Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien

Internationale Politik Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien

olga64
olga64
Mitglied

RE: Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien
geschrieben von olga64
als Antwort auf Edita vom 21.10.2017, 16:31:36

Man hat mir von Kennern des Landes Spanien und auch Katalonien erzählt ,dass letztere im eigenen spanischen Land dafür bekannt sind, sich immer wieder als Opfer zu stilisieren. Hardliner dieser Bewegung regen sogar an, dass alle Länder, in denen Catala gesprochen wird (wozu dann auch das Perigord, Andorra und auch Sardinien gehört) in ein unabhängiges Katalonien eingeschlossen werden sollen. Eine Art Annektion aus opfertechnischen Gründen mit gehörigem Grössenwahn, wie ich finde, da mir zumindest nicht bekannt ist, dass diese Länder unbedingt diesen Weg gehen wollen.
Aktuell erleben wir in Italien (Lombardei und Venetien) wie man es auch machen kann, wenn Regionen sich finanziell übervorteilt fühlen von Zentralstaaten und mehr Autonomie wünschen.
Diese legalen Referenden waren mit einem Quorum ausgestattet und sollten nie zu einer Unabhängigkeit vom Zentralstaat führen (worauf ausdrücklich hingewiesen wird, weil man anscheinend nicht mit Katalonien in einen Topf geworfen werden möchte), sondern die Rolle verstärken soll für 'Verhandlungen in Rom über eine Ausdehnung der Autonomie.
Ich denke, mehr und mehr nimmt keiner mehr Puigdemont ernst. Die jetzt wohl angeordneten Neuwahlen in dieser Region hätte er eigentlich auch selbst anberaumen können, wenn es "ihm" schon so sehr um den Ausdruck des Volkswillen gehen sollte.
Dieser Typ hat sich einfach übernommen, was dazu führt, dass im 'Rest-Spanien die Unterstützung für 'Gesamtspanien und für Rajoy immer grösser wird, der auch die Oppostion hinter sich weiss.
Was allerdings der "Ausflug" zu unserer Kanzlerin in diesem Zusammenhang soll, das mag verstehen, wer will. Ich finde es einfach nur unnötig, wenn der Unwille gegen Frau Merkel sich nun auch noch auf Katalonien ausdehnt. Wo sie doch schon die Alleinschuld für den Ausgang der österreichischen Wahlen und vieles mehr, was nicht gut läuft, so hat. Tststs - Olga

luchs35
luchs35
Mitglied

RE: Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Achill vom 23.10.2017, 14:41:50

Du hast Recht, Achill, der Europäische Verfassungsvertrag sollte 2006 ratifiziert werden,  was nicht geschehen ist. Deshalb gilt in Spanien immer noch die eigene Verfassung des Landes, wobei Paragraph 155 trotzdem einen "doppelten Boden" hat, da er das Recht der Demokratie und der Bürger auf Selbstbestimmung  aushebelt. 
Irritiert hat mich die Aussage der deutschen Bundeskanzlerin, dass sie diesen Paragraphen noch nie genauer angesehen habe.

Solange die Basken sich mit dem, was ihnen zugestanden wurde, zufrieden sind , werden sie sich kaum laut zu Wort melden.  Denn im Baskenland gibt es sehr viele Familien, die Angehörige in spanischen Gefängnissen besuchen müssen, die seinerzeit der ETA angehörten. 

Unbegreiflich ist das Verhalten der spanischen Regierung unter Rajoy, die es seit Jahren in der Hand hatte, durch Verhandlungen  eine Lösung zu suchen.  

Luchs35




 

olga64
olga64
Mitglied

RE: Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 23.10.2017, 17:06:54

Diesen § 155 haben wir in Deutschland ebenfalls in ähnlicher Form im Grundgesetz, demzufolge Abspaltungen einiger Regionen nicht möglich sind.
Dies bestätigte Frau Merkel auch in einer ihrer Reden zu diesem Komplex; ansonsten, was soll sie sich in die spanischen Belange einmischen? Dies würde ihr gerade von denen, die das jetzt scheinheilig fordern, umgehend als negativ kritisiert werden, wo "SIE" doch derzeit in Deutschland genug eigene Probleme hat.
Es ist immer wieder leicht, die herauszufiltern, die in einem Aufwasch sämtliche Schuld der ungeliebten, deutschen Kanzlerin ans Bein binden wollen, vornehmlich von denen, die nicht mehr in Deutschland leben und auf Kritik zu den Gastländern, wo sie sich aufhalten, mehr als empfindlich reagieren.... Olga


