Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Zauberklang des Sozialismus

Innenpolitik Zauberklang des Sozialismus

hugo
hugo
Mitglied

Re: Zauberklang des Sozialismus
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 21.07.2007, 11:54:38
telramund was möchtest Du denn eigentlich lesen.

Wer vom "nostalgischen DDR-Träumer Hugo"
nicht nur sozialistische Dampf- und Sprechblasen erwartet, sondern durchdachte Ideen, knallharte Fakten und wegweisende Erkenntnisse
wer den "realen Sozialismus" nicht in Anführungsstriche setzt, ihn der Unfähigkeit ja Grausamkeit bezichtigt und dies als Argument anbietet,,dem muss hugo wohl keine Meinung entgegensetzen, der ist mit seiner eigenen Meinung schon völlig ausgelastet.

nur soviel, da kann geschrieben werden was auch immer man will, um die hervorragende unangefochtene Stellung des Kapitalismus festzustellen und dies als Beweis für die Untauglichkeit einer sozialistischen Idee zu proklamieren,,

für mich ist das noch lange nicht ausreichend um diesen K. wie ich ihn gegenwärtig weltweit sehe(und er hat ja das Sagen und verursacht da die einschneidendsten Wirkungen) eine menschliche und damit schon gar nicht eine glorreiche Zukunft zuzutrauen.

So lange nicht der Mensch im Vordergrund steht sondern das Geld, wird es Ungerechtigkeit und somit auch Zweifel an der dauerhaften Brauchbarkeit des K für mich geben.

So lange das DDR Regime und das Russland zu Zeiten der SU von Dir und anderen als das leuchtende Beispiel und die Hauptbeweise für oder gegen die Sozialismusidee herhalten müssen -als ob dies triftige und aussagekräftige Beweise wären- ist mir klar das Ihr keine brauchbaren Belege dafür habt, das der Kapitalismus für die Masse der Menschen ein Segen war, ist und sein wird.
--
hugo
ehemaligesMitglied45
ehemaligesMitglied45
Mitglied

Re: Zauberklang des Sozialismus
geschrieben von ehemaligesMitglied45
als Antwort auf Karl vom 19.07.2007, 22:57:26
Lieber Karl, unsere Ansichten liegen gar nicht so weit auseinander, jedenfalls sind die Unterschiede weniger scharf, als sie auf den ersten Blick erscheinen.
Lass mich aus Deiner nachdenklich machenden Antwort ein paar Punkte zur weiteren Klärung herausgreifen.
Soso, Karl Marx der „Gutmensch“. Er ernährte sich und seine Familie aus den kapitalistischen Profiten (Irony of history: Das berühmteste Buch gegen den Kapitalismus wäre ohne diesen gar nicht geschrieben worden) seines Freundes Friedrich Engels, er genoss das Leben eines Bohemien und gleichzeitig offenbarte er eine spießige Moral. Als die Lebensgefährtin seines Freundes Friedrich starb, eilte er nicht nur nicht zu ihrer Beisetzung sondern schrieb auch keinen Kondolenzbrief. Zum ersten und einzigen Mal sandte der ihm nicht den nahezu regelmäßigen Monatswechsel, worüber sich der Gutmensch Karl sofort bitter beklagte. Als Engels ihn auf sein Verhalten angesichts des Todes seiner Gefährtin hinwies, antwortete Marx „Aber sie war doch nicht Deine Ehefrau sondern nur eine Geliebte“ (ich glaube er gebrauchte noch einen abwertenderen Begriff, der mir aber nicht gegenwärtig ist und mir die Zeit fehlt, ihn zu suchen.)
Und Marx gestand einmal, dass ihm schon der Geruch der Arbeiter zuwider sei, persönlichen Kontakt pflegte er mit keinem. Dass er mit seiner Haushälterin während seiner Ehe ein Verhältnis hatte, mag ihm als die Regel in bürgerlichen Häusern nachgesehen werden. Und dieser gnadenlose Egomane kannte, wenn man seinen Thesen nicht vorbehaltlos zustimmte, nur zwei Antworten: Der Kritiker muss entweder dumm oder bösartig sein – denn sonst müsste er doch einsehen, dass seine, des Marx Offenbarungen, richtig sind.
So viel – und das wäre nur die Ouvertüre – zum Gutmenschentum des Karl Marx.

