Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Warum Erinnerungskultur wichtig ist

Innenpolitik Warum Erinnerungskultur wichtig ist

Tina48
Tina48
Mitglied

Re: Warum Erinnerungskultur wichtig ist
geschrieben von Tina48
als Antwort auf Selina47 vom 22.01.2017, 14:39:36
Hat schon mal jemand genau recherchiert , wo auf der Welt überall es Mahnmale im Gedenken an die Opfer des 2.WK gibt ?
Ich bin da nicht vollumfänglich informiert .
Du ?


Ich besuche oft Soldatenfriedhöfe ( Frankreich hauptsächlcih),
Mahnmale gibt es überall, nur nirgendwo steht dass ich, Du für
das Verbrechen unerer Vorfahren verantwortlich sein sollten und das ist gut so.


"Wir" - also meine Generation und die nachfolgenden Generationen - sind an dem , was geschehen ist , nicht schuld . Wir können lediglich warnen und mahnen und aufklären . Verhindern können wir das aber nicht . Da sind Kräfte am Werk, deren wir uns mit unseren bescheidenen Mitteln nicht erwehren können . Von wo aus denn auch ? Von zu Hause , vom Sofa aus , per Tastatur ? Auf Demos ? Nein , ich glaube nicht daran , dass wir aus dem Volk heraus einen Krieg verhindern werden/können. Wir können mit unseren bescheidenen Mitteln Rassismus und Intoleranz , Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung abschwächen , indem wir das Gegenteil vorleben , aber wirklich verhindern ??? Nein , das denke ich nicht .
Selina47
Selina47
Mitglied

Re: Warum Erinnerungskultur wichtig ist
geschrieben von Selina47
als Antwort auf Tina48 vom 22.01.2017, 17:57:58


"Wir" - also meine Generation und die nachfolgenden Generationen - sind an dem , was geschehen ist , nicht schuld . Wir können lediglich warnen und mahnen und aufklären . Verhindern können wir das aber nicht . Da sind Kräfte am Werk, deren wir uns mit unseren bescheidenen Mitteln nicht erwehren können . Von wo aus denn auch ? Von zu Hause , vom Sofa aus , per Tastatur ? Auf Demos ? Nein , ich glaube nicht daran , dass wir aus dem Volk heraus einen Krieg verhindern werden/können. Wir können mit unseren bescheidenen Mitteln Rassismus und Intoleranz , Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung abschwächen , indem wir das Gegenteil vorleben , aber wirklich verhindern ??? Nein , das denke ich nicht .


Ich persönlich war mit Lea Rosch und diesem Denkmal in Berlin nicht
einverstanden Es waren auch viele namhafte jüdischen Persönlichkeiten nicht damit einverstanden, aber...
Alle Opfer hätten da aufgezählt werden müssen.
Du hast Recht, jeder von uns muss mit seinen Mitteln und Möglichkeiten
gegen Intoleranz kämpfen ( Rassisten sind wir alle, irgendwie, sogar
ich und ich bin eine Ausländerin ) aber in sehr milden Form
arno
arno
Mitglied

Re: Warum Erinnerungskultur wichtig ist
geschrieben von arno
als Antwort auf Tina48 vom 22.01.2017, 17:47:17
N´Abend ,

.....
Gleichzeitig denke ich , dass es Umstände gibt , die einen dauerhaften Frieden nicht zulassen . Da helfen weder Mahnmale noch Kränze . Leider .


Moin, Tina48,

wenn als Ergebnis Deines Beispiels Mahnmale und Kränze keine Hilfe sind,
dann sollten wir wirklich alle Denkmäler und Mahnmale beseitigen, denn
letztlich macht dann eine Erinnerungskultur keinen Sinn!

Die ritualisierte Betroffenheit als ein noch wichtiges und hohes Gut der
Erinnerungskultur könnte entfallen und niemand brauchte dann mehr zu heucheln.

Ich bin aber nicht Deiner Meinung, dass es Umstände gibt, die einen
dauerhaften Frieden unmöglich machen, denn Kriege werden vorbereitet und
der Bevölkerung aufgezwungen. Krieg ist keine politische Option, sondern
eine Offenbarung eines politischen Totalversagens!

Gruß arno

Gruß arno

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Tina48
Tina48
Mitglied

Re: Warum Erinnerungskultur wichtig ist
geschrieben von Tina48
als Antwort auf arno vom 22.01.2017, 18:46:32
N´Abend ,

.....
Gleichzeitig denke ich , dass es Umstände gibt , die einen dauerhaften Frieden nicht zulassen . Da helfen weder Mahnmale noch Kränze . Leider .
geschrieben von arno


Moin, Tina48,

wenn als Ergebnis Deines Beispiels Mahnmale und Kränze keine Hilfe sind,
dann sollten wir wirklich alle Denkmäler und Mahnmale beseitigen, denn
letztlich macht dann eine Erinnerungskultur keinen Sinn!

Die ritualisierte Betroffenheit als ein noch wichtiges und hohes Gut der
Erinnerungskultur könnte entfallen und niemand brauchte dann mehr zu heucheln.

Ich denke nicht , dass alle diejenigen heucheln , die ihre "ritualisierte Betroffenheit" zeigen . Und die Mahnmale können von mir aus gerne stehenbleiben , auch Kränze können weiterhin gelegt werden.
Damit richtet niemand Schaden an .

Ich bin aber nicht Deiner Meinung, dass es Umstände gibt, die einen
dauerhaften Frieden unmöglich machen, denn Kriege werden vorbereitet und
der Bevölkerung aufgezwungen. Krieg ist keine politische Option, sondern
eine Offenbarung eines politischen Totalversagens!

