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Internationale Politik Alter thread zum Terrorismus aufgewärmt

JuergenS
JuergenS
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Alter thread zum Terrorismus aufgewärmt
geschrieben von JuergenS
Eher per Zufall bin ich gerade auf einen Thread mit dem Titel bei ST "Die Wurzeln des Terrorismus besiegen, nicht düngen" gestossen, der auf der einen Seite seinen Wahrheitsgehalt erhalten hat, die Bilanz aber negativ ist. Der Beitrag von Karl am 12.8.2006, lautet:

"Weltweit stehen alle human denkenden Menschen wieder einmal unter Schock. Die Aufdeckung der Attentatspläne auf die Transatlantikflüge hat offenbar werden lassen, dass die Hydra des Terrors weiterhin ihre Köpfe produziert und unbesiegt ist.

Während bei uns allen Einigkeit darüber besteht, dass dieser Terror radikal bekämpft werden muss, gehen die Meinungen darüber, wie dies am besten zu bewerkstelligen ist, doch leider sehr auseinander.

"Radikale" Bekämpfung des Terrors bedeutet wörtlich, der Terror muss an seinen Wurzeln bekämpft werden. Dafür möchte ich mich mit aller Vehemenz einsetzen. Dies erfordert aber eine sachliche und genaue Analyse der Tatbestände, die dazu führen, dass weltweit junge Männer und Frauen unsere Lebensweise so sehr hassen, dass sie planen bei selbstmörderischen Anschlägen möglichst viele andere Menschen zu töten.

Ich kann für mich nicht in Anspruch nehmen, alle diese Tatbestände in voller Tiefe erkannt zu haben, aber ich möchte doch einige aufzählen, die sich mir aufdrängen.

1. religiöser Fanatismus. Religiöse Verblendung, der "heilige Krieg", hat schon immer das Töten erleichtert. Neurowissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass bei Reizung der "Gottesempfindungszentren" im Gehirn die Tötungsschwelle sinkt. Religion und insbesondere, das muss ausgesprochen werden dürfen, zur Zeit vor allem die islamistische Spielart des Islams (keinesfalls der Islam als Einheit!) sind eine Haupttriebfehler gerade der mörderischten Kriege. Das "Gottesauserwähltsein"-Syndrom gefährdet unsere Welt aktuell auf Seiten beider Kriegsparteien.

2. Die soziale und politische Ungleichheit auf dieser Erde ist ein beständiger Ursprung von Frustration und nachfolgender Radikalisierung. Dies ist eine Feststellung, die keine Aussage von mir darüber enthält, wessen "Schuld" die Ist-Situation darstellt. Wir sollten unabhängig von der Bewertung der Historie erkennen können, dass wirtschaftliches Gefälle und das Gefälle in den politischen Rechten von Bevölkerungsgruppen Teil des Nährbodens ist, aus dem sich Terrorismus rekrutiert. Dabei ist es durchaus kein (!) Paradoxon, dass die eigentlichen Täter gerade nicht aus den ärmsten Schichten, sondern teilweise aus gut situiertem Hause stammen (wie z. B. auch die Mitglieder der Bader-Meinhof-Bande in der BRD). Es sind nicht die wirklich Armen, die ihre Kräfte im täglichen Überlebenskampf aufbrauchen und keine Zeit für "Politik" besitzen, sondern es sind sich solidariserende junge Menschen oft aus bürgerlichen Elternhäusern, für die die "Ungerechtigkeiten" unerträglich werden können. Durch die Mischung mit religiösem Fanatismus werden diese Antriebe in besonders gefährlicher Weise falsch kanalisiert.

3. Aktuell sind als besonders wichtige Nährböden für den Terrorismus, die von den USA und nun auch von Israel erklärterten "Kriege gegen den Terror" anzusehen. Es ist nicht möglich einen klassischen "Krieg" gegen den Terrorismus zu führen. Krieg selbst ist Terror und gemessen an den Menschenleben, die er kostet, ist er sogar der potenzierte Terror. Israel tötet Tausende Libanesen und nimmt den Tod von Hunderten eigener Leute in Kauf, angeblich um das Leben von zwei entführten Soldaten zu retten. Die USA massakrieren Zehntausende, angeblich um "Krieg gegen den Terror" zu führen, was für eine monströse Lüge! Jeder weiß (oder ahnt), dass diese Kriege aus anderen, egoistischen Motiven heraus geführt werden. Es sind diese Lügen, die den nichtstaatlichen Terrorismus düngen."


