Internationale Politik Das amerikanische Chaos

Karl
Karl
Administrator

Das amerikanische Chaos
geschrieben von Karl

Nach dem Anschlag auf die Wolkenkratzer des World Trade Centers in New York 2001 schickten die Amerikaner 2002 Soldaten nach Afghanistan und begannen einen Krieg gegen Bin Laden und seine Beschützer, die Taliban. Ich habe damals dafür noch Verständnis geäußert, denn es war als eine Verhinderung weiterer Anschläge interpretierbar und motiviert. Den USA räumte ich das Recht ein, sich zu beschützen.

Als sich dann 2002 jedoch andeutete, dass die USA - angeblich aus Vergeltung wegen der Angriffe auf New York - auch einen Krieg gegen den Irak beginnen wollten, wurde hier im Seniorentreff Vieles geschrieben, was sich als leider sehr richtig erwiesen hat.

  1. Dass der Irak an der Organisation des Angriffs auf das World Trade Center keinerlei Anteil hatte.
  2. Dass ein Krieg gegen den Irak die Büchse der Pandora öffnen würde mit völlig unberechenbaren Folgen für den Frieden im Nahen Osten.
Die USA bekamen kein UNO-Mandat für ihren Überfall auf den Irak und ich war der damaligen Regierung der Bundesrepublik sehr, sehr dankbar, dass sie sich an der Allianz der "Willigen" nicht beteiligte. Dieser illegale Krieg gegen den Irak hat die schlimmsten Befürchtungen übertroffen und nicht nur Millionen Opfer im Irak gekostet, sondern die Lunte an die gesamte Region gelegt und war eine der entscheidenden Ursachen für die Entstehung des Islamischen Staates und für den Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien.

Es wäre also richtig gewesen, wenn die USA niemals Soldaten in diese Region geschickt hätten. Der jetzt von Trump angekündigte Abzug der amerikanischen Truppen aus Syrien (und aus Afghanistan) ist allerdings eine ähnlich desaströse und verantwortungslose Entscheidung, die der amtierende Verteidigungsminister Mattis, der Trump schon einmal die Auffassungsgabe eines 5jährigen bescheinigte (Bob Woodward in "Furcht"), zum Rücktritt bewegt hat.

Man kann sagen, es ist besser, die USA ziehen sich zurück, als sie beginnen einen neuen Krieg. Das würde ich im Grunde auch so sehen, wenn nicht der Effekt des Rückzugs eine neue Welle der Gewalt in Syrien und Afghanistan als Ergebnis haben würde.

Die USA hinterlassen ein Machtvakkuum, welches andere Akteure ausfüllen werden. Vor allem lassen sie in Syrien ihre bisherigen verlässlichen Verbündeten, die Kurden, schmählich, da weitgehend schutzlos zurück und wir werden Zeugen davon werden, wie die Türkei sich erneut massiv in den Syrienkrieg einmischen und diesen verlängern wird. Der Strom von Flüchtlingen wird verlängert.

Der ewige Krieg in Afghanistan - wann werden diese Menschen einmal Frieden finden? - wird weitergehen. Die Taliban werden sich die Macht zurückholen. Wofür war dann der Einsatz der USA und ihrer Verbündeten? Was wird aus den einheimischen Unterstützern? Sie werden weitgehend ihrem Schicksal als Kollaborateure überlassen. Viele werden fliehen, viele nach Europa.

Die sprunghafte, strategielose Politik von Trump ist verantwortungslos. Man muss sagen von "Trump", denn es steht nicht einmal seine Administration hinter ihm. Er trifft seine Entscheidungen wohl privat am Klo mit dem Smartphone in der Hand ausschließlich aus innenpolitischen Gründen. Weil das amerikanische Volk kriegsmüde ist (ein in meinen Augen im Grunde sympathischer Zug) handelt er gegen die Interessen seiner Verbündeten - unberechenbar.

Diese Unberechenbarkeit macht mir Angst, denn es ist ja keineswegs so, dass Trump abrüsten würde. Nein, er kündigt internationale Abrüstungsverträge und erhöht den Verteidigungshaushalt, obwohl dieser den Verteidigungshaushalt Russlands plus Chinas plus der Europäischen Union zusammengenommen bei weitem übersteigt. "Warum setzen wir unsere Atomwaffen nicht ein?" hat Trump im Wahlkampf gefragt.

