Internationale Politik Deutschland und Europa

karl-hagen
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Deutschland und Europa
geschrieben von karl-hagen
Deutschland und Europa,
Es gab eine Zeit, da war es erklärter Wille, dass Deutschland im Rahmen Europas wieder in die Staatengemeinschaft zurückkehrt. Man achtete sehr genau darauf, dass Deutschland nicht wieder eine Übermacht in Europa einnimmt. Vor kurzen hörte ich Herrn Stoiber klagen, dass Kohl noch sehr darauf achtete, die kleinen Staaten nicht zu überfahren.
Sie sollten nicht das Gefühl bekommen von Deutschland dominiert zu werden. Darauf nimmt Frau Merkel keine Rücksicht.
Zunächst kümmerte sich die deutsche Regierung nicht mehr darum, was das Volk möchte. Gegen den Volkswillen wurde Krieg geführt. (Afghanistan)
Dann wurden Banken gerettet. Die Verursacher der Finanzkrise blieben ungeschoren, aber der Steuerzahler durfte bluten.
Die Rente wurde reformiert und die private Vorsorge eingeführt. Dann vielen die Zinsen auf die Guthaben der Alterversorgung auf Null.
In vielen Staaten Europas durfte die Bevölkerung über die EU Verfassung abstimmen. Die Zustimmung war nicht überwältigend. In Deutschland hielt man den Wähler nicht für mündig genug.
Die 2 großen Parteien wurden mehr oder weniger gleichgeschaltet. In entscheidenden Fragen unterscheiden sie sicht nicht mehr.
Mögliche kompetente Widersacher wurden kalt gestellt.
In Deutschland ging diese Strategie auf. Die Politik der Regierung wurde als alternativlos dargestellt.
Aber damit nicht genug. Als nächstes Ziel war Europa dran. Bedingt durch die Finanzkrise erhielt Deutschland eine kaum vorstellbare Machtposition innerhalb der EU.
Ob sich Deutschland damit verhoben hat, wird die Zukunft zeigen. Die ausgestellten Wechsel müssen noch eingelöst werden. Griechenland, Portugal Spanien usw. bekamen das deutsche Spardiktat zu spüren. Die Regierungen beugten sich den Vorgaben aus Brüssel. (Berlin) Das Volk scheint aber nicht mitzumachen. Es werden hier linksorientierte Parteien gewählt. In anderen Ländern kommen die Rechten zu unvorstellbaren Erfolge. Immer geht es auch gegen Europa und damit auch oft gegen Deutschland
Uns wurde von den Medien vermittelt, dass die freundliche Aufnahme der Flüchtlinge das Bild von Deutschland positiv beeinflusst hat. Ich lebe lange Zeit in Spanien. Mein Eindruck ist ein ganz anderer. Das in Spanien keine Flüchtlinge aufgenommen werden, erhält in Spanien große Zustimmung.
Mir scheint es so, als würde sich das Bild vom hässlichen Deutschen wiederbeleben.
Die deutsche Europapolitik steuert auf eine Katastrophe zu. Ich glaube, dass die Entwicklung nicht mehr aufzuhalten ist. Ich befürchte Europa bricht auseinander. Eine Wertegemeinschaft es nie.
olga64
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Re: Deutschland und Europa
geschrieben von olga64
als Antwort auf karl-hagen vom 22.12.2015, 17:27:07
Machen Sie das eigentlich absichtlich, dass Sie Frau Merkel für alles Schlechte verantwortlich machen wollen?
Afghanistan-Krieg und der deutsche Einsatz - dies waren Schröder und Fischer.
Rentenänderung - dies war Herr Münteferring (SPD).
Flüchtlinge in Spanien - wenn man die Aufnahmen von Ceuta und Melliah und diesen Zaun gesehen hat, wo auf der einen Seite die Flüchtlinge rüberkletterten und auf der anderen Seite Golf gespielt wurde, kann man nur noch Abscheu vor der spanischen Rolle empfinden.
Da ist mir die Aufnahmebereitschaft von Deutschland schon wichtiger, wenngleich ich es - wie auch die New York Times - stark verurteile, wenn wir zum einen mit Blumen und zum anderen mit Molotow-Cocktails empfangen.
Ihnen empfehle ich, Ihre Geschichtskenntnisse, zumindest der jüngeren Vergangenheit, auf Vordermann zu bringen. Olga
karl-hagen
karl-hagen
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Re: Deutschland und Europa
geschrieben von karl-hagen
als Antwort auf olga64 vom 22.12.2015, 17:37:29
Sehr verehrte Frau Olga, sie sind sehr schnell mit der Antwort. Dabei haben sie übersehen, dass ich nicht Frau Merkel für alles verantwortlich gemacht habe. Geschichtsunterricht benötige ich nicht. Ich weis sehr wohl, wer zu welcher Zeit regiert hat. Nur Frau Merkel ist für die letzten 10 Jahren verantwortlich und hat die Rolle Deutschlands entscheidend geprägt und das nicht immer zu Vorteil Deutschland.
Es geht mir mehr um die Rolle Deutschlands in Europa. Wir gehen langsam aber sicher in Abseits.
Die Arroganz gegenüber Spanien können sie sich sparen.
Üb rings macht es keinen Unterschied, ob 100 Meter oder 1000 km entfernt Golf gespielt wird. Für den Flüchtling ist das egal.
Ich bin im September - Oktober durch Portugal gefahren. Es war Wahlkampf. Da waren auch die Stimmen gegen Deutschlands Rolle in Europa zu hören. Auch hier wurde gesagt, dass die kleinen Leute das ausbaden müssen, was die großen verbrochen haben. Das Spardiktat aus Deutschland wurde dafür verantwortlich gemacht.

