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Internationale Politik Alarm wegen globaler Ernährungskrise

rolf †
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Die Inder haben Schuld
geschrieben von rolf †
als Antwort auf afrika vom 12.04.2008, 13:19:18
sagte BK Merkel heute im TV.
In Indien soll eine Aktion: Second meal laufen.
Es sei doch klar, daß die Lebensmittel knapp werden, wenn ein ganzes Volk auf einmal doppelt soviel ißt.
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rolf
luchs35
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Re: Peak Oil Theorie
geschrieben von luchs35
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 17.04.2008, 17:40:45

Gram, ich bin ein Marktfan und kaufe das, was es frisch vom Gemüsebauern entsprechend der Jahreszeit gibt. Und im Sommer friere ich ein, was ich auch im Winter haben möchte. So einfach ist das.
Denn die Rechnung geht ja noch weiter, wenn ich an die Transportkosten und die damit verbundene Energie denke.
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luchsi35
carlos1
carlos1
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Re: Peak Oil Theorie
geschrieben von carlos1
als Antwort auf luchs35 vom 17.04.2008, 17:33:33
[/indent]Nicht vergessen sollte man auch die Monokulturen in den Entwicklunges- und Schwellenländern, die gewährleisten, dass die reichen Industrieländer nicht während des Jahres auf ihre gewohnten Gemüseprodukte verzichten müssen.[indent]
Luchsi

Damit ist die Intensivlandwirtschaft gemeint nach westlichem Muster. Wenn oben die Ernährungskrise unter derm Aspekt Angebot und Nachfrage angesprochen wurde - viel Streit kann es nicht geben, wenn es um die Erhöhung der Produktion und Produktivität geht - so sprichst du jetzt ein eher heikles Problem an. Es geht um die Erhöhung des Flächenanteils für die Agrarproduktion, um eine höhere - kapitalintensivere! - industrielle Produktion oder eine eher auf kleinbäuerlichen Strukturen setzende, traditionell an alten Anbaumethoden orientierte, alte Sorten einbeziehende Nahrungsmittelerzeugung. Damit sind Fragen betroffen, die in die Lebenswelt der ärmeren Länder eingreifen.

Wir sollten und klarmachen, worauf wir uns seit Jahrzehnten mit der Agrarplanwirtschaft in Westeurópa eingelassen haben. Die Agrarpolitik der EU zielt und zielte darauf ab, einen lebensfähigen Bauernstand zu erhalten und zu fördern. Das ging ohne Bereinigung der vorhandenen kleinbäuerlichen Strukturen nicht ab. In den letzten 40 Jahren verschwand der Bauernstand weitgehend, fast unheimlich leise. Millionen von Menschen suchten ihren Lebensunterhalt statt in der Landwirtschaft in der Industrie und in Dienstleistungen. Lebensfähig waren die überlebenden Großbetriebe nur, wenn sie subventioniert blieben. Das war auch deshalb nötig, weil die Lebensmittelpreise sehr niedrig gehalten werden mussten. Lebensmittel waren im Verhältnis zu den aufgewendeten Ressourcen seit langer Zeit sträflicherweise spottbillig. Die Landwirte erhielten für ihre Produkte Prämien. Die Folge waren Butterberge. Milchseen (besser: Milchozeane), Weizenberge, Fleischgebirge etc. Die Überschüssen wurden auf dem Weltmarkt billigst verramscht und stürzten die Erzeuger der armen Länder in Not, zerstörten dort die überkommenen Agrastrukturen weil sie gegen dieses Preisdumping nicht ankamen. Alles finanziert durch Steuergelder. Zu einem fairen Handel, zu einer Öffnung des europäischen Marktes für Agrarprodukte der Dritten Welt zu fairen Preisen waren wir nie bereit.

Um die Überschüsse abzubauen, musste das System variiert werden. Man begann die Flächen zu begrenzen, auf denen angebaut wurde. Dafür, dass die Erzeuger nicht in ihrem Beruf tätig wurden, weniger anbauten, erhielten sie Prämien. Ein Aberwitz, sie erhielten Geld, das vom Steuerzahler aufgebracht wurde, damit sie auf die stillgelegten Flächen bezogen untätig blieben und weniger erzeugten. Jetzt sind die Überschüsse abgebaut. Und das Spiel muss wieder variiert werden. Das hat mit Marktwirtschaft und fairem Mrktverhalten gegenüber den ärmeren Ländern nichts zu tun. Es ist planwirtschaftliches Chaos, eine verschwenderische Umverteilung von Steuergeldern, schlimm in den Auswirkungen. Aber die Verbraucher haben diese "Räuberei" hingenommen. Der Staat kassierte hohe Steuerbeträge, die, nach starkem Schwund durch die Bürokratie, irgendwo bei den Gerissensten und Cleversen landeten. Dafür waren die Lebensmittel preiswert. Nur: Um welchen Preis!? 1950 kostete ein deutsches Qualitätsei 20 bis 25 Pfennige. Bis zur Einführung des Euro waren die guten Eier billiger (ob preiswerter wage ich nicht zu entscheiden). Sollte sich irgendjemand an früher real existierende Planwirtschaften erinnert fühlen, so trifft mich nicht die Schuld.

Heute sah ich eine Sendung auf NTV, in der berichtet wurde, dass europäisches Billiggemüse auf afrikanischen Märkten billig angeboten wird. Die Billigfliegerei scheint es möglich zu machen. Die Blumen am Muttertag kommen bestimmt nicht aus Deutschland, sondern werden frisch aus anderen Kontinenten eingeflogen.

c.

