Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik China kauft sich in Ungarn ein

Internationale Politik China kauft sich in Ungarn ein

clara
clara
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Re: China kauft sich in Ungarn ein
geschrieben von clara
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.06.2011, 00:13:31
Das ist gut möglich - leider! Da kommt die Besinnung und Berufung auf Konfuzius der Partei gerade recht. Im Focus stand (Hervorhebung von mir):

„Die konfuzianische Soziallehre und Ordnungstradition hat in der Tat nichts hervorgebracht, was dem westlichen Menschenrechtsbegriff im Sinne individueller, unveräußerlicher Rechte entspräche“, sagt Sebastian Heilmann, China-Experte am Institut für Asienkunde in Hamburg.

„Der Gedanke der Gleichheit vor dem Gesetz hat sich in der konfuzianischen Soziallehre nicht entwickelt. Menschen werden als Träger ungleicher sozialer Rollen und damit ungleicher Rechte und Pflichten verstanden.“ Insofern paßt die konfuzianische Tradition den kommunistischen Machthabern jetzt sehr gut ins Konzept. Heilmanns Kollege an der Uni Peking, Cho Man Wang, vergleicht: „Die Parteiführung Chinas steht Konfuzius so nahe wie Bundeskanzler Kohl Ignatius von Loyola.“

Clara

Re: China kauft sich in Ungarn ein
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf clara vom 28.06.2011, 00:26:53


es wird Zeit, dass wir uns anfangen einzudenken in dieses völlig andere Wertesystem.

Sorella

clara
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Re: China kauft sich in Ungarn ein
geschrieben von clara
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.06.2011, 00:37:32
Eindenken ja, Sorella, aber bitte nicht übernehmen! Wenn Menschen vor dem Gesetz nicht gleich sind, entspricht dies dem westlichen Denken des europäischen Absolutismus. Natürlich sind auch bei uns Tendenzen zur Ungleichbehandlung da, die aber, so lange unsere Demokratien funktionieren, aufgedeckt werden können und dürfen und vor die Gerichte gebracht werden.

Immerhin hat China nun, als Zeichen von goodwill, zwei Systemkritiker aus der Haft entlassen, was ich aber nur als diplomatischen Schachzug sehe, um die Wirtschaftsverhandlungen nicht allzu sehr zu stören.

Clara

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Re: China kauft sich in Ungarn ein
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf clara vom 28.06.2011, 12:11:41
Eindenken ja, Sorella, aber bitte nicht übernehmen! ...
...Immerhin hat China nun, als Zeichen von goodwill, zwei Systemkritiker aus der Haft entlassen, was ich aber nur als diplomatischen Schachzug sehe, um die Wirtschaftsverhandlungen nicht allzu sehr zu stören.


ich sehe die Frage, sich mit den Normen+Werten anderer Kulturen zu beschäftigen neutral.
Auf jeden Fall ist es wichtig, dies zu tun, statt die Werte unseres christlich geprägten Abendlandes für alleingegeben vorauszusetzen bei der Bewertung der Strategien von Verhandlungspartnern.


Zu diplomatischen Schachzügen:
Wer glaubt, dass ein Investor seine komplette Motivation preisgibt?
Das Vertrauen des Verhandlungspartners zu gewinnen gehört zu den rudimentären Verhandlungstaktiken.

Man wird China eines Tages nicht vorwerfen können, keine Hinweise gegeben zu haben.
Wenn ich mir z.B. folgendes durchlese:
"Marketingchef Huang Xiangyu sagt über die Strategie, jeder im Baugeschäft wisse, dass 'Made in Germany' das Symbol für Qualität schlechthin sei: "In Deutschland lernen wir fortgeschrittene Technologien und Managementkultur. Außerdem kaufen wir viele Teile in Deutschland. Dort zu produzieren, reduziert die Kosten. Und: Wenn wir eine bekannte Marke außerhalb von China und Asien werden wollen, müssen wir uns auf der wichtigsten Bühne behaupten. Und die ist nun mal Deutschland."
tagesschau.de - Chinas Investitionsstrategie / Kaufen, um zu wachsen

Noch 2 interessante Artikel von heute:
FAZ.NET - Wirtschaftsbeziehungen werden ausgebaut

Hamburger Abendblatt: Wen bei Merkel - Chinas Ministerpräsident schmeichelt den Europäern

Sorella


clara
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Re: China kauft sich in Ungarn ein
geschrieben von clara
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.06.2011, 12:28:36

Auf jeden Fall ist es wichtig, dies zu tun, statt die Werte unseres christlich geprägten Abendlandes für alleingegeben vorauszusetzen bei der Bewertung der Strategien von Verhandlungspartnern.

