Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Vater holt Kinder aus "Ghetto-Klasse"

Innenpolitik Vater holt Kinder aus "Ghetto-Klasse"

EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
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Re: Mich friert nicht
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.09.2010, 03:10:57

1. Auf die Tatsache, dass offensichtlich bereits Mitschüler aus sozial schwachen Familien von einem strammen deutschen Vater ohne Migrationshintergrund, der sicherlich niemals in Gefahr kommen wird, arbeitslos zu werden, als schädigend für die Bildungchancen des eigenen Kindes angesehen werden.


Hallo Medea, aus deinem beitrag lese ich heraus, daß es heute nach einsicht einiger "Multikulti und wir sind doch alle gleich" Fans schon suspekt ist:
-wenn ein Vater, der was kann dadurch einen sicheren arbeitsplatz hat und vielleicht auch noch gut bezahlt wird
-wenn ein Vater möchte, daß sein sohn eine gute schulbildung erhält, damit er später darauf aufbauend eine gute chance für sein weiteres leben hat.
Solange fast 7% deutscher schüler, vorwiegend aus problemfamilien und fast 15% der schüler aus muslimischen familien, die schule ohne abschluß verlassen, kann ich jedes elternpaar verstehen, daß seine kinder aus klassen mit überproportionalem anteil der o.g. herausholen möchte.
Ich, als verantwortungsvoller vater, würde nicht anders handeln.
@Eleonore
Dein schulbeispiel ist schön, liegt aber schon eine generation zu heute zurück und da hast Du glück mit dieser klasse gehabt.
Andererseits zeigt es, daß, wenn Eltern und Kind wollen, eine gute schulbildung entsprechend dem leistungsvermögen kein problem ist.
Das wirft allerdings die frage auf, warum klappt es bei einigen und warum klappt es bei zu vielen mit muslimischem hintergrund nicht?

lalelu
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Re: Eine sträflich altmodische Schule
geschrieben von lalelu
@mart, dein Beitrag ist sehr emotional. Deinem Zitat von Heinrich Heine (Deutschland, ein Wintermärchen) möchte ich entgegenhalten, dass wir aber leider nicht auf einer Insel der Glückseligen leben. Wunschdenken und Realität klaffen auseinander, und wir können unsere Idealvorstellungen in der Praxis leider oft genug nicht durchsetzen, sondern müssen Abstriche machen und versuchen, das Machbare durchzusetzen.

Dein Zitat: 1. Auf die Tatsache, dass offensichtlich bereits Mitschüler aus sozial schwachen Familien von einem strammen deutschen Vater ohne Migrationshintergrund, der sicherlich niemals in Gefahr kommen wird, arbeitslos zu werden, als schädigend für die Bildungchancen des eigenen Kindes angesehen werden.

Wer kann heute noch sicher sein, niemals arbeitslos zu werden? Sogar eine gute Ausbildung schützt nicht zuverlässig davor, aber eine schlechte Ausbildung ohne Abschluss erhöht die Gefahr dafür um ein Vielfaches. Deshalb ist der Wunsch der Eltern, ihren Kindern die bestmögliche Ausbildung zu geben, nicht nur legitim, sondern geradezu eine elterliche Pflicht.

Ich kann keinen Nachteil darin erkennen, Kinder aus Migrationsfamilien, FALLS SIE KEINE AUSREICHENDEN SPRACHKENNTNISSE BESITZEN zunächst in einem Klassenverband zu fördern, bis sie die deutsche Sprache gut beherrschen. In einer "normalen" Klasse bekommen sie vom Unterrichtsstoff zu wenig oder gar nichts mit. Ist ihnen damit geholfen? Niemand spricht davon, dass der getrennte Unterricht eine dauerhafte Lösung bleiben soll.

@eleonore: du sprichst von paradiesischen Zuständen. In einer Klasse mit nur 16 Kindern hat der Lehrer natürlich deutlich mehr Zeit, auf den einzelnen einzugehen, als bei rund 30 Schülern. Im Schulalltag einer normalen Schule liegen die Schülerzahlen pro Klasse aber eher bei 30 als bei 16.

Ganz nebenbei: mein Mann war rund 40 Jahre lang Lehrer, zuerst an einer einklassigen Volksschule, in welcher er von der ersten bis zur achten Klasse alle Kinder in einem einzigen Klassenzimmer unterrichtete. In diesem Klassenverband war es praktizierter Alltag, dass die größeren Schüler leise mit den kleineren arbeiteten, während mein Mann sich beispielsweise um die Klassen vier und fünf kümmerte. Das ist heute nicht mehr zeitgemäß, und niemand will diese Zeiten zurück, aber eine Frage sei mir doch erlaubt: Könnt ihr euch vorstellen, dass ein derartiger, disziplinierter Unterricht heute überhaupt möglich wäre?

