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Internationale Politik Christenverfolgung in der Moderne

EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
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Christenverfolgung in der Moderne
geschrieben von EehemaligesMitglied58
Heute ein interessanter Artikel in der Lokalzeitung.Da werden die Länder aufgelistet, in denen die schlimmsten Christenverfolgungen stattfinden.
An vorderster stelle dabei steht überraschend Nordkorea.
In keinem anderen land der welt werden christen so gnadenlos verfolgt, verhaftet und in Arbeitslager gesperrt.
Vo den geschätzten ca. 200.000 Christen in NK sollen derzeit
ca. 70.000 in Arbeitslagern gefangen sein.
In der Reihenfolge der Länder folgen der Iran, Saudi Arabien,Jemen, Somalia,Mauretanien, Laos, Afghanistan und Usbekistan.
Insgesamt sind etwa 100 Millionen Christen in 50 Ländern unterschiedlich schweren verfolgungen auf grund ihres glaubens ausgesetzt.
Dazu passt auch die meldung, daß muslimische fanatiker vor einer kirche in oberägypten nach der weihnachtsmesse 9 Christen erschossen und weitere 7 schwer verletzt haben.
Daß die christenverfolgung vorwiegend in muslimischen ländern so dramatisch ist und das soviel Länder beteligt sind und so viele menschen betroffen sind war mir bisher nicht bekannt.
Darüber ist meines wissens hier im ST auch noch nicht berichtet und stellung bezogen worden.
Das verwundert sehr, da die WÄCHTER für Religionsfreiheit und gegen RASSISMUS doch schon bei geringster, auch berechtigter Kritik an Muslimen (Beispiel Sarazzin oder die Minarettfrage in der Schweiz) mit frenetischer Empörung und geballter Hysterie reagieren.
JuergenS
JuergenS
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Re: Christenverfolgung in der Moderne
geschrieben von JuergenS
Meine Stellungnahme dazu ist Ratlosigkeit.
Am allerwenigsten hilft aber ein Junktim zwischen den verfolgten Christen und den Staaten, wo das geschieht und den Moslems, die in unserem Kulturkreis weitgehend frei agieren können. Mal die Einschränkung mit dem Minarett-Verbot in der Schweiz ausgenommen.

Solche Junktime, so sie den jemand denken würde, also eine Art -wie du mir, so ich dir- würden die Probleme nicht lösen. Ebenso wenig wie die Vereinfachung Islam=Gewalt=Terrorismus.
Die Welt steht vor vielen Problemen, die wegen der anwachsenden Bevölkerung zunehmen werden, auch weil es ja in zunehmendem Masse Diffusion zwischen allen Völkern gibt. Konfliktstoffe ohne Ende, aber kaum vermeidbar. Hoffnung: Weltregierung,die wird aber erst nach Kriegen, auch sog. asymmetrischen, entstehen können, erzwungen durch ein Notszenario wie KLimakatastrophe oder expoldiertes AKW etwa.
Not haben dann alle, die macht dann erfinderisch.
adam
adam
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Re: Christenverfolgung in der Moderne
geschrieben von adam
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 08.01.2010, 10:19:51
Ein Interessantes Thema gram,

bei dem ein Vergleich zwischen islamischer und christlicher Geschichte in Bezug auf die politische Entwicklung von Staaten möglich sein könnte.

Im christlichen Europa ging Luther für die meisten Menschen als Reformator der Kirche und des Glaubens in die Geschichte ein, aber er ermöglichte dadurch, daß er den weltlichen Einfluß auf den Glauben zurückdrängte, auch den humanistischen Einfluß auf die Ausrichtung von Staaten, letztendlich die Entwicklung der Menschenrechte und das Entstehen von modernen Rechtsstaaten im heutigen Sinn.

Von Vorteil war damals, daß der Einfluß der religiösen Macht in Europa nur in Händen der Katholischen Kirche, also in Händen des Papstes, lag. Es galt nur eine Instanz zurückzudrängen und das wurde von verschiedenen, absolutistischen Fürsten gerne aufgegriffen. Diesen Fürsten ging es weniger um die Reformation des Glaubens, sondern um ihre Befreiung vom Einfluß Roms und die damit verbundenen finanziellen Leistungen. Ohne diese weltlichen Interessen der herrschenden Klasse, wäre Luther wohl in der Versenkung verschwunden oder auf einem Scheiterhaufen gelandet.

Jetzt bin ich gespannt, von wem ich für diese These in die Pfanne gehauen werde).

