Internationale Politik Alles nur Klimahysterie?

barbara
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Alles nur Klimahysterie?
geschrieben von barbara
Stefan Rahmstorf, Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam und Forscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung rechnet in einem bemerkenswerten Artikel im faz.net mit sogenannten Klimaskeptikern und deutschen Medien ab, die deren Desinformationen willfährig verbreiten:

Deutsche Medien betreiben Desinformation
Von Stefan Rahmstorf
faz.net vom 31.08.2007

Stefan Rahmstorf zählt zu den Leitautoren des 4. IPCC-Berichts und ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat „Globale Umweltveränderungen“ der Bundesregierung (WBGU).
Karl
Karl
Administrator

Re: Alles nur Klimahysterie?
geschrieben von Karl
als Antwort auf barbara vom 02.09.2007, 14:49:23
Grüß dich Barbara!

Aus der Sicht von Herrn Rahmstorf ist der Artikel gut geschrieben. Katastrophenszenarien werden andererseits von der Presse ja sehr gern aufgegriffen und zurückgehende Gletscher und abbrechendes Polareis sind Effekthascher, für sich allein aber ohne Beweiskraft. Manchmal hat man deshalb vielleicht genau den gegenteiligen Eindruck als Herr Rahmstorf.

Ich habe neulich einen Habilitationsvortrag gehört, in dem zum Ausdruck kam, dass der Gletscherrückgang in den Alpen jetzt Wälder freisetzt, die in der Vergangenheit vom Eis überfahren wurden. Es war also auf jedenfall schon einmal wärmer in den Alpen als heute und die Gletscher noch weiter zurückgezogen. Damit will ich nicht abwiegeln, aber prinzipiell ist Panik ein schlechter Ratgeber und unbestreitbar die Klimakatastrophe ein guter Geldgeber für Klimaforscher und auch ein gutes Thema für Zeitungen.

Dass wir in einem Klimawandel leben, kann niemand bestreiten. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass sich die menschliche Zivilisation auswirkt und wir diese Auswirkungen gering halten müssen. Ich fürchte aber, dass dies vor allem als Argument verwendet wird, die Atommeiler hochzufahren, weil sie CO2 sparen, und dass ansonsten wenig geschieht.
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karl
bongoline
bongoline
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Re: Alles nur Klimahysterie?
geschrieben von bongoline
als Antwort auf barbara vom 02.09.2007, 14:49:23
Möchte hier noch einmal den bereits in einem anderen Thema eingesetzten Zeitungsartikel aus der Seefelder Rundschau hierher kopieren:

Re: Unser Planet

(Geschrieben am 19.05.2007 um 10.34 von bongoline)

Gedanken des Redakteurs der Seefelder Rundschau:

