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Innenpolitik Zauberklang des Sozialismus

ehemaligesMitglied45
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Zauberklang des Sozialismus
geschrieben von ehemaligesMitglied45


Nach der letzten Erhebung des Instituts für Demoskopie Allensbach (FAZ v. 18.07., S. 5 mit obigem Titel) halten den Sozialismus für eine gute Idee
Ja: Westdeutschland 45%; Ostdeutschland 57%
Nein: „ 27%; „ 19%
Rest unentschieden.

Nun kann ja kein Zweifel darüber bestehen, dass real sämtliche Varianten des Sozialismus samt und sonders kläglich gescheitert sind. Sie gingen – bis auf die verglimmenden Schimmer Cuba und Nordkorea - samt und sonders mit einem Wimmern um Hilfe beim bösen kapitalistischen Klassenfeind zugrunde, sie implodierten an der eigenen Schwäche.
Woraus bezieht nun des ungeachtet die sozialistische Idee ihre Strahlkraft? Nun könnte man zunächst mal pessimistisch mit dem Historiker Ranke sagen, dass Völker noch niemals aus der Geschichte etwas gelernt haben – was ich selbst aber in dieser apodiktischen Form für falsch halte.

Aber es muss doch etwas anderes sein. Es ist im Grunde die Sehnsucht nach dem Paradies, nach einer gerechten und glücklichen Weltordnung schon hienieden. So wie es in der „Internationalen“ (noch heute von Linken gern gesungen) heißt:
„Es rettet uns kein höh’res Wesen,
kein Gott, kein Kaiser, kein Tribun,
uns aus dem Elend zu erlösen,
das müssen wir schon selber tun.“
(Unerheblich für die Linke, dass in der EU sich das Massenelend in engen Grenzen hält)
Erlösen“ – das ist das Stichwort.
Der Sozialismus ist ein Traum, und vielleicht sogar nicht einmal ein schöner.
Er basiert – ausgesprochen oder nicht – auf folgenden Hypothesen.
· Der Mensch ist von Natur aus gut – „nur die Verhältnisse, die sind nicht so“ (Brecht)
· Weil dem so ist, kann eine Gesellschaft geschaffen werden, in welcher der Mensch nicht aus Eigennutz sondern aus Einsicht in das Notwendige leistet, was diese Gesellschaft braucht
· Grundsätzlich lassen sich alle wirtschaftlichen und sozialen Probleme durch staatliche Intervention und „social engineering“ lösen.
· Ungerechtigkeiten sind nicht durch individuelles Versagen oder gar menschliche Schuld bedingt, sondern haben ihre Ursache in gesellschaftlichen Defiziten, die behoben werden können.
· Es ist besser, wenn alle möglichst gleichmäßig arm sind, als wenn einige reich, viele wohlhabend (Mittelstand) sind und der Rest im Prekariat lebt.
· Also muss der Sozialismus sein Augenmerk primär auf Verteilung und nicht auf die Produktion legen.
· Liberalismus ist die Proklamation der Freiheit, Sozialismus ihre Realisierung.

Gerade aber diese letzte These ist die „Road to serfdom“, die Straße zur Unfreiheit, weil der intervenierende Staat immer mehr und mehr eingreifen muss, um Fehlentwicklungen, die er selbst erzeugt hat, zu korrigieren. Er unterliegt dem „Gesetz der zunehmenden Planung“; d.h. die permanenten marktkonträren Eingriffen zwingen ihn, wieder korrigierend zu intervenieren.
Beispiel: Wer etwa Kapitalerträge hoch versteuern will, muss sofort wieder Gesetze erlassen, um die Kapitalflucht ins Ausland zu unterbinden – das alles mit umfangreichen Kontrollen, Strafandrohungen usw. verbinden. – Wer einen rigiden Kündigungsschutz fordert, wird staatlich finanzierte ABM planen müssen, weil die Unternehmer sehr zurückhaltend einstellen werden, weil sie selbst unfähige und unwillige AN nicht mehr entlassen können. - Wer einen Mindestlohn um die Tausend fordert, muss die dann wegen niedriger Produktivität nicht zu beschäftigenden AN öffentlich einstellen, mit entsprechender Vermehrung der Steuerlast und sofort wieder Kontrollen verstärken, um die dann noch lukrativere Schwarzarbeit zu unterbinden –
Die Beispiele ließen sich fast beliebig vermehren – und auf Wunsch liefere ich noch einige nach.