Ich habe nie behauptet, dass der Mensch von Natur aus böse sei; im Gegenteil ich sagte, er vermag beides zu sein, das ist seine Ambivalenz. Und selbstverständlich prägt das Milieu ihn im Rahmen seiner Anlagen, deshalb fürchte ich um die Reaktionsfolgen beispielsweise einer Politik, die jedem ein großzügig bemessenes Grundeinkommen gewährt. So erzieht man zu Sozialhilfekarrieren.

Ich habe ferner nie den Schluss gezogen, dass aus dem Scheitern des Sozialismus folgert, dass der Kapitalismus „das richtige System“ sei. Lies bitte (ausnahmsweise) mal meinen vollständigen Text, dann wirst Du entdecken, dass ich immer nur den Kapitalismus als relativ besseres System angesehen habe.

Die dem Sozialismus von mir in den Mund gelegte Formulierung, dass es besser sei, alle lebten gleichmäßig arm, als dass einige sehr reich und viele arm sind, stammt von mir, sie ist die Quintessenz aus der praktischen Sozialpolitik, die ich in vielen sozialistischen Ländern beobachten konnte: Die weitestgehende Nivellierung der Einkommen auf niedrigem Niveau, die dazu beitrug, Leistungswillen abzubauen und besonderen Fleiß zu meiden, es lohnte im Wortsinne einfach nicht. Aber wieso daraus folgt, dass der Mensch nicht von Brot allein lebt (Ein Satz, dem ich vorbehaltlos zustimmen kann), hat sich mir nicht erschlossen,

„Und weil der Mensch ein Mensch ist
hat er Stiefel im Gesicht nicht gern.
Er will unter sich keinen Sklaven sehn
Und über sich keinen Herrn“
So heißt es im SED-Lied von der Arbeiter-Einheitsfront. – Nur, das ist ja die Crux des Sozialismus. Engels prophezeite das Absterben des Staates, der dann ins Museum der Geschichte kommt wie das Spinnrad und der alte Webstuhl. Doch genau das Gegenteil ist eingetreten wund würde in jedem neuen sozialistischen Gemeinwesen wieder eintreten: Wer die Gesellschaft von oben verändern will, wer die Menschen zu ihrem vermeintlichen Glück mittels Erziehungsdiktatur zwingen will, braucht einen Staat, einen sehr mächtigen sogar. Mit jeder Kommunalisierung eines Unternehmens, wie es Lafontaine fordert, wächst seine Allmacht. In der DDR stand dem einzelnen Arbeiter, der nicht einmal eine freie Arbeitsplatzwahl hatte, quasi ein Arbeitgeber als Monopolist gegenüber. Und Monopole laden zum Machtmissbrauch geradezu ein.

Wenn Dein Traum, lieber Karl, darin besteht, weitgehende Deckungsgleichheit zwischen Eigeninteresse und Gemeinwohl zu erzielen (zu 100% gelingt das nie, wie Du zu recht vermerkst), dann ist der Liberalismus für Dich wie geschaffen. Das Movens des Eigeninteresses des Bäckers versetzt Dich in die Lage, täglich frische Brötchen zu kaufen ohne Schlangestehen (hast Du diese Zeit- und Arbeitskraft fressenden je in soz. Ländern gesehen?) und ohne dass irgendeine staatliche Stelle die Weisung an irgendeinen Bäcker erteilte, Brötchen zu backen. Und dies Eigeninteresse ist wirksamer als jede staatliche Anordnung.
Freundliche Grüße
Ziesemann

