ich bin aber nicht mit Deinem Fazit einverstanden, daß
man solche Krisen nur dann überwinden kann, wenn man
den Menschen abschafft.
Es gibt andere und bessere Lösungen!" arno

Klar, das ist keine Lösung. Ich wollte damit nur - ironisierend -ausdrücken, dass in jedem System, der Mensch mit seinen Wünschen, Begierden und Fehlhaltungen ein Störfaktor ist. Es gibt keine Systemkrisen. Das System funktioniert immer unter den vorausberechneten Systembedingungen. Der Mensch ist leider die Ursache von Störungen, weil er sich nicht an das System anpasst. Die Versuche ihn zur Anpassung an das gute System zu erziehen, enden leicht in einer Erziehungsdiktatur: Genickschuss, KZ, Arbeitslager. Mein Verstand sagt mir, dass es vernünftige und gute Lösungen geben könnte, ja geben muss. Utopien sind erlaubt. Die Realität ist anders.

"Dass solche Krisen regelmäßig und meistens auch immer
schlimmer wiederkehren, ist ein schlimmer Fehler im politisch
festgelegten Wirtschaftssystem, der endlich beseitigt werden muß." arno

Konjunktur bedeutet, dass die Wirtschaftsleistung jeweils bezogen auf die Zeiteinheit(en) schwankt. Das bringt Nachteile für alle Beteiligten. Die Verstetigung der Wirtschaftsleistung ist den Vorstellungen vieler Ökonomen überhaupt nicht fremd. Es ist ein Idealzustand. Erreichbar ist er nicht. Es gibt auch keine schlüssigen Erklärungen für die großen Konjunkturschwankungen. Wir können sie zur Kenntnis nehmen. Schlechte Ernten führen zu Knappheit an Lebensmitteln. So war es früher. heute führen regional schlechte Ernten zu vermehrtem Handelsaustausch mit Regionen, die einen Überschuss an Agrarprodukten haben. Die Lebensmittelversorgung wird nicht unterbrochen, Menschen verhungern wg. Nahrungsknappheit nicht mehr wie noch in vergangenen Jahrhunderten. Im Mittelalter war der Hungertod bei Missernten der Normalzustand. Krankheiten auch, die die Menschen zu Tausenden hinrafften. In der Ökonomie unterscheidet man sehr viele Schwankungen: Saisonale, dann kurzfristige Zyklen über 5/6 Jahre, mittelfristige (Juglars glaube ich) außerdem die langen Wellen (Kontrradieffzyklen), die gekennzeichnet sind durch das Aufkomme neuer technischer Entwicklungen. Länger anhaltende Zyklen innerhalb eines Kontradieffzyklus haben schon manche Ökonomen zu der irrigen Annahme geführt, die Ökonomie hätte endgültig ein Mittel gefunden, um mit den tückischen Schwankungen fertig zu werden. Alle Erwartungen wurden enttäuscht. Schwankungen der Wirtschaft lassen sich für Betroffens abmildern (Sozialstaat), verhindern lassen sie sich nicht.

Vor wenigen Tagen flog in 70 000 km Entfernung ein größerer Asteroid an de Erde vorbei. Hätte er uns getroffen, gäbe es keine Diskussionen mehr. Der kleine Asteroid, der vor Mio Jahren im Nördlinger Ries niederging, hätte Süddeutschland ausgelöscht. Es hätte also vor wenigen irgendwo wieder so sein können auf der Erde. Es gibt immer noch schlimmere Katastrophen als die, die uns bedrängen.
Einen schönen Abend noch für dich. Ist leider zu lang geworden der Beitrag.

c.



arno
arno
Mitglied

Re: Eine Anmerkung
geschrieben von arno
als Antwort auf carlos1 vom 05.03.2009, 23:24:19
Hallo, carlos1,

mit der Lohnzurückhaltung habe ich nicht die der Arbeitnehmer,
sondern die der Arbeitgeber gemeint.

Die Lohnzurückhaltung der Arbeitgeberseite ist die Ursache der Krise.