Wie gesagt, dieses unerzogene Kind im Weißen Haus macht mir Angst.

Karl

 
pschroed
pschroed
Mitglied

RE: Das amerikanische Chaos
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Karl vom 21.12.2018, 11:22:41


Wie gesagt, dieses unerzogene Kind im Weißen Haus macht mir Angst.

Karl

 
geschrieben von karl
Diesem Satz kann ich mich nur anschliessen, ein schönes Wehnachtsgeschenk für den IS und die Taliban vom rechten Populisten Trump. 
Phil.
olga64
olga64
Mitglied

RE: Das amerikanische Chaos
geschrieben von olga64
als Antwort auf Karl vom 21.12.2018, 11:22:41

Und jetzt tritt auch James Mattis von seinem Amt als als Verteidigungsminister zurück und erklärt recht süffisant ,der Präsident habe es verdient, einen Mitarbeiter zu haben, der seinen Vorstellungen mehr entspräche. 
Und dabei ist James Mattis ein General der Marines, der sicher in dieser Laufbahn schon schwierigere Situationen zu meistern hatten als einen immer verrückter agierenden, alten Mann im Weissen Haus.
Vermutlich wird man jetzt bald von Mr Trump hören, er habe einen Nachfolger für den unfähigen Mr Mattis, der ganz wunderbar ist und sich dann in Wirklichkeit als weiterer Speichellecker dieses ungezogenen, alten Kindes in Washington erweisen wird.
Mittlerweile hat Mr Trump in zwei Jahren seit seiner Machtübernahme mehr als ein Drittel seines Personals ausgewechselt. Bei den letzten, zu besetzenden Positionen zeigte sich, dass geeignete Leute abhauen, wenn die Frage an sie gestellt wird, ob  sie den Job machen würde. Früher war eine Tätigkeit im Weissen Haus ein Karrieresprungbrett für die Beschäftigten - heute scheint es so zu sein, dass nichts den persönlichen Ruf und die Integrität stören kann, wie ein Job beim Präsidenten. Olga


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dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

RE: Das amerikanische Chaos
geschrieben von dutchweepee

Für Syrien ist es gut, dass die USA ihre Bodentruppen abziehen. Ein Besatzer weniger. Für die USA aber ist der Rückzug eine Mischung aus Niederlage, Feigheit und Verrat. Ein Desaster, das vermeidbar war.

NIEDERLAGE: Die USA wollten durch den Sturz des Assad-Regimes den Iran schwächen. Assad aber ist noch immer da, der Iran ist noch stärker. Russland auch. Selbst der IS ist nicht wirklich besiegt. Zwei Drittel der Terroristen sind entkommen und gruppieren sich neu. Inzwischen ist der IS sogar in Afghanistan und im Jemen aktiv.

FEIGHEIT: Die USA haben ihre Bodentruppen in Syrien und im Irak praktisch nicht eingesetzt. Sie haben lieber aus sicherer Höhe ganze Städte wie Rakka in Grund und Boden gebombt und Waffenlieferungen an die Regimegegner koordiniert. Trump nennt seine Bodentruppen trotzdem „Helden“. Doch seine „Helden“ ließen immer nur die anderen kämpfen.

VERRAT: Die USA lassen wie in Vietnam und anderen Ländern ihre dortigen Verbündeten allein. Aber das war zu erwarten.
Die Mittel-Ost-Politik der USA hat überall nur Unheil angerichtet. In Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien, Jemen. Überall geht es den Menschen schlechter als zuvor. Überall gibt es mehr Terror. Mit Kriegen lässt sich Terror nicht besiegen.