Nun bin ich kein Islamexperte, aber ich weiß, daß es im Islam eine vergleichbare zentrale Regelung, was z.B. Glaubensgrundsätze und Rechtsprechung anbelangt, nicht gibt. Oft, ja meistens stehen sich religiöse Entscheidungen (Fatwas) sogar gegensätzlich, in Konkurrenz, gegenüber. Es wird den Gläubigen überlassen, ob und welcher Entscheidung sie folgen. Der religiöse Einfluß auf das tägliche Leben erfolgt so meist regional, ist z.B. durch den Prediger im Alltag präsent. Es gibt also keine zentrale Institution, die reformieren werden könnte.

Wie wachsweich der Islam auch in sich selbst ist, zeigt das jahrzehntelange Ringen innerhalb der islamischen Konferenz und der arabischen Liga um eine Erklärung der Arabischen Charta der Menschenrechte. Es wurde zwar viel beschlossen, aber wenig untermauert.

Meiner Ansicht nach können wir dem undemokratischen Einfluss des Islam entgegenwirken, indem wir den Gläubigen Sicherheit durch unsere Gesetze, auch gegenüber Aussagen ihrer Prediger, gewährleisten. Die Entwicklung eines europäischen Islam wurde hier im Forum schon angesprochen, eigentlich gilt es einen säkularisierten Islam anzustreben, wie es beim christliche Glauben zum großen Teil gelungen ist. Gerade bei Christentum und Islam kann dabei darauf gebaut werden, daß sich der Glaube in wesentlichen Teilen gleicht, weil er aus den gleichen Quellen schöpft.

Länder, in denen keine Religionsfreiheit besteht, können wir allerdings nicht erpressen, sozusagen Glaubensfreiheit für Muslime bei uns gegen Glaubensfreiheit von Christen in deren Staaten eintauschen. Menschen- und Bürgerrechte sind nicht geeignet für Erpressung, dafür gibt es die Diplomatie und die Rolle der Mundpropaganda, auch über Rundfunk, Fernsehen, Presse und Internet muß genützt werden.

Im Link der von Dir erwähnte Artikel aus der Zeit.


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adam
adam
Mitglied

Re: Christenverfolgung in der Moderne
geschrieben von adam
als Antwort auf adam vom 08.01.2010, 11:37:33

Als Ergänzung zum Thema noch zwei Links:

Der Ausdruck Kopten (aus griech. αἰγύπτιοι, „Ägypter“) bezeichnete ursprünglich diejenigen Einwohner Alexandriens und ganz Ägyptens, die als ihr Idiom die ägyptische Sprache verwendeten. Noch in römischer, byzantinischer und frühislamischer Zeit wurde das Wort ohne Rücksicht auf die Religionszugehörigkeit gebraucht. Die Koptische Sprache entstand aus dem Ägyptischen im 3. Jahrhundert nach Christus. Seit der zunehmenden Arabisierung und Islamisierung Ägyptens wird der Begriff allein für die Christen der koptischen Kirchen verwendet. Aus verschiedenen Ursachen erwachsende Mobilitätsbewegungen, die in der koptischen Volksgruppe zu einer erhöhten Emigrationsbereitschaft führten, sind der Grund, weswegen Kopten gegenwärtig in zahlreichen Ländern der Welt beheimatet sind.
geschrieben von wikipedia


Der vollständige Artikel über eine verfolgte Minderheit, speziell in Ägypten: Kopten

Ein Artikel der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM): Die Kopten - Bedrängte Minderheit in Ägypten

--

adam

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heinzdieter
heinzdieter
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Re: Christenverfolgung in der Moderne
geschrieben von heinzdieter
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 08.01.2010, 10:19:51
Zitat:

Das verwundert sehr, da die WÄCHTER für Religionsfreiheit und gegen RASSISMUS doch schon bei geringster, auch berechtigter Kritik an Muslimen (Beispiel Sarazzin oder die Minarettfrage in der Schweiz) mit frenetischer Empörung und geballter Hysterie reagieren.

Gestern Abend wurde in der ARD-Tagesschau um 20 Uhr über den Besuch von unseren Aussenminister, H.Westerwelle, in der Türkei berichtet.
Er traf sich u. a. mit dem Überhaupt der orthodoxen Kirche,
Denen ist es untersagt, Kirchenmitglieder auszubilden, so dass in absehbarer Zeit diese christliche Intitution in Istambul mangels Nachfolge geschlossen werden muss.

Herr Westerwelle befürwortet die Aufnahme der Türkei in die EU; das nur zur Ergänzung.
Es wird mit zweierlei Maß gemessen.
Auf eine Reaktion vom Zentralrat der Muslime in der BRD werden wir wohl hierzu vergebens warten.

Gruß
heinzdieter
hl
hl
Mitglied

Re: Christenverfolgung in der Moderne
geschrieben von hl
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 08.01.2010, 10:19:51
Sehr interessant, dass hier nur muslimische Staaten aufgeführt werden. Der "Bericht über die Christenverfolgung" in China trifft wohl nicht die Absicht des Themeneröffners.