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luchs35
luchs35
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Re: Peak Oil Theorie
geschrieben von luchs35
als Antwort auf carlos1 vom 17.04.2008, 21:22:28

Danke, Carlos, Du hast das sehr klar und nachvollziehbar aufgelistet.

Gerade gestern kam im SWR eine Dokumentation über die Anbauflächen in China, die speziell für Europa Bio-Gemüse anbauen. Riesige Flächen, die von Billigstlohn-Arbeitern beackert und bepflanzt werden. Dafür wurden Getreidefelder zu Ackerflächen umgewandelt.
Da den Chinesen Bio völlig fremd ist, arbeiten sie eben nach genauen Anweisungen. Behandeln zuvor aber mit Pestiziden die Saat, weil anderes Saatgut in China gar nicht erhältlich ist. Das hat man jetzt per Zufall an der veränderten Farbe der Schösslinge festgestellt. Nun werden die Chinesen gezwungen, teures Saatgut im Ausland zu kaufen, um der geforderten Qualität für Europa nachzukommen.
Andererseits gehört China zu den Ländern, die vom Hunger bedroht sind, müssen Reis und Weizen einführen, weil es an Anbauflächen nun mangelt.

Das soll noch ein normaler Mensch begreifen!

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luchsi35
carlos1
carlos1
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Re: Peak Oil Theorie
geschrieben von carlos1
als Antwort auf luchs35 vom 17.04.2008, 22:30:04
Hallo Luchsi, China ist in seinen östlichen Provinzen ein sehr dicht besiedeltes Land war es von jeher (bis 1000 EW pro qkm). Jeder Flecken Land wurde genutzt. Gartenbaukultur hat deshalb eine lange Tradition in China. Jedes Fetzchen Kot, von welchem Vieh auch immer, wurde früher als Dünger eingesammelt. Anders waren die vielen Menschen nicht zu ernähren. Dass mit der Bevölkerungszunahme im letzten Jahrhundert und der Industrialisierung die Umweltprobleme zunehmen ist klar. Das Problem mit dem vorbehandelten Saatgut, das du erwähnst, ist nicht einmal so schwerwiegend. Die Behandlung mit Spritzmitteln während der Wachstumsphase ist viel gravierender. In einer denaturierten Kulturlandschaft mit Monokulturen ist das natürliche Gleichgewicht gestört. Mit der Giftspritze tötet man auch die Nützlinge. Wir sollten uns, was Chemie in der Landwirtschaft anbetrifft, keinen Illusionen hingeben. Unkraut wird weggespritzt. Manchmal leuchten noch einzelne Mohnblumen oder Kornblumen neben anderen Ackerkräutern am Wege. Im übrigen stehen die Getreidehalme alle so wunderschön gleich hoch, dicht, und so niedrig sind sie auch, dass es eine wahre Freude ist, wie die Bayer&Co das hingekriegt haben. Alles mähdreschergerecht. Frage bitte nicht, wo die Enzyme bleiben und das andere Zeug, das aus großen Fässern verspritzt wird. Wenn ich die makellosen, schorffreien Ökoäpfel sehe ....... Aber Hand aufs Herz: Würde eine gute Hausfrau etwas weniger ansehnliche Früchte kaufen, wenn sie die Garantie hätte sie wären unbehandelt?
In einem Link, der hier angegeben war, fand ich die grüne Revolution von vor 30 Jahren erwähnt. Es ging dabei, wie ich mich erinnere, um die Einführung neuer ertragreicherer Sorten. Wie das bei Neuzüchtungen so ist, sie sind häufig anfällig für pflanzliche und tierische Schädlinge. Ohne Pilzmittel bekommen wir hier keine Kartoffeln mehr durch. Die Braunfäule (Phytophtora infestans) befällt auch Tomaten. Wir beobachten, dass bei den neuen Tomatensorten sogar Kartoffelkäfer auf Tomaten gehen (beides Nachtschattengewächse). Die Kartoffelkäfer können wir noch einsammeln, wenn es nicht zu viele Pflanzen sind. Mit der Agroindustrie (Einsatz schwere Maschinen) und dem vermehrten Chemikalieneinsatz wächst auch die Gefahr der Verschlechterung der Bodenstruktur. Mutterboden ist kostbar.

c.

hydelber
hydelber
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Re: Alarm wegen globaler Ernährungskrise
geschrieben von hydelber
als Antwort auf carlos1 vom 17.04.2008, 10:30:34
Ich beziehe mich ebenfalls auf das Eingangposting von afrika.

Neue Beurteilungen der Lage :

Zitat :

Kapitalismus ist "stiller Massenmord" :

Jean Ziegler, UN-Sonderbeauftragter für das Recht auf Nahrung,
über die Folgen der weltweiten Preisexplosion bei Lebensmitteln
und warum er "nie mehr auf der Seite der Henker stehen will".

J.Ziegler im Interview :

...lautloser Massenmord


:::

Zitat :

"Stiller Tsunami"

Die Uno schlägt Alarm:

Das Welternährungsprogramm der Organisation muss wegen der steigenden Lebensmittelpreise
in den nächsten Tagen die ersten Hilfsprojekte einstellen. Nun fordert die Organisation
von der internationalen Gemeinschaft drastische Maßnahmen...

LEBENSMITTELKRISE

:::

Man ahnt schon die tolle Ausrede : sorry - aber wir sind hier ebenso pleite ..

--
hydelber

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