Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Wann bessert sich das Verhältnis zwischen Ossis und Wessis wirklich?

Innenpolitik Wann bessert sich das Verhältnis zwischen Ossis und Wessis wirklich?

olga64
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Wann bessert sich das Verhältnis zwischen Ossis und Wessis wirklich?
geschrieben von olga64
Gestern sah ich mir den interessanten, ersten Teil der neuen Serie "Weissensee" an. Ich bin immer interessiert an solchen Schilderungen aus der ehemaligen DDR-Zeit, da ich - als diese noch existierte - trotz einiger beschwerlicher Reisen dort hin keinen grossen Einblick gewinnen konnte.
Später war ich dann noch Gastseherin bei Frau Maischberger.
Dort war ja auch Herr Diestel,der anscheinend heute ein gutes Auskommen als Anwalt hat, aber mit hoher Verbitterung anscheinend auf alles, was der Historiker Knabel sagte und tat reagierte. Interessant fand ich auch die Umfragen "beim Volk" - es gibt anscheinend immer noch Wessis, die denken, der Soli würde nur von diesen bezahlt werden. Und umgekehrt gibt es anscheinend immer noch Ossi-Rentner, die die Höhe ihrer Rente nach der Wende beklagen, obwohl sie ja eindeutig die Gewinner der sog. Wiedervereinigung waren.
Warum gibt es so viele negative Strömungen bis hin zu hasserfüllten Äusserungen zwischen Ossis und Wessis? Wie viele Generationen braucht es noch, damit hier endlich Besserung eintritt? Olga
carlos1
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Re: Wann bessert sich das Verhältnis zwischen Ossis und Wessis wirklich?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf olga64 vom 15.09.2010, 16:25:35
"Warum gibt es so viele negative Strömungen bis hin zu hasserfüllten Äusserungen zwischen Ossis und Wessis? Wie viele Generationen braucht es noch, damit hier endlich Besserung eintritt?" Olga


Warum also diese negative Äußerungen immer noch Vielleicht könnte die Frage anders gestellt werden? Unzufriedenheit, Unbehagen, Emotionen haben auch persönliche Gründe. Nostalgiegefühle lassen sich nicht steuern, sie sind da. Aber nicht jeder ist unzufrieden. Nur wenn Gründe bekannt sind, lassen sich die Ursachen ergründen. Da hilft evtl. allein eine sachbezogene Argumentation.

Unzufriedenheit kann auch entstehen, wenn Menschen das Gefühl haben mit ihren Problemen und Schicksalen nicht ernst genommen zu werden. Aber vielleicht wollen sie zu ernst genommen werden? Wer nimmt meine Gefühle ernst? Ich erwarte von niemanden, dass meine persönlichen Gefühle ernst genommen werden. Was anderes sidn Verhaltensweisen, Einstellungen, Diese sind bei älteren Menschen unverwechselbar. Be ihüngeren immer weniger festestellbar. Ich erwarte eigentlich nur Höflichkeit. Nicht jeder Westler sympathisiert mit der DDR-Identität. Die DDR-Verherrlichung verstehe ich nicht. Die DDR-Geschichte interessiert mich. Aber ich verstehe auch sehr gut, dass Menschen nicht dafür kritisiert werden wollen, dass sie dort gelebt haben, und Respekt bringe ich allen entgegen. Feingefühl ist halt notwendig.

Es wird leicht vergessen, dass kaum jemand im Westen vor 1990 sich mit der Vereinigung konkret in Gedanken auseinander setzte. Wir waren mit anderen Sorgen beschäftigt. Die Jugend, wie ich sie erlebte, war voller Ablehnung. Ich fand das damals abstoßend.

c.
ehemaligesMitglied27
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Re: Wann bessert sich das Verhältnis zwischen Ossis und Wessis wirklich?
geschrieben von ehemaligesMitglied27
als Antwort auf olga64 vom 15.09.2010, 16:25:35
In der Salzwedeler Volsstimme (eine regionale Tageszeitung) habe ich gerade Einzelheiten aus einer Studie der FU Berlin zum geteilten und vereinigten Deutschland gelesen:

Darin heißt es:

Die Mehrheit der Westdeutschen sehe die DDR voir allem als Diktatur.
Die Mehrheit der Ostdeutschen neige dagegen zu einer wohlwollenden Betrachtung, die das Schwergewicht auf das eigene Leben im Alltag lege.

