Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Die Saat der Gewalt: Israelis und Palästinenser schaffen die Aussöhnung nicht

Internationale Politik Die Saat der Gewalt: Israelis und Palästinenser schaffen die Aussöhnung nicht

Re: Die Saat der Gewalt: Israelis und Palästinenser schaffen die Aussöhnung nicht
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Jetzt hat der Gaza-Krieg auch Zwietracht gesät in Barenboims Eastern Divan Orchester, wie ich eben in der SZ las.
Dieses Orchester, das immer für Toleranz und Aussöhnung innerhalb der verschiedenen Völker stand! Auch hier ist jetzt Aussöhnung zur Zeit äußerst schwierig.
Die Musiker haben sich auf Facebook derart in Rage geschrieben und gestritten, dass Barenboim sich veranlasst sah, einzugreifen und einen Appell an sie zu richten. In einer Mail bat er die Musiker, sich einer Kunst zu besinnen: "der Kunst des Zuhörens und Verstehens. Gerade in Kriegszeiten müsse das Orchester bleiben, was es ist: ein Leuchtturm der Hoffnung", schreibt Barenboim.

So ist das, sehr traurig das alles. So zerstört der Krieg nicht nur Menschenleben im Nahen Osten, sondern auch die Harmonie in den Multi-Kulti-Friedenslagern im Westen.

Kriege sollten verboten werden!
olga64
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Mitglied

Re: Die Saat der Gewalt: Israelis und Palästinenser schaffen die Aussöhnung nicht
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.07.2014, 16:41:00
Der letzte Satz gefällt mir sehr gut - Kriege sollten verboten werden, aber wer verbietet sie? Und fallen unter dieses Verbot auch die virtuellen Kriege, die tagtäglich in Internet-Foren ausgetragen werden?
Ich habe das Interview heute in der Südd. Zeitung in Sachen Divan gelesen und es eigentlich als gut empfunden - hier sind verschiedene Meinungen, die aber relativ anständig ausgetragen wurden. Ich denke auch, dass nicht mal Herr Barenboim davon träumte, die Welt durch ein solches Orchester ändern zu können -. Wäre ja auch nicht möglich, da es auf dieser Welt zu viele Krisengebiete gibt und die Orchester dafür alle nicht ausreichen würden, die dies bewerkstelligen sollten. Olga
Re: Die Saat der Gewalt: Israelis und Palästinenser schaffen die Aussöhnung nicht
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 28.07.2014, 16:45:07
Ja, Olga, das Interview war gut, die beiden konnten zivilisiert streiten. Aber auf Facebook war es sicher anders, wenn Barenboim eingeifen musste.

Kriege sollten verboten werden, ist natürlich nur eine schöne Utopie von mir, die sich nicht verwirklichen lässt. Leider werden sie im Gegenteil immer von Interessenvertretern geschürt, und die Leidtragenden sind vor allem Zivilisten und vor allem Kinder, die diese Kriege nicht angezettelt haben.
Zumindest das weitere Befeuern und Schüren von Kriegen sollte man versuchen zu unterbinden. Aber wenn man das verbal in den Foren tut, wird man gern belächelt als ahnungslos und naiv, ich spreche aus Erfahrung.

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Tina1
Tina1
Mitglied

Re: Die Saat der Gewalt: Israelis und Palästinenser schaffen die Aussöhnung nicht
geschrieben von Tina1
als Antwort auf Medea vom 28.07.2014, 13:34:44
Die Idee, Israel von unten her, sprich durch das weitverzweigte
Tunnelsystem quasi auszulöschen, ist so perfide und so genial (das Böse
und der geniale Irrsinn sind Brüder), daß einem der Atem stockt.
(Erinnert irgend wie an das trojanische Pferd.

Die Hamas sind durch und durch vom Haß zerfressen, da bleibt kein Platz
für ein wenig Vernunft und Menschlichkeit. Die Gemäßigten werden nicht
mehr gehört, die Extremisten bestimmen, wo es langzugehen
hat. Sie nehmen die Zerstörung von Gaza hin, den Tod von Kindern,
Erwachsenen, Kranken, Tieren etc., um die Welt sich gewogen zu machen.
Das Trauerspiel kann weitergehen.


