Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Begrifflichkeiten und wie sie gewertet werden

Internationale Politik Begrifflichkeiten und wie sie gewertet werden

Karl
Karl
Administrator

Re: Begrifflichkeiten und wie sie gewertet werden
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 07.12.2016, 13:53:32
Jetzt bin ich doch an diesem Thema, das bisher völlig an meiner Wahrnehmung vorbei gelaufen ist, hängen geblieben.
Macht verbinde ich damit wenn jemand an einem anderen Macht ausübt.
Das ist irgendwie eine Tautologie.

Nun, ich finde es gut, dass in diesem Land Mörder eingebuchtet werden durch die Staatsmacht. Machtausübung ist sehr unterschiedlich zu bewerten, je nach Fall. Auch ist "Macht" keineswegs immer mit "Gewalt" gekoppelt.

Begrifflich kommt "Macht" von "machen". Jemand hat viel Macht, wenn er viel machen kann. Die Wissenschaft hat dem Menschen z. B. sehr viel "Macht" über die Erde, das Tier- und Pflanzenreich gegeben. Wie der Mensch aber diese seine Macht ausübt, das kann sehr vielgestaltig sein und wird heftig diskutiert. Es kann auch positiv genutzt werden!

Der Ausspruch eines Kriegers, dass die Macht aus den Gewehrläufen kommt, ist eben nicht einmal die halbe Wahrheit und entlarvend fantasielos.

Karl
dutchweepee
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Mitglied

Re: Begrifflichkeiten und wie sie gewertet werden
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf Karl vom 08.12.2016, 22:03:38
ALLE MACHT STECKT IN DEN GEWEHRLÄUFEN!

...das Zitat stammt von Mao und wenn Du (karl) ihn als Krieger bezeichnen möchtest, so sei das Dir überlassen. Immerhin hat er den "Langen Marsch" gegen die imperialen Japaner und den hunderttausendfachen Kriegsverbrecher und Faschisten Chiang Kai-shek ausgefochten.

Mao ist für mich insgesammt kein positiver Held, aber er hat einen riesengroßen Teil der Welt von der Kolonialherrschaft des Westens befreit, mit dem Ergebnis, dass auch der Westen nun China dringend braucht. War dies seine Vision ...wer weiß? Er wusste um die historische "Macht" seines Volkes.

Du und ich haben keine Chance gegen Gewehrläufe. Sollten wir uns im Guten oder Schlechten den Gewehren entgegen stellen, werden wir tot geschossen. Uns bleibt nur vor der Macht der Gewehrläufe zu resignieren oder ebenfalls zu Gewehren zu greifen - immerhin steckt auch das Wort WEHREN in den Läufen.
Karl
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Re: Begrifflichkeiten und wie sie gewertet werden
geschrieben von Karl
als Antwort auf dutchweepee vom 08.12.2016, 22:30:04
Uns bleibt nur vor der Macht der Gewehrläufe zu resignieren oder ebenfalls zu Gewehren zu greifen
Siehst Du, die Zukunft der Menschheit wird auch davon abhängen, ob es ihr gelingt, dieses Denken zu überwinden.

Schade, dass Du mit keinem Wort auf die Herkunft des Begriffs "Macht" von "machen" eingegangen bist. Dies beinhaltet nämlich sehr viel mehr als "schiessen".

Ich habe Mao geschichtlich in seiner Bedeutung nicht klein geredet. Dass ich ihn als Krieger bezeichnet habe, ist ja wohl nicht falsch. Er war ein Kind seiner Zeit und seiner Mission und dass die Menschen ihre Umwelt auch ganz anders gestalten können als durch Krieg kam ihm wahrscheinlich während seiner Feldzüge nicht in den Sinn.

Karl

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dutchweepee
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Re: Begrifflichkeiten und wie sie gewertet werden
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf Karl vom 08.12.2016, 22:43:07
Maos "Krieger-Zeit" war geprägt von der asiatischen Kanonenboot-Politik der Kolonialmächte England, Japan, Frankreich, Holland und Deutschland und dem Rohstoff-Klau der Faschisten im zweiten Weltkrieg.

Mao hatte damals keine Chance eine pazifistische Politik á la Gandhi zu betreiben. Das war erst nach der Völker-Schlächterei des Zweiten Weltkriegs möglich.

