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Innenpolitik Wenn der Castor durchs Land rollt

hafel
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Wenn der Castor durchs Land rollt
geschrieben von hafel
Wenn der Castor durchs Land rollt, ist es wie immer: Zigtausende Demonstranten lassen sich in modernen Reisbussen, mit Goretex-Jacken, Demo-T-_Shirts und Gummistiefeln ausgerüstet, ins Wendland fahren – um dort mehr oder weniger friedlich gegen "den Schiet" aus Frankreich zu protestieren.
Und zehntausende Polizisten liefern sich mit ihnen ein Katz + Maus –Spiel. Die einen wollen das Demonstrationsrecht und die anderen das Gewaltmonopol des Staates schützen. Und das geht nun schon drei Jahrzehnte so, nur jedes Mal werden es mehr Demonstranten und somit auch mehr Polizisten. Die Rechnung dafür übernimmt wie immer, der Steuerzahler – was wohl in die 10 Millionen EURO zu Buche schlagen wird.

Ich stelle fest, dass sich an der Sache in 30 Jahren nichts bewegt hat. Der gesellschaftliche Protest verhindert bis heute ein atomares Endlager am Standort Gorleben, wo sichtlich vor zig Jahren die Politik gemauschelt hat. Eine Alternative zeichnet sich nicht im Ansatz ab.

Unabhängig vom eigenen politischen Standpunkt müsste doch das immer wieder kehrende Castor-Schauspiel eigentlich jeden Demokraten empören. Befürworter und Gegner der Atomenergie reden seit Jahrzehnten aneinander vorbei und weil sich unsere Demokratie offensichtlich als unfähig erweist, diesen Konflikt einmal sauber zu klären und zu befrieden.

Das Urteil, die Schwarz-Gelbe Koalition habe mit ihrer Politik die Proteste aufgeheizt und damit gewissermaßen legitimiert, scheint breiter gesellschaftlicher Konzens zu sein. Fairer Weise muss aber gesagt werden, dass diese Bundesregierung nur umsetzt, was sie im Wahlkampf vorher gesagt hat. Hat der Bürger wieder einmal nicht zugehört?

Die Regierung Schröder hatte sich mit dem sogenannten Atomkonsens lediglich von der Verantwortung freigekauft, die radioaktiven Abfälle auf Dauer sicher zu lagern. Das 10-jährige Moratorium für den Salzstock Gorleben ist nun ausgelaufen. Auch die Rot-Grüne Regierung hätte die Erkundung wieder aufnehmen müssen! Nur sagen das SPD und Grüne den Demonstranten nicht. Auch ein wenig verlogen. Es scheint wohl immer der Unterschied zu sein, ob man selber regiert oder in der Opposition ist.

Es wird allerhöchste Zeit, dass die Notwendigkeit eines Atommülllagers geklärt wird. Bevor hier über Klimafreundliche Atomenergie gefaselt wird, muss zunächst das Endlager geklärt werden. Alles andere ist unglaubwürdig. Das sollte auch die Physikerin und Kanzlerin wissen.

Und so können sich die Demonstranten wieder als moralische Helden aufspielen, es wieder geschafft zu haben, den Castortransport zu stoppen und aufzuhalten.

Ich frage mich hier allerdings im vollen Ernst, was ist das für eine komische Logik?
Fragt sich denn eigentlich niemand warum der Castor für Gorleben zu gefährlich sein soll, wenn man ihn vorher ohne Gefahr für Leib und Leben an der Weiterfahrt hindert und sogar eine Entgleisung in Kauf nimmt??

Hier scheint es eine unterschiedliche Logik zu geben. Mir ist das nicht schlüssig.

Hafel
hugo
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Mitglied

Re: Wenn der Castor durchs Land rollt
geschrieben von hugo
als Antwort auf hafel vom 08.11.2010, 16:29:43
Fragt sich denn eigentlich niemand warum der Castor für Gorleben zu gefährlich sein soll, wenn man ihn vorher ohne Gefahr für Leib und Leben an der Weiterfahrt hindert und sogar eine Entgleisung in Kauf nimmt?? (hafel)

hm hafel denkst Du auch, das dort derzeit echte Castoren durch die künstlich aufgeregten Massen gefahren werden ??

und wenn schon,,,wenn heute noch jemand (außer den Berufs-, Erlebnis- und Charachodemonatranten) der sich mit diesem Thema befasst, behauptet das er Bange vor einem vom Waggon trudelndem Castor hätte,,dann lügt der.

