Innenpolitik Warum erst jetzt!

mulde
mulde
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Warum erst jetzt!
geschrieben von mulde
Mit erstaunen sehe ich den TV-Medien immer öfter Berichte die , das marode System der DDR ganz anders beleuchten!
So geschehen bei
"Phönix "Sendung Raubzug Ost
MDR Kühlschrankbau "Scharfenberg"
MDR Schwermaschinenbau in Magdeburg
Monitor ZDF Werkzeugmaschienenbau Union Gera
ein anderer Sender berichtete über Strickmaschienen in
Karl-Marx Stadt (heute Chemnitz)
bei all diesen TV berichten ist der Grundtenor der gleiche!
Die Industrie der DDR wurde mit hilfe der Treuhand und einigen noch heute amtierenden Ministern über den tisch gezogen.
So der Kühlschrankbau in Scharfenstein trotz voller Bücher und guter Kassen lage abgewickelt, weil sie den Umweltfreundliche FCKW freien Kühlschrank auf den Markt brachten!
Da wurden Argumente seitens der lobbyisten in der Treuhand gebracht wie Umweltschädlich u.u. um nun mit eigener produktion und der Ost-nun Westtechnik ihre Produkte zu verkaufen.
In Gera bei der Werkzeug-union 1992 volle Bücher und
das nötige Kapital an D-mark wurden sie an "Schiesser"
für ein Appel und ein Ei verscherbelt- Schiesser selbst in Schieflage konnte die UnionAufträge nie ab
arbeiten- also union wird verkauft für teures Geld!
Dabei wurde in allen den Geschehnissen das Grund vermögen zu erst niedrig bewertet um dann die Immobilien und Maschienen Teuer zu verkaufen!
IN Magdeburg im Sket -Schwermschienen bau Vormals Krupp-Gruson)da wurde ähnlich wie in Gera trotz grosser Verträge in Afrika mit Verseilmaschienen abgewicklet
Die Weltweit bekannte Produktion von Walzwerken aus Magdeburg wurde dank miserabeler Leitungstätigkeit des neuen Managment durch Treuhand und ihrer Berater eingestellt.
Die gesamte Betriebsfläche unterbewertet und abgerissen (So bei Phönix)
Enderfolg überall über Nacht Massenarbeitslosigkeit!
Warum nun plötzlich diese Offenheit?
Warum bringt das keinem unsere User hier Forum mal einer Überlegung wo sie doch in Ton der vollen Überzeugung und besten Wissens ( man war ja nie in einem solchem Betrieb und lebte ja woanders also war man doch befähigt solche damaligen Meldungen kommentarlos den Leuten in den neuen Ländern immer wieder wieder um die Ohren zu hauen , in der Meinung irgend wann werden auch die das als wahr bezeichnen!
Und nun die Umkehr der Medien!
Was wird dann nach 30 oder 50 Jahren wenn betimmte Archive geöffnet werden alles berichtigt werden müssen?
So nun genug gemotzt heute ist Feiertag
für alle von uns
Christine1951
Christine1951
Mitglied

Re: Warum erst jetzt!
geschrieben von Christine1951
als Antwort auf mulde vom 03.10.2010, 14:37:55

Mulde, das weiß ich nicht, ich habe schon vor Jahren das Buch "Was war die DDR wert" von Wenzel mit ziemlich staunenden und ungläubigen Gesicht gelesen. Mir erschien es logisch, wie die Treuhand die Interessen der Klientel in den alten Bundesländern vertreten hat, eventuell lästige Mitkonkurenten auszuschalten. Da ich seit 1987 im Allgäu lebe, vorher in Gera weiß ich auch um die dortige Produktion so leidlich Bescheid. Ich weiß aber auch die LKW Kolonnen die via DDR gefahren sind um Konsumgüter zu liefern und die Bürger waren all zu schnell bereit die Westwaren zu kaufen, nicht daran denkend, das jede Tafel Schokolade, jeder Käse, jedes Waschpulver vom "Markenhersteller" und vieles andere Arbeitsplätze in der DDR kostete. So ist das Leben ... zu spät gemerkt was man sich selbst angetan hat.
Die Unternehmen im Westen haben riesige Gewinne erwirtschaftet, plötzlich 16 Mio Menschen mehr versorgen zu müssen ich kann mir lebhaft vorstellen wie da die Dollarzeichen in den Augen blitzten. Oft habe ich mich gefragt wie sich diese Unternehmen am "Aufbau Ost" beteiligt haben, ich denke eher weniger, Gewinne eingesteckt und die Betriebe platt gemacht. Ich war jetzt nach 23 Jahren zum ersten Mal wieder in meiner Heimat, dort habe ich eine ehemalige Schulkollegin getroffen die ich 43 Jahre nicht gesehen hatte, zum Frühstück stellt sie mir Mühlhäuser Pflaumenmus, Leckermäulchen usw auf den Tisch ... hätte das 1989 jeder gemacht dann wär vielleicht nicht so viel kaputt gegangen, es wären nicht so viele Hoffnungen und Träume zerstört worden ... wer weiß? Andererseit verstehe ich auch die Menschen, auch mal dies und das kosten zu wollen was man bisher nur in der Werbung sah, es ist halt ein zweischneidiges Schwert.

