Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Eine israelische Stimme der Vernunft

Internationale Politik Eine israelische Stimme der Vernunft

Karl
Karl
Administrator

Eine israelische Stimme der Vernunft
geschrieben von Karl
Was den Zusammenbruch der Feuerpause betrifft, so gab es nie eine wirkliche Feuerpause.
Das Wichtigste an der Feuerpause im Gazastreifen hätte die Öffnung der Grenzübergänge sein müssen. Ohne den ständigen Versorgungsfluss kann es im Gazastreifen kein Leben geben. Aber die Grenzübergänge waren - abgesehen von wenigen Stunden hin und wieder – nicht geöffnet. Die Blockade des Landes, vom Meer her und des Luftraumes gegenüber einer anderthalb Millionenbevölkerung ist ein Kriegsakt, genau so wie wenn Bomben fallen und Raketen abgefeuert werden. Sie lähmt das Leben im Gazastreifen: sie zerstört die Verdienstmöglichkeiten und bringt Hunderttausende an den Rand des Hungers; Krankenhäuser hören auf zu funktionieren; Strom und Wasserzufuhr sind unterbrochen.

Diejenigen, die die Schließung - egal unter welchem Vorwand – entschieden haben, wussten, dass es unter diesen Umständen keine wirkliche Feuerpause geben kann.

Das ist die Hauptsache. Dann kamen die kleinen Provokationen, die dafür bestimmt waren, die Hamas solle darauf reagieren. Nach mehreren Monaten, während derer kaum Qassamraketen abgefeuert worden waren, wurde eine (israelische) Armeeeinheit in den Gazastreifen gesandt, um „einen Tunnel zu zerstören, der nah an den Grenzzaun“ herankam. Vom rein militärischen Standpunkt aus gesehen, wäre es viel sinnvoller gewesen, auf der israelischen Seite des Zaunes einen Hinterhalt zu legen. Aber das Ziel war, einen Vorwand für die Beendigung der Feuerpause zu finden, und zwar in einer Weise, die es ermöglichte, den Palästinensern die Schuld dafür zu geben. Und tatsächlich, nach mehreren solcher kleinen Aktionen, bei denen Hamaskämpfer getötet wurden, rächte sich die Hamas mit einem massiven Granatenbeschuss und - siehe da – die Feuerpause war beendet. Alle gaben der Hamas die Schuld.


UND WAS WAR das Ziel? Zipi Livni verkündete es offen: die Hamasherrschaft im Gazastreifen zu vernichten. Die Qassams dienten nur als Vorwand.
geschrieben von Uri Avnery


Uri Avnery ist Gründer der Bewegung Gush Shalom. Der Publizist und langjährige Knesset-Abgeordnete Avnery, 1923 in Beckum geboren und 1933 nach Palästina ausgewandert, gehört seit Jahrzehnten zu den profiliertesten Gestalten der israelischen Politik. Er ist durch seine kämpferisch-kritische Begleitung der offiziellen israelischen Regierungspolitik weit über die Grenzen seines Landes hinaus bekannt geworden. Für sein Engagement für den Frieden im Nahen Osten sind ihm zahlreiche Auszeichnungen zuerkannt worden, unter anderen der Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück (1995), der Aachener Friedenspreis (1997), der Bruno Kreisky Preis für Verdienste um die Menschenrechte (1997), der Alternative Nobelpreis (2001) sowie der Carl-von-Ossietzky-Preis der Stadt Oldenburg (Mai 2002).
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karl
schorsch
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Re: Eine israelische Stimme der Vernunft
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Karl vom 04.01.2009, 09:02:18
Uri Avnery ist unzweifelhaft einer der profiliertesten Kritiker aus dem "eigenen Lager". Aber auch er ist ein Mensch. Menschen irren sich; sie haben die Tendenz, im Alter einseitig zu werden.

Tatsache ist: Würde die Hamas all ihre Energie und ihre finanziellen Mittel, die sie dazu missbraucht, sich aufzurüsten und immer wieder mit "kleinen Nadelstichen" - genannt z.B. Kassem Raketen - Israel zu provozieren, müsste kein Palästinenser hungern oder frieren. Es ist doch wohl unbestritten, dass durch genügend grosse und effiziente Kanäle riesige Waffenlager angelegt werden. Wäre es denn nicht sinnvoller, diese Kanäle für das Wohlergehen der eigenen Bevölkerung einzusetzen, statt für Waffen, die, gegen den Erzfeind Israel eingesetzt, die eigene Bevölkerung den Gegenschlägen auszusetzen?

Merke: Ich bin weder für noch gegen Israel oder die Palästinenser; ich bin für Vernunft und Dialog - und gegen Jahrhunderte langen, unfruchtbaren Hass. Und ich bin dagegen, dass unsere westliche und östliche Waffenindustrie Idioten dazu befähigen hilft, Kriege zu führen, die das Potenzial eines dritten Weltkrieges in sich haben.

