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Internationale Politik Der Gewinner der US-Invasion im Irak

Karl
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Der Gewinner der US-Invasion im Irak
geschrieben von Karl
ist der Iran. Auf Tagesschau.de behauptet Ulrich Pick, von dem ARD-Hörfunkstudio Istanbul, dass jetzt feststeht, dass der Iran von dem Sturz Saddam Husseins am meisten profitiert hat. Jetzt sind die Schiiten im Irak die stärkste politische Kraft und die Sunniten, lange Zeit die Erzfeinde des Irans, sind entmachtet.

Wurde nicht vom Präsidentenberater Zbigniew Brzezinski die Weltpolitik mit einem Schachspiel verglichen? Dann sind die USA mit der von Bush als Gewinnzug gedachten Invasion des Iraks in eine Falle getappt.

Karl
adam
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Re: Der Gewinner der US-Invasion im Irak
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 31.08.2010, 14:32:16

Das habe ich vor fast genau 3 Jahren dazu geschrieben und bin immer noch der Meinung, daß der Irak auf mittelfristige Sicht zerfallen wird.

Die Niederlage der USA und ihrer Aliierten ist besiegelt, aber was kommt danach?
geschrieben von adam am 04.09.2007 13:54 als Antwort auf karl vom 03.09.2007 09:58

Ist es nicht schlimm, daß jeder Karl May-Leser den Ausgang dieses sinnlosen Krieges voraussagen konnte? Kann es wirklich sein, daß es keinen Berater des amerikanischen Präsidenten gab, der die jetzige Lage voaraussehen konnte? Wenn ja ist es unfassbar! Ging es um Öl oder reine Machtpolitik, die Umklammerung Russlands? Gegen den Terrorismus ging es jedenfalls nicht, auch wenn dem amerikanischen Wähler und der Welt dies vorgegaukelt wurde. Auf jeden Fall ging, nach heutiger Sicht, der Schuss nach hinten los.
Auf längere Sicht sehe ich das künstliche Staatsgebilde Irak zerfallen. Die Schiiten werden mit den von ihnen bevölkerten Gebieten im Iran aufgehen. Auch die Kurden sind vom Ursprung her iranisch und könnten sich als eine autonome Provinz dem Iran anschließen. Die Sunniten, die als Minderheit unter Sadam den Irak beherrschten, können sich nur an Syrien anlehnen. Die Türkei wird versuchen, das Bestmögliche für die Turkmenen herauszuschlagen. Was wollen die USA dagegen tun? Würden sie wieder versuchen militärisch vorzugehen, hätten sie alle Parteien gegen sich. Hier ist wohl die EU gefragt. Sie wird handeln müssen, denn alles spielt sich in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft ab.

meint
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adam
geschrieben von adam


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adam
carlos1
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Re: Der Gewinner der US-Invasion im Irak
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Karl vom 31.08.2010, 14:32:16
"Wurde nicht vom Präsidentenberater Zbigniew Brzezinski die Weltpolitik mit einem Schachspiel verglichen?" Karl


Hallo Karl,
genau genommen bezog sich das Bild vom Schachspiel auf "das merkwürdig geformte eurasische Schachbrett von Lissabon bis Wladiwostok", dem Schauplatz des "global play." Hier müsse sich Amerika behaupten, so Brzezinski, wolle es einzige Supermacht bleiben, also globale Hegemonie ausüben.

Es komme in diesem Zusammenhang ganz darauf an, wie Amerika mit Eurasien umgeht. Eurasien ist der größte Kontinent der Erde und geopolitisch axial.Eine Macht, die Eurasien beherrscht, würde über zwei der drei höchstentwickelten und wirtschaftlich produktivsten Regionen der Erde gebieten. Aus der Landkarte ist ersichtlich, dass die Kontrolle übe Eurasien fast von selbst die über Afrika nach sich ziehen würde. Das ist es, was Brz. mit Schachbrett meint.