--
ziesemann
ehemaligesMitglied45
ehemaligesMitglied45
Mitglied

Re: Zauberklang des Sozialismus
geschrieben von ehemaligesMitglied45
als Antwort auf hugo vom 21.07.2007, 16:56:02
Hugo, es häufen sich die Irrtümer und Missverständnisse in Deinen ansonsten durchaus lesenswerten Beiträgen.
Ich greife nur drei heraus:
1. Du machst den Kap. für das Massenenlend in der Welt verantwortlich. Ist Dir nie in den Sinn gekommen, dass dies Elend genau in den Ländern zu sehen ist, die eben keinen staatlich gezähmten und umzäunten K. haben, sondern dem Raubtierkap. eines kleinen Clique fröhnen?! Selbst die fanatischsten Anhänger Marx geben zu, dass der entwickelte Kap. eben nicht zum Elend der breiten Massen geführt hat, sondern im Gegenteil ihnen einen bis dahin unvorstellbaren Wohlstand bescherte, weshalb aben auch nicht, wie Marx prognostiziert, die sozialistische Revolution in den am meisten entwickelten kap. Staaten ausbrach, sondern in dem rückständigsten Land in Europa (Russland)
2. Kohl und Schäuble haben 1990 gar nichts "verstellt". Man hat den "Runden Tisch" nur klar gemacht, dass er keine Hilfe von der BRD erwarten kann, wenn er weiterhin an neuen sozialistischen Experimenten feilt. Anderes wäre dem westdeutschen Wählervolk überhaupt nicht zu vermitteln gewesen.
3. Privatstrand, Privatwald beklagst Du. Ich auch! Aber das ist nur eine Frage der staatlichen Rahmenordnung. Im Übrigen hast Du in praktisch allen Privatwäldern ein Begehungsrecht - die Schweden sind darin so weit gegangen, dass sogar kleine Privatgrundstücke betreten werden dürfen - nur nicht lagern. Und dass es ein Katasteramt geben muss, wenn Privateigentum an Grund und Boden möglich sein soll, ist klar.
Unstreitig ist, dass wir (also die Westdeutschen), unseren Landsleuten in der DDR 1990 eine geradezu revolutionäre Umgestaltung zugemutet haben, die viele verständlicherweise überfordert hat. Aber das Zeitfenster zur Wiedervereinigung war nur für kurze Zeit geöffnet, Eile tat not. Kohl selbst gibt in seinen Erinnerungen offen zu, dass bei täglich bis zu 180 Einzelentschiedungen, die er zu treffen und zu verantworten hatte, auch Fehler, auch gravierende Fehler gemacht worden sind, darunter fast zwangsläufige, aber auch vermeidbare. Doch das wäre ein Thema für einen neuen Thread.
Darf ich, Hugo, mit einem Witz schließen: Wirf die alte Wiedervereinigung weg, kriegst von uns eine neue!
Freundlichen Gruß
Ziesemann
--
ziesemann

Anzeige

hugo
hugo
Mitglied

Re: Zauberklang des Sozialismus
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaligesMitglied45 vom 22.07.2007, 09:44:08
ziese, erst mal danke, für die Neue Vereinigungsformel -noch hab ich die Details nicht übersetzt ins vorpommersche, kann sie also noch nicht nutzen *g*


ja, das ist mir in den Sinn gekommen, dass dieses Elend auch in den Ländern zu sehen ist, die keinen staatlich gezähmten und umzäunten K. haben, aber darunter sind auch viele welche vorher niemals eine Phase des Sozialistischen Versuchs überstehen mussten.

Also können wir schon mal davon ausgehen das es für Armut, Not, Elend keines S-Experimentes bedarf, sondern das der K. alleine -gleich in welcher Form auch immer-- dafür schon ausreicht.

Dabei streite ich doch gar nicht ab das der K der gegenwärtig in Deutschland vorherrscht Vorteile für uns, aber eben NUR für UNS hier bringt und diese Vorteile beruhen mit (außer unserem Fleiß) auf Ausbeutung Anderer.

zu 2. Schäuble und Kohl hab ich eine etwas andere Meinung. Nur soweit stimmen wir überein, sie nutzten die Gunst der Stunde und ihre Finanzkraft und die Unsicherheit und Unwissenheit der Leute am runden Tisch in dieser hektischen Übergangszeit um auch ihre eigene Suppe mit Fettaugen zu versehen.

was Du an karl gerichtet, schreibst: "wer die Menschen zu ihrem vermeintlichen Glück mittels Erziehungsdiktatur zwingen will, braucht einen Staat, einen sehr mächtigen sogar.",,,,,hätten die Sowjets 1945 gar keine Staaten erst mehr gründen sollen und sofort sämtliche Bruderländer zu Sowjetrepubliken, ach was, besser noch zu Rayons oder Oblasten oder Bundesländern machen sollen.