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schorsch
idurnnamhcab
idurnnamhcab
Mitglied

Re: Eine israelische Stimme der Vernunft
geschrieben von idurnnamhcab
als Antwort auf schorsch vom 04.01.2009, 09:50:51
Ein sehr gescheiter, vor allem aber ehrlicher Mann. Jetzt sollte nur noch ein Hamas-Gegenpart gefunden werden, die dann zusammen, mit internationaler Unterstützung, eine für alle betroffenen Parteien akzeptable Lösung finden und durchzusetzen vermögen.

Ein nicht zu erfüllender Traum?

Es gibt da leider zu viele falsche Spieler im Hintergrund, die aus meiner Sicht gar kein Interesse am friedlichen Zusammenkommen der betroffenen Völker haben.
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idurnnamhcab

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EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
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Re: Eine israelische Stimme der Vernunft
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf Karl vom 04.01.2009, 09:02:18
Karl, dein eifer mit dem du hier pausenlos beiträge aller möglichen leute mit israelkritischer tendenz veröffentlichst in allen ehren.
Selbst in israel finden protestdemonstrationen statt ohne folgen für die demonstrierenden.
Ich vermisse allerdings einen, nur einen beitrag oder prominenten kritiker aus dem arabischen lager, der sich mit den taten und zielen der hamas auseinandersetzt.
Und kannst du dir eine gegendemonstration gegen die politik der hamas in der arabischen welt vorstellen, ohne das die demonstranten um ihr leben fürchten müssen?
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gram
Karl
Karl
Administrator

Re: Eine israelische Stimme der Vernunft
geschrieben von Karl
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 04.01.2009, 10:09:35
beiträge aller möglichen leute mit israelkritischer tendenz
geschrieben von gram

Uri Avnery gehört nun nicht zu den aller möglichen Leuten. Seinen Text zu lesen ist x-mal informativer als ständig deine Einseitigkeitsvorwürfe lesen zu müssen. Aber sich informieren kann ja richtig weh tun, nicht wahr?

Ich weiß, es ist ein langer Text (2061 Wörter) und die vorgefasste Meinung macht es schwierig, ihn bis zu Ende zu lesen, aber ich helfe dir, in dem ich die letzten Absätze zitiere:

Dies (der jetzige Krieg) wird historische Konsequenzen haben. Eine ganze Generation arabischer Führer, eine Generation, die von der Ideologie des säkularen arabischen Nationalismus erfüllt war, die Nachfolger von Gamal Abd-al-Nasser, Hafez al-Assad und Yasser Arafat, mögen von der historischen Bühne weggefegt worden sein. Im arabischen Raum besteht aber nur eine einzige Alternative: die des islamischen Fundamentalismus.

Dieser Krieg ist wie die Schrift an der Wand: Israel versäumt die historische Chance, mit dem säkularen arabischen Nationalismus Frieden zu machen. Morgen wird es mit einer einförmigen fundamentalistischen arabischen Welt konfrontiert sein, mit Hamas hoch zehn.
geschrieben von Uri Avnery


Ich wiederhole, was ich schon öfters geschrieben habe: Die wahren Freunde der israelischen Menschen müssen gegen diesen systematischen und andauernden Terror gegen die Palästinenser sein. Israel baut seine Feinde so nur auf und gewinnt den Frieden nicht. Das alte Testament ist einfach keine geeignete Anleitung für die Politik.
hafel
hafel
Mitglied

Re: Eine israelische Stimme der Vernunft
geschrieben von hafel
als Antwort auf Karl vom 04.01.2009, 11:09:56
Moin moin Karl, ich habe Deinen Beitrag (bis zum Ende) gelesen, so wie ich auch meistens die angegebenen Links vollends sichte. Auch dieser Dein Beitrag ist unausgewogen und einseitig da er verschweigt, dass die Hamas gar keinen Waffenstillstand zugesagt hätte. Er beschreibt auch die Situation einseitig. Auch AI stellt nicht immer alles objektiv dar…. Die Diskussion hatte wir hier schon einmal.

Ich denke dass hier im ST wohl sehr wenige User Israel als einen Friedensengel sehen. Ich zumindest nicht. ABER sie sehen die Hamas & Co ebenso friedensunwillig. Zum Frieden gehören eben immer zwei. Frieden kann nicht einer alleine machen.

Es mag zwar aus Deiner Sicht ehrenwert zu sein, hier immer und immer wieder einseitige Berichte zu platzieren, am Ende werden Deine Bemühungen in der Aufklärung kontraproduktiv sein. Deine User durchschauen es. Auch das „Neue Deutschland“ hat es nicht geschafft das Volk umzustimmen, im Gegenteil.

Mehr Ausgewogenheit würde der Wahrheit mehr dienen. Und würde auch eine ehrlichere Diskussion zulassen. Hier darf einseitig Hass gepredigt werden…. Oder wie würdest Du abdus „Ausfälle“ bezeichnen ? Dafür würde jeder andere auf Monate gesperrt werden. Nach Deiner Meinung ist er Betroffener mit Sonderstellung. Dürfte das ein Israelit, dessen Verwandter einem Hamas-Attentat zum Opfer gefallen ist ebenso?