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freddy-2015
freddy-2015
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Re: Deutschland und Europa
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf karl-hagen vom 22.12.2015, 18:47:35
Das mit dem Sparen kam ja nicht nur aus Deutschland, wir können garnicht bestimmen was jeder Staat machen muss, nur im Verbund mit anderen EU Partnern und IWF wurden Sparpläne angemahnt.
Griechenland und seine Steuereinnahmen und wie die erhoben werden ist immer noch ein Thema.
(das nur so nebenbei)
Kleine Länder im Nord-Osten nahe Russland haben die Zähne zusammengebissen und hart gearbeitet.
Das wollen viele nicht.

Was ich aber 100% befürworten würde, ein vernünftiger Umgang mit allen Staaten
oder eben mein Plan B. wenn immer mehr Anleien von Draghi gekauft werden und keiner sparen wird oder will.

Über Plan B, habe ich ja schon einiges geschrieben, Reform der EU
jeder kommt für seine Schulden selber auf, machen die Bundesstaaten in USA auch.
Oder ebend eine neue EU.

Deutschland macht vieles richtig, nur halt nicht alles.
Re: Deutschland und Europa
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf karl-hagen vom 22.12.2015, 18:47:35
Karl-Hagen, jemand der über seinen Tellerrand nicht hinaussieht wird schwerlich verstehen, welche Stimmung gegen Deutschland sich in manchen Ländern breit macht. Hier wurde 2 Patientinnen gesagt, sie sollen zur Behandlung gefälligst zu Merkel gehen. Dabei sind beide Frauen in Spanien krankenversichert. Das nimmt immer groteskere Formen an. Auch wenn Frau Merkel nicht allein entscheidet, sie wird als die 2. Eiserne Lady gehandelt. Die 1. war auch nicht beliebt.
Ein anderer Patient (ein Engländer), der ebenfalls in der selben Notaufnahme war, wurde sofort behandelt. Die beiden deutschen Damen bekamen für einen Notfall einen Termin in 4 bzw. 6 Wochen.
Und das sind keine Einzelfälle, leider.
Bruny
ingo
ingo
Mitglied