"Betonierte Decken, Elektrizität: ARD-Korrespondent Richard C. Schneider zeigt seltene Bilder aus einem von der Hamas gebauten Tunnel, die vom Gazastreifen auf israelisches Gebiet führen. Offenbar scheuten die radikalen Palästinenser beim Bau weder Aufwand noch Kosten."

Im Innern eines Hamas-Tunnels

..und so sehen die Tunnel aus, und man muss sich die Frage stellen darf man Tunnels mit den geschilderten Zielen hinnehmen? Und was macht die Hamas für die Bevölkerung? Warum verwenden sie das viele Geld nicht dafür das es der Bevölkerung besser geht, wo es doch an so vielen fehlt?
Warum läßt sich das palästinensische Volk von der Hamas ("sunnitisch-islamistische Palästinenser-Organisation, eine terroristische Vereinigung") bestimmen? Warum wurde sie gewählt? Das Volk hat doch keinerlei Mitspracherecht, bestimmt auch keinerlei Meinungsfreiheit. Das kann sich kein Volk wünschen sie werden von den eigenen Leuten missbraucht, das ist mehr als schlimm. Wenn man was für das palästinensische Volk tun will dann muss man auch in der Richtung was tun, denn sie sind Gefangene im eigenen Land. Das ist meine Meinung zu dieser Sichtweise, vielleicht auch naiv, das sollte aber auch erlaubt sein.
Tina
olga64
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Mitglied

Re: Die Saat der Gewalt: Israelis und Palästinenser schaffen die Aussöhnung nicht
geschrieben von olga64
als Antwort auf Tina1 vom 28.07.2014, 17:14:49
Das Gefährliche an der Hamas ist ja, dass sie wissen, hier nicht gewinnen zu können - sie haben aber auch nichts zu verlieren. Wenn sie Menschen als Schutzschilder platzieren und diese getötet werden, ist ihnen bekannt, dass die Masse der Menschen dies wieder Israel ankreiden wird.
Die Hamas hat ja auch keine Unterstützer-Szene mehr (Ägypten ist abgesprungen, der Iran ebenfalls -es bleiben noch Katar und die Türkei,d ie aber ihre eigene Suppe kochen). Und von den deutschen Demonstranten in der Ferne wird der Hamas sicher nicht geholfen werden.
Aber es kann gut sein, dass es eine Zeit geben wird, wo "man" sich weltweit nach dem Terroristenverein Hamas sehnen wird. Auch dort kann sich eine ISIS rüsten, nachdem sie Salafisten den Grundstock gelegt haben. Das dürfte der Weg in die Zukunft sein und dann gehen die Grausamkeiten erst so richtig los. Olga
Re: Die Saat der Gewalt: Israelis und Palästinenser schaffen die Aussöhnung nicht
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 28.07.2014, 17:22:56
Hallo, olga 64,

60 Jahre Terror auf beiden Seiten! Der nächste Terror
kommt bestimmt!

Wann begreifen die Kontrahenten endlich, dass diese Art der Konfliktlösung nichts bringt?

Gruß Grums

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olga64
olga64
Mitglied

Re: Die Saat der Gewalt: Israelis und Palästinenser schaffen die Aussöhnung nicht
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.07.2014, 17:35:25
wenn Sie die Antwort interessieren sollte, sollten Sie sie an die richtige Adresse richten - ich bin es nicht. Ich befürchte nur ,dass Ihnen die Kontrahenten auch nicht weiterhelfen werden.
Es ist ja schon für die Diplomaten derzeit unmöglich, hier einzuwirken - dann dürfte es auch für die Senioren dieses Forums schwierig werden, oder? Olga
Re: Die Saat der Gewalt: Israelis und Palästinenser schaffen die Aussöhnung nicht
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 28.07.2014, 17:38:26
Hallo, olga 64,

Senioren sollte man nicht unterschätzen!

Ich persönlich verdränge diesen Irrsinn,
so weit wie möglich.
In ein paar Monaten oder Jahren kommt
der nächste Konflikt.