"Geht Ihnen das ganze Umweltgefasel auch schon langsam auf die Nerven? 2.500 Wissenschaftler im Auftrag der UN haben bekanntlich festgestellt, dass wir bösen Menschen Schuld haben an der gegenwärtigen Klimaerwärmung. Es droht Dürre, aber auch Hochwasser, die Unwetter nehmen zu, der Meeresspiegel soll steigen - als hätten sie ihren Bericht geradewegs aus einem gewohnt schlechten Drehbuch eines US-Katastrophenfilms abgeschrieben.
Ganz genau weiß man es freilich nicht, denn die USA, China und Saudi Arabien haben Teile dieses Umwelt-Berichtes bereits erfolgreich wegreklamiert; nur wir blöden Europäer nicken artig mit den Köpfen, haben eine weitere Reduktion des bösen CO2 unter erheblichen Kosten und Einschränkungen der Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie zugesagt.
Klimaschwankungen hat es immer schon in rascher Abfolge gegeben. Das Inntal war noch vor 20.000 Jahren von einem 1.700 m dicken Gletscher bedeckt; die Eiszeit ging rasend schnell vorbei und bescherte den Stubaier Gipfeln vor 9.000 Jahren bereits einen üppigen Zirbenbestand; irgendwann sind die Gletscher dann zurückgekommen und haben den Ötzi vor knapp 5000 Jahren zugedeckt und bis in unsere Zeit konserviert.
Die Römer dehnten ihr Weltreich während einer Warmzeit nach Norden aus; von 300 bis 800 folgte eine Kaltzeit, die zur Völkerwanderung nordischer Stämme nach Süden führte; dann wurde es erneut warm, vor 1000 Jahren wurde Grönland ("Gründland") besiedelt und in England Wein angebaut. Ab 1300 wurde es wieder empfindlich kalt, Ernten fielen aus, Menschen verhungerten, in den Tiroler Seitentälern gingen sie wallfahrten, weil die vorrückenden Gletscher ihre Siedlungen bedrohten. Sehr anschaulich ist es auf Breughels Bildern zu sehen, wo die Holländer auf zugefrorenen Grachten eislaufen.
Seit 1750 ist wieder ein Anstieg der Temperaturen messbar, nur scheint es diesmal langsamer zu gehen als bei früheren Wechseln. Plus 0,7 registriert man bis jetzt. Na, ja.
Eines aber haben sämtliche Klimaänderungen gemeinsam: Nie und nirgends konnte der Mensch als Verursacher dafür verantwortlich gemacht werden. Und ausgerechnet diesmal? Und ausgerechnet das CO2 soll schuld daran sein? Dessen Anteil in der Atmosphäre ist in den letzten 250 Jahren von bisher 0,038 auf ganze 0,044 % angestiegen - Wahnsinn.
Was ist eigentlich CO2? Es perlt uns aus fast jedem Flaschengetränk entgegen, ist etwa 50 % schwerer als Luft und ist in konzentrierter Form u.a. als "Kellergas" dem Menschen gefährlich. Wie kann dieses schwere Gas einen Treibhauseffekt verursachen? Dazu müsste es in gut 12 km Höhe in der Tropopause schweben. Die größten Produzenten von CO2 sind übrigens Mensch und Tier über die Atmung, gleichzeitig ist es Nahrung für unsere Pflanzen (Photosynthese).

Natürlich werden die Aussagen bereits massiv bekämpft. Jeder möge sich ganz einfach selber ein Bild machen. Eine wesentliche Schlussfolgerung möchte ich Ihnen nicht vorenthalten: Wem nützt die CO2-Hysterie? Von wem könnte sie gesteuert sein? Es gibt nur eine alternative Energie mit ausreichenden Produktionsmengen, der ein Interesse haben kann, die Verbrennung fossiler oder nachwachsender Stoffe zu diskreditieren und sich selber ins Spiel zu bringen: Wer sonst als die Atomlobby? Atomenergie setzt tatsächlich kein CO2 frei. Ob die wackeren CO2-Phobisten wissen, wem sie mit ihrer Hype letztlich dienen?
Einen Sieger gibt es bereits: Österreich setzt mit 1. Juli die Mineralölsteuer empfindlich hinauf, um damit den CO2-Ausstoß zu bekämpfen.
Merken Sie was?"

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bongoline

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barbara
barbara
Mitglied

Re: Alles nur Klimahysterie?
geschrieben von barbara
als Antwort auf Karl vom 02.09.2007, 16:45:00
Hallo Karl,

weder Abwiegelei noch Panikmache sind die richtigen Ratgeber. Stefan Rahmstorf ist ein Wissenschaftler, der Lügen schonungslos aufdeckt und Fakten darlegt. Zu den früher bewaldeten Gletschern schreibt er:

>>Doch selbst im sonst seriösen „heute-journal“ wurde den Zuschauern letzte Woche eine beliebte Variante dieses Trugschlusses präsentiert: Die kleinen Alpengletscher im frühen Holozän wurden als Argument gegen die anthropogene Verursachung des aktuellen Klimawandels verwendet.

Der IPCC-Bericht diskutiert natürlich diese Gletscherdaten - Grund war die durch die damaligen Erdbahnparameter verstärkte Sommersonne in hohen nördlichen Breiten, genau jene Konstellation, die die letzte Eiszeit beendet und die riesigen Eisschilde auf Nordamerika und Eurasien abgeschmolzen hat. Der Bericht stellt auch fest, dass die gleiche Ursache nicht für den heutigen Gletscherschwund in Frage kommt: Die aktuelle Erdbahnkonstellation wäre dem Wachsen der Gletscher förderlich.