Meiner Meinung nach hat Mao bis ca. 1950 alles richtig gemacht, um China von Japan und dem Westen zu befreien ...mit Gewehren und Kanonen. Dann wurden er und seine Clique zu fehlgeleiteten, unmenschlichen und machthungrigen Massenmördern.
mane
mane
Mitglied

Re: Begrifflichkeiten und wie sie gewertet werden
geschrieben von mane
als Antwort auf olga64 vom 08.12.2016, 14:30:21

Das ist ein sehr wichtiger Aspekt (und wieder mal ein sehr kluger Beitrag, liebe Mane - danke dafür). GErade im Verhältnis zu Kindern erklären Eltern ja später oft, "wie gut sie dies alles gemacht haben" und "dass die Liebe zu den Kindern das treibende Motiv war". Allerdings ist dies nur eine einseitige BEtrachtung der Eltern, die meist auch einen Erziehungsstil, den sie oft von ihren eigenen Eltern übernommen haben, rechtfertigen müssen.
Olga


Danke für Ihre lieben Worte, Olga.

Heutzutage gelten Eltern ihren Kindern gegenüber nicht mehr als die Macht- und Autoritätsperson, wie sie es noch in unserer Kindheit waren. Die Erziehungsstile haben sich geändert, wie auch der Umgang in anderen Bereichen - jedenfalls bei uns in Deutschland.
Die Macht relativiert sich.

Auch die Macht der Politik, denn politische Entscheidungen machen nur einen Teil der Mächte aus, die unser Leben beeinflussen.
Die Machtverhälnisse in Deutschland sind komplex und auf viele Akteure verteilt. Auch mächtige Politiker, sogar die Bundeskanzlerin, sind nicht frei in ihren Enscheidungen.
Wer heute von Macht redet, meint eher die Mächte der Finanzmärkte, der großen Unternehmen und Konzerne, der Verbände und Lobbys, der Medien und auch der Zivilgesellschaft.
Im Zusammenspiel all dieser Akteure bilden sich die Machtverhältnisse heute.
Mane
Re: Begrifflichkeiten und wie sie gewertet werden
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich finde, die Definition der Begriffe "Macht" und "Gewalt" gehören nicht unter Politik, da sie alles mögliche umfassen können.

Für mich sind beide Wörter überhaupt nicht besetzt - weder positiv noch negativ - weil es darauf ankommt, in welcher Sache sie angewendet werden.

Macht kann durchaus positiv benützt werden, leise oder laut.

Ein Beispiel: Im Arbeitsleben. Mein Vorgesetzter, ob nun Firmenchef oder nicht, hat Macht. Er kann dafür sorgen, dass ich mehr Gehalt bekomme, dass ich die für mich geeignete und gewünschte Arbeit erhalte, dass mein Arbeitsumfeld angenehm ist ....

Zur Gewalt.
Es gibt auch die "sanfte Gewalt"! Man kann jemanden etwas mit sanfter Gewalt beibringen. Meine Katze bringt mir beispielsweise gerade mit sanfter Gewalt bei, dass mein Lieblingsplatz jetzt auch ihr Lieblingsplatz ist. Sie versucht vorsichtig und schmusig mich aus meiner gemütlichen Ecke zu holen, um selbst dort Platz zu nehmen. Und ich versuche ebenso nett, sie an eine bestimmte Stelle zu bekommen, so dass wir beide am Lieblingsplatz sein können.

Und:
Macht und Gewalt gehen nicht unbedingt Hand in Hand.

Was anderes.
Mir fiel kürzlich hier im Thread auf, dass es angeblich keine "altmodischen" Firmen mehr geben soll. Das gibt es sehr wohl. Ich lebe mitten in einer sehr gut gestellten Wirtschaftslage, viel Industrie etc. Die Leute kommen von allen Richtungen Deutschlands, um hier Arbeit zu erhalten, an die sie dann auch gut herankommen, sofern sie es geschickt anstellen.

Ich kenne Firmen, meist sind es mittelständische Betriebe mit 500 - 1.500 Mitarbeitern, deren Chefs bereits die 70 überschritten haben und sich eventuell gerne zur Ruhe setzen wollen. Haben Sie zeitweise auch gemacht. Aber was fehlte dann? Nicht nur die Chefs - sondern die wirklich großen Aufträge blieben aus. "Altmodische" Chefs (Firmen) haben den Vorteil, dass sie nach althergebrachter Methode ihre Firma erhalten können, diese Gabe ist wohl vielen "jüngeren" nicht mehr gegeben.
Ich hatte auch schon solche Chefs. Die wussten bereits im Vorfeld, welche Konkurrenten mit im Rennen sind, was sie bieten und wer den Auftrag letztendlich erhält. Sie haben ihre Fäden so gesponnen, dass sie an alle möglichen Informationen herankommen, die anderen verschlossen bleiben. Bewundernswert.

Das hier Geschriebene ist meine persönliche Einstellung, die keiner teilen muss.