In den Köpfen vieler Ostdeutscher habe sich dabei eine nicht reale DDR gebildet.
"Die Konstruktion einer sozial idealisierten DDR, die es nie gegeben hat."

Die eigene Lebensleistung werde so "zum Schutzschild für das System, die sozialistische Diktatur".


Ich finde, das ist auch hier in den Beiträgen einiger Diskutanten klar und deutlich erkennbar.

Da kann man nur warten, bis die letzten Verfechter der Systeme das Zeitliche gesegnet haben.

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carlos1
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Re: Wann bessert sich das Verhältnis zwischen Ossis und Wessis wirklich?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf ehemaligesMitglied27 vom 15.09.2010, 16:57:39
"Die Konstruktion einer sozial idealisierten DDR, die es nie gegeben hat."

Die eigene Lebensleistung werde so "zum Schutzschild für das System, die sozialistische Diktatur". boris (Zitat aus einer FU-Studie


@ Boris,
das Wort "Lebensleistung" geht vielen geölt und glatt über die Lippen. Wir sollten aber Ungedachtes und Selbstverständliches des alltäglichen Sprechens einer Reflexion unterziehen. Was ist Lebensleistung anderes als Dasein in der DDR, eine etwas anders geartete Identität, Leben in einer Diktatur. Leistung ist ein Begriff aus der Physik, der Betriebbswirtschaft, ähnlich wie Produktivität. Das aber kann nicht gemeint sein mit der Existenz in der DDR.

Was die wirtschaftliche Leistung angeht (Produktivität) so sind die Bürger der DDR durch ihr System eher daran gehindert worden die ihnen potenziell mögliche Leistung zu erbringen. Das reichte jedoch hin, dass die DDR wirtschaftlich den ersten Platz im Lebensstandard im Ostblock einnahm. Das ist eine große Leistung. Verglichen mit der Versorgungslage im Westen ist das nicht beeindruckend, insbesonders auch deshalb, weil damit eine gewaltige Verschlechterung der Umweltbedingungen einherging.

c.

adam
adam
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Re: Wann bessert sich das Verhältnis zwischen Ossis und Wessis wirklich?
geschrieben von adam
als Antwort auf olga64 vom 15.09.2010, 16:25:35
es gibt anscheinend immer noch Wessis, die denken, der Soli würde nur von diesen bezahlt werden.


Es gibt auch immer noch Ostis, die nicht daran denken, daß die Westis ohne die neuen Bundesländer gar keinen Soli berappen müßten. Das aber nur als kleinen Ausgleich .

Wie alt müssen Bundesländer werden, um nicht mehr neu zu sein? Wie lange dauert es, bis die alten Bundesländer nicht mehr als Vorbild und Bemessungsgrundlage zugemutet werden?

Vierzig Jahre sollte man sich systembedingt gegenseitig mit Mißtrauen betrachten und dann war in die Arme fallen angesagt. Die Ostis wollten Reise- und Meinungsfreiheit, gerne verbunden mit westlichem Wohlstand und die Westis sahen staunend zu, weil keiner sie fragte.

Dann bekamen Ostis und Westis einen Staat, den beide so nicht gewollt hatten. Viele Ostis mußten lernen, in der Marktwirtschaft zurecht zu kommen, mußten merken, daß der "Goldene Westen" nur über die Grenze golden erschienen war und die Westis sollten für etwas abgeben, das sie sowieso schon jahrelang mit finanziert hatten.

So kam es wohl auch zu dem überheblichen Wohlwollen mancher Westis, das die Ostis bis auf die Knochen nervte und von ihnen mit viel Gemecker beantwortet wurde. Beide Seiten redeten Deutsch und trotzdem eine andere Sprache, weil über Jahrzehnte unterschiedliche Wertevorstellungen eine Rolle gespielt hatten.

Es wäre schön gewesen, den neuen Staat der Bevölkerung nicht über zu stülpen, sondern ihn, über gegenseitige Verantwortung, von der Basis her wachsen zu lassen. Nicht der kalte Soli, der über kalte Politik verteilt wurde, hätte einen kalten Aufbau-Ost leiten sollen, sondern Solidarität, Partner- und Patenschaften auf allen Ebenen, hätten ähnliches leisten können.

Statt der Treuhand, hätte direkte Verantwortung, aus der Bevölkerung und der Wirtschaft, in den Erneuerungsprozess einbezogen werden sollen. Es wäre nicht billiger geworden, hätte auch viele Arbeitslose bedeutet, hätte länger gedauert, aber der Erfolg wäre für den Einzelnen, auch als persönlicher Erfolg, sichtbar und messbar gewesen. Gegenseitiges Verständnis wäre schneller gewachsen und damit auch das gemeinsame Gefühl für einen Staat.