Ja, eben . Genau wegen dieses sich ankündigenden Totalversagens sehe ich ja den nächsten Krieg schon auf uns zukommen .

Gruß arno

Gruß arno


Och, Mann .......ich krieg das nicht hin mit dem richtigen Zitieren .
Meine Antworten sind "fett" . Ich muss da noch üben , üben , üben .
Karl
Karl
Administrator

Re: Warum Erinnerungskultur wichtig ist
geschrieben von Karl
als Antwort auf arno vom 22.01.2017, 18:46:32
Es macht mich wütend, wenn ich so etwas lese.
dann sollten wir wirklich alle Denkmäler und Mahnmale beseitigen
...
Erinnerungskultur könnte entfallen und niemand brauchte dann mehr zu heucheln.
geschrieben von arno
Erinnern tut manchmal weh, das ist richtig. Aber was wären wir ohne erinnern? Ohne Kultur. Tiere.

Karl
Re: Warum Erinnerungskultur wichtig ist
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 22.01.2017, 20:38:09
Man kann sich auch erinnern ohne offizielle Rituale. Das wäre sogar ehrlicher, denn geführte Rituale lenken die Erinnerung in offiziell gewünschte Bahnen, die nicht immer ehrlich sind.

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Karl
Karl
Administrator

Re: Warum Erinnerungskultur wichtig ist
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.01.2017, 20:54:51
Mach Dir nichts vor. Gäbe es keine Denkmäler und keine Integration von Erinnerung in Lehrpläne, gäbe es kein Erinnern. Erinnern basiert auf Wissen um die Vergangenheit. Soll dieses Wissen nur noch auf subjektiven Erinnerungen der eigenen Großeltern basieren ( die ich z. B. nie kennengelernt habe)?

Karl
Monja_moin
Monja_moin
Mitglied

Re: Warum Erinnerungskultur wichtig ist
geschrieben von Monja_moin
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.01.2017, 20:54:51
Denkmäler sorgen dafür, daß bestimmte Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten.
Erinnern ohne Denkmäler tun sich meist nur die es selbst erlebt haben, vielleicht noch die Generation danach.
Meist dann auch nur was sie persönlich erlebt haben.

Zum Glückt gibt es noch viele, die sich informieren und nachlesen, wenn sie ein Denkmal sehen und mehr darüber wissen möchten.

So erging es mir als ich in Lissabon dieses Denkmal sah.



Sicher las ich am Denkmal um was es sich handelt.
Ich wollte mehr wissen und suchte mir Informationen aus verschiedenen Webseiten.
Kurz zusammengefaßt sind es folgende Informationen:

Holocaust-Denkstein auf dem Platz Largo de Domingos in Lissabon.

Dieser Gedenkstein erinnert an das Massaker 1506 in Lissabon,
an dem zwischen 2000 und 4000 Juden ausgeraubt, verstümmelt mit Speeren und Schwertern, geschändet, verbrannt
und getötet wurden (die Zahl der Opfer variiert in verschiedenen Berichten.

So soll dieses Massaker durch zwei Dominikaner begonnen haben, die mit ihren Kruzifixen auf den Schultern diese Volksverhetzung begannen.
Der Begriff "Bluthochzeit von Lissabon" ist oft zu lesen.

Monja.
jacare4
jacare4
Mitglied

Re: Warum Erinnerungskultur wichtig ist
geschrieben von jacare4
als Antwort auf Monja_moin vom 22.01.2017, 23:20:48
Ich versuche mal eine Übersetzung der Worte auf diesem Gedenkstein, der 500 Jahre nach dem fürchterlichen Ereignis in Lissabon aufgestellt wurde:

1506 - 2006

In Gedenken an Tausende von Juden, die ermordet wurden, Opfer von Intoleranz und religiösem Fanatismus in dem Massaker, das auf diesem Platz am 19. April 1506 begann.

-----

Hier noch eine Ergänzung aus Wikipedia zu dem Platz, auf dem dieser Gedenkstein steht:

An der Nordseite des Platzes wurde am 23. April 2008 das Denkmal Lisboa, Cidade da Tolerância enthüllt. Auf Wandplatten wird Lissabon in 34 Sprachen als Stadt der Toleranz beschrieben. Mit ihm ehrte das Patriarchat von Lissabon das Judentum und bat um Vergebung, das Massaker von 1506 nicht verhindert haben zu können.

(jacare4)
Tina48
Tina48
Mitglied

Re: Warum Erinnerungskultur wichtig ist
geschrieben von Tina48
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.01.2017, 20:54:51
Man kann sich auch erinnern ohne offizielle Rituale. Das wäre sogar ehrlicher, denn geführte Rituale lenken die Erinnerung in offiziell gewünschte Bahnen, die nicht immer ehrlich sind.


Ich kann deine und die Einlassungen von arno nur begrenzt verstehen.
Vielleicht könntet ihr euch mal näher erklären ?
Was genau ist mit "Erinnerungskultur ist Heuchelei" gemeint , und was ist mit " geführte Rituale lenken die Erinnerung in offiziell gewünschte Bahnen, die nicht immer ehrlich sind " , gemeint ??
Ihr müsst doch da etwas ganz Bestimmtes im Kopf haben , wenn ihr so etwas denkt und schreibt .
Was ist so schlimm und so falsch an Ritualen , an Gedenktagen , an Kranzniederlegungen ?
Ich bleibe zwar bei meiner Meinung , dass diese "Erinnerungskultur" immer mehr verblasst und von anderen schrecklichen Ereignissen überlagert wird , trotzdem ist folgender Satz von Helmut Kohl (1995) immer noch ein richtiger :
"Wer die Vergangenheit nicht kennt , kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten" .

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