Internationale Politik Ein neuer Rechter....Gauck
"Menschen, die sich mit gleicher Qualifikation mit türkischem Nachnamen um eine Stelle bewerben, haben nachgewiesenermaßen schlechtere Chancen eingestellt zu werden" Karl
Ich greife mal diesen Punkt heraus, weil ich ihn mit der Frage von adam verknüpfen möchte, was wir bis zum Erreichen einer besseren Chancengleichheit tun können (so habe ich ihn zumindest verstanden).
Also: es gibt zum Thema Chancengleichheit bei Bewerbungen in großen Firmen Leitlinien (meines Wissens sogar inzwischen im Regelfall). Und es gibt theoretisch einklagbare Gesetze. Diese sind auch in kleineren Firmen den Personalern genügend bekannt, dass hier selten offensichtliche Fehler gemacht werden.
Trotzdem findet ein Aussortieren statt, das nichts mit Qualifikation zu tun hat.
Argumente, die ich von Ärzten bzgl. der Einstellung von Sprechstundenhilfen hörte: Den Namen kann kein Patient aussprechen/schreiben, das schreckt ab. Eine Hilfe mit dunkler Hautfarbe schreckt die Patienten ab / stößt sie ab / deren Kompetenz wird von den Patienten angezweifelt, deshalb lassen sie sich dann keine Spritzen geben/Blutabnehmen etc.
Diese Liste lässt sich fortsetzen und sicher auch in anderen Branchen finden.
Da kannst du dir einen Wolf diskutieren, diese Bewerber haben keine Chance bei Einstellern, die so denken und argumentieren.
Ich glaube, dass viele gar nicht argumentieren, sondern so denken, ohne darüber zu sprechen. Denn sie wissen genau, dass es aktiv gelebter Rassismus ist.
Welche Möglichkeiten haben wir, hier Einfluss zu nehmen?
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Btw. habe ich kürzlich in einem Krankenhaus in der Notaufnahme erlebt, dass weiße Mitarbeiter eines schwarzen Pflegers diesen "Schneeflöckchen" nannten. Offensichtlich als routinemäßigen Spitznamen. Meinen Humor trifft das überhaupt nicht. In so einer Ausnahmesituation habe ich aber auch nicht die Kraft gehabt, den Pfleger zu fragen, wie er das findet. Offensichtlich war er aber rangniedrig.
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Bei meinem Beitrag hatte ich zunächst "nur" die Kinder vor Augen. Es muss erheblich mehr getan werden hinsichtlich Förderung in Kindergärten und Schulen! Ich erlebe an der Realschule (90% Migrantenkinder, zum großen Teil aus der 3. Generation Gastarbeiter), dass ein sehr großer Prozentsatz mangelhafte Deutschkenntnisse hat, was sich in fast allen Fächern niederschlägt. Da ist Benachteiligung, Scheitern und Chancenungleichheit vorprogramiert. Wenn Zuwanderung erwünscht ist, dann müßten solche begleitende Maßnahmen selbstverständlich sein. Es wird zuviel diskutiert und zu wenig gehandelt.
Chancengleichheit ist ein Ideal, das natürlich in der realen Welt immer nur angenähert werden kann, denn es liegt in der Biologie aller Menschen tief verankert, dass er das Fremde fürchtet.Ich denke mal diese Formulierung trifft es genauer als Rassismus.
.geschrieben von karl
Die meisten Menschen sind keine Rassisten,
sondern sie haben Angst vor dem vermeintlichem Fremden.
Viele die Entscheidungen treffen müssen bei Einstellungen haben da zwei Probleme.
Einmal wo werden die Bewerber eingesetzt.
Und wie reagiert der Patient/Kunde auf Ärzte, Krankenschwester, Handwerker die ins Haus kommen, etc....
Das tickt im Hinterkopf, nicht das Sie Rassisten sind, sondern sie kennen (teilweise) die Grundhaltung unserer Gesellschaft zu Fremden.
Meine Kollegen waren auch verschiedener Herkunft und es gab überhaupt keine Probleme.
Allerdings konnten alle Deutsch perfekt, in einem Handelshaus mit Kundengespräche ein Muss.
Chancengleichheit ist ein Ideal, das natürlich in der realen Welt immer nur angenähert werden kann, denn es liegt in der Biologie aller Menschen tief verankert, dass er das Fremde fürchtet.Danke Karl für diese sehr guten Aussagen.
Chancengleichheit bedeutet nicht Gleichmacherei, sondern in einer chancengerechten Gesellschaft hat jeder die Möglichkeit, seine Talente zu entwickeln, ohne dass die Gesellschaft ihn in seinen Möglichkeiten beschneidet, im Gegenteil, sie sollte ihn ermutigen und unterstützen.
Karl
Auch wenn in jedem Menschen die Angst vor dem Fremden (und vor Veränderungen insgesamt, was im Alter überproportional ansteigt) angelegt ist, kommt es immer noch darauf an, wie der oder die Einzelne dieser Furcht begegnet: die einen werden versuchen, das Fremde kennenzulernen, was auch Kontaktaufnahme bedeutet und dann in den allermeisten Fällen feststellen, dass das alles nicht so schlimm ist. Dieses Verhalten ist meist bei jungen Menschen und Kindern zu betrachten, weil dort die Neugierde und auch Toleranz oft noch überwiegt.
Andere werden sich Gruppen anschliessen, wo das Fremde generell bekämpft wird bis hin zu bedrohlichen Szenarien - auch das haben wir weltweit mehr und mehr.
Chancengleichheit ist ein zutiefst erstrebenswerter Begriff, scheitert jedoch meist daran, dass sich jeder Mensch selbst wichtiger nimmt, als den anderen (auch wenn Menschen je nach kultureller Reife dies nicht immer zugeben). Es gibt ja schon die Beispiele bei Kindern in der Schule, in den Familien und im Beruf: wenn jeder seine Talente frei entwickeln kann, überwiegt meist doch die Lust und Sucht danach, besser als der andere zu sein und sein eigenes Talent als nicht zu übertreffen darstellt.
Immer wenn Menschen für die Geschicke anderer Menschen zuständig sind (was in unseren Leben ja der Fall ist), kann der Gerechtigkeitsaspekt nicht vollkommen klappen. Das schaffen klerikale Einrichtungen genau so wenig wie politisch motivierte und bleibt demzufolge - leider - meist ein Aufruf an anonyme Mächte, wenn wir nicht selbst als Einzelner den ersten Schritt wagen und andere motivieren, dies mit uns zu machen (und uns selbst dabei in den Hintergrund stellen). Olga