Lalelu
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Re: Eine sträflich altmodische Schule
geschrieben von lalelu
als Antwort auf adam vom 19.09.2010, 10:15:30
@ adam

da ich im ländlichen Raum lebe, kenne ich die Praxis, dass Kinder nach ihrem Wohnort/ Wohngebiet in Klassen zusammengefasst werden, zumindest während der Grundschulzeit . Das ist besonders für Kinder aus den umliegenden Dörfern eigentlich sinnvoll, da die Schulbusse so fahren, wie es die Klassen-Stundenpläne erfordern. Außerdem gibt man den Kindern so die Möglichkeit, auch am Nachmittag mit denen zu spielen oder gemeinsam die Schulaufgaben zu machen, mit denen man im Klassenverband zusammen ist.

Es ist aber völlig richtig, dass man diese Praxis überdenken muss, wenn sie dazu führt, dass man auf diese Weise Kinder aus Problemvierteln zusammenfasst. Die gibt es sogar in unserer Kleinstadt. Wenn man diese Kinder auf mehrere Klassen verteilen würde, würden "Ghetto-Klassen", wie im Artikel erwähnt, erst gar nicht entstehen, zumindest nicht im ländlichen Raum.

Lalelu

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Mitglied_81b4260
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Re: Eine sträflich altmodische Schule
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf lalelu vom 19.09.2010, 11:14:23
1. Auf die Tatsache, dass offensichtlich bereits Mitschüler aus sozial schwachen Familien von einem strammen deutschen Vater ohne Migrationshintergrund, der sicherlich niemals in Gefahr kommen wird, arbeitslos zu werden, als schädigend für die Bildungchancen des eigenen Kindes angesehen werden.
geschrieben von mart



lalelu und gram, adam und co.... richtig, es fehlt hier ein Ironiezeichen!

Deutschland, ein Wintermärchen


Ach ja, einklassig geführte Grundschule für fremdsprachige und sozial schwache Kinder á la medea, das ist eine logische Folge von Sarrazin Feststellung, das die besseren, betuchteren Kreise die intelligenteren sind und die schwachen oder gar moslemischen die genetisch dümmeren. Da möchte man sich ja nicht schmutzig machen, Dummheit ist ansteckend - so wie einer der Referenzzeugen von Sarrazin auch von Homosexualität als ansteckender Krankheit gesprochen hat.

Um weiteren Schwierigkeiten der Zuteilung in diverse Schulklassen aus dem Weg zu gehen, schlage ich vor, das Einkommen der Eltern, das Religionsbekenntnis und die Sprache der Eltern oder eines Elternteils als Kriterium heranzuziehen.




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Re: Mich friert nicht
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 19.09.2010, 10:40:46
Ich, als verantwortungsvoller vater, würde nicht anders handeln.
geschrieben von gram


Dann zahle für die Privatschule, dort ist dein Sohn unter deinesgleichen und es werden garantiert auch die Uninteressiertesten und auch die Dümmsten ihr Arbitur machen.

adam
adam
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Re: Eine sträflich altmodische Schule
geschrieben von adam
als Antwort auf lalelu vom 19.09.2010, 10:46:23
da ich im ländlichen Raum lebe, kenne ich die Praxis, dass Kinder nach ihrem Wohnort/ Wohngebiet in Klassen zusammengefasst werden, zumindest während der Grundschulzeit . Das ist besonders für Kinder aus den umliegenden Dörfern eigentlich sinnvoll, da die Schulbusse so fahren, wie es die Klassen-Stundenpläne erfordern.


@Lalelu,

wie Du selber schreibst, richtet sich der Busfahrplan nach den Stundenplänen und ich kann mir nicht vorstellen, daß der Untericht so unterschiedlich ausfällt, daß Kinder ihre gewohnten Freundschaften aufgeben müssen. Als Vater wären das für mich keine Gründe, meinen Nachwuchs in einer benachteiligten Klasse unterrichten zu lassen.

@mart1,

wenn Du mir als Vater mit Heines Wintermärchen kommen und mich als "strammen Deutschen" bezeichnen würdest, hättest Du schnell stramme Probleme. Wie kann man einer Elternschaft Konservatismus vorwerfen, die etwas ändern will, auch zu Gunsten von benachteiligten Familien? Was hat die Sorge von Eltern mit der politischen rechten Ecke zu tun? Und worauf begründest Du den Vorwurf? Kennst Du den Vater, um den es geht?

Du machst hier Eltern das Engagement zum Vorwurf, dessen Mangel anderen Eltern zu Recht als ursächliches Problem vorgeworfen wird. Und lass bitte den Sarrazin weg. Es sollte gar nicht erst in Mode kommen, ihn als Allzweck-Meinungskiller zweckzuentfremden.

--

adam


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lalelu
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Re: Mich friert nicht
geschrieben von lalelu
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.09.2010, 12:37:22
@ mart

eigentlich hatte ich den Thread eröffnet, damit man Argumente austauscht und sachlich unterschiedliche Positionen erörtert!