Hör Dir dazu bitte den Vortrag von S. Wagenknecht, ab 13. Minute10 Sekunden
bis 15. Minute 20 Sekunden an: Hier der Link !

calos1, es geht doch nicht um die zyklische Schwankungen im
Wirtschaftssystem, sondern um Finanzblasen, die Volkswirtschaften
in die Pleite drängen.
Die erst dadurch möglich wurden, daß das Bankenwesen von den
Gesetzgebern, unseren Politikern der CDU/SPD, dereguliert, also
von begrenzenden Fesseln hinsichtlich der Spekulationsmöglichkeiten
befreit wurden.
Solche Finanzblasen können durch richtige Gesetze für das
Börsenwesen verhindert werden!
Statt solche Gesetze zu erlassen, haben sich die Regierungen
aus dem Börsenwesen immer mehr zurückgezogen, also das Börsenwesen
dereguliert, in der Hoffnung, dass der Geldmarkt schon alles im
Gleichgewicht halten wird!
Dem war aber nicht so. Und Hinweise gab es ja genug!
Die Politik muß die Spielwiese des Geldmarktes durch Gesetze definieren!


Viele Grüße
--
arno
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Eine Anmerkung
geschrieben von carlos1
als Antwort auf arno vom 06.03.2009, 09:29:45
"...mit der Lohnzurückhaltung habe ich nicht die der Arbeitnehmer, sondern die der Arbeitgeber gemeint." Arno

Hallo Arno,
Lohnzurückhaltung der Arbeitgeber gibt es nicht. Sie beziehen keinen Tariflohn und können sich deshalb beim Lohn nicht zurückhalten Managergehälter unterliegen ebenfalls nicht dem Tarifrecht.

"...es geht doch nicht um die zyklische Schwankungen im Wirtschaftssystem, sondern um Finanzblasen, die Volkswirtschaften in die Pleite drängen." Arno

Eine „Blase“, Arno, ist eine Übertreibung. Es gibt kleine, mittlere, große und ganz große Blasen. Jeder Konjunkturzyklus endet in einer Übertreibung. Deshalb gehört das daher. Jedes Finanzgeschäft muss in seiner Performanz an das zugehörige reale Gut gebunden sein. Es muss sicher gestellt sein, dass die Sicherheit für die geliehene Geldsumme nicht zu sehr vom Wert der zugunde liegenden Sicherheit wegdriftet. Genau das ist eine der Ursachen für die Konjunkturschwankungen (und "Blasen"). So der bekannte Ökonom Galbraith.


Wie funktioniert denn das Wirtschaftsleben? Wir leben in einer Welt der Papiere, dazu zählt auch das Geld, viele Arten von Urkunden, die Eigentum legalisieren und Pflichten dokumentieren, auch Wertpapiere wie z.B. Anleihen. Die entwickelte globale Weltwirtschaft ist durch solche Art Papier verbunden. Auf nationaler und globaler Ebene ist es unmöglich ohne vom Gesetz vorgeschriebene Dokumentation Geschäfte zu tätigen. Darauf beruht das Vertrauen, mit dem Geschäftsbeziehungen erst möglich werden. Wir erleben aber gerade den Zusammenbruch dieses die Welt umspannenden Netzes von Vertrauen. Die Vertrauenskrise ist der harte Kern der Finanzkrise. Einige Regierungen haben in den vergangenen Jahren (schon lange vor der Großen Koalition!), zugelassen, dass Wertpapiere minderen Wertes in großer Mengen in Form von Derivaten auf den Markt geworfen wurden. Diese Derivate basierten auf zweitrangigen Hypotheken (subprimes). Ihr Nominalwert beziffert sich auf ca. 600 Billionen USD. Die Tatsache, dass diese Wertpapieren mit anderen guten Papieren gebündelt wurden und dazu noch schlecht dokumentiert wurden, macht es jetzt schwierig, auf die Schnelle sogar unmöglich, herauszufinden, wieviele dieser Papiere jetzt tatsächlich noch wert sind und wer sie besitzt. Gleichzeitig zeigt dies aber auch den Weg auf, wie aus diesem Dilemma herauszukommen ist. Nur durch genaue Zuordnung zur jeweiligen Anlageform, und der genauen Bezeichnung der jeweiligen damit verbundenen Interessen bei den Derivaten, lassen sich die toxischen Papiere - in der Minderzahl - von den guten Papieren trennen. Dazu benötigt man eigentlich keine neuen Gesetze, nur die Wahrnehmung der gebotenen Sorgfaltspflicht. Was unbedingt aber neu hinzugefügt werden müsste in den neuen Regeln, die kommen werden, ist die Einbeziehung der Außenwirkung. Das Eigentumsrecht sieht für diesen Fall als legalen Grundsatz vor, dass bei allen geheimen Finanzgeschäften, die durch Fondsmanager getätigt werden, Außenstehenden keine negativen Folgen aus Transaktionen erwachsen dürfen. Die Finanzmana germüssten haften.