So, wie es gelaufen ist, wird es wohl noch zwei, drei Generationen dauern, bis es besser wird, mit dem Zusammenwachsen von dem, was zusammen gehört.

--

adam


hugo
hugo
Mitglied

Re: Wann bessert sich das Verhältnis zwischen Ossis und Wessis wirklich?
geschrieben von hugo
als Antwort auf adam vom 15.09.2010, 20:17:54
hm olga, Carlos, Boris, adam,,
endlich mal wieder eine Diskussion wo wenigstens die ersten 5 Beiträge den Versuch nach Sachlichkeit ausstrahlen,,von gegenseitigem Verständnis will ich da noch gar nicht reden.

als ich gestern Maischberger sah war ich schon nach den ersten paar Minuten bedient das -wie üblich- nicht das Problem im Mittelpunkt stand sondern die eigene Produktion, die Selbstdarstellung,,

,und da allesamt keine Übeläter, keine Verursacher, keine Verantwortlichen waren -sich auch nicht in diesen Rollen sahen- warum auch (die Runde war ja aus mehr oder weniger 100% DDR Kritikern zusammengestellt/ausgesucht)konnten auch nur gering, widersprüchliche Sichten mit neuen Erkenntnissen auf die DDR, zustandekommen.

das ist immer dann so, wenn Leute sich treffen die allesamt die DDR mehr oder weniger stark bekämpft haben wollen, sich als Sieger dieser Geschichte ansehen und kein "Opfer" in ihrer Mitte finden, auf dem berechtigterweise Kritik abgeladen werden kann.

Deshalb wird zwanghaft versucht die Reinheit der eigenen Weste zu demonstrieren und,,naja wer sowieso niemals in der DDR lebte, der sieht sich verständlicherweise sowieso oft als unantastbar und 100%ig kritikberechtigt.

adam Du hast ein gutes Beispiel -sicher unbeabsichtigt-mit Deinem Satz ",,und die Westis sollten für etwas abgeben, das sie sowieso schon jahrelang mit finanziert hatten."

das stimmt nicht wenn Du an den Straußkredit denkst (der war ja kein Geschenk, kein Solibeitrag sondern knallhartes -im Kapitalsmus übliches Geschäft-)mit Kosten-Nutzen-Ergebnis für beide Seiten, Strauß war ja kein uneigennütziger Samariter.
(für mich war dieser Kredit im Nachhinein kontraproduktiv und hatte vielleicht sogar ein früheres Wiedervereinigen hinausgezögert,,ist aber ein Extrathema)

Denn im innerdeutschen Handel diktierten die westdeutschen Partner sämtliche Peise, legten die Konditionen fest und das sicher nicht zum eigenem Schaden,
besonders wenn man bedenkt das -gemessen am Aufwand- die DDR bei fast allen Warenlieferungen bei jeglicher Produktion für den Westpartner drauflegte, nur um auf Teufel komm raus, an ein paar Devisen zu kommen.

böse Zungen behaupten noch heute die Mär vom Dumpinklohnland DDR,und,,, sie haben recht (hugo)

adam, das stimmt nur insoweit,,das die DDR gerne ein Eintrittsgeld (auch bekannt als Zwangsumtausch)nahm, in diesem Falle stimm ich Dir zu, da trat der finanzielle (aber nur dieser) Nutzen bei der SED Führung auf.

hugo



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adam
adam
Mitglied

Re: Wann bessert sich das Verhältnis zwischen Ossis und Wessis wirklich?
geschrieben von adam
als Antwort auf hugo vom 15.09.2010, 20:56:53

@hugo,

ich habe meine Ansicht geschrieben, die ich aber so nicht immer breit trete. Ich meine, daß bei den alten Kamellen aufgehört werden sollte, auf einer Meinung zu bestehen. Damit endlich Ruhe einkehrt.