Gruß Grums
panda
panda
Mitglied

Re: Die Saat der Gewalt: Israelis und Palästinenser schaffen die Aussöhnung nicht
geschrieben von panda
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.07.2014, 18:21:35
Der Irrsinn beim verdrängenden Senior , oder der Konflikt in Palästina ?
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Die Saat der Gewalt: Israelis und Palästinenser schaffen die Aussöhnung nicht
geschrieben von carlos1
als Antwort auf adam vom 26.07.2014, 00:27:29
Danke für deinen Beitrag, adam,
Perspektiven sind Wegweiser aus der Hoffnungslosigkeit, Zeichen oder Signale der Hoffnung.

Ich erinnere mich an 2006 , als die Armee Israels schiitische Gebiete im Libanon in Schutt und Asche legte. Damals verlautete von der US-Politik es müsse unverzüglich ein sofortiger Waffenstillstand her. Das Problem müsste dann an den Wurzeln gepackt werden. Was sind dei Wurzeln des Konfliktes?

Ein Dach über dem Kopf zu haben, Kinder in die Schule schicken zu können oder genug zu essen zu haben, ist Arabern/Palästinensern und Israelis/Europäern gemeinsam. Über die elementaren Lebensbedürfnisse und deren Notwenigkeit gibt es als solche keinen Dissens. Aber es geht im Palästinakonflikt um etwas anderes als um elementaren Bedürfnisse.

Ausgehend von den Vorgängen in Gaza, den vielen Toten, der Verbitterung dem tiefen Hass und Aussagen darüber, dass Israelis die Leute in Gaza nicht verstehen und umgekehrt von Palästinensern, die die Israelis nicht verstehen. Wie kann Kommunikation zwischen unterschiedlichen Kulturen aussehen? Sie ist möglich. Aber wenn Exzesse wie in Gaza sich abspielen, sind viele Fehler gemacht worden, seit Jahrzehnten. Ob angebliches Opfer oder angeblicher Aggressor, Fehler wurden von beiden gemacht.

Die Geschichte müsste neu aufgerollt werden. Werde ich nicht tun. An einigen Beipielen lassen sich Fehler aufzeigen, wo man eigentlich alles richtig machen wollte. Im Jahr 2000 schienen die Camp David Gespräche hoffnungsvoll zu verlaufen. Am Ende standen die so gen. Clinton Parameter fest, der realistische Rahmen für den Frieden der beiden Gruppen. Es war klar, wie eine Einigung zwischen Israeli und Palästinenser aussehen müsste, Das Ende war jedoch ein diplomatische Fiasko, eine Tragödie von Fehlern und dann, im Herbst 2000 der Ausbruch der zweiten Intifada.

Minpräs.Barak hatte auf israelischer Seite ein anderes Herangehensweise als Arafat. Barak war an eine fragile Koalition gebunden. Zudem war ihm klar, dass Rabin mit den im Inhalt eher vagen Versprechungen von Oslo der öffentlichen Meinung in Isr. vorgegriffen hatte. In militärischer Manier suchte Barak eine sofortige und endgültige Lösung.

Arafat dagegen sah einen neuen Verhandlungsmarathon vor sich und kannte die nicht eingelösten Versprechungen zur Landrückgabe. Er fürchtete eine Falle und war besorgt um seine Position in den Autonomiegebieten. Bei den 22% verbliebener Landanteil des ursprünglich von Palästinensern besiedeltes Gebiet wollte er keine weiteren Anteile abgeben.

Der Verhandlungsweg Amerikaner ging von der Präsentation einer Position aus, die Israel im Höchstfall gerade noch zugestehen konnte, die dann den Palästinensern repräsentiert wurde. Diese sollten einen Gegenvorschlag ausarbeiten, der dann den Israelis unterbreitet wurde.

