Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik 13. August - die Staatsmacht schlägt zu

Internationale Politik 13. August - die Staatsmacht schlägt zu

hugo
hugo
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Re: 13. August - die Staatsmacht schlägt zu
geschrieben von hugo
als Antwort auf clara vom 14.08.2012, 22:19:48
aus dem Begriff des Kalten Krieges "Eiserner Vorhang" welcher in trauter Einigkeit der Amis und der Sowjets zu einer echten für Normalbürger kaum überwindbaren Grenze mutierte, die real zu einem Todesstreifen voller Wachtürme, mit Stacheldrahtverhauen, Minenfeldern von der Ostsee bis ans Schwarze Meer ausgebaut wurde.

Hier gabs nur noch eine einzige völlig durchlässige "Schwachstelle",,der -wieder durch vereinnehmliches Handeln der Amis und der Sowjets geschaffene- Sonderproblemfall Berlin.

Und genau dieses "Schwachstelle" wurde nun durch eine von den Amis abgenickte und in Moskau getroffene Entscheidung am 13. August 1961 dichtgemacht.

Man kann zu diesem Fakt nun stehen wie man will, kann ihn von mehreren Seiten betrachten, kann nach Begründungen suchen, diese wieder verwerfen und, kann sich Motive ausdenken und werten, oder einfach nur die Folgen für diese oder jene ausgewählte Personengruppe in seinen Betrachtungen nach oben schieben (was nach m.M, hier immerzu gemacht wird) alle Hintergründe beiseite drücken und seinen Focus ausschließlich auf die Staatsmacht der DDR bzw. die SED-Führungsclique richten.

Damit werden dieser Führungsclique nachträglich enorme Fähigkeiten, Fertigkeiten Leistungen und Verantwortung zugebilligt, zu welche diese (als kleines und Befehle ausführendes Organ) niemals fähig oder gar befugt war. Über das Wohl und Wehe des Eisernen Vorhanges wurde sicherlich niemals in Pankow entschieden.

Man hat somit zwar einen Übeltäter auf den man mit Fingern zeigen und seinen Frust ablassen kann (zumal der sich nicht mehr wehren kann) und die echten Verursacher sind fein raus.

ich hatte mich damals gleichzeitig gefreut und geärgert als ich vom Mauerbau erfuhr. Endlich ists vorbei mit dem Ausbluten der Wirtschaft, der Zweiklassengesellschaft, den Wechselkursgaunereien der bevorzugten Belieferung Westberlins usw,,

leider war dem nicht so, die Bevorzugung Westberlins ging ( dem Mangel an konvertierbarer Währung geschuldet) nahtlos weiter,
- um von Oranienburg nach Potsdam zu gelangen brauchte ich fortan die mehrfache Zeit
-naja über die vielen Vor-, und Nachteile (bis hin zu den furchtbaren Todesschüssen) ist hier im Forum ja schon vielfach geschrieben worden.

auf alle Fälle war wohl der Mauerbau für die meisten Deutschen eines der bemerkenswertesten Ereignisse, ein Höhepunkt in der Medienberichterstattung und für viele Deutsche mit einschneidenden persönlichen Auswirkungen und Erfahrungen verbunden.

Ich glaub, und das trifft für mich in hohem Maße zu,,erst der Mauerfall am 09. November 1989
stellte als Ereignis mit historischer Bedeutung den 13. 08. 1961 in den Schatten.

Die danach für mich beginnenden extremen Änderungen in allen Lebensbereichen sind mit nichts vergleichbar. Wer jedoch nach 1961 "Bekanntschaft" mit dieser Mauer und ihren Beschützern gemacht hat wird dem verständlicherweise einen höheren Status beimessen.

hugo
Medea
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Re: 13. August - die Staatsmacht schlägt zu
geschrieben von Medea
Allen Menschen, die an der Mauer ihr Leben
ließen, ob flüchtende Bürger oder diensthabende
Grenzer, gebührt Respekt, Mitgefühl und Gedenken.

Keiner darf vergessen werden.

Medea.
hugo
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Re: 13. August - die Staatsmacht schlägt zu
geschrieben von hugo
als Antwort auf Medea vom 15.08.2012, 07:01:20
Allen Menschen, die an der Mauer ihr Leben
ließen, ob flüchtende Bürger oder diensthabende
Grenzer, gebührt Respekt, Mitgefühl und Gedenken.

