Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien

Internationale Politik Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien

qilin
qilin
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RE: Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien
geschrieben von qilin
als Antwort auf dutchweepee vom 03.11.2017, 06:54:14
In Südtirol mussten erst Strommasten gesprengt werden, ehe die italienische Regierung klug wurde und dem Südtirol mehr Freiheit und Autonomie zubilligte.
 
Das Gruber/De Gasperi-Abkommen von 1946 wurde von Italien nur äußerst mangelhaft umgesetzt, sodass 1960 die UNO damit befasst werden musste; in den 60er Jahren waren die 'Bumser' am Werk - das hat die Italiener allerdings in ihrer harten Haltung eher bestärkt (ich hatte einen Freund in Innsbruck, der nicht nach Südtirol fahren konnte, weil er dort in Abwesenheit zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden war) - erst 1969 hat sich die SVP unter Landeshauptmann Magnago mehrheitlich dazu durchgerungen, doch lieber eine Autonomie anzustreben - und dann kam 1972 das zweite Autonomiestatut, das auch eingehalten wurde...

() qilin
dutchweepee
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RE: Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.11.2017, 07:35:36
Bruny schrieb über Spanien: "Bei dem Referendum 2017 über die Unabhängigkeit in der spanischen Region Katalonien wurden nach teils brutaler Polizeigewalt mehr als 840 Menschen durch Einsätze der Guardia Civil und Polizei verletzt.

Die spanischen Polizisten schlossen Wahllokale, beschlagnahmten Abstimmungsunterlagen und hinderten Menschen mit Schlagstöcken und Gummigeschossen an der Stimmabgabe. Wegen dieser Einsätze setzten mehrere Hoteliers, bei denen die Einsatzkräfte untergebracht waren, die Beamten vor die Tür."


Wohlgemerkt: ...das passierte nicht im Land des bitterbösen Putin, sondern auf Anordnung einer rechtsnationalen Minderheits-Regierung in einem Mitgliedsland der EU.
RE: Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 03.11.2017, 15:10:03

Du sagst es Dutch und ist dir auch aufgefallen, wie viele DiskutantInnen sich hier darüber aufregen? Oder ist es vielmehr so, dass dem Gewaltverursacher zugestimmt und derjenige der die Bürger abstimmen ließ, verteufelt wird.
Bruny


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Tina1
Tina1
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RE: Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien
geschrieben von Tina1
als Antwort auf luchs35 vom 30.10.2017, 16:58:59
Das ist doch etwas sehr oberflächlich betrachtet angesichts dessen, dass es seit sehr langer Zeit in Katalonien rumorte und zu erwarten war, dass ein Mindestmaß von Entgegenkommen durch die spanische Regierung gezeigt wird - vor allem angesichts der Tatsache, dass gerade Katalonien die hauptsächliche Triebfeder für den wirtschaftlichen Aufstieg war - und das schon Mitte des 19.Jh (ca. 1850), was dann allerdings später Franco böse quittierte. 

Jetzt wird es der Einfachheit halber darauf geschoben,dass Katalonien mehr vom Steuer-Kuchen abhaben will, aber gerne beiseite geschoben, dass es die dauernden Nadelstiche und das Verächtlichmachen dieser Region die Menschen auf die Palme gebracht hat. 
Die spanischen Korruptionskandale  werden vergessen zu erwähnen.

Der sture Zentralpräsident Rajoy, der  das zunächst leise Aufbegehren der Katalanen überhörte und damit die Demokratie, die für alle gilt,  von einer  fratzenhaften Seite zeigte, trägt am derzeitigen Aufbegehren in erster Linie die Schuld. Zu einem Dialog war er nie bereit. Wie sollen sich da die Menschen wehren? Noch ist es ja relativ ruhig, aber es ist eine sehr angespannte Ruhe. Ich hoffe, dass rechtzeitig Vernunft einkehrt - auf allen Seiten!   

Luchs35
Richtig Luchs35.
Tina1
Tina1
Mitglied

RE: Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien
geschrieben von Tina1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.11.2017, 15:22:05
Du sagst es Dutch und ist dir auch aufgefallen, wie viele DiskutantInnen sich hier darüber aufregen? Oder ist es vielmehr so, dass dem Gewaltverursacher zugestimmt und derjenige der die Bürger abstimmen ließ, verteufelt wird.
Bruny
Bruny, genauso läuft es,
Tina
adam
adam
Mitglied

RE: Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien
geschrieben von adam
als Antwort auf Tina1 vom 04.11.2017, 14:01:30

Es ließen sich viele Streitereien vermeiden, wenn jeder nach Argumenten suchen würde, die seine Meinung unterstützen, statt über die zu schimpfen, die anderer Meinung sind.

Im Fall Katalonien ist es doch so, daß das Recht auf Seiten der spanischen Regierung ist, was die Grundlage der Auseinanderetzung bestimmt. Die Separatisten haben gegen das Recht und gegen den Spruch des obersten Gerichts verstoßen und sie vertreten lediglich eine Minderheit der Katalanen. Außerdem zeichnet sich immer deutlicher ab, daß Katalonien seine bevorzugte Stellung vor allem seiner Zugehörigkeit zu Spanien und damit zur EU, mit all ihren Vorteilen, zu verdanken hat. Katalonien ohne Spanien hätte allen Grund, die Mitgliedschaft zu Spanien zu beantragen. Das mal, um die andere Möglichkeit zu beleuchten.

Das alles bedeutet natürlich nicht, daß die spanische Regierung nicht die Verhältnismäßigkeit ihrer Mittel hätte beachten müssen. Auch das ist ein rechtsstaatliches Muß. Hatte sie eine richterliche Entscheidung? Kann sie direkt die Polizei befehligen? Wie ist das in Spanien?