Brzezinski spricht von Zentralasien als dem "eurasischen Balkan". Türkei und Iran sind darin wichtige politische Akteure und geopolitische Dreh- und Angelpunkte. Ihre innere Verfassung sei für die Region von größter Bedeutung. Beide Mittelmächte zeichnen sich durch regionale Bestrebungen aus und durch ein Selbstbewusstsein, das sich aus ihrer Vergangenheit ableitet. Beide regionalen Mittelmächte bleiben in ihrer Orientierung und in ihrem nationalen Zusammenhalt ungewiss. Der Iran ist anfällig gegenüber ethnischen Spannungen. Von den rund 70 Mio Einwohnern sind nur die Hälfte Perser. Ein Viertel sind Aseris, der Rest setzt sich aus Kurden, Baluchis, Turkmenen, Arabern und anderen Stämmen zusammen. Von diesen könnten allein Betrebungen der Aseris und Kurden die nationale Einheit bedrohen. Im Falle einer politischen Krise im Iran könnte das Minderheitenproblem im Iran virulent werden.

So stellte sich das Bild in den 90er Jahren dar. Saddam als der große regionale Gegenspieler des Iran ist heute nicht mehr da und sein Land tut sich schwer überhaupt ein regierung zu bilden. Ein Zerfallen ist möglich. Aber der gleiche Virus bedroht auch andere Staaten Zentralasiens.

c.

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sysiphus
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Re: Der Gewinner der US-Invasion im Irak
geschrieben von sysiphus
als Antwort auf Karl vom 31.08.2010, 14:32:16
ist der Iran. Auf Tagesschau.de behauptet Ulrich Pick, von dem ARD-Hörfunkstudio Istanbul, dass jetzt feststeht, dass der Iran von dem Sturz Saddam Husseins am meisten profitiert hat. Jetzt sind die Schiiten im Irak die stärkste politische Kraft und die Sunniten, lange Zeit die Erzfeinde des Irans, sind entmachtet.

Karl
geschrieben von karl


Vor allem Karl, sind die Menschen im Irak befreit worden von einem brutalen Menschenschlächter und Brandstifter in Nahost. Die bekannt gewordenen Verbrechen dieses Tyranen, lassen darauf schliessen welche künftigen Grausamkeiten des Saddam Hussein den Menschen erspart geblieben sind durch dessen Ende, herbeigeführt durch die Invasion des Irak angeführt durch die US-Army.

Dokumentation der Gesellschaft für bedrohte Völker Chronik des Schreckens unter Saddam Hussein Zusammengestellt von Tilman Zülch, Gesellschaft für bedrohte Völker
Karl
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Re: Der Gewinner der US-Invasion im Irak
geschrieben von Karl
als Antwort auf sysiphus vom 01.09.2010, 11:22:22
Ja und Hunderttausende von Iraker leben nicht mehr nach dieser Befreiungsaktion. Da wurde die Pest mit der Cholera ausgetrieben.

Karl
Re: Der Gewinner der US-Invasion im Irak
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 01.09.2010, 11:26:37
Nicht nur Iraker.

„Nach Angaben des Pentagons wurden 4418 US-Soldaten getötet, etwa 32 000 seien verwundet worden. Mindestens 9500 irakische Soldaten und Polizisten kamen ums Leben. Mehr als 112 600 irakische Zivilisten wurden getötet (s. Artikel unten).“

Aber das sind eben die „Kollateralschäden“, die so ein „Befreiungskrieg“ mit sich bringt. Die muss dann in Kauf nehmen.

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sysiphus
sysiphus
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Re: Der Gewinner der US-Invasion im Irak
geschrieben von sysiphus
als Antwort auf Karl vom 01.09.2010, 11:26:37
Ich habe es erlebt, dass die braune Pest mit der alliierten Cholera ausgetrieben wurde.

6. Juni 1944: Mit der größten Landungsoffensive in der Militärgeschichte soll Hitler-Deutschland in die Knie gezwungen werden. Das Unternehmen ist riskant, schon am ersten Tag werden 10 000 Soldaten verwundet oder getötet – doch es gelingt.

Die meisten der Soldaten kamen aus den USA und aus Kanada. Europa – das war ein ferner Kontinent für sie. Und nun sollten sie hier kämpfen, in einem fremden Land, gegen die Truppen eines fanatischen und grausamen Diktators namens Adolf Hitler.