Viele Grüße
Morrison

PS Das Wort "Begrifflichkeit" ist fürchterlich altbacken

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olga64
olga64
Mitglied

Re: Begrifflichkeiten und wie sie gewertet werden
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.12.2016, 16:55:47
DAnke Morrision für diese kluge Sichtweise auf Ihre ebensolchen Gedanken.

Auch bei mir war es so: meine persönliche, berufliche Karriere wäre nie möglich gewesen, wenn ich nicht zum geeigneten Zeitpunkt einen "mächtigen" Firmenchef gefunden hätte, der mich auf meinem Weg unterstützt und mir Dinge zutraut, von denen ich anfangs selbst nicht wusste, dass ich sie schaffen könnte. Das werde ich diesen mächtigen Chefs auch nie vergessen; sie kümmerte sich auch später noch darum, was wohl aus mir geworden war.

Zu den älteren MÄnnern, die nach wie vor denken, nur sie könnten ihre Firmen leiten, habe ich die Befürchtung, dass dies auch so ist, weil sie den jüngeren nie eine echte Chance einräumten. Auch nicht innerhalb von Familien, wo sich dann Söhne und Töchter frustriert auf den WEg machen, um anderswo ihr Glück zu suchen und erst zurückkehren, wenn sich die Angelegenheit biologisch gelöst hat.
Ich denke dabei z.B. an Herrn Schlecker, der das Unternehmen in den Abgrund gerissen hat und sich jetzt dankenswerterweise vor Gericht verantworten muss. Und diese Beispiele gibt es viele - auch Herr Rossmann dürfte in diese Kategorie passen. In den Firmen getraut sich ja meist keiner, diesen Typen zu widersprechen. Olga
Re: Begrifflichkeiten und wie sie gewertet werden
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 12.12.2016, 17:04:49
Ja, schon, Olga, es gibt viele "alte Chefs", die glauben, ohne sie ginge nichts und lassen die Jungen nicht ran. Die können nicht loslassen....

Aber es gibt eben auch jene, ohne die wirklich nichts geht. Da sind zwar die jungen Kollegen/innen da, aber denen fehlt die Geduld, um Auftragslagen zu checken und die erfolgreiche Herangehensweise. Es gibt zu viele junge Haurucktypen. Aber die wurden ja so geprägt. Alles muss schnell gehen und noch schneller.....

Ich habe schon Gespräche mitgehört, bei denen junge Menschen über ihre Arbeit diskutiert haben und verglichen, in wieviel Minuten oder Sekunden sie welche Arbeit erledigen können.

Ja, wir haben Computer. Aber diese schaffen nicht unbgedingt Großaufträge heran. Dazu gehört Einfühlungsvermögen, Zeit, Geduld und das sich beschäftigen mit dem eventuellen Auftraggeber. Und weiter gehört dazu, die Großauftraggeber zu behalten!
LG Morrison
olga64
olga64
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Re: Begrifflichkeiten und wie sie gewertet werden
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.12.2016, 17:38:39
Ich bin viel zu lange raus aus dem BErufsleben, um dies heute noch beurteilen zu können. Auch meine Freunde/Innen, die früher Firmen hatten oder Leitungsfunktionen in denselben, sind ja nicht mehr operativ tätig.
Ich will damit aber auch gar nichts mehr zu tun haben, weil ich mich ja vor 7 Jahren freiwillig entschieden habe, aufzuhören.
In meiner aktiven Zeit war ich für 12 Mitarbeiter (männlich) verantwortlich, die natürlich alle jünger waren als ich und teilweise auch Lust auf Karriere hatten. Ich habe es mühsam erlernt, was Delegieren bedeutet, dies aber als notwendig empfunden, zum einen, weil ich nicht alles gut machen konnte und zum anderen auch im Hinblick auf die Zukunft der Firma, die ja wichtiger war als meine persönliche Eitelkeit und meine Animositäten. Der wichtigste Grundsatz, den ich erlernte (an mir und anderen) ist der, dass jeder Mensch zu ersetzen ist und kein junger Mensch jemals in die Fussstapfen der alten treten sollte, da er dann keine eigenen Spuren hinterlässt.
Heute sind die jungen, gut ausgebildeten Männer und Frauen aber auch viel selbstbewusster als ich es in diesem Alter war und stellen eigene Ansprüche an den Job. Wir haben einen Bewerbermarkt und gute junge Leute sind gefragt wie nie. Meist orientieren diese sich dann auch hin zu internationalen Unternehmen und nicht mehr den familiengeführten, kleineren Firmen. Die haben oft auch Probleme, Leute zu finden, wenn sie nicht in attraktiver Gegend leben und auch die Partner dann ohne Probleme einen guten Job finden. Olga

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