Gibt es einen „Dritten Weg“ zwischen kap. Marktwirtschaft und Sozialismus? Ja es gibt ihn, es ist der kürzeste Weg in die „Dritte Welt“, sagte einmal Vaclav Havel und fügte hinzu: Was ist das für ein „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“, nach dem man schon fast ein ganzes Jahrhundert vergeblich sucht!“

--
ziesemann
schorsch
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Re: Zauberklang des Sozialismus
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ehemaligesMitglied45 vom 19.07.2007, 11:00:11
Der Sozialismus ist so lange einer, als sich die Sozialisten nicht von Kapitalisten kaufen lassen.....
--
schorsch
eko
eko
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Re: Zauberklang des Sozialismus
geschrieben von eko
als Antwort auf ehemaligesMitglied45 vom 19.07.2007, 11:00:11
@ ziesemann,

Du wirst hier keine Zustimmung finden und diejenigen, die alsbald auf Dich eindreschen werden, lassen nicht lange auf sich warten. Du wirst sehen!

Es ist jetzt von mir sowohl ironisch als auch ernst gemeint, wenn ich Dir vorhalte, dass Du den Sozialismus-Gläubigen ihre Träume zerstörst. Du nimmst ihnen Illusionen, auf die sie hoffen ! Sie wollen nichts von all dem wissen, was Du ihnen aufgezählt hast, da schauen sie geflissentlich weg, das verdrängen sie.

Denn...........

wer, bitteschön, möchte sich seine Träume zerstören lassen ? Wer will es denn hinnehmen, zu erkennen, auf einem Irrweg zu sein ? Das ist doch das Allerschlimmste, was man ihnen antun kann. An einen Gott glauben sie zumeist nicht, so haben sie sich einen Ersatzgott geschaffen und der heißt "Sozialismus mit menschlichem Antlitz". Dass daraus nix werden kann, weil es zuviele Menschen gibt, die sich an Verhaltensweisen, die zu einem solchen Sozialismus führen würden, niemals halten werden, einfach deshalb, weil sie..... zu menschlich sind, nämlich mit allen Eigenschaften behaftet, die sich kontraproduktiv auswirken, davon wollen sie doch nichts wissen.

Ich wundere mich manchmal, wie z.B. ein Herr Lafontaine es fertigbringt, gegen das Unsoziale der jetzigen Regierung zu wettern. Da verlangt er Dinge, die populistisch sind, sehr gut klingen, indem er z.B. einen Mindestlohn fordert oder Rentenerhöhung.

Na gut. schön wärs ja für die Betroffenen, aber listigerweise verschweigt er, woher das Geld kommen soll. Dann wird wieder mal auf die Superreichen gewettert und wieder kommen die Traumtänzer, die glauben, wenn man denen das Geld wegnehmen würde und unter die Armen verteilen, dass dann alles in Butter wäre.

Ich will nicht weiterschreiben, denn auch das reicht schon aus, dass man mir wieder mit wütenden Attacken antwortet.

Ja, ja, ich weiß, ich bin vollkommen auf dem Holzweg. (

Was solls!


--
eko

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EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
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Re: Zauberklang des Sozialismus
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf eko vom 19.07.2007, 17:16:56
Ich hab mich schon als ddr-bürger immer gewundert, wie viele intellektuelle der brd den real existierenden sozi so toll fanden.
Nochmehr hats mich aber gewundert, warum keiner darin leben wollte, haben alle nur beifall geklatscht aus sicherer entfernung.

--
gram
pharaox
pharaox
Mitglied

Re: Zauberklang des Sozialismus
geschrieben von pharaox
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 19.07.2007, 18:22:10
Oh eko,

schorsch, gram und ziesemann, fehlt nur noch telramund, alles Traumtänzer, oder?
Nein ihr Vier, vollkommen recht habt ihr, der Sozialismus ist eine theorthische Weltanschauung, der sich in der Praxis selbst eliminiert hat, weil er mit einzelnen Induvidien nicht zu machen ist! Weitere Erläuterungen spar ich mir, ihr habt alles dazu gesagt. Und ich bin genauso gespannt, wenn dass Geschieße wieder los geht!

Meint
pharaox
ehemaligesMitglied45
ehemaligesMitglied45
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Re: Zauberklang des Sozialismus
geschrieben von ehemaligesMitglied45
als Antwort auf schorsch vom 19.07.2007, 15:23:08
Nein, so läuft das nicht, sondern die Sozialisten streben danach, Kapitalisten zu werden.
Viele 68erRevoluzzer, die den Staat vernichten wollten, sind heute Beamte mit Pensionsberechtigung eben dieses Staates. - Darüber mokierte sich einstmals schon H. Wehner: Der Revolutionär will Staatsdiener in einem System werden, das er abschaffen will.
So sind sie halt die Menschen - und andere kriegen wir nicht
--
ziesemann