Hier ein aktuelles Beispiel für die Rücksichtslosigkeit der amerikanischen Bombenangriffe in Syrien. In Hajin, einer kleinen Stadt im Osten Syriens, starben zwischen dem 9. November und dem 16. Dezember nach Aussagen Einheimischer bei vier US- Bombenangriffen mindestens 50 Zivilisten. Darunter zahlreiche Kinder und Frauen. Die meisten Opfer im „Kampf gegen den IS“ sind Frauen und Kinder. So kann man Terror nicht besiegen. So züchtet man immer neuen Terror, meint Jürgen Totenhöfer.

syrienabzug-usa.png

RE: Das amerikanische Chaos
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 22.12.2018, 07:10:53

Richtig ist aber auch, dass B. Obama 2011 dazu aufgerufen hat mit seinem „Assad must go". D. Trump beendet was B. Obama begonnen hat. 
Eigentlich ist Donald Trump sehr durchschaubar.
Bruny

Tina1
Tina1
Mitglied

RE: Das amerikanische Chaos
geschrieben von Tina1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.12.2018, 08:17:12
Richtig ist aber auch, dass B. Obama 2011 dazu aufgerufen hat mit seinem „Assad must go". D. Trump beendet was B. Obama begonnen hat. 
Eigentlich ist Donald Trump sehr durchschaubar.
Bruny
Bruny, ich stimme dir zu. Alle Kriege, alle Destabilisierungen von Ländern, alle Entmachtungen von Machthabern, wurden durch die Vorgänger von Trump ausgeführt. Sie hatten alle kein UN- Mandat. Hinterlassen haben sie nichts als Chaos, es gab keine staatlichen Regeln mehr, den Menschen ging es viel schlechter nach dem Krieg, denn es kamen die radikalen Islamisten an die Macht. Und das wussten die Präsidenten.In den Kriegen ging es nie um die Menschen, sondern um politische, militärische u wirtschaftliche Interessen, von unzähligen Beteiligten. Dahinter standen die Kriegstreiber der Waffenindustrie. Alle Kriege begannen mit einer Lüge, wie wir nun wissen. Daher wird es im Syrienkonflikt nicht anders gewesen sein. Fakt ist, die Entmachtung von Assad, war schon lange vor dem Krieg, vor den Demonstrationen geplant. Auch unter Obama.  Darüber gibt es viele Reportagen, wo all das aufgedeckt wurde. Nun brauchte man nur noch einen Grund um aktiv werden zu können.Der westl Allianz ging es vorallem um den Iran.

Und wieder ist ein Land in Schutt u Asche gelegt, unzählige Menschen vom IS u anderen radikalen Gruppen und auch durch amerikanische Bomben getötet wurden. Darüber spricht man kaum. Sie wussten genau, dass man den IS nicht von oben besiegen kann, sondern nur am Boden. Das haben sie dann anderen überlassen. Syrien war der einzige säkulare, moderne Staat in der arabischen Welt und alle Religionen konnten privat ausgelebt werden. Es gab keinen Bürger- u Religionskrieg. Was es aber jetzt nun Jahrzehnte gibt, durch das Einmischen u das destabilisieren des Landes durch andere Staaten u Islamisten. Die Demonstranten wollten aber nicht, dass aus dem säkularen Staat ein islamistischer Staat wird.

Trump hat noch keinen Krieg geführt.Ich habe keine Angst vor Trump in Bezug Krieg. Ich habe Angst vor dem großen militärischen Komplex der USA, den Machthabern an der Spitze. Dass sie einen Trump beeinflussen oder unter Druck setzen könnten, so wie die anderen Präsidenten, auch Obama in die Richtung Krieg beeinflusst wurden.

Und ich habe Angst, vor den radikalen, strengreligiösen Machthabern in den arabischen Ländern, Länder die Atombomben haben. Ich habe Angst, dass die radikalen, streng religiösen Gruppierungen, IS uva., sowie Attentäter an Atommaterial kommen. Sie Europa mit Sprengstoffgürteln mit radioaktiven Material verseuchen könnten.

Laut Peter Scholl Latour ist in der Frage Pakistan sehr gefährlich. Und er hat sich immer gewundert, dass das nie ein Thema in der Politik von Deutschland war.
Tina

http://www.fr.de/politik/syrien-amnesty-erhebt-schwere-vorwuerfe-gegen-us-koalition-a-1518631

Syrien
Amnesty erhebt schwere Vorwürfe gegen US-Koalition

Angriffe der US-Koalition auf die Terroristenhochburg Rakka in Syrien könnten als Kriegsverbrechen bewertet werden, kritisieren Menschenrechtler.