LG
eko
eko
Mitglied

Re: Warum erst jetzt!
geschrieben von eko
als Antwort auf mulde vom 03.10.2010, 14:37:55
@ mulde:

Du musst Dir bei Deinen Fragen, die nicht unberechtigt sind, jedoch folgendes bedenken:

Es genügt nicht, nur eine Produktion aufrecht zu erhalten. Ich habe die Sendung auch zum Teil gesehen. Besonders den Abschnitt mit dem Kühlschrank. Die Leute sind mit großem Eifer dabeigewesen und haben zwar die Produktion in Gang gebracht und ein Erzeugnis geliefert, das es verdient hätte, in den Markt zu kommen.

Was die Leute sicherlich nicht bedacht haben, ist, dass man dann, wenn man ein Produkt herstellen will, erst einmal den Markt beobachten und analysieren muss. Es ist keine Herabsetzung, wenn ich jetzt schreibe, dass für diesen Kühlschrank, so gut und zukunftsgerichtet er auch gewesen sein mag, kein Platz mehr auf dem Markt war.

Die Leute, die das in Gang gebracht haben, waren es gewohnt auf Grund ihrer bisherigen Erfahrung, dass ihnen ihre Kühlschränke abgenommen werden. Das war eben nicht der Fall. Die sind einfach zu blauäugig an die Sache heran gegangen. Mit Werbung hatten sie keine Erfahrung und ahnten auch nicht, dass auf dem so genannten "freien Weltmarkt" es zugeht wie im Haifischbecken, nämlich fressen und gefressen werden.

Du hast ja am Beispiel Schiesser gesehen, dass es westdeutschen Unternehmungen genauso an den Kragen ging, wenn sie nicht in der Lage waren, sich in diesem Haifischbecken zu behaupten. Im Westen ist auf der Schwäbischen Alb die gesamte Wäscheproduktion zusammengebrochen, weil die Konkurrenz aus Fernost zu mächtig wurde.

Man kann nicht davon ausgehen, dass grundsätzlich alle westdeutschen Interessenten nur daran interessiert waren, sich die lästige Ostkonkurrenz durch Aufkauf und dann Schließung vom Hals zu schaffen. Die ostdeutsche Wirtschaft war insgesamt den rauhen Winden des Weltmarktes nicht gewachsen, sie waren nicht darauf eingestellt. Ihre Produktionsmittel waren nicht in der Lage, Erzeugnisse so herzustellen, dass sie auf dem Weltmarkt hätten bestehen können.

Das, lieber mulde, wird von Euch nur zu gerne ausgeblendet, da fühlt Ihr Euch beleidigt und nicht ernst genommen.

Kann nicht mehr weiterschreiben, meine S-Bahn wartet nicht auf mich. Gehe ins Konzert.

Gruß vom e k o
Re: Warum erst jetzt!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf mulde vom 03.10.2010, 14:37:55
"Mit erstaunen sehe ich den TV-Medien immer öfter Berichte die , das marode System der DDR ganz anders beleuchten!"


Also - "ganz anders" wird das System ja nun überhaupt nicht beleuchtet.
Das System bestand nämlich nicht nur aus einigen wenigen Betrieben, die sich sehen lassen konnten, wie Kühlschrankbau "Scharfenberg",Schwermaschinenbau in Magdeburg, Werkzeugmaschienenbau Union Gera oder Strickmaschienen Karl-Marx Stadt, sondern auch aus den Industrieriesen Leuna, BUNA... aus den großen Chemiebetrieben in Bitterfeld, Böhlen, Piesteritz , Schwarzheide,Schkopau ...und aus vielen kleineren Textilbetrieben, Betrieben der Elektroindustrie... , die in einem Zustand waren, der nur den dort arbeitenden bekannt war und viele, die jetzt die Veröffentlichungen sehen konnten,erschreckte.
Letzteres war leider die Regel


Ich will damit sagen, dass ich auch weiß, wie mit den wenigen halbwegs intakten Betrieben umgegangen wurde und welche Fehler gemacht wurden.
Wenn man so einige Beispiele sieht, fragt man sich, warum das nicht besser kontrolliert wurde.


ABER - am moroden System der DDR und speziell der Industrie der DDR ändert das überhaupt nichts.
Diese Betriebe waren die große Ausnahme.

Noch ein weiterer Gedanke.

Frag doch mal deine Mitbürger, warum sie nach der Wende kaum noch Ostprodukte gekauft haben.
( keine Fernseher... und andere elektrotechn. Geräte, keine PKW, kaum noch DDR- Lebensmittel...)
Ab 1990 lag alles aus der DDR wie Blei in den Regalen und Hallen.

Glaubst du, das das günstig war für die DDR-Industrie.

Über 1800 bekannte DDR Betriebe beklagen sich im August 1990 in einer Studie darüber, dass sie ihre Produkte nicht mehr loswerden.
Dabei wird festgestellt, dass das Kaufverhalten sich so stark geändert hat, dass trotz der Umstellung des Produktionsangebotes fast nur noch auf Halde produziert wird.
Zum anderen wird festgestellt, dass von den 1800 untersuchten Betrieben fast 1200 noch feste Verträge mit der Sowjetunion und anderen soz. Ländern hatten( einige produzierten zu über 80% für diese Länder) - deshalb z.T. die von dir erwähnten "vollen Bücher".
Diese Länder konnten aber die Produkte nicht mehr bezahlen.
Übrigens gab es 1990 und 1991 noch Bundeskredite für die SU in Höhe von 2,8 Mrd. DM - was aber die Lage auch nur wenig verbesserte.



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