Internationale Politik Der Rechtsruck in Frankreich

hafel
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Der Rechtsruck in Frankreich
geschrieben von hafel
In Europa sehen sich die Rechtspopulisten im Aufwind. Ob in den Niederlanden, in Italien oder in Frankreich. Sie haben eine einfach gestrickte Ideologie - und die geht wohl sichtlich auch auf: Sie wollen aus der EU raus, den Euro abschaffen und setzen auf den "Stolz des Vaterlandes". Und, sie schieben allem wirtschaftlichen Ungemach den Einwanderern und Muslimen in die Schuhe.

Mit Marine Le Pen bekommt die "Front National" – ein rechtsextremes Familienunternehmen - jetzt eine "verführerische Verpackung". Wo noch der Alte durch dumpfe Sprüche aus der Rolle fiel, wirkt seine Tochter wie eine "Entdämonisierung".

Nun hat aber alles im Leben auch seine Ursachen. Eine davon ist Nicolaus Sarkozy selber. Die meisten seiner vollmundigen Versprechungen blieben unerfüllt. Schulden auf Rekordhöhe, weitgehend Perspektivlosigkeit, wachsende Arbeitslosigkeit und und.

Es war recht peinlich, wie N. Sarkozy mit der Vertreibung der Roma der "Front National" in die Hände spielte. Sarkozy müsste eigentlich klar sein, dass so ein Rechtsruck politisch keine Wähler bringt. Der Wähler entscheidet sich dann lieber für das Original.

Wollen wir hoffen, dass beherzte Demokraten das schnell in den Griff bekommen.

Hafel
miriam
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Re: Der Rechtsruck in Frankreich
geschrieben von miriam
als Antwort auf hafel vom 17.01.2011, 12:39:47
Eine sehr beängstigende Entwicklung die sich in Frankreich abzeichnen, bzw schon abspielt.

Bei der verhältnismäßig kleinen Differenz an Wählerstimmen, ist zu erwarten, dass der nächste Französische Präsident aus den Reihen des FN kommen wird.

Wird dann Frau Merkel weiterhin ihre Pussi-Politik mit dem Nachbarn fortsetzen?

Miriam

Wie sagte der Maler Max Liebermann?

»Man kann nicht soviel fressen, wie man kotzen möchte.«
hafel
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Re: Der Rechtsruck in Frankreich
geschrieben von hafel
als Antwort auf miriam vom 17.01.2011, 13:18:15
Ich denke einmal, miriam, die eigentliche Gefahr wird bei uns noch gar nicht richtig in den tieferen Schichten aufgenommen.

Das schleichende Problem ist meines Ermessens, dass der bretonische Fischersohn, Fremdenlegionär und Algerien-Kämpfer Le Pen durch eine sympathisch wirkende alleinerziehende Mutter von drei Kindern und Anwältin "ersetzt" wird.

Marine Le Pen – gegenwärtig im Radio, TV und Internet hat einen enormen Zulauf. Machen wir uns da nichts vor, sie ist im Kern genauso rechtsextrem wie ihr uneinsichtiger Vater und stemmt sich gegen EU, Euro und Integration.

ABER, sie verkneift sich rassistische Entgleisungen, die bei ihrem Vater an der Tagesordnung waren, und macht so die FN "salonfähig".

Sie wird wohl - meiner Einschätzung nach - keine Mehrheit erhalten, aber sie könnte mit ca. 20% Co-Partner einer neuen französischen Regierung werden. Sie liegt jetzt bei Stimmenabfragen bei 18 %!

Und wir sollten uns einmal vor Augen halten, was wäre, wenn deutsche Neonazis mit 20 % Stimmenanteilen Partner einer deutschen Regierung wären.

Ich mag mir diese Vorstellung gar nicht ausmalen.

Hafel



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lemuria
lemuria
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Re: Der Rechtsruck in Frankreich
geschrieben von lemuria
als Antwort auf hafel vom 17.01.2011, 14:02:50
Rechts ist in Europa auf dem Vormarsch und solange der Zustrom Fremder Kulturen anhält, wird zunehmend die Unsicherheit der Bevölkerung größer; ein idealer Nährboden für diese Gruppierungen. Schuld daran sind wohl die Versäumnisse der Integrationspolitik. Dänemark, die Niederlande, Italien und Schweden - Ungarn mit seiner Pressezensur - und jetzt noch eine Tendenz in Frankreich; Überall haben sie Zuwachs, die rechten Gesinnungsgenossen. Beängstigend für mich.