Davon abgesehen das die entsprechende Atomklientel tatsächlich allen Ernstes ein Interesse daran haben muss, das diese Dinger recht ordentlich gesichert und sicher sind (und Sturz, Hitze, Kälte, Aufprall usw gut vertragen) ist mit diesen Dingern auch ein gutes Geschäft zu machen (kostet einer vermutlich mehr als 1,5 Millionen Euro)
und warum sollte sich irgendein Geschäftsmann für diesen hohen Preis einen Dummi, eine billige Attrappe andrehen lassen und damit durch die Gegend fahren ?

nee hafel ich denke diese Dinger bekommen wir beide mit unseren Möglichkeiten physisch nicht kaputt und im vorüberfahren schon gar nicht,,die Gefahren liegen da auf ganz anderen Ebenen.

Aber es macht sich doch einfach zu gut auch mit den besorgten Gedanken gedankenloser Atomstromgegner herumzumanipulieren, besonders für die Medien.

es passiert ja auch fast tagtäglich das ein Castor aus 10 Metern Höhe auf einenstarken Dorn inmitten einer gewaltigen Betonplatte die in einem Tunnel liegt in einem ungünstigem Winkel aufprallt und vor und hinter dieser Stelle fangen dann einige vollgeladene Tanklaster gleichzeitig an zu brennen und der auf 800 Grad C aufgeheizte Castor rollt dann in einen eiskalten furchtbar tiefen See usw usf,,

eher erschlägt oder zerquetscht er einige Demonstranten oder Polizisten die sich gerade in der Nähe befinden wenn solch ein Ding wegen zerstörter Gleisanlagen von Gestell rutscht.

hugo
Re: Wenn der Castor durchs Land rollt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hafel vom 08.11.2010, 16:29:43
.......
Ich stelle fest, dass sich an der Sache in 30 Jahren nichts bewegt hat. Der gesellschaftliche Protest verhindert bis heute ein atomares Endlager am Standort Gorleben, wo sichtlich vor zig Jahren die Politik gemauschelt hat. Eine Alternative zeichnet sich nicht im Ansatz ab.

Unabhängig vom eigenen politischen Standpunkt müsste doch das immer wieder kehrende Castor-Schauspiel eigentlich jeden Demokraten empören. Befürworter und Gegner der Atomenergie reden seit Jahrzehnten aneinander vorbei und weil sich unsere Demokratie offensichtlich als unfähig erweist, diesen Konflikt einmal sauber zu klären und zu befrieden.

...........
Hafel

Als Demokrat empört mich wie wenig auf zukünftige Generationen Rücksicht genommen wird!

Dieser Konflikt ist nicht zu klären, weil es kein Endlager gibt. Es kann eben keiner voraussagen wie sich die Geologie in den nächsten tausend.. Jahren entwickelt.

Das ist die große Sauerei. Wir möchten am liebsten etwas verbuddeln was uns kurzfristig ein paar Mega Watt Strom beschert hat und dann die Welt für ewige Zeiten (gemessen an unserem Verständnis von Zeit) versaut.

Dass dagegen protestiert wird begrüße ich.

Das der Transport nicht verhindert werden kann ist auch jedem Demonstranten klar.
Erst wenn die Kosten so hoch sind das es sich nicht mehr lohnt wird der Wahnsinn aufhören. Oder wenn Politiker Angst haben müssen nicht mehr gewählt und dann anschließend nicht in einem Konzern angestellt zu werden(Modell Schröder).
Dazu gehören auch die Kosten für den Transport in ein Zwischenlager.

Die Beschlüsse dieser Bundesregierung sind da für mich nicht nachzuvollziehen
und dienen nicht der Befriedung.