Anzeige

Achill
Achill
Mitglied

RE: Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien
geschrieben von Achill
als Antwort auf olga64 vom 23.10.2017, 17:12:20

Auszug aus einer Rede Rajoys vor dem spanischen Parlament (entnommen der fz. Tagespresse)
 

« Le gouvernement a dû appliquer l’article 155 de la Constitution, ce qui n’était ni notre désir ni notre intention », a assuré Mariano Rajoy, qui estime que le processus indépendantiste « cherchait l’affrontement ». « C’est un article qui ne s’applique que pour des conditions exceptionnelles, a-t-il poursuivi. Mais aucun gouvernement d’un pays démocratique ne peut tolérer que la loi soit ignorée et violée. »

Übersetzung:
Die spanische Regierung sah sich  gezwungen, Artikel 155 der spanischen Verfassung anzuwenden und auszurufen, was weder unser Wunsch noch unsere Absicht war. Die Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien suchte die Konfrontation. Dieser Artikel wird nur in außergewöhnlichedn Umständen angewendet. Aber keine Regierungn eines demokratischen Landes kann es hinnehmen, dass das Gesetz gebrochen oder ignoriert wird.

Die Abstimmung im spanischen Parlament findet am Freitag, dem 27.10. statt. Es steht außer Frage, dass bei den herrschenden Mehrheitsverhältnissen der Anwendung des Artikels 155 nicht zugestimmt wird. Falls Puigdemont (so Rajoy) nicht von der Erklärung der Unabhängigkeit in Form einer offiziellen und öffentlichen Erklärung Abstand nimmt werden er und die gesamte katalanische Regierung ihres Amtes enthoben und unter Anklage gestellt. Die spanische Regierung übernimmt dann die Regierungsgeschäfte in Katalonien. Die Mossos catalunya (die katalonische guardia civil) wird entmachtet und durch die spanische guardia civil ersetzt. Das span. Militär ist in Alarmbereitschaft und wird, falls erforderlich, einschreiten.
 
luchs35
luchs35
Mitglied

RE: Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Achill vom 25.10.2017, 11:11:07

Und damit wäre Franco wieder nach Spanien zurückgekehrt!  Ein Staatschef, der Gewalt vor den Dialog setzt, sollte seine Regierungsweise nicht auch noch demokratisch nennen.  

Luchs35

CharlotteSusanne
CharlotteSusanne
Mitglied

RE: Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien
geschrieben von CharlotteSusanne
als Antwort auf luchs35 vom 25.10.2017, 13:18:01

Da sind erwachsene Männer, nicht erst seit heute im Politik-Geschäft........
und schaffen es nicht, einen Konflikt friedlich und mit der gebotenen Vernunft zu lösen !
Muß erst noch Blut fließen?

Es gäbe bestimmt eine vernünftige Lösung,
und ich würde mir wünschen, daß Felipe in dieser Frage mal so entschlossen
auftritt wie sein Vater seinerzeit, als die junge spanische Demokratie auf der Kippe stand.



Ich kann diesen Bestrebungen nach Kleinstaaterei nichts abgewinnen
und finde es fatal, welche Signale das für Europa aussendet.
Die Politiker in Spanien auf beiden Seiten sollten sich schämen !

Man sollte sich im Jahr 2017 mal vor Augen führen,
wie es vor 200 Jahren im Deutschen Reich aussah,
und ob man solche Verhältnisse  - in irgendeiner Form -
in Europa wieder haben möchte !




Es ist reaktionär, daß die Separatisten solche Krisen heraufbeschwören,
aber es ist auch reaktionär,  wenn Zentralregierungen  politisch nicht in der Lage sind,
die Regionen des Landes gerecht zu behandeln.
CharlotteSusanne

 


Anzeige

olga64
olga64
Mitglied

RE: Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien
geschrieben von olga64
als Antwort auf CharlotteSusanne vom 25.10.2017, 15:04:27