Re: Deutschland und Europa
geschrieben von ingo
als Antwort auf karl-hagen vom 22.12.2015, 17:27:07
karl-hagen: Losgelöst von Politiker-Namen ist das für mich eine gute Zusammenfassung der Situation, in der Deutschland sich innerhalb Europas befindet. Nach dem spanischen Wahlergebnis, aber auch schon nach den Lamentos aus Griechenland gegen Merkel und Schäuble, habe ich mich allerdings gefragt, wie die Politiker dieser Länder es besser machen wollen oder, was Merkel/Schäuble anders hätten machen sollen. Eines hätten sie allerdings tun können: Sie hätten sich mehr im Hintergrund halten und Politikern anderer Länder den öffentlichen Vortritt lassen sollen. Die haben sich wohlweislich dezent im Hintergrund gehalten, oder hast Du z.B. viel von Hollande gehört?
-Volksabstimmungen sind bei uns nicht vorgesehen; damit müssen wir leben.
-Die Bundeswehrbeteiligungen gefallen mir auch nicht; aber wir haben gerade eine Große Koalition; und die kann ungeschoren entscheiden.
-Ich habe mal einen langen Beitrag gesehen, welche Folgen es gehabt hätte, wenn Banken nicht "gerettet" worden wären. Dann hätten wir uns aber ganz warm anziehen müssen.
-Das "Ansehen" in der Flüchtlingsfrage beschränkt sich wohl darauf, dass Deutschland als "nützlicher Idiot" gesehen wird. Übrigens: Nicht nur in Spanien findet die Zurückhaltung der Regierung bei der Flüchtlingsaufnahme große Zustimmung, sondern auch in Frankreich. Ich weiß über Bekannte, dass ein "rechter" Bürgermeister zugewiesene Flüchtlinge aus der Stadt gejagt hat. Im Internet habe ich dann gelesen, dass das in mehreren Gemeinden der Fall war.
Die sog. "Führungsrolle" in Europa ist Deutschland m.E. in erster Linie zugewachsen, weil wir das meiste Geld bezahlen. Damit zieht Deutschland sich aber auch Neid und Hass zu.

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karl-hagen
karl-hagen
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Re: Deutschland und Europa
geschrieben von karl-hagen
als Antwort auf ingo vom 23.12.2015, 10:31:19
Für deinen Beitrag sage ich Danke. Selten geht jemand so auf die einzelnen Punkte ein. Es würde viel mehr bringen, wenn nur so sachlich diskutiert würde.
Ich meine auch, dass Deutschland bei der Eurorettung etwas mehr im Hintergrund hätte bleiben können. So haben unsere Politiker den Unmut der europäischen Bevölkerung auf uns gezogen. Ich glaube aber auch, da hat eine Auseinadersetzung zwischen 2 Volkswirtschafttheorien stattgefunden. Kurz gesagt: Schulden machen oder sparen. Dank Deutschland hat das Sparen gewonnen, mit all den Folgen.
Seit Jahren wird auch bei uns die Frage der Volksabstimmung diskutiert. Bei Verfassungsänderungen wie z.B. nach der Wiedervereinigung wäre das ein Muss gewesen.
Ich bin kein Volkswirtschaftler, aber ich glaube, dass man die Banken hätte retten können ohne dem Steuerzahler und Sparer alles bezahlen zu lassen. Manchmal höre ich aus den USA andere Vorgehensweisen. Hier werden offensichtlich auch die Banken in die Verantwortung gezogen.
Wenn Deutschland eine Führungsrolle in Europa einnimmt muss dass doch nicht mit der Gewalt durchgeführt werden, wie es geschehen ist.
Wenn ich in Spanien höre, man will sich vom Diktat der Deutschen befreien uns wieder eine Demokratie einführen. Solche Töne gab es auch in Griechenland und Portugal.
Und noch eins. Es wird viel davon gesprochen, dass es in Spanien wieder aufwärts geht.
Die Bauindustrie zieht wieder an. Es werden die selber Fehler gemacht wie vor 15 Jahren. Banken und einige Wenige profitieren. Der Rest geht leer aus. Ich lebe zur Zeit in Marbella. Hier gibt es 40000 illegal gebaute Wohnungen, Hotels und Geschäfte. Keiner weis, was damit geschehen soll. Es gibt keinen gültigen Bebauungsplan und trotzdem ragen die Baukräne in den Himmel. Ich empfehle das Buch: "Glamour und Korruption" von Werner Schwörer.
Re: Deutschland und Europa
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf karl-hagen vom 23.12.2015, 11:13:06
Ich kann Euch beiden, Ingo und Karl-Hagen nur zustimmen. Beiden Posts muss ich nichts mehr hinzufügen, außer dass ich Dir, Karl-Hagen auch das Buch am Ufer von Rafael Chirbes empfehle.
Trotz allen Wirren möchte ich noch ein möglichst harmonisches Weihnachtsfest wünschen.
Bruny
olga64
olga64
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Re: Deutschland und Europa
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.12.2015, 19:24:04
Hier wurde 2 Patientinnen gesagt, sie sollen zur Behandlung gefälligst zu Merkel gehen. Dabei sind beide Frauen in Spanien krankenversichert. Das nimmt immer groteskere Formen an. Auch wenn Frau Merkel nicht allein entscheidet, sie wird als die 2. Eiserne Lady gehandelt. Die 1. war auch nicht beliebt.
Ein anderer Patient (ein Engländer), der ebenfalls in der selben Notaufnahme war, wurde sofort behandelt. Die beiden deutschen Damen bekamen für einen Notfall einen Termin in 4 bzw. 6 Wochen.
Und das sind keine Einzelfälle, leider.
Bruny[/qu
ote]

