Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Verteidiger und Entdecker

Innenpolitik Verteidiger und Entdecker

Bias
Bias
Mitglied

Verteidiger und Entdecker
geschrieben von Bias

Der Münchner Merkur berichtet heute über die Ergebnisse einer aktuellen Studie zum Grad der Spaltung der Gesellschaft.
Die Berichterstatter meinen feststellen zu können, dass sich bei einem Drittel der Gesellschaft Haltungen verfestigt haben, die schwer kompatibel seien.
Sie meinen, dass sich dieses Drittel
in "Verteidiger" und "Entdecker" einteilen ließe.
Als Verteidiger bezeichnen sie jene, die traditionswahrend an Althergebrachten festhalten möchten.
Entdecker hingegen seien jene, die Neues freudig als Chance begrüßten.
https://www.merkur.de/politik/studie-zu-spaltung-der-gesellschaft-zwei-verfestigte-lager-zr-90807298.html  

Unwillkürlich fällt mir eine Überlegung von Konrad Lorenz, dargelegt in seinen "Acht Todsünden der zivilisierten Menschheit", dazu ein, wo der Ethologe den Abriss der Traditionen als eine dieser Sünden anführt und - soweit ich es erinnere - grob zusammengefasst erklärt,
- dass das Festhalten und Beharren an Gewohntem zur Versteinerung führt
  wohingegen
- die Bevorzugung alles Neuen im Irrsinn mündet.

Ein jeder von uns dürfte mitbekommen was nicht erst derzeit in dieser Beziehung bei uns abgeht und sich irgendwie positioniert haben.
Mich irritiert, dass - um im Beispiel zu bleiben - die "Verteidiger" sich zunehmend zu Rechtfertigungen und/oder Distanzierungen aufgefordert sehen
während die "Entdecker" Forderungen aufgrund von Behauptungen aufstellen, die sie als evident und so gesehen als nicht weiter erklärungsbedürftig  werten.

Haben wir perspektivisch nur noch die Wahl zwischen versteinern öder verblöden?

Gute 24 Stunden

Bodoso
Bodoso
Mitglied

RE: Verteidiger und Entdecker
geschrieben von Bodoso
als Antwort auf Bias vom 18.06.2021, 08:32:59

Wir haben noch andere Möglichkeiten @Bias .
So könnte z.B jeder seinen eigenen Standpunkt regelmäßig , wie heißt es so schön, ergebnissoffen hinterfragen. Sollten Zweifel aufkommen diesen dann auch nachgehen und u.U seine Ansicht revidieren. Auch wenn das EGO bzw. der innere Schweinehund das ziemlich schwer machen.
Viel Spass noch am heutigen Tag.
Und jetzt rollt , trotz heißem Wetter die Boule Kugel 😄
 

Via
Via
Mitglied

RE: Verteidiger und Entdecker
geschrieben von Via
als Antwort auf Bias vom 18.06.2021, 08:32:59

Zunächst einmal finde ich es mutig, bei einer Befragung von 1.400 Personen (entspricht 0,00167 % der Bevölkerung Deutschlands) eine Hochrechnung zu wagen und daraus eine derartige Schwarz-Weiß-Malerei abzuleiten.

Ein Drittel der Bevölkerung gehört laut einer Studie einem von zwei Blöcken an, die sich mit verhärteten Positionen gegenüberstehen

Beruhigend - trotz aller statistischen Ungenauigkeit - dass zumindest zwei Drittel keinem der "verhärteten" Lagern zuzurechnen sind.

„Verteidiger“ sind demnach im Vergleich zu den „Entdeckern“ häufiger heimatverbunden und zeigten vergleichsweise häufiger eine hohe Religiosität. In dieser Gruppe habe nach eigener Aussage jeder Vierte einen niedrigen sozialen Status, besser Gebildete seien weniger vertreten als in der „Entdecker“-Gruppe.