Im übrigen bezweifle ich, dass diese in meinen Augen etwas einseitig ausgerichtete Organisation wirklich objektiv berichtet. Siehe Link-Tipp.

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EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
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Re: Christenverfolgung in der Moderne
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf hl vom 09.01.2010, 09:45:02
Ich wußte bisher nicht, daß Nordkorea ein muslimischer staat ist, aber man lernt ja nie aus.
Karl
Karl
Administrator

Totalitäre Staaten und Religion
geschrieben von Karl
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 09.01.2010, 09:49:45
Der Grund warum totalitäre Staaten - und dazu darf man Nordkorea sicher zählen - generell Religionen - außer der eigenen religionsähnlichen Ideologie - nicht mögen, liegt auf der Hand. Wer gläubiger Christ, gläubiger Moslem oder Buddhist ist, gehorcht eben nicht nur der staatlichen Autorität.

Totalitarismus bezeichnet in der Politikwissenschaft eine diktatorische Form von Herrschaft, die, im Unterschied zu einer autoritären Diktatur, in alle sozialen Verhältnisse hinein zu wirken strebt, oft verbunden mit dem Anspruch, einen „neuen Menschen“ gemäß einer bestimmten Ideologie zu formen. Während eine autoritäre Diktatur den Status quo aufrechtzuerhalten sucht, fordert eine totalitäre Diktatur von den Beherrschten eine äußerst aktive Beteiligung am Staatsleben sowie dessen Weiterentwicklung in eine Richtung, die durch die jeweilige Ideologie angewiesen wird.
geschrieben von wikipedia


Ich hoffe sehr, dass der Totalitarismus in Nordkorea sehr bald überwunden wird. Den Menschen dort, nicht nur den Religiösen, aber auch denen, wäre es zu gönnen.
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Totalitäre Staaten und Religion
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf Karl vom 09.01.2010, 10:02:19
@karl

Dein Gedanke ist eigentlich einen eigenen Thread wert:
Ist es gefährlicher einer personifizierten Ideologie zu folgen oder einem imaginären Gott?

Ich bin in einer gemäßigten Diktatur aufgewachsen. Die Zeugen Jehovas waren bestenfalls geduldet (da sie ja kein Oberhaupt außer Gott anerkennen) und die Mormonen durften zu Zonenzeiten in Sachsen den größten Tempel außerhalb der USA bauen (wer weiß, was die bezahlt haben). Von den Nazis wurden beide ins KZ gesteckt und ermordet.

Der Vorteil bei einer Ideologie ist, dass man seinen Ikonen kräftig in den Arsch treten kann, wenn sie versagen - mach das mal bei einer Religion!
adam
adam
Mitglied

Re: Totalitäre Staaten und Religion
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 09.01.2010, 10:02:19
In acht der zehn Länder mit der schlimmsten Christenverfolgung sei der Islam die vorherrschende Religion, erklärte das 1955 in den Niederlanden gegründete überkonfessionelle Hilfswerk, das auch in Deutschland aktiv ist.
geschrieben von Zeit online

Hervorhebung von mir.

@karl

Korea ist ein Relikt aus vergangener Zeit des Pseudokommunismus. Acht Staaten sind islamisch und die Liste ließe sich um weitere islamische Staaten erweitern.

Es geht darum, wie man der Intoleranz des Islam auf seinen eigenen Staatsgebieten begegnet. Wie sollen wir bei uns reagieren, welche Möglichkeiten haben wir?

Als Konfessionsloser habe ich die Sorge, daß für eine Religion Ausnahmen gemacht werden könnten, was unsere Rechtsprechung anbelangt und ebensolche Sorgen mache ich mir darüber, daß die Intoleranz des Islam bei uns von der Rechten aufgegriffen wird (geschehen schon in Köln) und zu Revanchegedenken führen kann.

Weder habe ich Lust auf muslimisches Recht, noch auf eine Stärkung der Rechten. Einen Vorschlag, wie man vorgehen kann, habe ich in meinem Beitrag vom 8.1. unterbreitet.

Meiner Ansicht nach können wir dem undemokratischen Einfluss des Islam entgegenwirken, indem wir den Gläubigen Sicherheit durch unsere Gesetze, auch gegenüber Aussagen ihrer Prediger, gewährleisten. Die Entwicklung eines europäischen Islam wurde hier im Forum schon angesprochen, eigentlich gilt es einen säkularisierten Islam anzustreben, wie es beim christliche Glauben zum großen Teil gelungen ist. Gerade bei Christentum und Islam kann dabei darauf gebaut werden, daß sich der Glaube in wesentlichen Teilen gleicht, weil er aus den gleichen Quellen schöpft.
geschrieben von adam


--

adam

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