Die kleinen Gletscher im frühen Holozän deuten übrigens nicht auf global wärmere Temperaturen hin. Die tropischen Meere waren damals kühler - auch dies ist aufgrund der Erdbahnparameter zu erwarten. Auch hier muss man also vorsichtig sein, nicht voreilig von regionalen auf globale Änderungen zu schließen.
(...)

Dass es in der Erdgeschichte schon erheblich wärmer war, ist bestens belegt. Der IPCC-Bericht diskutiert zum Beispiel das Pliozän vor drei Millionen Jahren, als bei einer CO2-Konzentration um die 400 ppm die Temperaturen global rund zwei bis drei Grad Celsius höher lagen als derzeit: in mancher Hinsicht ein Muster für das, was auf uns zukommt. Der diesjährige Leibniz-Preisträger Gerald Haug vom Geoforschungszentrum Potsdam bringt es auf den Punkt: „Wir sind auf dem Weg zurück ins Pliozän ... Die Frage ist: Wollen wir wirklich dorthin?“ Geologische Daten zeigen, dass der Meeresspiegel damals fünfzehn bis fünfundzwanzig Meter höher war als heute, wegen der kleineren Eismassen von Grönland und der Antarktis.<<
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barbara
barbara
barbara
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Re: Alles nur Klimahysterie?
geschrieben von barbara
als Antwort auf bongoline vom 02.09.2007, 17:24:02
>>Eines aber haben sämtliche Klimaänderungen gemeinsam: Nie und nirgends konnte der Mensch als Verursacher dafür verantwortlich gemacht werden. Und ausgerechnet diesmal?<< (Zitat aus dem Beitrag von bongoline)

Ja, bongoline, dieses Mal wurde tatsächlich die Menschheit als Täter überführt. Seit ca. 150 Jahren werden die in Jahrmillionen entstandenen Bodenschätze verbraucht, vorwiegend für den Wohlstand der westlichen Welt... und das in einem wachsenden Tempo. Dieser Raubbau rächt sich.

Atomenergie kann niemals die Lösung sein. Abgesehen von den Risiken und dem radioaktiven Müll, den wir damit -zig Generationen nach uns überlassen, möchte ich daran erinnern, dass die Uranvorkommen unserer Erde endlich sind.
--
barbara
eko
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Re: Alles nur Klimahysterie?
geschrieben von eko
als Antwort auf barbara vom 02.09.2007, 18:10:41
"möchte ich daran erinnern, dass die Uranvorkommen unserer Erde endlich sind"

Na also! Und damit löst sich das Problem ganz von alleine.

Jegliche Art von Hysterie ( abgemildert kann man von Übertreibung reden) ist vom Übel.......und Angst ist immer und überall der schlechteste Ratgeber!
--
eko

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Karl
Karl
Administrator

Es gab noch nie soviele Menschen, es wurde noch nie soviel fossiles CO2 freigesetzt
geschrieben von Karl
als Antwort auf barbara vom 02.09.2007, 18:10:41
Dass die Menschen in der Vergangenheit nicht die Ursache für Klimawandel waren (und das es auch andere Ursachen gibt), ist natürlich für heute ein schwaches Argument. Es gab noch nie soviele Menschen auf der Erde wie heute, die Anzahl der Menschen ist überexponentiell seit Christi Geburt angestiegen und wir befinden uns kurz vor dem Kollaps.

Wie Rahmstorf schreibt, ist zwar die menschliche Produktion an CO2 verglichen mit dem CO2-Umsatz in der Natur klein, aber "Umsatz" darf mit "Gewinn" nicht verwechselt werden. Der Mensch setzt fossiles CO2 durch die Verbrennung von Kohle und Erdgas frei, welches vor Millionen von Jahren und über Millionen von Jahren in dieser organischen Form gebunden wurde.