Keiner darf vergessen werden.


ja, das ist auch meine Meinung. Ich würde das sogar erweitern um all die vielen Opfer die an der damaligen innerdeutschen Grenze und in der Ostsee und an der Tschechischen Grenze, an der Ungarischen Grenze usw,,ihr Leben ließen
,,und nicht nur an die Opfer denken sondern auch an die Verursacher all diesen Übels -besonders die Nazis- welche uns den ganzen schlimmen Schlamassel eingebrockt haben

und an die Amis und Sowjets, die für die folgenden "Grenzüblichkeiten" die Basis legten und nicht zuletzt deren Gefolgschaft (besonders die Obrigkeiten der sog. Grenzschützer der Ostblockstaaten)die sich nur all zu willig mit diesen Tatsachen abfanden, was dann zu den vielen unnötigen Schüssen auf Flüchtende führte.

hugo

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schorsch
schorsch
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Re: 13. August - die Staatsmacht schlägt zu
geschrieben von schorsch
als Antwort auf hugo vom 14.08.2012, 23:50:10
aus dem Begriff des Kalten Krieges "Eiserner Vorhang" welcher in trauter Einigkeit der Amis und der Sowjets zu einer echten für Normalbürger kaum überwindbaren Grenze mutierte, die real zu einem Todesstreifen voller Wachtürme, mit Stacheldrahtverhauen, Minenfeldern von der Ostsee bis ans Schwarze Meer ausgebaut wurde.

..................

hugo
geschrieben von hugo


War es denn nicht eher so, dass die Sowjets die anderen Besatzungsmächte einfach vor vollendete Tatsachen stellten?
hugo
hugo
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Re: 13. August - die Staatsmacht schlägt zu
geschrieben von hugo
als Antwort auf schorsch vom 15.08.2012, 09:25:15
War es denn nicht eher so, dass die Sowjets die anderen Besatzungsmächte einfach vor vollendete Tatsachen stellten?


hallo schorsch,,,auf den ersten Blick könnte man das so sehen.

Wenn ich aber mal daran erinnern darf das sich die Großen Drei, also die Sowjets die Amis und die Engländer u.a. in Teheran, Jalta, Potsdam (und in einigen zwischengelagerten Treffen in anderer Zusammensetzung) auf ihre Nachkriegswünsche einigten.
-sich später mal mehr und mal weniger verbindlich daran hielten oder gar völlig neue Vereinbarungen abschlossen (da die Kriegsgeschehnisse zu überraschenden und z.T ungeplanten Ergebnissen führten)

denke mal an das Gezerre um Berlin,,,,demnach mußten z.T Sachsen und Thüringer in die sowjetisch besetzte Zone wechseln
,,übrigens wollte Adenauer 1961 nach dem Mauerbau Westberlin gerne opfern und gegen Teile Thüringens und Mecklenburgs tauschen.

Was die Besatzungsmächte nun an Ihren Grenzen veranstalteten, wie sie die Grenzsicherung planten und realisierten war ganz und gar ihrem Vortellungen unterworfen. Da haben sich weder die Franzosen, die Briten die Amis und auch nicht die Sowjets reinreden lassen.

Zu damaliger Zeit war der Einfluss der von der Roten Armee "befreiten" Länder, also deren Regierungen auf alles was mit der großen Ost-West-Politik zusammenhing wohl sehr minimal,,,,Entscheidungen wurden überwiegend in Moskau getroffen, in alle anderen Hauptstädten saßen mehr oder weniger nur ausführende Organe.

hugo
clara
clara
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Re: 13. August - die Staatsmacht schlägt zu
geschrieben von clara
als Antwort auf hugo vom 14.08.2012, 23:50:10


Hier gabs nur noch eine einzige völlig durchlässige "Schwachstelle",,der -wieder durch vereinnehmliches Handeln der Amis und der Sowjets geschaffene- Sonderproblemfall Berlin.

