Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Deutsche Schule in Istanbul: Weihnachten verboten

Internationale Politik Deutsche Schule in Istanbul: Weihnachten verboten

Tina48
Tina48
Mitglied

Re: ... wenn es denn auch stimmt, was so durch die Überschriften rauscht
geschrieben von Tina48
als Antwort auf justus39 vom 19.12.2016, 13:57:05
Will ich Missionierung in Deutschland , die von Salafisten oder strenggläubigen Moslems ausgeht ? Nö, will ich auch nicht .
Die halte ich allerdings für weitaus gefährlicher als so ein bisschen Weihnachtsgetue an einer türkisch/deutschen Schule . Ich kann mir nicht vorstellen, dass deutsche Lehrer die christliche Lehre oder die Texte der Lieder in die Schüler hineingeprügelt haben.
Klar braucht es deutsche Schulen in der Türkei , dort leben und arbeiten ja auch Deutsche . Weshalb in diesen deutschen Schulen aber türkische Kinder unterrichtet werden, ist mir nicht einleuchtend . Wem unterstehen die deutschen Schulen dort ? Türkischen Schulleitern? Das wäre schlecht .
Ich bin ja mal gespannt, was diesem türkischen Rumpelstilz noch so alles einfällt .
Tina1
Tina1
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Re: Deutsche Schule in Istanbul: Weihnachten verboten
geschrieben von Tina1
Linktipp: AKP verbietet nicht nur Weihnachten
Eine deutsche Schule in Istanbul darf keine Weihnachtsbräuche mehr vermitteln - dahinter steckt vermutlich die AKP-Regierung. Doch es ist nicht die einzige Regel, die die AKP vorgibt. Auch die diplomatischen Beziehungen belasten den Unterricht.

Das traditionelle Weihnachtssingen im deutschen Generalkonsulat ist ein Highlight des deutschen Chors am Istanbul Lisesi. Auch dieses Jahr haben die türkischen Schüler der Elite-Schule wieder wochenlang für das Konzert geprobt. Doch kurz vor dem Konzert sagte die türkische Schulleitung nicht nur die Teilnahme des Chors an der Aufführung ab, sie verbannte Weihnachten gleich ganz von dem Gymnasium - das den deutschen Steuerzahler jedes Jahr Millionen Euro kostet.

Kritiker sehen im Weihnachts-Verbot ein weiteres Indiz dafür, dass die AKP-Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan die Eliteschulen der Türkei auf ihre islamisch-konservative Linie zu bringen versucht. Die Türkei hat im deutschen Auslandsschulwesen eine Sonderrolle: Auf Basis des Kulturabkommens zwischen beiden Ländern unterrichten bis zu 80 deutsche Lehrer an bestimmten türkischen Schulen. Alleine 35 davon arbeiten am Istanbul Lisesi, einem der besten Gymnasien des Landes, das zugleich eine anerkannte deutsche Auslandsschule ist. Was kaum bekannt ist: Diese Lehrer werden nicht nur von Deutschland entsandt, sondern auch bezahlt, wofür jedes Jahr ein Millionenbetrag fällig wird.

Nicht nur Weihnachten ist gestrichen, auch Konzerte wurden abgesagt, insgesamt wird die Schule - wie das ganze Land - immer konservativer. "Wir haben viele Schüler, die der Regierung sehr, sehr kritisch gegenüberstehen", heißt es aus der Lehrerschaft. "Aber der Anteil der AKP-treuen Schüler wird größer, das muss man ganz klar sagen."

Im vergangenen Schuljahr wurde ein türkischer Lehrer zwangsversetzt, nachdem ihn Schüler angeschwärzt hatten - weil er sich ihrer Meinung nach kritisch über den Propheten Mohammed geäußert hatte. Absolventen drehten Schulleiter Hikmet Konar - den die AKP-Regierung 2015 eingesetzt hat - bei der Abiturfeier im vergangenen Sommer daraufhin demonstrativ den Rücken zu. "Wir wollten unsere Unzufriedenheit darüber zeigen, dass er unsere Schule in eine Richtung führt, die uns nicht gefällt: zu religiös, zu konservativ und zu nah an der Regierung", sagt einer der Absolventen.