Sorella


geschrieben von sorella

Diese Werte sind dem "christlichen Abendland" aber nicht einfach in den Schoß gefallen, sondern über längere Zeit mühsam und mit vielen Opfern erkämpft. Sie sind mit all ihren Mängeln immer noch die besten, was Menschenrechte betrifft und dienen selbst den arabischen Aufständischen z. Zt. als Vorbild.
Mir ist jedenfalls wichtig, bei offiziellen politischen Treffen zwischen Deutschland und China immer wieder die Menschenrechtsfrage zu thematisieren. Natürlich ist es auch wichtig, auf eben diese andere Mentalität einzugehen, ohne die eigenen Werte aufzugeben.

Deine Links habe ich gelesen, interessant bes. der zweite, wo es um die Frage geht, ob China eine Marktwirtschaft ist, was von Deutschland bisher bestritten wird.
Ansonsten sind diese Lobhudeleien wieder viel Diplomatie, Politik eben...

Clara
schorsch
schorsch
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Re: China kauft sich in Ungarn ein
geschrieben von schorsch
als Antwort auf luchs35 vom 25.06.2011, 15:56:31
Wer sich kaufen lässt, sich über den Deal freut und dabei nicht merkt, dass er gekauft worden ist, der ist naiv.

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olga64
olga64
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Re: China kauft sich in Ungarn ein
geschrieben von olga64
als Antwort auf clara vom 28.06.2011, 12:11:41

Immerhin hat China nun, als Zeichen von goodwill, zwei Systemkritiker aus der Haft entlassen, was ich aber nur als diplomatischen Schachzug sehe, um die Wirtschaftsverhandlungen nicht allzu sehr zu stören.

Clara


So sehe ich dies auch, liebe Clara. Allerdings mit dem grossen Haken, dass jetzt alle Kunstbeflissenen in unserem Land sich auf die Schulter klopfen und die Entlassung des Al Waiwei in den Hausarrest für sich reklamieren, da sie doch durch Aktionen wie freie Stühle usw. so sehr darum kämpften.
Bei China sollte man nie vergessen,dass dieses Riesenland seit 2.000 Jahren diktatorisch regiert wird - dies schliesst auch mit ein, dass sich die Bevölkerung in der Diktatur einrichtete. In der ehemaligen DDR waren es im VErgleich dazu nur wenige Jahre - wenn man der Nostalgie glauben darf, haben sich auch dort die Menschen eingerichtet und sehnen sich teilweise diesen Arbeiter- und Bauernstaat zurück.
Ich zweifle auch daran, dass so Riesenländer wie China und auch Russland (mit vielen ethnischen Gruppen, diversen Zeitzonen usw.) jemals Demokratie in unserem Verständnis werden haben können mit zentralistischer Regierung von einer Hauptstadt aus, die Tausende Kilometer entfernt ist. Dies ist schon bei uns in unserem kleinen Land oft schwierig, wie wir alle wissen.
China garantiert auch unseren Wohlstand - wenn alle deutschen Firmen, die dort erfolgreich agieren, von heute auf morgen "rausgeworfen werden" - sähe es bei uns sehr, sehr finster aus.Diese Balance muss Frau Dr. Merkel halten - und sie scheint es wieder mal zu schaffen! Olga
clara
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Re: China kauft sich in Ungarn ein
geschrieben von clara
als Antwort auf olga64 vom 28.06.2011, 16:33:00
In China haben die Provinzen eine gewisse Autonomie oder nehmen sie sich. Es gibt "Provinzfürsten", die sich nicht um Peking kümmern. Selten, dass ganz gravierende Verbrechen bis dorthin dringen und dann geahndet werden. Dies bekommt die einfache Bevölkerung zu spüren und deshalb blüht wie woanders auch die Korruption.
Aber es darf nicht vergessen werden, dass auch viel Soziales getan wird, z. B. im Wohnungsbau. Von wirtschaftlichen Beziehungen profitieren beide Seiten, und außerdem erfahren Menschen aus beiden Kulturen viel vom Anderen, was letztendlich nur positiv wirken kann!

Clara
olga64
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Re: China kauft sich in Ungarn ein
geschrieben von olga64
als Antwort auf clara vom 28.06.2011, 16:44:51
Meine frühere Firma eröffnete 2000 eine Niederlassung in Shanghai;dorthin reisten Kollegen und ich mehrmals, auch um den chinesischen Kollegen vor Ort behilflich zu sein. In den dortigen, höheren Positionen konnten wir uns gut auf Englisch verständigen, da diese Führungsleute grossenteils in England oder USA studierten. Ein wenig drunter in der Hierarchie war dies nicht mehr möglich (genau wie in Deutschland). Dadurch entfällt natürlich auch der Austausch an kulturellen Dingen. Es ist natürlich auch ein Unterschied, wenn ein Chinese und ein Deutscher in ähnlichen Positionen Tausende von Euro (umgerechnet) an Gehaltsunterschieden aufzuweisen haben.
Trotzdem möchte ich meine Besuche in China nie missen, auch wenn ich sehr gut weiss, dass ich weder vom Land viel gesehen habe, noch viel von den Leuten weiss, geschweige denn, sie irgendwo verstehe. Aber das geht ja den Chinesen mit mir nicht anders. Olga

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