Und genau dieses "Schwachstelle" wurde nun durch eine von den Amis abgenickte und in Moskau getroffene Entscheidung am 13. August 1961 dichtgemacht.

hugo
geschrieben von hugo

Durch den "Sonderproblemfall" wie er es auch wirklich wegen der Aufteilung der Stadt in Sektoren darstellte, konnte es sich die DDR-Führung relativ gefahrlos erlauben, diese Mauer zu errichten. Es gab von westdeutscher Seite einige wenige Leute, die auf eine Reaktion der Amerikaner hofften, aber wie hätte die aussehen sollen? Nur wenige Jahre nach dem Sieg über Nazideutschland gemeinsam mit der Sowjetunion hatten die USA keine Lust, den Status quo mitsamt der atomaren Bedrohung auf's Spiel zu setzen. So wichtig erschien ihnen Westdeutschland damals bestimmt nicht. Sie hatten ja auch einmal aus humanitären Gründen und natürlich aus Eigeninteresse Westberlin bei der Blockade durch die Luftbrücke geholfen.
Die alte BRD baute weiterhin an ihrem letztlich gelungenen Wirtschaftswunder, während die Mauer für die DDR vielleicht tatsächlich überlebenswichtig war. Nun war für DDR-Bürger auch kein Vergleich Ostberlins mit Westberlin mehr möglich, was doch auch mit zur Unzufriedenheit geführt hatte. Unterschiede im Lebensstandard konnte der Ostdeutsche nur noch dem Westfernsehen entnehmen.

Alle diese "Notwendigkeiten" eines Mauerbaus können aber nicht das eigentlich Unmenschliche dieser Mauer weg wischen.

Clara

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olga64
olga64
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Re: 13. August - die Staatsmacht schlägt zu
geschrieben von olga64
als Antwort auf clara vom 15.08.2012, 12:15:00
Dieses unmenschliche Experiment eines STaatsgefängnisses für seine Bürger hat ja den in seiner Grundidee positiven Sozialismus auch ad absurdum geführt. Trotz Mauer flohen weiterhin Menschen, in dem sie ihr Leben aufs Spiel setzten, unglaubliche Möglichkeiten wählten, sich eine richtige Flucht-Industrie im Westen etablierte, wo ja auch viel Geld geflossen ist. Noch bis zuletzt hat ein immer seniler gewordener Herr Honecker diese Idee für gut befunden - da hatte er noch eine politische Überlebenszeit von wenigen TAgen.
Ich sah kürzlich am RBB eine Sendung mit Zeitzeugen . Darunter war ein Mann, der in jungen Jahren als Soldat die Mauer übersprang, die gerade gebaut wurde. ER war praktisch frei und wollte nach Westdeutschland ausgeflogen werden. Das Ticket hatte er in der Tasche, da traf er in einer Kneipe einige Leute, die ihn um Hilfe baten, ihn betrunken machten und dann zurück karrten in das STaatsgefängnis. Dort wurde er dann praktisch gefoltert, verriet 7 seiner Kumpels, die fliehen wollten und bekam 10 Jahre Knast. Welche Grausamkeiten und doch gibt es anscheinend auch heute noch DDR-Nostalgiker, die sich dies im Nachhinein "irgendwie und eigentlich schön reden". Olga
silhouette
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Re: 13. August - die Staatsmacht schlägt zu
geschrieben von silhouette
als Antwort auf EhemaligesMitglied68 vom 14.08.2012, 22:08:30

Ich bin aber zu müde, dieses ausgelutschte Thema weiter zu besprechen.
geschrieben von steinpilzchen

Warum hast du es dann überhaupt provoziert?
Waffennärrin, oder wie ist das Bild zu verstehen? Ich würde gerne das Wort "legendär" verstehen, das in der deutschen Sprache nämlich eine verherrlichende Konnotation (= Klang) hat.
EhemaligesMitglied68
EhemaligesMitglied68
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Re: 13. August - die Staatsmacht schlägt zu
geschrieben von EhemaligesMitglied68
als Antwort auf silhouette vom 15.08.2012, 22:29:57
Warum hast du es dann überhaupt provoziert?


Ach naja. Mir war halt so ...

Waffennärrin, oder wie ist das Bild zu verstehen?


2.5oo Westmark damals im Frühjahr 1990 am Tor der Russenkaserne in Nohra. Zzgl. zweier Sixpacks "Blauer Würger". Den "Geigenkasten" gab's gratis dazu. Oh I like it!

Ich würde gerne das Wort "legendär" verstehen, das in der deutschen Sprache nämlich eine verherrlichende Konnotation (= Klang) hat.


Mir klingt noch das Sprichwort aus Armeezeiten im Kopf:
"Russe tot im Schützenloch - Kalaschnikow schießt immer noch!
Einfach im Aufbau und unverwüstlich, dass ist eben das geniale bei jeder Erfindung, hier leider mal an einer international gern verwendeten Tötungsmaschine.

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