Die Sache sah doch so aus, dass die Männer vor ihren Bloombergs auf Order von oben die verschiedensten Finanztitel mixten, dann weltweit an andere Banken verkauften. Die Rating-Agenturen gaben ihre Bewertungen dazu, obwohl sie oft keine Ahnung hatten, was sie bewerteten. Da gingen zwischen Kaffee und Brötchen oft hunderte Mio über den Äther weiter. Eine kurze Notiz wurde auf dem Tisch abgelegt. Weg ist weg, das Geschäft ist erledigt. Der Partner irgendwo auf der Welt wird das „Derivate-Bündel“ sowieso irgendwann weiter veräußern. Wenn es den Terminal nicht gäbe, jede Transaktion schriftlich ausgeführt werden würde, würde vielleicht wäre dann manches anders gelaufen. Das ist die Internetwelt.

"Statt solche Gesetze zu erlassen, haben sich die Regierungen
aus dem Börsenwesen immer mehr zurückgezogen, also das Börsenwesen
dereguliert, in der Hoffnung, dass der Geldmarkt schon alles im
Gleichgewicht halten wird!" arno

Die Börsen sind das Fieberthermometer der Wirtschaft. Ein Fieberthermometer ist nicht Schuld, wenn das Fieber steigt. Börsen können besser kontrolliert werden als Banken. Du kannst aber nicht hinter jeden Banker einen Kontrolleur stellen.

"Die (Blasen)erst dadurch möglich wurden, daß das Bankenwesen von den Gesetzgebern, unseren Politikern der CDU/SPD, dereguliert, also
von begrenzenden Fesseln hinsichtlich der Spekulationsmöglichkeiten
befreit wurden." arno


Die Realität ist anders. In einer globalisierten Welt stehen Banken weltweit untereinander in Verbindung. Die Refinanzierung läuft auf dieser Schiene. Du kannst eine wichtige Exportnation wie Deutschland nicht durch Mauern und Kontrolleure abschotten. Das bedeutet auch, dass nicht jeder amerikanische Scheiß mitgemacht werden muss. Wurde auch nicht. 25% Rendite auf Eigenkapital (so von Dt.Bank-chef verkündet) ist real unmöglich. Hier haben bei weitem nicht alle Banken mitgemacht. Die HRE geriet in Schieflage, weil einfachste Regeln kaufmännischen Denkens missachtet wurden (langfristige Projekte kurzfristig finanziert). Du täuschst dich, wenn du glaubst, dass allein mit "richtigen Gesetzen" für das Börsenwesen solche Dinge verhindert werden könnten. Strengere Regelungen im Straßenverkehr bedeuten z.B. auch nicht automatisch mehr Verkehrssicherheit. Die Zahl der Übertretungen im Geschwindigkeitsbereich trotz großer Regeldichte nimmt sogar zu. Die Misere ist nicht die Börse, die nur registriert, was abläuft. Die Misere liegt in Köpfen.

Systemkrise? Ein System funktioniert auf dem Papier immer gut. Damit es gut funktioniert, ist es entsprechend geplant worden. Nur der Mensch ist der entscheidende Störfaktor. Die Planwirtschaft der DDR war hervorragend. Sie es mal von der anderen Seite an: Taugten vielleicht die DDRler nichts? Wirtschafteten sie das System kaputt? Eine Marktwirtschaft ist für den "Störfaktor Mensch" weniger anfällig. Aber es gibt in der Finanzwelt viele Leute, die nichts taugen. Manchmal sind Unternehmen auch so gut, dass sogar eine Reihe von hochbezahlten Taugenichtsen in den Vorständen das Unternehmen nicht kaputt kriegen.

Arno, ich beziehe mich auf deine Ausssagen. Mein PC ist so verstellt, dass ich lange suchen müsste, um ihn wieder zum Tönen zu bringen.

Dir noch einen schönen Abend

c.

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arno
arno
Mitglied

Re: Eine Anmerkung
geschrieben von arno
als Antwort auf carlos1 vom 07.03.2009, 22:33:20
Hallo, carlos1,

Hallo Arno,
Lohnzurückhaltung der Arbeitgeber gibt es nicht. Sie beziehen keinen Tariflohn und können sich deshalb beim Lohn nicht zurückhalten Managergehälter unterliegen ebenfalls nicht dem Tarifrecht.


