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Internationale Politik Erdogans undurchsichtiger Wandel

luchs35
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Erdogans undurchsichtiger Wandel
geschrieben von luchs35
Nun hat nach langen Zögern auf Drängen von Präs. Erdogan das türkische Parlament zum Einsatz gegen die IS in Syrien und möglicherweise auch Irak zugestimmt. Und das, nachdem noch vor einer Woche Natopartner USA der Start von Kampfjets von türkischem Gebiet untersagt wurde.
So sieht es aus, als ob Ankara einsichtig geworden wäre, nachdem nun sogar Bodentruppen eingesetzt werden sollen.

Aber nicht nur die Araber misstrauen dem Beschluss Erdogans, der bislang nur eigennützige Machtpolitik zeigte.

Auch den Natoverbündeten ist nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass bei dem türkischen Bodentruppeneinsatz die Nato ihrer Bündnispflicht nachkommen muss, sollte nun seinerseits der IS die Türkei angreifen, er steht ja nur wenige Kilometer vor der Türkei.

Aber vor allem traue ich insofern der Türkei /Erdogan nicht, als nicht klar ersichtlich ist, ob er bei der Gelegenheit die Gebietsansprüche der türkischen Kurden ein für alle Mal beenden will, indem er die Kurden gleichzeitig bekämpft, die ja nun im Bereich des IS liegen.

Die PKK warnt bereits davor, sollte die Türkei die syrischen Kurden bedrängen, könnte dies einen Guerillakrieg in Anatolien auslösen.

Sollte also die Türkei nun auch gegen die Kämpfer der syrischen Kurden vorgehen, könnte der Terror die Türkei im Innern bedrohen.

Sollte hier also Erdogan "zündeln" oder mit gezinkten Karten spielen, würde nicht nur die Nato, sondern auch die kurdische Bevölkerung sowie die Flüchtlinge volles Risiko tragen.

Luchs
Re: Erdogans undurchsichtiger Wandel
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 03.10.2014, 16:39:44
Und zu recht misstraust Du Herrn Erdogan. Es war mir von Anfang an klar, dass er den Kurden keine Rechte in der Türkei einräumen wird, sondern eher alles tun wird um sie zu bekämpfen. Ich war auch nicht dafür dass man die Kurden mit Waffen ausstattet.
Ich kann mir schon die ersten Kurden Demos auf deutschen Strassen vorstellen und wie werden sich dann die in Deutschland lebenden Türken verhalten? Es gab ja schon einmal kurdische Großdemos mit angezündeten Autos und gesperrten Autobahnen.
Ich befürchte das wird nicht im Guten enden.

Bruny
Karl
Karl
Administrator

Re: Erdogans undurchsichtiger Wandel
geschrieben von Karl
als Antwort auf luchs35 vom 03.10.2014, 16:39:44
Die Interessen der Türkei sind klar. Sie wollen verhindern, dass ein zu starkes Kurdistan entsteht und deshalb wollen sie mit gegen den IS kämpfen, damit die Kurden nicht die alleinigen Sieger werden.

Die Gefährlichkeit der Waffenlieferungen an die Kurden zeigt sich jetzt. Gut möglich, dass irgendwann deutsche Soldaten der Türkei im Bündnisfall helfen müssen und sich dann deutschen Waffen gegenüber sehen.

Alles relativ kompliziert da unten. Karl

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luchs35
luchs35
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Re: Erdogans undurchsichtiger Wandel
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Karl vom 03.10.2014, 19:15:40
Das dürfte mit ein Grund sein, warum Deutschland die Waffen nur an die Peschmerga liefern will und nicht an die PKK oder syrischen Kämpfer.

Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass die irakischen Kurden sehr wohl zu Hilfe eilen könnten, wenn PKK und Syrische Kurden von den Türken angegriffen werden - wenn nicht sofort, dann aber später, denn alle zusammen haben ein freies Kurdistan im Blick, was ich persönlich ihnen aber auch gönnen würde.

@Bruny
Es ist so oder so eine Sackgasse, ob Waffen geliefert werden oder nicht. Die Kurden werden ihrer Wunsch nach einem freien Kurdistan nicht aufgeben und nach allem, was sie erlebten ist das verständlich.
Aber solange die deutschen Flugzeuge defekt im Hangar stehen, Leopardpanzer nur in Saudi-Arabien fahren können , kann ja "fast" nichts passieren. (Ironie)

Luchs
luchs35
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Re: Erdogans undurchsichtiger Wandel
geschrieben von luchs35
als Antwort auf luchs35 vom 03.10.2014, 19:39:54
Immer mehr verdichtet sich der Verdacht, dass die Türkei ein falsches Spiel treibt. Das ausgerüstete türkische Miltär blickt in Sichtweite auf die kurdische Stadt Kobane, in die vor allem die tschetschenischen IS- Jihadisten
eindringen, die Randgebiete haben sie anscheinend bereits erobert.
Die Kämpfer aus dem russischen und georgischen Kaukasus sind bekannt für ihr besonders grausames und rücksichtsloses Vorgehen. Nicht umsonst werden sie als "Psychopathen" bezeichnet.