Mensch, es ist ja alles eher noch eskaliert; sind die Menschen dem gegenüber machtlos und ist Terrorismus zum Standard geworden?
robert111
robert111
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Re: Alter thread zum Terrorismus aufgewärmt
geschrieben von robert111
als Antwort auf JuergenS vom 11.03.2017, 18:28:05
Was ist "Terror", was ist "Terrorabwehr", was ist "illegaler Krieg"? In Ägypten gibt es eine erklärte Terrororganisation. Die Muslimbrüder. Zu ihnen gehört aber auch Erdogan. Die "Hamas"? Gewählt in Gaza. Die "Hamas" ist ebenfalls als Terrororganisation klassifiziert. Ihr Hauptquartier? Istanbul.

Der 11.09.2001: Terroranschläge in New York. Die Täter? Personen aus Saudi-Arabien, die der Al Kaida zugerechnet werden. Strafaktionen der USA gegen die Taliban in Afghanistan und gegen Saddam Hussein im Irak folgen. Mit den Anschlä#gen vom 11.09. haben sie aber gar nichts zu tun.

Länder, die im Terror und unter Bombenhagel leben? Der Jemen im Bombenhagel von Saudi-Arabien. Über drei Millionen leben dort an der Grenze des Verhungerns! Krankenhäuser, Märkte, Hochzeitsgesellschaften in Blut und Boden bombardiert. Irgendein Aufschrei? Saudi-Arabien ist wichtigster Partner Deutschlands. Wobei? Bei Rüstungsgeschäften.

Und so geht immer weiter. "Terror" ist manchmal eine richtige Kategorie, aber manchmal einfach nur ein Wort der Rechtfertigung für die Opfer des eigenen Terrors gegen die Menschen, die man tötet. Eine Verdrehung wie beim Jemen.
JuergenS
JuergenS
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Re: Alter thread zum Terrorismus aufgewärmt
geschrieben von JuergenS
Ich wollte vor allem auf die allgemeine Einschätzung von vor 10 Jahren hinweisen, man könne den Anfängen wehren, Hilflosigkeit blieb und ungeheure Konflikte folgten, Terror, wie auch immer definiert, breitete sich massiv aus. Man könnte fast von einem Zeitalter sprechen, das sich da etabliert hat.

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robert111
robert111
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Re: Alter thread zum Terrorismus aufgewärmt
geschrieben von robert111
als Antwort auf JuergenS vom 12.03.2017, 08:51:54
Ich verstehe es nun besser, was Sie sagen und schreiben wollen. Es geht um eine grundlegende Entwicklung der letzten Zeit!

Ich habe mich vor kurzem mit Papst Franziskus beschäftigt (ich schreibe oft Texte für Auftraggeber im Internet). Franziskus sprach schon vor Jahren von einer Welt der "sozialen Sünde", die in Reichtum und Armut zerfällt.

In einer solchen Welt hat die Gewalt immer größere Macht. Die einen, die mit Gewalt ihren Reichtum verteidigen, die anderen, die ihre Ohnmacht mit Gewalt überwinden wollen. Und viele andere mehr.

Ohne jemandem nahetreten zu wollen, ist es auf jeden Fall interessant, was der erste Jesuit auf dem Heiligen Stuhl sagt. Eine Welt der "sozialen Sünde". Bedenkenswert.
Wingman
Wingman
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Re: Alter thread zum Terrorismus aufgewärmt
geschrieben von Wingman
als Antwort auf JuergenS vom 12.03.2017, 08:51:54
Terror ist eine Frage der Definition.

Ich denke es ist ein Grundbestandteil von uns Menschen andere oder anderes zu unterdrücken. Das war schon immer so dazu braucht es kein Zeitalter.

Nach dem zweiten Weltkrieg haben wir gelernt mit friedlichen Mitteln also Rede und Gegenrede zu leben aber Gewalt gab es immer.

Heute erleben wir das immer weniger geredet wird, "man" in Wort und Tat wieder eher gewaltbereit ist. Die Menschen wollen Blut sehen. Und das irritiert mich sehr.

Ich will um keinen Preis einen neuen Weltkrieg?

Stimmt diese Aussage heute noch? Ich habe Angst. Wieviel Freiheit bin ich bereit aufzugeben um meine Angst zu besänftigen?

Bernd
ingo
ingo
Mitglied

Re: Alter thread zum Terrorismus aufgewärmt
geschrieben von ingo
als Antwort auf JuergenS vom 11.03.2017, 18:28:05
Weder "machtlos", noch "Standard"; aber es ist inzwischen ein ewiges "Reagieren/Hinterherlaufen" hinter den neuen Maschen, die sich Terroristen ausdenken; und Abhörverbote bringen Terroristen regelmäßig zum Schenkelklopfen, weil sie dadurch immer einen Schritt voran sind. Dass ISIS auch Schiss hat, erkennt man daran, dass sie in Russland nicht aktiv sind, obwohl das Land ja proppenvoll mit "Ungläubigen" ist.

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