Willst Du mich nicht verstehen?
Die Arbeitgeber zahlen Löhne an Beschäftigte.
Damit der Profit der Arbeitgeber steigt,
versucht jeder Arbeitgeber - und dabei wird er
von der Politik kräftig unterstützt - die Löhne zu drücken,
um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Arbeitgeber verlagern aus diesem Grund Produktionen
global in Niedriglohnländer, beschäftigen Leiharbeiter,
bezahlen unter Mindestlohn, entlassen Beschäftigte, usw..
All die aufgeführten Maßnahmen führen zu einem
höheren Gewinn, der auf Lohnzurückhaltung durch die
Arbeitgeber beruht.

Viele Grüße
--
arno
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Eine Anmerkung
geschrieben von carlos1
als Antwort auf arno vom 08.03.2009, 11:26:15
"Willst Du mich nicht verstehen?
Die Arbeitgeber zahlen Löhne an Beschäftigte.
Damit der Profit der Arbeitgeber steigt,
versucht jeder Arbeitgeber - und dabei wird er
von der Politik kräftig unterstützt - die Löhne zu drücken,
um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Arbeitgeber verlagern aus diesem Grund Produktionen
global in Niedriglohnländer, beschäftigen Leiharbeiter,
bezahlen unter Mindestlohn, entlassen Beschäftigte, usw..
All die aufgeführten Maßnahmen führen zu einem
höheren Gewinn, der auf Lohnzurückhaltung durch die
Arbeitgeber beruht."arno

Klar verstehe ich das, Arno. Nur zu gut verstehe ich das. Nur solltest du berücksichtigen, dass in Deutschland der Begriff "Lohnzurückhaltung" anders eingeordnet wird. Was du beschreibst ist mit "Ausbeutung" in spätsozialistischer (oder neosozialistischer) Sicht besser beschrieben, also Klassenkampf. Wie du selber feststellst, ist das Unternehmen an Profit (Gewinn) interessiert. Aus dem Gewinn werden auch die Löhne bezahlt, dann vor allem die Investitionen, die Entwicklung neuer Produkte, der Arbeitgeberanteil an den Lohnnebenkosten, der Anteil des Kapitals (Aktionäre und die Unternehmensverwaltung). Darüber lässt sich diskutieren. Es geht um den "gerechten Lohn". LÖhne sind aber immer Kosten, die in die Preise eingehen. Es macht wenig Sinn, Arbeitsplätze an ausländische Konkurrenten zu verlieren. Die Politik, das solltest du bereits gemerkt haben, hält sich aus den Tarifkonflikten heraus. Die Gewerkschaften würden sich eine Einmischung verbitten. Im letzten Jahr war es so, dass die Politik deutliche Signale aussandte, dass stärkere Lohnerhöhungen an der Zeit wären. Das war ungewöhnlich, aber berechtigt. Sogar Frau Merkel sah sich veranlsst in dies Horn zu blasen. Es trug ihr Kritik ein.

Wenn die Gewerkschaften Lohnzurückhaltung üben, dann mit Rücksicht auf Arbeitsplätze, Wettbewerbsfähigkeit, Standortsicherheit, soziale Belange. Lohnzurückhaltung der Gewerkscahften hat es in der Geschichte der Bundesrepublik zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlicher Ausprägung gegeben. Der wirtschaftliche Aufschwung, das so genannte Wirtschaftswunder, in der Bundesrepublik ist ohne die Lohnzurückhaltung der Gewerkschaften in den 50er Jahren undenkbar. Erst durch diese Lohnzurückhaltung der Gewerkschaftzen ist der wirtschaftliche Aufschwung, das "Wirtschaftswunder" gelungen. Die Firmen standen nach der Währungsreform weitgehend ohne Eigenkapitalbasis da. Den Gewerkschaften gebührt dafür Lob, denn ihre Forderungen haben fast immer das Gemeinwohl mit im Blick gehabt. In den 60er und 70er Jahren wurde diese Lohnzurückhaltung der Gewerkschaften aufgegeben. Es kam zu hohen Lohnforderungen und der Ausbau des sozialen Bereichs wurden vorangetrieben. Der Begriff Lohnzurückhaltung ist auf diesem historischen Hintergrund zu verstehen. Wenn du den Begriff Lohnzurückhaltung verwendest, dann habe ich diese Vorstellungen. Ich würde dir empfehlen, dass du dich in den von dir verwendeten Begriffen dich anpasst und nicht versuchst Begriffe umzupolen.

Einen schönen Abend noch
c.


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