--

adam

carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Wann bessert sich das Verhältnis zwischen Ossis und Wessis wirklich?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf adam vom 15.09.2010, 20:17:54
„Wie alt müssen Bundesländer werden, um nicht mehr neu zu sein? Wie lange dauert es, bis die alten Bundesländer nicht mehr als Vorbild und Bemessungsgrundlage zugemutet werden?“ adam


Es hängt auch mit dem Namen Bundesrepublik und ihrer Geschichte zusammen. Als Ausgangspunkt für die Bundesrepublik gibt es die alten Bundesländer. Die neuen kamen nach der Wende hinzu. Der historische Vorgang der Vereinigung wird verblassen. Als Zäsur in der Geschichte wird die Wende und damit das schmückende Adjektiv „Neu“ für die östlichen Bundesländer vielleicht bleiben, solange es den 3. Oktober als Nationalen Gedenktag gibt. Je mehr aber die Einheit beschworen wird, umso besser erinnern sich die Leute daran, dass es nötig ist, einig zu sein – sonst würden sie offiziell daran nicht erinnert werden.


Die DDR und die Bundesrepublik als Ergebnis des 2. Weltkrieges werden auch nicht vergessen werden, weil der 2. Weltkrieg als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts nicht aus dem kollektiven Gedächtnis gestrichen werden kann. Was bleibt überhaupt an vagen Vorstellungen von der Geschichte? Einige angerissene Daten aus dem Geschichtsunterricht vielleicht. Dass es ein römisches Weltreich gegeben hat. Die Vorstellung von den „alten“ Römern, wird durch flotte Sprüche aus der Politik uns ins Gedächtnis gerufen (altrömische Dekadenz und Herr Westerwelle, Kaiser Nero auch). Von dem grausamen Dschingis Khan kennen die Leute den Namen und von Karl dem Großen oder Friedrich Barbarossa. Napoleon ist durch den Napoleonskuchen berühmt.


Dann ist da noch die Rede von der Gleichheit der Lebensbedingungen in ganz Deutschland, eine Forderung des Grundgesetzes, die niemals eingelöst werden wird, die auch nicht in der „alten“ Bundesrepublik mit Bonn als Hauptstadt hätte eingelöst werden können. Diese Forderung ist umso illusionärer als sie nun gesamtdeutsch erhoben wird. Eine Region wie Mecklenburg und Vorpommern war wirtschaftlich immer weiter hinten angesiedelt und das wird auch in Zukunft so sein. Na und? Muss sich die Nation jetzt vor Schmerzen krümmen und nachts in das Kissen heulen und schlecht träumen? Eine Region wie Sachsen hat den so genannten „Rückstand“ gegenüber den anderen Bundesländern in Teilen aufgeholt und „gleichgezogen“. Dies ängstliche Betrachten von Statistiken, wer was noch nicht hat aber doch unbedingt haben müsste oder aber manche Dinge schon im Überfluss besitzt, andere Dinge aber wiederum dringend benötigt aus dem großen deutschen Füllhorn …. wozu soll das gut auf die Dauer gut sein? Das Wort Selbstverantwortung sollte neu buchstabiert werden.


Angestoßen wohl durch die Debatte um Stuttgart21 hat auch München nun entdeckt, dass es eine direkte ICE-Verbindung vom Flughafen München über die S-Bahnanlagen zum Flughafen haben müsste. Die veranschlagten läppischen 3,5 Mrd. € wird man leicht locker machen können, wenn die Dummerchen in Stuttgart weiter protestieren. Natürlich wird es teurer. Die Geldmasse lässt sich gut in München verprassen. Unsere Wertmaßstäbe (Wertekanon) sind wesentlich durch Statistiken bestimmt. Nur wer vorne mitmischt, gilt etwas.


„Statt der Treuhand, hätte direkte Verantwortung, aus der Bevölkerung und der Wirtschaft, in den Erneuerungsprozess einbezogen werden sollen.“ Adam


Direkte Verantwortung aus der Bevölkerung für was denn, adam? Für das wirtschaftliche Risiko? Dann hätte die Bevölkerung im Kollektiv auch Eigentümerin der Produktionsanlagen sein müssen. Und was wäre bei der Insolvenz eines Unternehmens geschehen? Wer würde haften? Viele Leute würden ihre Anteile verlieren. Dabei hätten sie sie erst kurz vorher bekommen. Keiner würde verstehen, dass man ihnen wieder nimmt, was doch eben noch ihnen gehörte. Oder hätte dann der Staat einspringen müssen? Wie hätte dies Wirtschaftsmodell funktionieren sollen? Etwa durch Zwangszuteilung von Trabbis oder Spreewälder Gurken sind?