Von da an bis zum endgültigen Ende der braunen Pest, verloren noch Millionen Menschen aller beteiligten Nationen ihr Leben. War dieser enorme Blutzoll nicht gerechtfertigt für die Eliminierung der Nazi-Diktatur?

sysiphus...
Karl
Karl
Administrator

Re: Der Gewinner der US-Invasion im Irak
geschrieben von Karl
als Antwort auf sysiphus vom 01.09.2010, 11:55:08
Lieber sysiphus,


diese Geschichte kennen wir und glaube mir bitte, dass ich sehr froh bin, nicht unter einer braunen Nazidiktatur leben zu müssen. Aber ich wehre mich auch gegen zu einfache Vergleiche.

Die Kriegsgründe gegen Hitler lagen auf der Hand, sie mussten nicht erlogen werden. Der zweite amerikanische Irakkrieg war keineswegs mit dem Krieg gegen Hitlerdeutschland vergleichbar.

Ich bin dagegen, dass Hitler immer wieder dazu verwendet wird, noch mehr Unrecht zu rechtfertigen. Soll demnächst mit ähnlichen Argumenten ein neuer Krieg angezettelt werden? Wird dann wieder Hitler als Rechtfertigung bemüht?

Karl
carlos1
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Re: Der Gewinner der US-Invasion im Irak
geschrieben von carlos1
als Antwort auf carlos1 vom 01.09.2010, 09:51:30
Eine buchhalterische Gegenüberstellung von Verlusten ist nicht allzu hilfreich bei der Bewertung der Ergebnisse einer Realpolitik (die den Krieg unterlassen und Saddam nicht eliminiert hätte) und einer ideologisch (und ökonomisch) orientierten Politik Bushs (Demokratie im Nahen Osten etablieren). Mittel- und langfristig hätte auch die Fortdauer der Herrschaft Saddams Menschenleben gekostet. Erst wenn die politischen und sozialen Folgen des Krieges für den Irak (innere Zerrissenheit), für die Beziehungen der Staaten in der Region in Betracht gezogen werden, wird einiges deutlicher.

Vor allem darf man die Auswirkungen auf die US-Innenpolitik nicht außer Acht lassen. Gravierende wirtschaftliche Folgen eines Krieges sind häufig Inflation und Abwertung; diesmal ist es eine Wirtschaftskrise. Sinnlos wurden Milliarden in den Sand gesetzt, während zu Hause Schulen vor sich hinbröckeln, Armut um sich greift. Die Illusion vom amerikanischen Traum ist verflogen, er hat sich verändert und gleicht mehr einem Alptraum. Die Doktrin des Fortschritts ist kaputt gegangen. In Bewegung bleiben ist und war das Ziel, Weitermachen war notwendig, nicht weil etwas Schönes ider Sinnvolles mit diesem "Weitermachen" verbunden wäre sondern weil Stillstehen, der Verschwendung Einhalt gebieten und ein Aufhören immer schneller zu konsumieren den Untergang bedeuten würde. Wozu werden Autos gebaut? Nicht allein, um von A nach B zu fahren, sondern um Arbeit zu schaffen. Wozu werden Waffen gebaut und perfektioniert? Um zu töten, ja auch. Aber gerade auch um Arbeit zu schaffen. Es muss jetzt gespart werden. Der Katzenjammer wird erst noch kommen. Es geht um eine grundsätzliche Neuausrichtung der US-Politik.

c
carlos1
carlos1
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Re: Der Gewinner der US-Invasion im Irak
geschrieben von carlos1
als Antwort auf sysiphus vom 01.09.2010, 11:55:08
"Von da an bis zum endgültigen Ende der braunen Pest, verloren noch Millionen Menschen aller beteiligten Nationen ihr Leben. War dieser enorme Blutzoll nicht gerechtfertigt für die Eliminierung der Nazi-Diktatur?" sysiphus


Mit historischen Ereignissen darf so nicht umgegangen werden. Vorgänge aus dem 2. Weltkrieg (Landung in der Normandie) können nicht zum Beweis der Richtigkeit der Politik Bushs 60 Jahre später im Nahen Osten herangezogen werden.

Analogien sind trügerisch und verleiten zu Fehldiagnosen in der eigenen Politik. Aus dem Erfolg in Europa im Kampf gegen die Nazidiktatur, dem scheinbaren Gelingen der Reeducation in Germany zogen amerikanische Planer den Schluss, das müsse im Irak ebenso gelingen. Der Beginn der Demokratisierung arabischer Staaten im NAHEN OSTEN sollte eingeleitet werden.






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