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Re: Wenn der Castor durchs Land rollt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.11.2010, 18:02:06
"Wir möchten am liebsten etwas verbuddeln was uns kurzfristig ein paar Mega Watt Strom beschert hat und dann die Welt für ewige Zeiten (gemessen an unserem Verständnis von Zeit) versaut.
Dass dagegen protestiert wird begrüße ich. "
geschrieben von halli



Aber - halli - was sollen wir denn jetzt damit machen?

Ob es richtig war, überhaupt die Kernenergie zu nutzen, ist eine ganz andere Frage.
Weltweit hat man sich entschlossen, sie zu nutzen.
Nun bleibt uns doch nichts weiter übrig, nach Möglichkeiten zu suchen, die Rückstände zu entsorgen - also zu "verbuddeln", wie du so schön schreibst.

Also - nochmal meine Frage - was sollen wir jetzt damit machen?
Re: Wenn der Castor durchs Land rollt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hafel vom 08.11.2010, 16:29:43
Interessante Gedanken, die du hier unter "Wenn der Castor durchs Land rollt" - am 08.11.2010 16:29 aufgeschrieben hast.
Mir gefällt, dass du alle Seiten dieser Problematik beleuchtest und gleichzeitig auch darauf hinweist,worum es letztendlich geht -- eine endgültige Regelung zu erreichen, diesen Atommüll sicher zu lagern.
Gut - dass du dabei jede Polemik weggelassen hast, die niemandem nützt und eines überhaupt nicht löst - nämlich DAS PROBLEM.

War angenehm zu lesen.
Danke !
ehemaligesMitglied27
ehemaligesMitglied27
Mitglied

Re: Wenn der Castor durchs Land rollt
geschrieben von ehemaligesMitglied27
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.11.2010, 18:02:06
Als Demokrat empört mich wie wenig auf zukünftige Generationen Rücksicht genommen wird! (halli)


Mich stört das wenig, denn ich weiss, dass meine Enkel vernünftig das Problem handhaben können.

Auf meine Generation haben die Altvorderen auch keine Rücksicht genommen, die haben so ziemlich alles zu Klumpatsch gehauen und wir mussten noch mithelfen, es wieder auf zu bauen.

Und siehe da....... es ist schöner geworden, als es vorher war.

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hugo
hugo
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Re: Wenn der Castor durchs Land rollt
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.11.2010, 18:14:55
Wie eine aktuelle Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes im Auftrag der Grünen ermittelte,haben die deutschen Stromkonzerne EnBW, E.on und RWE seit 2002 mehr als 100 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet.
Durch die Laufzeitverlängerungen für Kernkraftwerke sollten die Energieversorger bei moderat steigenden Strombörsenpreisen mit Einnahmen von 70 Milliarden Euro rechnen können, wovon die Ausgaben für Brennelementesteuer und Ausgleichfonds bereits abgezogen sind. (der Aktionär online)

und da wir ja annehmen können das diese Gewinne hauptsächlich durch die Stromerzeugung der konventionellen und Atomkraftwerke zustande kommen, sehen diese Unternehmen sicher keinen einzigen triftigen Grund irgendetwas auf die Schnelle zu ändern.

Die Lösung kann also nur sein -so meine Version- so schnell wie möglich dafür zu sorgen (und dazu müsste die Politik mal entgegen kurzfristiger Gewinnerwartung dieser Konzerne entscheiden) das den neuen alternativen Technologien zum Durchbruch verholfen wird bis sie auch im finanziellem Wettbewerb bestehen können,,,

dafür wären jedoch Steuermaßnahmen, Fördermittel, Gesetze vonnöten, die eine Gemeinsamkeit des Wollens aller Parteien erfordern, die ich derzeit (und besonders bei der Gier unserer Politiker nach persönlicher Bereicherung) nicht für möglich halte.

Wer schon zu Zeiten aktiver Politik -und dafür gibts gegenwärtig reichlich schlechte Beispiele- mit beiden Augen auf spätere Pfründe schielt, kann gar keinen Blick fürs Gemeinwohl mehr entwickeln.