c.
hugo
hugo
Mitglied

Re: Wann bessert sich das Verhältnis zwischen Ossis und Wessis wirklich?
geschrieben von hugo
als Antwort auf adam vom 15.09.2010, 21:52:33
,,daß bei den alten Kamellen aufgehört werden sollte, auf einer Meinung zu bestehen. Damit endlich Ruhe einkehrt.(adam)

hm adam olle Kamellen hin und olle Kamellen her, ich kann nun mal nicht aus meiner Haut heraus,,ich kann es nicht ertragen wenn mir jemand z.B. diktieren will das Berlin 10 Millionen Einwohner hat und ich soll nur um des lieben Friedens willen mit dem Kopf zustimmend nicken,,,

dann wird dieser Lügner von Tag zu Tag immer dreister und ich bin mit Schuld daran,

und weil ich mich nicht versündigen will, auch von Dir nicht dazu verführen lasse, wird von meiner Seite aus keine Diskussion abgewürgt oder Ihr gar ausgewichen, es sei denn es kommen solch blöden Nebenbemerkungen solch völlig unsinnigen, unqualifizierten auf Krawall gebürstete Bemerkungen wie wir sie gerade topaktuell unter: "Re: Mutige Leute braucht Deutschland!!!
geschrieben von klaus am 14.09.2010 10:28 als Antwort auf hugo vom 14.09.2010 08:42"
langatmig und ausführlich bestätigt bekommen.

hugo
Cathalina
Cathalina
Mitglied

Re: Wann bessert sich das Verhältnis zwischen Ossis und Wessis wirklich?
geschrieben von Cathalina
als Antwort auf adam vom 15.09.2010, 21:52:33
Die Wunden sind einfach noch zu frisch die beim Fall der Mauern bzw. Grenzen aufgerissen wurden.

Erinnern wir uns doch mal zurück. Die Mauer in West-Berlin fiel und die Menschen stürmten nach Berlin rein. Die Politik gab den Umtauschkurs 1:1 aus und die Läden in und um Berlin, sowie in allen grenznahen Ortschaften wurden regelrecht leer gekauft. Auf einem Schlag musste der Wessi lernen auf Ware wochenlang zu warten. Schrottautos wurden von einem Tag auf den anderen teurer und teurer, bis sie fast Neuwagenniveau erreichten.

Die Treuhand machte die Betriebe ohne Rücksicht auf Verluste platt. Viele Berufe wurden im Westen entweder erst gar nicht oder erst nach einer externen Prüfung anerkannt. Sehr viele Firmen aus dem Westen machten sofort Zweigstellen im Osten auf und mit den dort ausgehandelten Löhnen wurden die Mitarbeiter im Westen erpresst. Entweder waren sie mit weniger Lohn einverstanden oder der Betrieb wurde geschlossen bzw. die Mitarbeiterzahl reduziert. Wer weiß den heute schon, dass z. B. die Sipos bei Gleisarbeiten überwiegend aus dem Osten kommen, auch heute noch?

Die SPD, allen voran Oskar Lafontaine, hat doch vehement gegen die "Wiedervereinigung" gewettert. Später als Kohl und Genscher alles durchgesetzt hatten, stellte sich die SPD im Bundestag, damals noch Bonn, hin und machte sich darüber lustig wie man die amtierende Bundesregierung über den Tisch gezogen hat. Ich habe die Rede davon noch auf einer alten Festplatte. Irgendwann werde ich die mal raus kramen, anschließen und den Text ins Netz stellen. Und noch etwas, die heutige Präambel der Bundesrepublik basiert auf einer Lüge. Wie heißt es doch darin so schön?

[list]Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen,

von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.

Die Deutschen in den Ländern Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen haben in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands vollendet. Damit gilt dieses Grundgesetz für das gesamte Deutsche Volk.[/list]

Wie hieß es im Schlusssatz der alten Präambel?

[list]Das gesamte Deutsche Volk bleibt aufgefordert, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschland zu vollenden.[/list]

In Artikel 146 Grundgesetz hieß es wörtlich:

[list]Dieses Grundgesetz, das nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands für das gesamte deutsche Volk gilt, verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist.[/list]

Die DDR ist nicht als Gesamtheit beigetreten, sondern jeweils die einzelnen Bundesländer.

Bisher hat das Deutsche Volk noch nicht die Chance erhalten sich eine neue Verfassung zu geben. Warum eigentlich? Misstrauen die Politiker ihrem Volk, halten sie es für zu blöde? Fragen über Fragen, aber solange die nicht befriedigend beantwortet werden, wird es wohl noch einige Jahrzehnte dauern bis auch der letzte, der sich daran erinnert, gestorben ist und die Politik schalten und walten kann wie sie will.

Cath


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