--

adam


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Karl
Karl
Administrator

RE: Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 06.11.2017, 09:09:33
adam
Es ließen sich viele Streitereien vermeiden, wenn jeder nach Argumenten suchen würde, die seine Meinung unterstützen, statt über die zu schimpfen, die anderer Meinung sind.
Ein tolles Statement, könnte man direkt oberhalb des Editierfensters als ständige Mahnung anbringen.
Nun meine Meinung: Wenn wir für den Rechtsstaat sind, dann müssen wir auch dafür sein, dass geltendes Recht anerkannt wird. Zuviele wollen das Recht immer so biegen, bis dass es ihnen gefällt. Änderungen sollten nur über das Parlament möglich sein. Im konkreten Fall hat die lokale Regierung von Katalonien das Gesetz gebrochen und sich Kompetenzen angemaßt, die ihm nicht zustanden.

Karl
 
luchs35
luchs35
Mitglied

RE: Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien
geschrieben von luchs35
als Antwort auf adam vom 06.11.2017, 09:09:33

 Adam, Du zäumst das Pferd am Schwanz auf. Dieser "Aufstand" jetzt ist die Folge dessen, dass der 2006 ausgehandelte Vertrag zwischen der damaligen spanischen Regierung und Katalonien, der endlich nach vielen Auseinandersetzungen alle Seiten zufrieden stellte, durch den damaligen Oppositionsführer und heutigen Präsidenten Rajoy zu Fall gebracht wurde.  Rajoy war und ist für seinen Katalonenhass (siehe auch sein Befehl an die GC besonders hart durchzugreifen) und auch seine Sturheit bekannt.

Das unter verschiedenen katalonischen Regionalpräsidenten erhoffte und dann geforderte Gespräch wurde immer wieder abgeschmettert und die Schraube für die Katalonen angezogen.

Wir machen es uns aus der Ferne und dazu noch Unbeiligte zu einfach, wenn wir nur die letzten Wochen und Monate als Kritikpunkt nehmen. Dann muss man allerdings auch noch den letzten Auslöser der Streites dazunehmen: die riesige Korruptionaffäre anfangs des Jahres, in die auch Rajoy verwickelt und noch immer nicht geklärt ist. Große  Aufträge wurden der Regierung Rajoy nahestehenden  Firmen vergeben.

Katalonien zahlt den höchsten Steuersatz, bekommt am wenigsten zurück, wird von Ausschreibungen für Standorte übergangen, und hat eine der höchsten Verschuldungen, da aus den abgebenen Steuern nur wenig zurückfließt. 

Auch wenn es Katalonien durch seine aufgebaute Wirtschaft besser geht als anderen spanischen Regionen ist es doch verständlich, dass über diese Verteilungspraxis gesprochen werden sollte. 
Das wird aber von der Regierung Rajoy abgelehnt. 

Ich verstehe die Katalonen, aber ich hoffe auch, dass der jetzige Aufstand in einem Gespräch endet, der auch die Abtrennungswünsche von Tisch fegt., denn sonst gehen die Risse auch durch Familien, die aus Katalanen und Spaniern bestehen. 

So wie das bisher gelaufen ist, fahren alle Beteiligten an die Wand. 

Luchs35  

olga64
olga64
Mitglied

RE: Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 06.11.2017, 10:00:14

Der zukünftige Reichtum Kataloniens dürfte mittlerweile auf sehr wackeligen Beinen stehen; immer mehr Firmen verlassen die Region und siedeln sich woanders an.
Auch die Korruptionsvorwürfe gegen die PP (berechtigt) sollte man nicht zu einseitig sehen: auch die katalonischen Politiker und Unabhängigkeitsbefürworter haben solche am Bein; meines Wissens auch der Vorgänger von Puidgemont, Arturo Mas, der daraufhin zurückgetreten ist.
Ich frage mich natürlich auch, wie Herr Puidgemont seine 'Anwaltskosten bezahlen wird, wenn er nun in Belgien sitzt und vermutlich keine Einnahmen mehr hat. Aus den katalonischen Kassen geht das ja auch nicht mehr, da diese R'egierung dort abgesetzt ist.
Irgendwann sollte nicht nur Puidgemont einsehen, dass er für solche Projekte völlig unfähig ist, sich mit falschen "B'eratern" umgab und nun die Rechnung dafür bezahlen muss. Irgendwann sollten auch Aussenstehende wie wir dies aufgrund der Fakten einsehen, auch wenn "innerlich" in einigen von uns ein grosser Hass auf Rajoy und dessen Partei besteht, warum auch immer. Objektivität ist doch gerade durch unsere Aussenseiterrolle gegeben und die Unterscheidung, ob jemand legal oder illegal seine Projekte vorangetrieben hat. Und wenn es illegal ist, wie in diesem Fall, dann eben eine Strafe erfolgt. Olga

RE: Ein neues Schottland.2 ist in Aussicht: Katalonien
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 06.11.2017, 17:23:26

Ich weiß jetzt mit Ihrem Beitrag nicht viel anzufangen, Olga. Wer glauben Sie, hasst Herrn Rajoy? Wer hasst die PP. Mir persönlich ist sowohl Rajoy als auch seine PP egal. Wer die Geschichte Spaniens kennt und wer weiß wie absolut ungerecht Katalonien behandelt wurde, der hat es nur für eine Frage der Zeit angesehen, bis es rappelt in der Kiste. Genau wie im Baskenland und warum sich die ETA entwickelt hat, wissen wir alle. Wenn sich ähnliches in Katalonien entwickelt, davor hätte ich in der Tat Angst.
Bruny


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