Was beabsichtigt eine solche Umfrage? Die Gräben mit derart fragwürdigen Aussagen noch tiefer zu ziehen?

Ich halte das für Meinungsmanipulation, die an Springer und Konsorten erinnert.
VG - Via
 

Anzeige

Edita
Edita
Mitglied

RE: Verteidiger und Entdecker
geschrieben von Edita
als Antwort auf Bias vom 18.06.2021, 08:32:59

Also ...... das was Du aus dem Merkur-Artikel so pauschaliert interpretierst, und was dort wirklich steht, ist auch nicht kompatibel miteinander, ist sogar irreführend!
So allumfassend wie Du "Verteidiger" und "Entdecker" einreduzierst, bleibt nichts von dem, was die Forscher damit definiert haben, übrig und verfälscht somit die gesamte "Berichterstattung" darüber!
Das haben die Wissenschaftler unter VERTEIDIGER und ENTDECKER zusammengefaßt, Zitat:

" „Verteidiger“ befürworten eher enges Konzept der ethnisch-religiösen Zugehörigkeit. Konkret meinen sie zu einem größeren Teil: Nur wer im Land geboren ist, deutsche Vorfahren hat, den größten Teil seines Lebens in Deutschland verbracht hat oder Christ ist, gehört dazu. Zugleich fühlt sich etwa die Hälfte von ihnen durch „Fremde“ - Muslime oder Geflüchtete - bedroht und selbst kulturell benachteiligt, heißt es in der Analyse. Lediglich ein geringer Teil „Verteidiger“ sei zufrieden mit der Demokratie, wenige vertrauten Regierung und Parlament.
„Verteidiger“ sind demnach im Vergleich zu den „Entdeckern“ häufiger heimatverbunden und zeigten vergleichsweise häufiger eine hohe Religiosität. In dieser Gruppe habe nach eigener Aussage jeder Vierte einen niedrigen sozialen Status, besser Gebildete seien weniger vertreten als in der „Entdecker“-Gruppe.

Unter den „Entdeckern“ machen die Forscher dagegen nur eine Minderheit aus, die ein enges Konzept von Zugehörigkeit nach ethnisch-religiösen Kriterien befürwortete. Durch Muslime und Geflüchtete fühle sich niemand in hohem Ausmaß bedroht. Zuwanderung und wachsende Vielfalt gelten als Chancen. „Entdecker“ zeigten sich überwiegend eher zufrieden mit der Demokratie, vertrauten der Politik fast ausnahmslos. Entdecker seien vergleichsweise gut gebildet und eher nicht von materieller Not betroffen."

Edita

Bias
Bias
Mitglied

RE: Verteidiger und Entdecker
geschrieben von Bias
als Antwort auf Bodoso vom 18.06.2021, 08:43:15
Wir haben noch andere Möglichkeiten @Bias .
So könnte z.B jeder seinen eigenen Standpunkt regelmäßig , wie heißt es so schön, ergebnissoffen hinterfragen. Sollten Zweifel aufkommen diesen dann auch nachgehen und u.U seine Ansicht revidieren. Auch wenn das EGO bzw. der innere Schweinehund das ziemlich schwer machen.
Viel Spass noch am heutigen Tag.
Und jetzt rollt , trotz heißem Wetter die Boule Kugel 😄
Beim Hinterfragen, Bodoso, nimmst Du beim Stand der Dinge regelmäßig in Kauf, dass Du statt einer Antwort umgehend
- apodiktisch belehrt wirst
- als Ewiggestriger einsortiert bist
- und/oder in Verdacht gerätst, damit die Demokratie infrage stellen zu wollen.
So etwas spricht für sich🙏

Effizient erscheint es mir jedenfalls nicht, auf Ergebnisoffenheit eines Dialogs hoffend darauf ernsthaft etwas erwidern zu wollen.
Boulen wäre eine wahrhaft vernünftige Alternative.
Rispe
Rispe
Mitglied