Lalelu
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Re: Eine sträflich altmodische Schule
geschrieben von lalelu
als Antwort auf adam vom 19.09.2010, 12:46:59
@ adam:

du hast mich nur zur Hälfte zitiert. Mein Zitat ging so weiter:

Es ist aber völlig richtig, dass man diese Praxis überdenken muss, wenn sie dazu führt, dass man auf diese Weise Kinder aus Problemvierteln zusammenfasst. Die gibt es sogar in unserer Kleinstadt. Wenn man diese Kinder auf mehrere Klassen verteilen würde, würden "Ghetto-Klassen", wie im Artikel erwähnt, erst gar nicht entstehen, zumindest nicht im ländlichen Raum.


Du siehst, ich plädiere ja gar nicht dafür, dass man um jeden Preis diese Praxis beibehalten soll, wenn es Probleme gibt.

Lalelu
ingo
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Re: Eine sträflich altmodische Schule
geschrieben von ingo
Dazu kann ich etwas schreiben, was wie die "Faust auf's Auge passt". Meine Jüngste (16,5) hat im Juni an einer sehr guten Realschule ihren Qualifizierten Realschulabschluss mit der besten Jahrgangsnote gemacht. In ihrer Klasse waren ca. 25 % Ausländer. Die wurden von den deutschen Kindern "in den Griff bekommen"; und eine der besten Klassenkameradinnen ist eines dier Kinder. Soll heissen: Die deutschen Kinder haben stellenweise Erziehung übernommen; mit dem Ergebnis, dass nur ein einziger Junge dabei war, der sich nicht hat integrieren lassen; Erfolg: Kein Realschulabschluss. Alle Anderen haben begriffen, dass es ihnen hilft, wenn sie sich anpassen und von der Klassengemeinschaft gestützt werden. Kürzlich erzählte meine Tochter mir, dass bei den Neuanmeldungen an dieser Schule ca. 80 % ausländische Kinder sind. Ich weiss, wo der Grund dafür liegt: In Hannvoer haben wir sog. Integrierte Gesamtschulen (Beispiel: siehe Link). Diese Schulen haben in diesem Jahr soviele Ameldungen bekommen, wie nie zuvor und mussten massenhaft Schüler ablehnen. Warum vorrangig ausländische Kinder abgelehnt wurden, kann ich nur vermuten: Weil sie die schlechtesten Noten hatten. Mein Fazit: Wenn zum Zeitpunkt, an dem meine Tochter zu der Realschule gewechselt hat, ein so hoher Ausländeranteil gewesen wäre, hätte ich sie nicht dorthin geschickt; und ich bin sicher, dass sie nicht die Beste ihres Jahranges geworden wäre; einfach, weil das Niveau permanent gedrückt worden wäre.
adam
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Re: Eine sträflich altmodische Schule
geschrieben von adam
als Antwort auf lalelu vom 19.09.2010, 12:55:08

Re: Eine sträflich altmodische Schule
geschrieben von lalelu am 19.09.2010 12:55 als Antwort auf adam vom 19.09.2010 12:46

@ adam:

du hast mich nur zur Hälfte zitiert. Mein Zitat ging so weiter:

Es ist aber völlig richtig, dass man diese Praxis überdenken muss, wenn sie dazu führt, dass man auf diese Weise Kinder aus Problemvierteln zusammenfasst. Die gibt es sogar in unserer Kleinstadt. Wenn man diese Kinder auf mehrere Klassen verteilen würde, würden "Ghetto-Klassen", wie im Artikel erwähnt, erst gar nicht entstehen, zumindest nicht im ländlichen Raum.

Du siehst, ich plädiere ja gar nicht dafür, dass man um jeden Preis diese Praxis beibehalten soll, wenn es Probleme gibt.

Lalelu


@lalelu,

ich hätte Dich ganz zitieren sollen. Mir ging es darum, meine Position nochmal klar zu machen. An erster Stelle muß eine ausgewogene Zusammenstellung der Klasse liegen, dann kommen Fahrpläne und Freizeit. Schule wird immer mehr zu der Vorraussetzung für das spätere Leben.

Überhaupt geht mir die Diskussion zu sehr um die Darstellung von Eltern und Schulleitung. Die eigentlichen Leidtragenden sind die Kinder. Sie müssen in der Schule, vielleicht sogar lebenslang, das auslöffeln, was ihnen die Erwachsenen einbrocken.

In den falsch zusammengesetzten Klassen werden Probleme vorprogrammiert. Zum Beispiel bin ich nicht der Meinung, daß Kinder mit schlechteren sozialen Voraussetzungen, automatisch von Bessergestellten in der Leistung "hochgezogen" werden. Soziale Stellungen haben ja nichts mit Begabung zu tun. Das Ziel sollte sein, in der Schule falsches soziales Selbstverständnis unter den Kindern auszugleichen und Begabungen festzustellen. Das geschieht an der Goetheschule nicht, was in den unterschiedlichen Zukunftsaussichten der Klassen zum Ausdruck kommt.

@ingo: Du beschreibst in etwa das, was ich unter sozialem Ausgleich verstehe.

--

adam



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