Zuwanderer ja, aber bitte dann Qualifizierte und keine Sozialschmarotzer, und dieses Problem haben nicht nur die Franzosen.

olga64
olga64
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Re: Der Rechtsruck in Frankreich
geschrieben von olga64
als Antwort auf lemuria vom 17.01.2011, 15:34:54
Deutschland und Frankreich kann sich hier keinesfalls vergleichen: zum einen ist Frankreich ehemalige Kolonialmacht mit gravierenden Problemen, gerade bei den jungen Nordafrikanern. In der Banlieu gibt es Gegenden, wo sich keine Polizei mehr hingetraut und auch kein Busfahrer. Dies wäre sicher bei uns unvorstellbar - sogar in Neukölln funktioniert ja noch Vieles.
Wenn in Deutschland die NPD ca 4.5% Wählerstimmen erreicht, ist dies in Deutschland mit seiner Vorgeschichte ein grosses Drama; wenn der Front National Furore in Frankreich macht, interessiert dies die Masse wenig, zumal, wenn es bis zur nächsten Wahl noch mehr als ein Jahr hin ist.
Akut ist auch für Frankreich Tunesien ein Problem, weil Frankreich zu lange auf die wirtschaftliche Öffnung Tunesiens blickte und nicht auf die dramatische Lage der vielen jungen Tunesier, die keinerlei Zukunftsperspektive habe. Ein Grund, weshalb der geflohene tunesische Staatschef in Frankreich kein Asyl erhielt, ist sicher auch,dass dort ca 1/2 Million Tunesier leben und diese sicherlich grossen Rabatz gemacht hätten.
Es wird spannend, wie der Westen sich gegenüber Tunesien nun verhalten wird - es werden gute Geschäfte gemacht mit diesem Land; der Tourismus ist dort nicht so wichtig, da er gerade mal 10% der Wirtschaftskraft bringt. Olga
Marija
Marija
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Re: Der Rechtsruck in Frankreich
geschrieben von Marija
als Antwort auf hafel vom 17.01.2011, 12:39:47
Auch die Politik folgt inneren Gesetzen .

Wen wundert die derzeitige Entwicklung ? Mich nicht.

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miriam
miriam
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Re: Der Rechtsruck in Frankreich
geschrieben von miriam
als Antwort auf lemuria vom 17.01.2011, 15:34:54
Beim Versuch mir ein Bild zu machen über die Stimmung in Frankreich, habe ich dafür einiges aus "Le Monde" übersetzt.

Es geht eigentlich nur um eine Meinungsumfrage, die eher mit einer Momentaufnahme vergleichbar ist. Vielleicht kann uns eine solche Umfrage eine gewisse Orientierung vermitteln zur jetzigen Stimmung in Frankreich.

Hier also die neuesten Zahlen, die ich aus "Le Monde" entnehme:

20,5% der Franzosen geben an, einen positiven Eindruck von Marine Le Pen zu haben
Auf 52% der Befragten wirkt die Tochter viel glaubwürdiger als der Gründer der Partei.

Eine kurze Umfrage (20’), erbrachte folgendes Ergebnis:

76,5% der Franzosen denken nicht, dass Marine Le Pen eine Chance hätte, eines Tages als Präsidentin der Republik gewählt zu werden.
52% der Befragten finden, dass Marine Le Pen nicht glaubwürdig ist.
53% der Befragten sagen, dass die Tochter genau so extrem Rechts ist, wie ihr Vater.

Die meisten der Befragten sind der Meinung, dass man den FN nicht ignorieren darf,
59% sind der Ansicht, dass die UMP (Union pour un mouvement populaire also "Union für eine Volksbewegung"), mit Marine Le Pen Gespräche führen sollte, es sind aber nur 28% der Befragten, die eine eventuelle Allianz zwischen UMP und FN in Erwägung ziehen.

Miriam

hafel
hafel
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Re: Der Rechtsruck in Frankreich
geschrieben von hafel
als Antwort auf miriam vom 17.01.2011, 16:04:46
@ miriam:


Auch wenn - wie Olga schreibt - die politischen Verhältnisse und Vergangenheiten Frankreich-Deutschland nicht 1:1 zu übernehmen sind, so macht mir die unmittelbare Nachbarnähe schon Sorgen. Nach den Niederlanden, Ungarn und nun Frankreich.

Hafel
olga64
olga64
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Re: Der Rechtsruck in Frankreich
geschrieben von olga64
als Antwort auf hafel vom 17.01.2011, 16:11:01
Natürlich Hafel - das denke und befürchte ich natürlich auch, zumal Frankreich ja im Gegensatz zu Ungarn ein grösseres und wirtschaftlich wichtigeres Land ist. Marine le Pen ist natürlich geschickter als ihr Vater - in der Grundtendenz aber wie der Alte. Es ist nun Sache von Sarkozy und seiner Partei, hier Änderungen herbeizuführen, damit er nicht Gefahr läuft, mit der FN koalieren zu müssen. Wenn der FN das Programm durchziehen würde, wäre dies auch zum grossen Nachteil aller Franzosen und deren Savoir vivre - sie wären ja wirtschaftlich völlig isoliert. Bis in einem Jahr wird noch viel Wasser die Seine runterfliessen - Olga

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