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hafel

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Re: Eine israelische Stimme der Vernunft
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 04.01.2009, 11:09:56
@karl,

"Seinen Text zu lesen ist x-mal informativer als ständig deine Einseitigkeitsvorwürfe lesen zu müssen. Aber sich informieren kann ja richtig weh tun, nicht wahr?"
"Ich weiß, es ist ein langer Text (2061 Wörter) und die vorgefasste Meinung macht es schwierig, ihn bis zu Ende zu lesen,"


Was eigentlich ist so furchtbar an den Fragestellungen von "gram"( "Beitrag zur Kritik an Hamas", " kannst du dir eine gegendemonstration gegen die politik der hamas in der arabischen welt vorstellen, ohne das die demonstranten um ihr leben fürchten müssen?"), dass du so aggressiv reagierst.
Wäre es dann nicht ehrlicher, in DEINEM Forum solche Fragestelungen, die nicht DEINER Linie - entsprechen, einfach zu verbieten?


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klaus
Karl
Karl
Administrator

Alfred Grosser zur Pflicht der Kritik an Israels Politik am 28. Mrz 2008
geschrieben von Karl
als Antwort auf Karl vom 04.01.2009, 09:02:18
Deutschland muss Israel kritisieren dürfen, das sagte Alfred Grosser bereits im März 2008 in einem Interview mit der Netzzeitung. Aus Angst, als antisemitisch gebrandmarkt zu werden, ignoriert der Westen das Leid der Palästinenser, beklagt der jüdische Publizist Grosser.

Netzeitung: Was haben Sie von Merkels Rede vor der Knesset erwartet?

Grosser: Ich hatte gehofft, sie würde Israel kritisieren. Sie hat in ihrer Rede Israel aber nur unterstützt. Sie sprach nur von den Raketen, die von Gaza aus auf Israel geschossen werden. Sie sprach nicht vom Hunger in Gaza, nicht von der furchtbaren Repression. Sie sprach nicht von all dem, was Israel anders machen müsste, damit es endlich Frieden geben kann.

Netzeitung: Darf Deutschland vor dem Hintergrund des Holocausts Israel kritisieren?

Grosser: Deutschland muss Kritik üben. Die Menschen, die Hitler Widerstand geleistet haben, haben das nicht nur wegen der Vernichtung der Juden getan, sondern damit nie wieder Menschen, damit nie wieder Rassen verachtet werden. Israel aber verachtet die Würde der Palästinenser.
geschrieben von Interview

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karl
hugo
hugo
Mitglied

Re: Eine israelische Stimme der Vernunft
geschrieben von hugo
als Antwort auf hafel vom 04.01.2009, 11:37:14
hallo hafel du schreibst: Mehr Ausgewogenheit würde der Wahrheit mehr dienen. Und würde auch eine ehrlichere Diskussion zulassen. Hier darf einseitig Hass gepredigt werden

ich möchte dagegenhalten: Mehr Wahrheit würde zu mehr Ausgewogenheit führen und ehrliche Diskussionen zulassen,,

aber solche einseitigen Rufe nach dem Scharfrichter wie eben von Dir, und das nur, weil abdu in seiner Not, seiner Wut zur Feder greift -in die Tasten haut- was ihn bewegt, nämlich die unsäglichen Leiden der Palästinenser (welche Du geflissentlich immer mar wieder so ganz nebenbei mit der Hamas gleichstellst, wenn Ich Deine Einseitigkeit betrachte,,obwohl Du immer mal wieder extra betonst wie Du doch über den Dingen stehst und welche objektive Rolle Du doch einnimmst,,))dem ist nicht so,,Du nimmst ganz eindeutig Partei ,,ich übrigens auch, aber ich stehe auch dazu..


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hugo
hafel
hafel
Mitglied

Re: Eine israelische Stimme der Vernunft
geschrieben von hafel
als Antwort auf hugo vom 04.01.2009, 12:10:31
Ach Hugo, verdrehst und verschleierst Du nicht alles wieder? Denke mal darüber nach. Wo habe ich nach den Scharfrichtern gerufen ??? Bitte, sag wo?? Ich habe IMMER geschrieben, dass Beide Seiten mit Schuld beladen sind.

Natürlich ist es verständlich, dass abdu überreagiert hat.... darum ging es ja in meiner Anmerkung gar nicht. Es ging darum, dass auch die "andere Seite" einmal überreagieren kann, die dann aber gelöscht wird. Das sind eben zweierlei Maß.

Der Begriff Ausgewogenheit scheint wohl nicht ganz zu Deinem Vokabular gehören. Vielleicht reicht Deine Tolerenz aber soweit, dass Du gestattest, dass ich, wie evtl. auch Andere, zu verschiedenen Themen eben eine andere Meinung vertreten.
Meinungsvielfalt zeichnet eine Demokratie aus.
Hafel



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