RE: Verteidiger und Entdecker
geschrieben von Rispe

Warum plötzlich neue Wörter für rechts und links?
Die "Verteidiger" (oder solle man sagen: die "Reaktionären?) sind die Rechten, die "Entdecker" die Linken, so einfach ist das.
Diese Gräben zwischen beiden Lagen gab es immer schon, allerdings jetzt krasser als früher, weil die Verteidiger-AFD (bzw. die reaktionäre AFD) diese Spaltung sei einiger Zeit sehr befördert hat.
Dann kam noch Corona und deren Leunger, die das ihre dazu beigetragen haben.

Man kann nur hoffen, dass sich diese gefährlich rechten Ströumgen nicht noch mehr ausbreiten, es reicht!


Anzeige

Bias
Bias
Mitglied

RE: Verteidiger und Entdecker
geschrieben von Bias
als Antwort auf Rispe vom 18.06.2021, 10:21:15

Die Verteidiger verteidigen und befördern dadurch die beobachtbare Spaltung,
habe ich verstanden, Rispe.
Unumwunden zugegeben: Bei den Temperaturen - eine schlicht originell geniale Betrachtung!

freddy-2015
freddy-2015
Mitglied

RE: Verteidiger und Entdecker
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf Rispe vom 18.06.2021, 10:21:15
Das die Linken immer konträr zu den Rechten steht stimmt nicht.
Ich würde die Gruppe der Endecker mehr der ---breiten Mitte--- zuschreiben.
Denn da ist das Spektrum das den Fortschritt mit abdeckt.
Die Linken hängen auch ihren alten Träumen nach und immer weltoffen,
sind und waren die auch nicht.
Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Verteidiger und Entdecker
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Bias vom 18.06.2021, 09:57:50

Mein Weg: Ich befasse mich sowohl mit den Ansichten der Verteidiger (Die Verpönten) als auch mit denen der Entdecker.

Hinterfragen und Analysieren ist der nächste Schritt.

Diskutieren in Zeiten wie die Jetzigen ist ziemlich aussichtslos, weil alles, was nicht passt, abgebügelt wird. Ein Diskurs ( methodisch aufgebaute Abhandlung über ein bestimmtes [wissenschaftliches] Thema) scheint nicht mehr möglich.

Wissenschaftler, die vor Corona in der Wissenschaft und in der Politik hoch angesehen waren, werden ins Abseits gestellt. Da lohnt es sich dreimal hinzuschauen.

Mareike

Edita
Edita
Mitglied

RE: Verteidiger und Entdecker
geschrieben von Edita
als Antwort auf Mareike vom 18.06.2021, 11:30:21
Wissenschaftler, die vor Corona in der Wissenschaft und in der Politik hoch angesehen waren, werden ins Abseits gestellt. Da lohnt es sich dreimal hinzuschauen.

Mareike
Corona betrifft halt alle Menschen, Verschwörungsmythen, die sich nur z.B. an Ufo-Gläubige richten, werden halt nicht so breit gestreut, wie Mythen, die die komplette Menschheit betreffen, von daher ist Deine Annahme nur mit Vorsicht zu genießen. 

Es ist überhaupt nicht verwunderlich, daß auch Menschen mit hohem Bildungsgrad, Akademiker auf ganz abstruse Theorien hereinfallen.
Es ist ein verbreiteter Trugschluß zu glauben, daß diese Neigung mit der Qualität der Ausbildung zu tun hat. In Wahrheit besteht da kaum ein Zusammenhang: Akademiker sind für Verschwörungsmythen genauso anfällig wie Menschen ohne akademische Ausbildung!

Auch ein kleiner Teil von Akademikern sucht, wenn er thematisch überfordert ist, auf komplexe Probleme oder Fragen einfache Antworten und hält trotz Widerspruchs und Richtigstellung an seiner Überzeugung fest!

Edita

Anzeige