Die Grünen fordern bereits Konsequenzen."Ein Verbot des Themas Weihnachten an Schulen ist nicht hinnehmbar, erst recht, wenn sie von Deutschland mit finanziert werden", sagte der außenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Omid Nouripour. "Die Bundesregierung muss dies Ankara gegenüber eindeutig klarmachen. Wenn die türkische Regierung darauf nicht eingeht, dann muss die Finanzierung für die Schule eingestellt werden." Erdogan hat bereits vor Jahren erklärt, eine "religiöse Generation" heranziehen zu wollen.

In vielen Projektschulen wurden Veranstaltungen mit jahrelanger Tradition verboten. Die Stundenzahl von Fächern wie Kunst, Musik, Philosophie und Sport seien im Lehrplan generell reduziert worden, kritisiert ein anderer Lehrer und Gewerkschafter. "Das Bildungssystem in der Türkei wird regelrecht ins Mittelalter zurückgeworfen. Die Türkei entfernt sich so von Wissenschaft, Aufklärung und Demokratie", sagt er. "Die AKP-Führung will ein Volk, das gehorcht und keine Fragen stellt."von mir fett gedruckt
geschrieben von n-tv.de, Can Merey und Constanze Letsch, dpa
Tina1
Tina1
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Re: ... wenn es denn auch stimmt, was so durch die Überschriften rauscht
geschrieben von Tina1
als Antwort auf justus39 vom 19.12.2016, 13:57:05

Wir haben doch auch hier die Forderungen, Religionen aus den Schulen fernzuhalten, und in den staatlichen Schulen mussten die Kreuze schon entfernt werden.

Da wundere ich mich eigentlich nicht, dass der rückwärtsgewandte konservative türkische Staatspräsident Erdogan christliche Bräuche auch nicht so gern sieht.
justus


Ja es gibt Forderungen, aber in den Schulen werden die Religionen nicht ferngehalten. In deutschen Schulen gibt es auch Islamunterricht. Da muss sich ein Erdogan jetzt nicht aufregen. Vollkommen egal, ob er das gern sieht oder nicht.
Was sieht er überhaupt gern? Alle was konservativ, rückwärtsgewandt u. streng religiös ist.
Tina

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bukamary
bukamary
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Re: Deutsche Schule in Istanbul: Weihnachten verboten
geschrieben von bukamary
als Antwort auf Tina1 vom 19.12.2016, 14:41:45
Streit beigelegt

Ganz aktuell!

bukamary
ingo
ingo
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Der Wortlaut allen Schriftverkehrs:
geschrieben von ingo
Was wir nicht kennen, ist der Wortlaut der Gespräche, die zwischendurch stattgefunden haben. Die Lehrer haben offenbar am 13./14.12. mündlich bei der Schulleitung nachgefragt und so klare Antworten bekommen, dass sie sich zu der dann folgenden Mail veranlasst sahen. Wir wissen auch nicht, was danach in den "diplomatischen" Telefonaten gesagt wurde. Wir wissen auch nicht, was die Lehrer im Unterricht gesagt haben. Das ist mir aber egal, weil dieses Projekt jährlich Millionen kostet und weil die Eltern, die ihre Kinder an diese Schule schicken, genau wissen, warum sie das tun. Ich bin auch nicht bereit, mir die Köpfe der türkischen Verantwortlichen zu zerbrechen. Da ist nichts kriminelles geschehen. Aber was geschehen ist, hat wohl auch in den letzten Jahren stattgefunden; und es besteht der Verdacht, dass das Thema in diesem Jahr politisch bewusst hochgekocht wurde.