Das Argument, dass Klimawandel in der Vergangenheit andere Ursachen als den Menschen hatte, widerlegt also nicht, dass der Mensch heute Hauptverursacher des schnellen Wandels ist.
--
karl

Re: Es gab noch nie soviele Menschen, es wurde noch nie soviel fossiles CO2 freigesetzt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 03.09.2007, 06:57:10
@karl,
was mich an der Diskussion des letzten Jahres stört, ist die Tatsache, dass plötzlich jeder- ich meine hier vorrangig Politiker, Zeitungsschreiber, Fernsehmoderatoren...- Experten für Klima und Umwelt geworden sind. Sie werfen mit Begriffen herum, von denen sie nicht mal wissen, worum es überhaupt geht. Sie verwechseln großzügig naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten, weil sie nicht in der Lage sind ihre Inhalte auch nur ansatzweise zu verstehen. So kommen dann so grauenvolle Dinge heraus, wie " Hier an der Küste ist die Luft noch Kohlendioxidfrei ..." oder- das lebensnotwendige Gas Kohlendioxid (CO2), aus dem Pflanzen mittels Photosynthese
Kohlenhydrate produzieren, wird zum Gift "umgelogen". Vielen Menschen läuft es bei dem Begriff "Kohlendioxid" eiskalt den Rücken herunter.
Jetzt rächt sich, dass der Kohlenstoffkreislauf in der Schule nie so richtig behandelt oder ganz und gar gestrichen wurde.
Wer nicht versteht, worum es eigentlich geht, wenn über Klimawandel gesprochen wird und welche Rolle dabei Kohlendioxid spielt, wird auch nicht die Maßnahmen zur Reduzierung des CO2- Ausstoßes verstehen. So haben populistische Veröffentlichungen in alle Richtungen leider gute Aussichten, gehört und "verstanden" zu werden, was niemandem nutzt.

Ich stimme mit dem, was du geschrieben hast, überein.

Notwendig ist es, die hysterischen Auswüchse bei der Agitation zu unterbinden und eine Aufklärung einzuleiten, die sowohl die Gefahren des Klimawandels aufzeigt, aber auch die Möglichkeiten erklärt, diesen Veränderungen langfristig zu begegnen.

Dazu gehört eine langfristige Energiepolitik, die keine Art der Energiegewinnung völlig ausschließt.
Dazu gehört meines Erachtens sowohl eine Forcierung der Erforschung alternativer Energiegewinnungen, als auch der Verbesserung der Energiegewinnung durch Verbrennung fossiler Brennstoffe. Dabei sollte ohnehin berücksichtigt werden, dass Kohle und Erdöl ja nicht nur zur Energiegewinnung genutzt werden können, sondern sicher viel länger zur chemischen Weiterverarbeitung genutzt werden müssen.
Viel wichtiger scheint mir aber, die Milliarden Menschen auf der Erde ehrlich zu informieren und für die Maßmahmen aufzuschließen, die notwendig werden.


--
klaus
barbara
barbara
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Die "Bevölkerungsexplosion" ist nicht die Ursache steigenden CO2-Ausstoßes
geschrieben von barbara
als Antwort auf Karl vom 03.09.2007, 06:57:10
Hallo Karl,

Du möchtest sicher mit Deinem Beitrag nicht suggerieren, die "Bevölkerungsexplosion" sei Ursache des steigenden CO2-Ausstoßes. Wie Du weißt, produzieren bevölkerungsreiche Nationen pro Kopf weit weniger CO2 als die westlichen Industrienationen.

Der Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 liegt in China bei 3,5 Tonnen,
in den USA bei 20 Tonnen und
in Deutschland bei 11 Tonnen
(Durchschnitt weltweit 4,2 t, EU-weit bei 9 t)

Bevor wir mit dem Finger auf andere zeigen, sollten wir unser eigenes Verhalten überprüfen.... und da gibt es eine Menge zu tun.
--
barbara
eleonore
eleonore
Mitglied

Re: Es gab noch nie soviele Menschen, es wurde noch nie soviel fossiles CO2 freigesetzt
geschrieben von eleonore
als Antwort auf barbara vom 03.09.2007, 10:05:22
wobei die zahlen von china überholt sein durften.
tendenz steigend.
--
eleonore

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