Die Innenstadt von Kobane liegt unter schwerstem Artilleriefeuer, was von türkischen TV-Sendern aufgenommen und ausgestrahlt wird. Dabei ist bei Kameraschwenken sichtbar, dass sich die türkischen Soldaten neben ihren Fahrzeugen (Panzern u. Truppentransportern) bei Tee und Zigaretten niedergelassen haben, um mit Feldstechern das Geschehen zu beobachten und wie die Kurden sich bereits auf Häuserkämpfe vorbereiten.

Noch verspricht der türkische Regierungschef Davutoglu nebenbei in TV-Interviews, dass er Kobane nicht in die Hände der Terroristen fallen lasse, aber ausser dieser Erklärung geschieht seitens der Türkei gar nichts. Lediglich die USA fliegen Angriffe auf die Belagerung der Stadt.

Wird die Türkei hier ein drohendes Massaker an den syrischen Kurden zugelassen? Spielt die Türkei aus eigennützigen Motiven den IS-Truppen in die Hände?
Damit wäre der vorsichtige Annnäherungskurs zwischen Ankara und den Kurden wohl endgültig beendet - mit voraussehbaren Folgen.

Luchs
Edita
Edita
Mitglied

Re: Erdogans undurchsichtiger Wandel
geschrieben von Edita
als Antwort auf luchs35 vom 04.10.2014, 17:04:21
Immer mehr verdichtet sich der Verdacht, dass die Türkei ein falsches Spiel treibt.
Luchs


Nur die Türkei ??? Öl-Pumpanlagen kann man " sachte "bombardieren, sie sollen ja später wieder schnellstens einsatzfähig gemacht werden, und diesen IS-Terroristenring um Kobane kann man nicht sprengen??? Irgendwie merkwürdig das Ganze!

Edita

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Re: Erdogans undurchsichtiger Wandel
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 04.10.2014, 17:04:21
Luchsi, bei meinen vielen geschäftlichen Besuchen in der Türkei ist immer wieder angeklungen wie sehr Erdogan Anhänger (kein Geschäftsmann würde es wagen gegen Erdogan zu sein) die Kurden hassen. Wohlweislich habe ich mich aus politisch motivierten Gesprächen immer 100%ig raus gehalten, aber es reicht ja ein guter Beobachter zu sein.
Persönlich bin ich davon überzeugt, dass dieser Volksstamm "geopfert" werden soll.
Ob wohl Russland eingreifen wird, denn Putin dürfte daran gelegen sein, die tschetschenischen IS Kämpfer zu bekämpfen.
Ich hoffe jedoch zweifle dass dieser Kelch an uns vorüber geht. Der Krieg wird dann zwangsläufig auf Europa ausgeweitet.
Bruny
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Erdogans undurchsichtiger Wandel
geschrieben von luchs35
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.10.2014, 17:24:06
Solange Putin in den Schlamassel Ukraine eingebunden wird, Bruny, dürfte er sich noch Zeit lassen müssen mit Eingreifen gegen den IS, obwohl gerade er grösstes Interesse haben müsste, sich die Jihadisten vom Halse zu halten, bevor sie via Kaukasus "einwandern" und vor seiner eigenen Haustür stehen. Die Tschetschenen ebenso wie die Georgier haben zudem noch offene Rechnungen mit Russland aus den kriegerischen Auseinandersetzungen, die noch nicht vergessen sind.

Edita, der IS-Kampf finanziert sich aus den Oelquellen, die er eingenommen hat.
Da wird es nur wenig nützen, wenn nur "ein bisschen" bombardiert wird. Hauptabnehmer des schwarzen Goldes ist zudem die Türkei, die damit wiederum diejenigen unterstützt, die sie jetzt zu bekämpfen vorgibt.

Luchs
Edita
Edita
Mitglied

Re: Erdogans undurchsichtiger Wandel
geschrieben von Edita
als Antwort auf luchs35 vom 04.10.2014, 17:57:25
Edita, der IS-Kampf finanziert sich aus den Oelquellen, die er eingenommen hat.


Schon klar Luchs, darum wurden sie ja bombardiert, aber eben "sachte", weil "man" sie ja wieder nutzen möchte und den Wiederaufbau somit
" kostengünstiger " möglich macht!
Und........die Stationen bombardiert haben ja die USA mit den arabischen Verbündeten, und warum spielen die das Spiel mit???

Edita
Medea
Medea
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Re: Erdogans undurchsichtiger Wandel
geschrieben von Medea
als Antwort auf luchs35 vom 04.10.2014, 17:04:21
Der doppelgesichtige Erdogan läßt auch meiner Einschätzung nach die Kurden draufgehen, er spricht von Hilfe, die längst hätte passieren müssen, die tapferen kurdischen Männer kämpfen verzweifelt einen
Kampf, den sie ohne massive Hilfe nicht gewinnen können. Sie werden
in diesem ungleichen Kampf abgeschlachtet - auch Deutschland hat sich schuldig gemacht mit den viel zu spät gelieferten und größtenteils
unbrauchbaren Waffen, die Luftanschläge scheinen nicht sonderlich
wirksam zu sein - hier wird ein Volk vor unseren Augen geradezu
ausgelöscht.

Als in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Armenier
von den Jungtürken vertrieben und massakriert wurden, war das
den europäischen Regierungen bekannt, - auch da wurde weggesehen.

Medea.

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