Diese SChilderung von den dramatischen ARztbesuchen verstehe ich nicht ganz: in Spanien herrscht m.W. ein steuerfinanziertes GEsundsheitssystem (im Gegensatz zu uns, wo jeder Versicherte selbst einen Beitrag dazu bezahlt). Kann es also sein, dass jemand nur an diesem spanischen Gesundheitssystem partizipieren kann, wenn er Steuern in Spanien bezahlt?
Die sehr wenigen Male, wo ich in Spanien einen Arzt aufsuchen musste, ging dies sehr unkompliziert. Ich bezahlte per Kreditkarte und erhielt später die Kosten von meiner privaten Krankenversicherung zurück. Vielleicht war es bei dem Engländer auch so?
Da Sie wieder mal Frau Merkel charakterisieren - glauben Sie wirklich, dass es dieser darum geht "beliebt" zu sein (genau so wenig wie Frau Thatcher jemals everybody`s Darling sein wollte)? Der Eintrag in die Geschichtsbücher ist diesen Damen seit langem garantiert - sie gehen unbeirrt ihren Weg. Was Frau Merkel anbetrifft, sie ist als Kanzlerin unserem Land alternativlos - oder wer würde Ihnen, SEnora, aktuell einfallen, der diesen Job machen könnte? Olga
Re: Deutschland und Europa
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 23.12.2015, 17:45:11
Olga, finden Sie es nicht langsam lächerlich, dass Sie auf jeden meiner Posts eine Antwort parat haben müssen?
Sie wissen doch offensichtlich nichts über Spanien und seine Gesetze. Aber ich helfe Ihnen, wie immer, selbstverständlich gerne um Ihr spärliches Wissen aufzubessern. Bei den besagte Deutschen handelt es sich um Residenten. Das heißt sie versteuern ihre Renten in Spanien, haben einen Wohnsitz, eben diesen in Spanien und zahlen deshalb in die spanische SEGURIDAD SOCIAL. Jedes Dorf hat ein Medical Center das im Falle einer Krankheit zuerst aufgesucht werden muss, der dort amtierende Arzt entscheidet ob der Patient zu einem Facharzt überwiesen werden muss. Soweit so gut. Bei Notfällen wird der Patient sofort in das nächste Krankenhaus geschickt oder gebracht. Nur soweit ist es bei den beiden Damen nicht gekommen, denn den Arzt haben sie erst gar nicht zu sehen bekommen, da der Vorzimmer HiWi entschieden hat, dass sie sich an Frau Merkel wenden sollen.
Sie dürfen mir glauben, dass schriftliche Beschwerden gegen diesen anmaßenden Herrn geschrieben wurden. Diese gingen sowohl zum Bürgermeister als auch an das staatliche Seguridad Social in Valencia.
Und das scheinen nicht Ausnahmefälle zu sein, wie zwischenzeitlich bekannt ist. Im übrigen ist in Spanien keine freie Arztwahl, das heißt Patienten können nicht bestimmen zu welchem Arzt sie gehen.

Wenn Sie in Spanien zum Arzt gehen würden, gehen Sie selbstverständlich nicht diesen Weg. Sie können ja jeden Arzt aufsuchen, ich übrigens ebenso da ich Privat versichert bin. Aber es geht weder um Sie noch um mich, also können wir diesen Teil Ihrer Aussage wohl ad acta legen.
Bruny
Bruny

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