Dieses Szenario lief mehr als einmal in die falsche Richtung, Es begann mit einer irrealen Untergrenze, lief dann ohne Gegenvorschlag weiter und endete ergebnislos. Ein Fehler nach dem anderen und eine Tragödie als Vorspiel zu weiteren Tragödien. Als die Intifada losbrach, wurde das von den Isr. so gedeutet, als wäre alles planmäßig inszeniert worden. Viele glauben es heute noch. Die pal. Seite wiederum sah im Scheitern der Gespräche eine Provokation der israelischen Seite, was ebenfalls nicht nachvollziehbar ist. Oslo war gescheitert und das Ergebnis war schlicht Verzweiflung. Die Verbitterung gegenüber der PLO und Fatah mischte sich dazu. Deren Führung predigte seit Jahrzehnten die Heraufkunft eines pal. Staates, stattdessen demonstrierte sie Inkompetenz, Korruption und Missachtung von demokratischen Rechten und Menschenrechten.

Auf israelsicher Seite fühlte man, dass die gemäß dem Abkommen von Oslo Preisgabe von Städten im Westjordanland keine Sicherheit vor Anschlägen gebracht hatte, keine stabile Entwicklung. Barak verkündete dazu eine glatte Lüge, als er verkündete, Arafat habe die ausgestreckte Hand zum Frieden ausgeschlagen.

Es war trotzdem kein sinnloses Unterfangen in Camp David. Die Verhandlungen machten klar, was ging und was nicht, wo der Hebel anzusetzen war: Der pal. Staat sollte 94-97% des Westjordanlandes erhalten. Wegen annektierter Gebiete um Jerusalem sollte ein Gebietstausch vorgenommen werden. Isr. würde die Vorstellung einer Ostgrenze im Jordantal aufgeben müssen. Dort sollte eine multinationale Truppe stationiert werden. Palästina erhielte weiter das gesamte Gazagebiet samt Teilen des angrenzenden israelischen Territoriums wegen der stark wachsenden Bevölkerung. Ein exterritorialer Korridor sollte Gaza mit dem Westjordanland verbinden.

Jerusalem sollte geteilt werden, um zwei Hauptstädte zu bilden. Die Gebiete der heiligen Stätten sollten den einzelnen Religionen. Offen blieb, wie mit den Ostjerusalem umfassenden Siedlungen zu verfahren sei. Diese würden Ostjerusalem von Ramallah abschneiden.

Jerusalem ist überhaupt Kern des Konfliktes.

Eine solche Teilung wird in Israel im Rahmen einer Friedenslösung als diskussionswürdig erachtet. Sie widerspricht jedoch der Forderung nach einem unteilbaren Jerusalem. Würde man die Option einer 'Teilung ausschließen würde es von vornherein keine Friedensverhandlungen geben. Die Gefahr eines Religionskrieges, des Gegeneinanders religiöser Identitäten im 21. Jhd, könnte immer noch in einem späteren Stadium der Teilung entstehen. Das Problem für die PLO/Fatah: Sie ist säkular, aber mit den Heiligen Stätten hält sie eine wichtige Trumpfkarte in der arabischen Welt in der Hand. Aber wird sie diese Karte ausspielen? Islamisten sind allzu bereit diesen Trumpf auszuspielen. Frage: Was wären die Palästinenser heute in der arabischen Welte ohne die Heiligen Stätten Jerusalems? Ein eher unbekanntes und uninteressantes Volk wie die Kurden.

Was geschieht mit den 5 Mio Flüchtlingen der "nakba" und ihren Nachkommen? Eine Rückkehr großen Stils wird es nicht geben können. Oslo sah, wenn ich mich entsinne, eine Kompensation vor.

Als Hinweis nur noch die Erwähnung Marwan Marghoutis, der am 16.1.2002 einen Artikel in der Washington Post veröffentlichte:

Zitat: "Der einzige Weg für Israel Sicherheit zu gewinnen, besteht darin, die (damals) 35jährige Besatzung palästinensischen Territorium zu beenden. Die Israelis müssen sich von dem Mythos verabschieden, dass es möglich ist gleichzeitig Frieden und Besatzung zu haben, dass eine friedliche Koexistenz zwischen Sklave und Sklavenhalter möglich ist. Der Mangel an Sicherheit für Israel entspricht einem Mangel an Freiheit für Palästina. Israel kann erst dann Sicherheit haben, wenn die Besatzung beendet ist, nicht vorher." M. Barghouti


B. spricht weiter von engen wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen unabhängigen und gleichberechtigten Nachbarn. Das sind die Perspektiven, die ich meinte, adam.

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