Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Wie steht es mit der Bürgerpflicht ?

Innenpolitik Wie steht es mit der Bürgerpflicht ?

Marija
Marija
Mitglied

Wie steht es mit der Bürgerpflicht ?
geschrieben von Marija

" Ruhe ist die erste Bürgerpflicht."

Das geflügelte Wort aus dem preußisch-französischen Krieg von 1806 wurde zum Motto der Gesellschaft nach dem Wiener Kongreß.

Passt dieser Satz auch zu unserer Zeit - 200 Jahre danach ?

Wie passt er
zu Bürgern, die ohne absolutistisches Gehabe und Leibeigenschaft leben dürfen, zu einer Zeit mit Freiheit und mit demokratischer Prägung ?
Oder gibt es doch Bezüge, Gleiches, Ähnlichkeiten zu damals ?

Ist es auch unsere Bürgerpflicht,
Ruhe zu bewahren, ruhig zu bleiben - trotz vieler Fragen und Ängste ?

Oder ist es unsere Bürger-Pflicht,
ehrlich zu sein und aufrichtig zu handeln und das auszusprechen, was uns unruhig macht - was uns das Vertrauen nimmt ?

......dies alles fragt
Marija


olga64
olga64
Mitglied

Re: Wie steht es mit der Bürgerpflicht ?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Marija vom 08.09.2011, 15:04:35
Das eine schliesst doch das andere nicht aus - jeder Bürger in einem demokratischen Land hat viele Möglichkeiten und Wege, seine "Unmut" zu äussern, bis hin zu friedlichen Demonstrationen und natürlich über das Wahlrecht bis zu effiktiver, politischer Betätigung in den Parteien.
Es braucht dazu aber nicht angezündete Autos oder Angriffe auf Andersdenkende - das führt zu nichts, demaskiert nur den einzelnen "Kämpfer" auf sehr negative Art und Weise. Olga
clara
clara
Mitglied

Re: Wie steht es mit der Bürgerpflicht ?
geschrieben von clara
als Antwort auf olga64 vom 08.09.2011, 15:09:16
Dieser typische Biedermeier-Satz war damals eigentlich eine Drohung. Wehe, wenn ihr aufmuckt, wollte er sagen.
Heute fände ich es ganz schlecht - hierbei schließe ich mich Olgas Meinung an - wenn ich vor einer politischen Autorität kuschen müsste. Zum Glück haben auch die DDR-Bürger trotz schlimmer Erfahrung (17. Juni 1953) diese Art Bürgerpflicht nicht mehr eingehalten! Ganz zu schweigen von den Rebellionen, die zur Zeit statt finden.

Eine Gefahr sehe ich darin, dass durch satte Zufriedenheit einiger Gesellschaftskreise deren Ruhe dazu verführt, andere, weniger privilegierte Menschen zu übersehen.

Clara

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sarahkatja
sarahkatja
Mitglied

Re: Wie steht es mit der Bürgerpflicht ?
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf clara vom 08.09.2011, 15:24:54
Wenn die Gewinne der Wirtschaft, der Banken und Versicherungen zum größten Teil auf Kosten der deutschen Bevölkerung gehen, wenn statt in
Deutschland Arbeiten in europäische Billiglohnländer vergeben werden,
Polen, Tschechien,
wenn erarbeitetes Kapital für fragwürdige Rettungsschirme ausgegeben wird,
Kapital, das gar nicht vorhanden ist, und Deutschland Verpflichtungen auferlegt, die noch Generationen belasten werden, dann hat der Bürger die Pflicht zu protestieren.

Gegen die Atomkraftwerke und ihren Müll bilden die Menschen lange Schlangen, lassen sich anketten und demonstrieren. Für die Verarmung breiter Massen sollte nichts ähnliches geschehen?

„Ruhe ist die erste Bürgerpflicht,“ das zu erfüllen, wäre fatal und wäre
nicht einmal zu verantworten, weil die ganze aufgeblähte Misswirtschaft so weiter ginge.

Sarahkatja



Re: Wie steht es mit der Bürgerpflicht ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Guten Morgen!

Nun sind wir Deutschen ja ein sehr ruhiges Volk.

Während in anderen Länder die Bürger wegen jeder Einschränkung des Lebensstandards auf die Strasse gehen, protestiert man hier gegen Brennstäbe, die sowieso irgendwo hinmüssen, gegen Strassenbau usw.

Alles andere lassen wir uns ruhig gefallen.

Liegt es an der Mentalität oder an den Gewerkschaften, welche ihren Auftrag, die Arbeitnehmer zu vertreten, schon fast völlig vergessen haben?

Als damals die 1989 die DDR-Bürger gegen den Stand aufgemuckt haben, war das ok.

Und jetzt geht das nicht mehr?

Gibt es keinen Grund mehr?

Gruß

Ekki
Marija
Marija
Mitglied

Re: Wie steht es mit der Bürgerpflicht ?
geschrieben von Marija
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 09.09.2011, 06:45:39



Ich habe den Eindruck, alle alten Strukturen werden
aufgelöst.
Und das passiert so schnell.
Wie eine Gesellschaft all die vielen Veränderungen verkraften kann, so dass sie nicht daran zerbricht, das frage ich mich täglich.

Die brennenden Autos in Berlin, Frankfurt und Freiburg z.B. gehen sicherlich auf das Konto von bösartigen Chaoten.
Aber sie können Vorbild zur Nachahmung sein für frustrierte und abgehängte Jugendliche oder Erwachsene.

Bürgerpflicht wäre es meiner Meinung nach, dass jeder, dem es einigermaßen gut geht, sich eines abgehängten Jugendlichen annimmt oder sich um einen allein gelassenen Erwachsenen kümmert.

M.

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