Es stimmt natürlich nicht ,dass Herr Puigdemont ein erfahrener Politiker ist. Er ist Journalist und macht sich diese Sezession zu seiner persönlichen Lebensaufgabe, allerdings sehr ungeschickt und vermutlich auch umgeben von unprofessionellen Beratern ohne jegliche juristische Kenntnisse, was geht und was nicht.
Zu einem Gespräch und zu einer Verhandlung gehören immer mindestens zwei Partner, die auch bereit sind, zu verhandeln und am Ende einem Kompromiss zuzustimmen.
Das geht nicht mit einem, der keine konkrete Aussage macht, was ja der Status Quo ist. Jetzt will er auch noch Klage erheben vor dem Gericht, das dieses Referendum schon mal untersagt hat. Dann geht er in den Senat, möchte dort eine Rede halten (der Senat ist von der Partei des Herrn Rajoy dominiert).
König Felipe ist anders als sein Vater (der ja auch nicht immer Vorbild in allen Lebenslagen war) und er vertritt die Meinung des Natinalstaates, wie auch die Mehrheit des spanischen Volkes, das es vermutlich schon länger satt hat, dass Katalonie viele Sonderrechte hat, die das übrige Spanien nicht besitzt.
Und das alles, weil vor fast 300 Jahren dieses Katalonien mal eine falsche Entscheidung getroffen hat, in dem es sich auf die Seite der Habsburger geschlagen hat (und dann bitter dafür bestraft wurde).
Jetzt fordern sie sogar Regionen in Frankreich auf, sich den Sezessionsbestrebungen im spanischen Katalonien anzuschliessen (weil dort auch Catala gesprochen wird).
Senor Puigdemont weiss nicht mehr ein und aus - kein Wunder bei dieser nicht vorhandenen Professionalität. Olga

Edita
Edita
Mitglied

RE: Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien
geschrieben von Edita

Also ..... ich bin hin und hergerissen, in allen Medien, egal ob Print oder Guck, bekommt Puigdemont den schwarzen Peter, von mir auch - weil er halt einfach für mich unsympathisch rüberkommt, aber da ich weiß, daß es darum nicht geht, habe ich mal "wertfreie" Informationen über den Autonomiestatus Kataloniens gesucht und auch gefunden, aber erst seit 2006, aufgeschrieben hat sie ein gewisser Xabier Arzoz, seines Zeichens Dr. iur., LL.M. (Saarbrücken), Wirtschaftsjurist (Universität Deusto), Professor für Verwaltungs-und EU-Recht an der Universität des Baskenlandes.
Veröffentlicht wurde der Aufsatz 2009 vom  Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht.
Er ist recht informativ und auch für Nichtakademiker gut zu lesen, und weil ich diesem Prof. mehr glaube als "unseren" öffentlichen Auskennern, habe ich für Puigdemont, meinem persönlichen Unsympathen, und den Katalanen vollstes Verständnis !

Wen es interessiert, wagt euch ran - ist wirklich informativ und zeigt wie die Konservativen in Spanien ticken!

Das Autonomiestatut für Katalonien von 2006 ....

Edita

JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf Edita vom 25.10.2017, 18:05:34

Ich habs nur bis Seite 153 geschafft. Spass beiseite.

So geht es mir bei vielen politischen Problemen, mir fehlt die Kompetenz, überhaupt STellung zu beziehen, man müßte sich so ein komplexes Thema zur Hauptbeschäftigung machen, um zu entscheiden, ob dazu nicht jeder eigene Satz wie schlechter Senf wirkt.
Entscheidend scheint mir, immer zu sein, dass KOntrahenten, Unfreunde, Rivalen mit einader streiten, direkt, ohne Begleitmusik durch Medien, Deppen, Viertelwissenden, Ideologen, Idi....

olga64
olga64
Mitglied

RE: Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien
geschrieben von olga64
als Antwort auf Edita vom 25.10.2017, 18:05:34

Ich gestehe es: ich werde das nicht lesen, obwohl ich es mir von meinen intellektuellen Kapazitäten her schon zutrauen würde.
Ich habe in letzter Zeit in der Südd. Zeitung einige Aufsätze gelesen, die mich auch in Bezug auf die historischen Zusammenhänge interessierten. ES kommt ja nichts von nichts, da halte ich dies für sehr wichtig. Persönliche Anti- oder Sympathien habe ich da weniger, weil ich ja keinen der Politiker in Spanien kenne oder kennenlernen werde oder möchte oder was auch immer.
Was nun die Konservativen in Spanien anbelangt: von 1982 - 1986 (Gonzales) und von 2004 - 2011(Zapatero) regierten die Sozialisten. Sollte nur erwähnt werden für alle Fälle. Könnte ja sein, dass die auch was damit zu tun haben, würde jedenfalls gut ins Zeitfenster "2006" passen. Olga


Anzeige