Dagegen könnten nicht mal einige wenige halbwegs human denkende Politiker etwas ausrichten, (die werden höchstens als dekorierender Lendenschurz/Feigenblatt benutzt,,)die gegenwärtige Haupt-Strömung wird auch diese weiterhin mitreißen.

,je träger sich der Ausstieg aus Kohle, Atom, Erdöl, Gas usw bei unseren Nachbaren und weltweit gestaltet, desto einfacher und ausdauernder werden uns diese o.g Konzerne auf längere Frist weiter diese Suppe einbrocken ( Rückstände, Hinterlassenschaften, CO2, Umweltschmutz usw.) und um so mehr und länger muss der Steuerzahler und der Normalbürger diese auslöffeln..

hugo



hafel
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Re: Wenn der Castor durchs Land rollt
geschrieben von hafel
als Antwort auf hugo vom 08.11.2010, 17:30:10
@ Hugo:

Ich bezweifle doch gar nicht, dass die Castoren eine sichere Konstruktion haben. Das war doch nicht mein Thema.

Also noch einmal;

Wenn die Demonstranten alles tun, um die Castoren nicht nach Gorleben kommen zu lassen --- eben weil sie den
Demonstranten zu gefährlich sind, dann entbeert es jeglicher Logik diesen Transport durch Blockaden noch aufzuhalten oder gar den Schienenweg unsicher zu machen. Was steckt da für eine Logik dahinter.

Wenn wir davon ausgehen, wie Du beschreibst, dass die Castoren sicher sind, dann können sie auch in Gorleben Zwischen gelagert werden, bis dann mal endlich ein Endlager feststeht. Sie sind ja nun mal da und können sich nicht in Wohlgefallen auflösen. Ich sehe in der Verzögerung einen Knick in der Logik.

Hafel
hugo
hugo
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Re: Wenn der Castor durchs Land rollt
geschrieben von hugo
als Antwort auf hafel vom 08.11.2010, 20:13:34
tja hafel,,,da hast Du zwar recht vonwegen Logik,,,aber die kannste vergessen, wenn Planung auf gespielte Empörung und gekünstelte Hysterie trifft.

Die Erklärungsversuche der Grünen gehen davon aus das sie weiter nix in Sachen Castortransporte selber ändern wollen,(könnte ja auch tatsächlich gefährlich werden) sondern ausschließlich die Regierung unter Druck setzen, Verunsichern zum Nachdenken anregen wollen um den eigenen Wünschen mehr entgegen zu kommen.

Also Mittel zum Zweck,,,

wie weit sich diese Leute fürs liebe Geld auch für gefährliche Technologien ins Zeug lehnen, konnte man mal wieder heute abend beim ZDF WISO sehen

Video Wie umweltschädlich sind Solarzellen

hugo
Re: Wenn der Castor durchs Land rollt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.11.2010, 18:14:55
...
Aber - halli - was sollen wir denn jetzt damit machen?
Ob es richtig war, überhaupt die Kernenergie zu nutzen, ist eine ganz andere Frage.
Weltweit hat man sich entschlossen, sie zu nutzen.
Nun bleibt uns doch nichts weiter übrig, nach Möglichkeiten zu suchen, die Rückstände zu entsorgen - also zu "verbuddeln", wie du so schön schreibst.

Also - nochmal meine Frage - was sollen wir jetzt damit machen?

Der "Abfall" sollte bei den Kraftwerken bleiben die ihn verursacht haben.
Damit müßten die Betreiber für Lagerung, Bau- und Sicherheitsmaßnahmen aufkommen..
Wenn der Lagerplatz voll ist , dann ist der Betrieb des Kraftwerkes eben vorbei.
Das hätte auch den Vorteil dass das Märchen vom billigen und sauberen Atomstrom vorbei ist.

Die Gewinne aus der Erzeugung behält jetzt der Betreiber, für die Zwischenlagerung und die Folgen bezahlt die Allgemeinheit. Also werden Gewinne privatisiert und Kosten sozialisiert.
Der Traum eines jeden Unternehmers!

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