Innenpolitik Väter und M Ü TT E R

longtime
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Väter und M Ü TT E R
geschrieben von longtime
Unanständiges von den „anständigen“ Portalfiguren der Kindheit der Nachgeborenen:

Sendung: Lebenszeichen von Rainer B. Schossig

'Dein Vater war anständig' - Wie deutsche Mütter mit der Schuld des Nationalsozialismus umgingen (wdr3 - 27.01.2008)

... mal zuhören – und das Quatschen einstellen:

Wdr-podcast zu den Leistungen der Väter und Mütter, die schwiegen, was sie in der Nazizeit so begeistert und ungeniert, d.h. ohne Gewissen durchführten – und dann „vergaßen“:

schorsch
schorsch
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Re: Väter und M Ü TT E R
geschrieben von schorsch
als Antwort auf longtime vom 27.01.2008, 09:42:09
Unanständiges von den „anständigen“ Portalfiguren der Kindheit der Nachgeborenen:

Sendung: Lebenszeichen von Rainer B. Schossig

'Dein Vater war anständig' - Wie deutsche Mütter mit der Schuld des Nationalsozialismus umgingen (wdr3 - 27.01.2008)

... mal zuhören – und das Quatschen einstellen







--Was verstehst du unter mal zuhören – und das Quatschen einstellen und wen meinst du?


Schorsch
mart
mart
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Re: Väter und M Ü TT E R
geschrieben von mart
als Antwort auf schorsch vom 27.01.2008, 09:58:24
Ich, mart, bin damit -auch- gemeint - ich hätte allerdings auch ohne Longtimes Befehl hier nicht den Mund aufgemacht. Wo Longtime oben steht - Betret- und Quatschverbot!
--
mart

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miriam
miriam
Mitglied

Re: Väter und M Ü TT E R
geschrieben von miriam
als Antwort auf longtime vom 27.01.2008, 09:42:09
In August lief ein sehr bemerkenswerter Dokumentarfilm in der ARD, der aber auch im Kino zu sehen ist:

"2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß" von Malte Ludin.

Der Filmemacher Malte Ludin ist der jüngste Sohn des SA-Offiziers Hanns E. Ludin, Nationalsozialist der ersten Stunde, träger des Blutordens, Kriegsverbrecher.
Er wurde in 1941 als "Gesandter I. Klasse und Bevollmächtigter Minister des Großdeutschen Reiches" in die Slowakei geschickt, ein von den Nazis so genannter Schutzstaat.
Unter anderem war er in dieser Funktion verantwortlich für die Deportation der Jüdischen Bevölkerung mit anderen Worten: für deren Endlösung – vergleichbar mit der Rolle die Eichmann hauptsächlich in Ungarn spielte.

Malte Ludin rollt dieses fürchterliche Kapitel seiner Familie auf, und dies gegen all denen in der eigenen Familie die noch immer glauben, dass es die anderen gewesen sind oder dass man wohl nichts davon gewusst hatte. Die Mutter hat bis zu ihrem Tod versucht ein völlig verklärtes Bild des Vaters zu vermitteln.

Ludin versucht unter anderem auch seine älteren Schwestern zu interviewen über die Vergangenheit des Vaters, diese aber weichen aus auf ein ganz anderes Thema: die Älteste erzählt völlig verklärt wie schön die Familie doch während des Krieges gewohnt hat. Jedes Kind hatte nicht nur das eigene Kinderzimmer, sondern auch einen gemeinsamen Essraum, Spielraum, etc...

Erst auf die Frage des Autors wie denn die Familie an dieses Haus gekommen sei, erzählt die Schwester so nebenbei, dass dieses früher einer jüdischen Familie die dann deportiert wurde, gehört hatte.

Ein Film den ich jedem empfehle, um an die Menschen zu erinnern wie Ludin oder auch Thomas Harlan - um nur zwei zu nennen, denn sie sind diejenigen die es einem ganzen Volk ermöglich haben seine Würde nicht in Frage stellen zu müssen nach dem Zweiten Weltkrieg...

Freundliche Grüße

Miriam


mart
mart
Mitglied

Re: Väter und M Ü TT E R
geschrieben von mart
als Antwort auf schorsch vom 27.01.2008, 09:58:24
Nein, ich habe doch Lust aufs Quatschen:)


--
mart
Re: Väter und M Ü TT E R
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf mart vom 27.01.2008, 11:39:36
Ich möchte in diesem Zusammenhang ein Buch empfehlen, das ich erst vor kurzem gelesen habe und ganz besonders interessant fand: Es ist „Das falsche Leben“ von Ute Scheub (s. Link).
Sie berichtet von ihrer Kindheit mit ihrem Nazi-Vater, dessen Geschichte auch Günter Grass im „Tagebuch einer Schnecke“ nachgegangen ist.
Vielleicht erinnert sich ja noch jemand an die Zeitungsmeldungen von einem ev. Kirchentag (1969), als ein Mann mit dem Ausruf „Ich grüße meine Kameraden von der SS“ seinem Leben ein Ende gemacht hat.
Seine Tochter, Ute Scheub, war damals 13 Jahre alt und hat später versucht, das Bild ihres Vaters zu rekonstruieren, um für sich diese Geschichte begreifbar zu machen. Dabei ist es ihr sehr gut gelungen, seine Persönlichkeit psychologisch zu durchdringen. Ich fand es auch deshalb interessant, weil es symptomatisch darstellt, wie wenig Schuldbewusstsein die Täter bis zuletzt hatten, so weit, dass sie sich sogar noch als unverstandene Opfer fühlten. Auch die Beschreibung, wie eine Familie mit betroffen ist, wie sie damit umgeht, wie die Eltern sich völlig entfremden, weil auch Mutter und Kinder immer weniger Verständnis für seinen Fanatismus haben, was diese Haltung des unverstanden Opfers zementiert, ist sehr eindringlich.
Nach dieser Vergangenheit engagiert sich der Vater in den 60er Jahren innerhalb der Friedensbewegung, und zwar mit dem gleichen Engagement wie er vorher in der NS-Zeit ein Nazi war. Also der typische Opportunist, immer konform gehend mit dem Zeitgeist. Die Autorin beschreibt auch einen Besuch von Günter Grass kurz nach dem Selbstmord des Vaters, der von diesem Ereignis auf dem Kirchentag so betroffen war, dass er der Geschichte des Täters auf den Grund gehen wollte und mit der Mutter ein Gespräch darüber geführt hat, das sie als 13-Jährige mitkriegte, ohne alles so genau zu verstehen.
Das war für mich ein Anlass, das „Tagebuch einer Schnecke“ auch endlich einmal zu lesen, Grass kommt darin immer wieder auf diesen Mann und seine Geschichte zurück.
--
marina

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