Schreiben der türkischen Schulleitung vom 13. Dezember 2016

An die Leitung der deutschen Abteilung des Istanbul Lisesi:
Es gab den Wunsch, zu manchen Angelegenheiten aus Mitteilungen und Schriftwechseln, die seitens der Eltern an unsere Schulleitung herangetragen wurden, Auskunft der Leitung der deutschen Abteilung einzuholen. Uns wurden Informationen darüber übermittelt, «dass deutsche Lehrer Ihrer Abteilung vor allem in der Vorbereitungsklasse seit einem Monat intensiv Geschichten über Weihnachten und das Christentum erzählen, diesbezüglich Worte und Legenden mitteilen und dass die geplanten Quizspiele mit Weihnachten zu tun haben werden, (aber) Fragen von Schülern zu Vokabeln der türkisch-islamischen Zivilisation von den deutschen Lehrern nicht beantwortet werden und dass Aussagen getätigt/Veranstaltungen gemacht werden, die von außen betrachtet argwöhnischen Menschen Anlass zu Aussagen geben, die den Weg für Manipulationen freimachen». Es ist sehr wichtig für die gesunde Fortführung der länger als seit einem Jahrhundert währenden deutschen Bildungskooperation, dass eine Erklärung oder falls vorhanden eine Information zu diesem Thema an uns weitergeleitet werden. Ich bitte darum, immer daran zu erinnern, dass das Istanbul Erkek Lisesi eine staatliche Schule ist und eine Schule, die ihre nationalen moralischen Werte niemals verloren hat und in den Unabhängigkeitskriegen Märtyrer geopfert hat, (dass daher) die höchste Vorsicht geboten ist, diese Art Gerüchte nicht zu befördern und nichts unternommen werden soll, das außerschulische Spekulationen hervorrufen könnte, und dass die nötige Empfindsamkeit gezeigt wird, nicht gegen die nationalen Bildungsgesetze zu handeln.

Erste E-Mail der deutschen Abteilung an die deutschen Lehrer ebenfalls vom 13. Dezember

Betreff: Mitteilung türkische Schulleitung
Liebes Kollegium, es gilt nach Mitteilung durch die türkische Schulleitung eben, dass ab sofort nichts mehr über Weihnachtsbräuche und über das christliche Fest im Unterricht mitgeteilt, erarbeitet sowie gesungen wird.
Zweite E-Mail der deutschen Abteilung an die deutschen Lehrer vom 19. Dezember

Betreff: Info Weihnachten

Liebe Kolleginnen und Kollegen, nach gemeinsamer Sitzung zwischen der türkischen Schulleitung und der Leitung der Deutschen Abteilung kann ich Ihnen mitteilen, dass kein Verbot "Weihnachten" im Unterricht zu besprechen vorliegt.
olga64
olga64
Mitglied

Re: ... wenn es denn auch stimmt, was so durch die Überschriften rauscht
geschrieben von olga64
als Antwort auf justus39 vom 19.12.2016, 13:57:05
Wie üblich scheint es mal wieder so zu sein, dass sich insbesondere einige politische Parteien und hier repräsentiert von Politikern, die aus dem Hintergrund agieren, vorher empört haben, ohne die Angelegenheit gut zu recherchieren.
Mir war gar nicht klar, dass es in Istanbul seit den 50er Jahren deutsche Lehrer gibt, die dort unterrichten und zwar mehrheitlich türkische Kinder.
Wir als Deutschland bezahlen diese Lehrer - was wollen wir damit eigentlich bezwecken, wenn wir dies tun? Und nun die ersten Politiker bereits rufen, wir sollten die Bezahlung einstellen? GEht dies so einfach? Wie sieht die vertragliche Basis aus? Wäre doch einer Überlegung wert, dies vorab zu prüfen, bevor man laute Rufe aussendet und Herrn Erdogan wieder etwas an die Hand gibt, um Deutschland vorzuführen.

Das wäre ja ähnlich als wenn es in Deutschland seit den 50er Jahren türkische Lehrer gäbe, die deutsche Kinder unterrichten und diese Lehrer von der Türkei bezahlt werden. Bekannt ist mir dies nicht, ob es so ist.
In beiden Fällen kann es natürlich dann zur Kollision der unterschiedlichen Religionen kommen, wenn die Lehrer nicht strikt ihren Bildungsauftrag von religiösen Einstellungen zu trennen bereit sind.
Aber die Sache scheint ja erledigt zu sein. Olga

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