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ehemaligesMitglied45
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Re: Zauberklang des Sozialismus
geschrieben von ehemaligesMitglied45
als Antwort auf eko vom 19.07.2007, 17:16:56
und lass mich bitte gram und pharaox in die Antwort einschließen.
Dresche zu bekommen oder dass man über mich herfällt ist kein Kriterium für die Auswahl oder Meidung eines Themas - und so lange von den Kritikern versucht wird, These für These zu widerlegen, ist das sogar wünschenswert.
In einem hast Du vielleicht recht. - Man soll schöne Träume nicht zerstören, so wenig, wie man jemandem den religösen Glauben abspenstig machen soll Und der Marximus ist für viele Religionsersatz, Marx fast schon ein sakrosankter Heiliger. Weniger eine Wissenschaft, als eine Eschatologie nannte der berühmte Carlo Schmid einmal Marx' Lehre, obwohl Marx diagnostisch vieles richtig beschrieben hat. Und zu den Grabstätten der Märtyrer Luxemburg und Liebknecht wallfahren jährlich am 15. Januar Zehntausend in Berlin.
Solche Wallfahrten gibt es sonst nur in streng katholischen Landgemeinden.

gram, Du glaubst gar nicht wie viele DDR-Bürger mir in den Jahren 1975 bis 1990 gesagt haben: Warum kommen denn nicht Eure Intellektuellen hierher und helfen uns, den "wahren Sozialismus" aufzubauen. - Aber nein, sie lebten lieber im Kapitalismus und priesen den Sozialisms, wie das berühmte Wort vom Wein trinken und Wasser predigen.
Aber damit ahmten sie nur ihren Gottvater Marx nach. Der lebte von den Geldsubventionen, die ihm sein Freund Engels zukommen ließ. Und woher hatte der das? Ganz einfach, er hatte in Schottland eine Fabrik geerbt, die warf - dank "Ausbeutung der Arbeiter" - kräftige Profite ab.
Aber die menschliche Schwäche des Karl widerlegt natürlich die sozialistische Lehre so wenig wie der sündige Priester den katholischen Glauben.
--
ziesemann
telramund
telramund
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Re: Zauberklang des Sozialismus
geschrieben von telramund
als Antwort auf pharaox vom 19.07.2007, 18:58:31
Oh eko,

schorsch, gram und ziesemann, fehlt nur noch telramund, alles Traumtänzer, oder?
Nein ihr Vier, vollkommen recht habt ihr, der Sozialismus ist eine theorthische Weltanschauung, der sich in der Praxis selbst eliminiert hat, weil er mit einzelnen Induvidien nicht zu machen ist! Weitere Erläuterungen spar ich mir, ihr habt alles dazu gesagt. Und ich bin genauso gespannt, wenn dass Geschieße wieder los geht!

Meint
pharaox


Hallo pharaox,

ich kann natürlich Ziesemanns Ausführungen (inklusive den dies ebenso sehenden anderen Beiträgen) zum Thema Sozialismustraum und Sehnsucht nach Geborgenheit in einem alles regelnden und gerecht verteilenden Staat, nur wieder mal voll zustimmen!

Bedenklich ist auch, daß ein wachsender Bevölkerungsteil immer weniger die komplexen Zusammenhänge und Abhängigkeiten, in der sich unsere Wirtschaft befindet versteht, und daher um so leichter einer nicht hinterfragten Kapitalismusschelte und den sozialen Verheißungen der Lafontaines und Konsorten auf den Leim geht.

Viele Grüße
Telramund





--
telramund
pharaox
pharaox
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Re: Zauberklang des Sozialismus
geschrieben von pharaox
als Antwort auf telramund vom 19.07.2007, 20:23:40
Ja Telramund,

"Bedenklich ist auch, daß ein wachsender Bevölkerungsteil immer weniger die komplexen Zusammenhänge und Abhängigkeiten, in der sich unsere Wirtschaft befindet versteht, und daher um so leichter einer nicht hinterfragten Kapitalismusschelte und den sozialen Verheißungen der Lafontaines und Konsorten auf den Leim geht."

das ist ja das Problem, welches wir haben, die meisten Menschen möchten reich werden, wie die "bösen" Kapitalisten, leben wie sie, aber nichts dafür tun!
Wie heißt es doch in der Nächstenliebe so schön:
- sich von Vorurteilen zu lösen,
- Neid und Habsucht zu reduzieren, oder gar auszuschalten, sollte oberstes Gebot sein.
Vielleicht ist das ja ein Denkanstoß!
Und ich wiederhole es noch einmal, in der Theorie ist der Sozialismus, der Kommunismus noch mehr, schon sehr gut, aber praktisch und ökonomisch nicht durchführbar, dass hat uns das Beispiel DDR gezeigt!
Die Gysis und Lafontaines würden genauso scheitern, wenn sie an der Macht wären, wie die Honneckers und Krenzens!

Herzlich grüßt
pharaox
telramund
telramund
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Re: Zauberklang des Sozialismus
geschrieben von telramund
als Antwort auf pharaox vom 19.07.2007, 21:42:44
Genau so ist es. Und die Leidtragenden bei diesem sozialistischen Experiment wären wir alle und besonders die große Zahl der Einfältigen und Gutgläubigen.

Herzliche Grüße
Telramund
--
telramund

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