Der spätere Zerfall dieses Riesen-Reiches wäre wohl ungleich schwieriger und unwahrscheinlicher geworden, trotz anfänglicher Querelen und Autonomiebestrebungen die es vermutlich auch gegeben hätte. Aber schon ein besserer Lebensstandard, eine weniger restriktive Führungspolitik hätte zu einem Zusammenschweißen führen können.

Leider (oder aus Deiner warte wohl zum Glück) waren die inneren Bedingungen (eben diese unfähige Führung) und die äußeren Bedingungen, eben dieser starke K. der mit allen seinen Mitteln dieses S. Experiment vernichten und beenden musste um selber nicht in noch größere Bedrängnis zu geraten als es ohnehin schon passierte.

--
hugo
ehemaligesMitglied45
ehemaligesMitglied45
Mitglied

Re: Zauberklang des Sozialismus
geschrieben von ehemaligesMitglied45
als Antwort auf hugo vom 22.07.2007, 10:33:11
Lieber Hugo,
zum Zerfall der SU wäre viel zu sagen, den muss man wahrscheinlich im historischen Zusammenhang des Untergangs großer Imperien sehen. Ich möchte das Thema jetzt nicht vertiefen, zumal es unmittelbar mit der bereits theoretischen Wahrscheinlichkeit, dass der Sozialismus ein Weg in die Knechtschaft ist, nichts zu tun hat.
Natürlich haben Kohl und Schäuble die Gunst der Stunde genutzt. Das zeichnet sie ja gerade aus, dass sie "einen Zipfel des Mantels der Göttin der Geschichte erhaschten, als sie vorüber rauschte". Das war zum selben Zeitpunkt, als ein gewisser SPD-Vorsitzender Lafontaine sich dezidiert ablehnend zur Wiedervereinigung äußerte. Oh, wie kurz ist doch das Gedächtnis der "Ossis" (nicht pejorativ gemeint) und wie wenig Dankbarkeit ist Menschen generell zu eigen! Und mit solchen will man einen auf Freiwilligkeit basierenden Sozialismus aufbauen?! Hoffentlich hat man sich schon mal umgesehen nach dem kap. Hilfestaat, der einen nach dem sicheren Scheitern wieder aus dem Sumpf hilft.
Hugo, es gibt niemanden, wirklich niemanden der bestreitet, dass von 1950 bis heute in allen kap. Staaten der Lebensstandard sich real verdreifacht hat - in D noch mehr! Und dass dies ein unerreichtes Niveau in allen anderen Länder vor allem denen des ehemaligen sozialistischen Blocks ist. Ich möchte das nicht wieder und wieder wiederholen müssen. Und was die Ostdeutschen anbelangt, so haben sie seit 1990 eine Wohlstandssteigerung in einer Rasanz erlebt, die wohl weltweit einmalig sein dürfte. - Lass Deinen Spott über die Reisefreiheit, das ist zu billig. Heute können selbst Sozialhilfeempfänger außerhalb der Saison für eine Woche Mallo buchen im Einfachhotel mit drei Mahlzeiten. Wie muss wohl Mielke zumute gewesen sein, als er in seinen letzten Lebensmonaten täglich an einem Reisebüro in seiner Wohnstraße vorbeischlich und lesen konnte, dass für 199 DM ein Mallo-Flug für eine Woche angeboten wurde, was die DDR nicht mal mehr gedanklich ihren Rentnern hätte offerieren können.
Was ich nicht verstehen kann und mich auch immer wieder stört ist die Tatsache, dass die neuen Bundesbürger alle Verbesserungenm, die selbst dem größten Laien sofort ins Auge fallen, so klein reden, sie niedermachen, als ob das alles nichts wäre. Ohne den auf beiden Seiten freiwlligen Erwerb der teuersten Immobilie der Welt - genannt DDR - hätte die alte BRD den vierthöchstens Lebensstandard der Welt, nun liegt sie etwa auf Platz acht, auch immer noch recht gut - und das Gejammer nimmt kein Ende. Manchmal ist es selbst mir zum K....
Freundliche Grüße von West nach Ost - "Wir sind ein Volk" (schon vergessen?).

--
ziesemann

Anzeige