Amnesty International erhebt schwere Vorwürfe gegen die USA, Großbritannien und Frankreich im Syrien-Konflikt. Die Koalition unter US-Führung habe bei ihren Angriffen auf die Terroristenhochburg Rakka in Syrien Hunderte Zivilisten getötet, heißt es in einem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation. Bei den vor einem Jahr begonnenen Militäroperationen auf die Hochburg der Terrororganisation „Islamischer Staat“ seien zudem Tausende Bewohner verletzt worden. Die Angriffe könnten als Kriegsverbrechen bewertet werden.

Die hohen Opferzahlen und das Ausmaß der Zerstörung in Rakka ließen daran zweifeln, dass die Streitkräfte der Koalition genug getan hätten, um zivile Opfer zu vermeiden, erklärte der Nahost-Experte der Organisation, Ilyas Saliba. Er beschuldigte das US-Militär des Einsatzes unpräziser Waffen in dicht bewohnten Stadtteilen. Laut Völkerrecht müssten die Kriegsparteien Zivilisten schonen.

Die Streitkräfte der USA, Großbritanniens und Frankreichs hätten zwischen dem 6. Juni und 12. Oktober 2017 Zehntausende Luftangriffe auf Rakka geflogen. Mehr als 90 Prozent davon verantworteten laut Amnesty die US-Einheiten. Die Koalition sowie verbündete kurdische Milizen konnten schließlich den „Islamischen Staat“ aus Rakka vertreiben.
 


 

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RE: Das amerikanische Chaos
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Tina1 vom 22.12.2018, 14:22:49

Und so entsteht Hass, liebe Tina. Jedes Übel hat seinen Ursprung und wenn wir in Europa Opfer der Terroristen beweinen, dann weinen Mütter, Väter und Kinder um die Opfer die durch die völkerwiderrechtlichen Kriege entstanden sind. Wem haben die Kriege genützt? Der Waffenlobby und zwar ausschließlich, ansonsten wurde nur Erde verbrannt, Menschen getötet und heimatlos und wilde Schuldzuweisungen gemacht. 
Der „arabische Frühling“ der eher der arabische Tod war, war in meinen Augen, der gewollte Auftakt um Kriege durchführen zu können. Und auch hier darf die Frage gestellt werden, wer hat provitiert?
Bruny

werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: Das amerikanische Chaos
geschrieben von werderanerin

Bisher hat man ja schon mit Schrecken die Amtsführung von Trump beobachtet aber so langsam könnte man wirklich Angst bekommen..., er "fährt" alles gegen die Wand und pfeift auf Demokratie...wohin wird das alles noch führen...Angst vor einem neuen Weltkrieg schwebt in der Luft...

Diejenigen, die bis jetzt noch Widerworte gegen Trump hatten und zu den Vernünftigeren gehörten, wurden alle ausgewechselt...oder schmeißen freiwillig hin, sowetwas hat man noch nie erleben müssen...?

Ich frag mich oft, was denken/fühlen eigentlich die Amis ...?

Kristine

RE: Das amerikanische Chaos
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf werderanerin vom 22.12.2018, 15:26:31

Ehrlich gesagt habe ich weniger Angst vor D. Trump als vor dem uneinigen Europa. Mich beruhigt weder Frankreich noch Spanien und auch GB, Italien und Griechenland geben Anlass zur Sorge. 
Bruny

Pat
Pat
Mitglied

RE: Das amerikanische Chaos
geschrieben von Pat
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.12.2018, 15:43:27
Ehrlich gesagt habe ich weniger Angst vor D. Trump als vor dem uneinigen Europa. Mich beruhigt weder Frankreich noch Spanien und auch GB, Italien und Griechenland geben Anlass zur Sorge. 
Bruny
Ist leider wahr, so empfinde ich es auch, man könnte hier noch Ungarn und Polen
hinzufügen, es ist nach wie vor, Chaos pur

Pat

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