Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Es fällt mir schwer hier eine Überschrift zu finden !

Internationale Politik Es fällt mir schwer hier eine Überschrift zu finden !

Urego
Urego
Mitglied

Re: Es fällt mir schwer hier eine Überschrift zu finden !
geschrieben von Urego
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.09.2010, 18:32:47
Ich habe das Buch nicht gelesen. Kann mir also kein fundiertes Urteil erlauben. Sollte eine lustige Antwort auf die gestellte Aufgabe sein. Ich dachte mir sofort: es kann doch nicht so schwer sein, eine Überschrift zu finden.
Nimms nicht so ernst!
Urego
Re: Es fällt mir schwer hier eine Überschrift zu finden !
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Urego vom 10.09.2010, 19:01:00


ok urego, ich nehme offiziell zur Kenntnis, dass wir beide auf unterschiedlichen Humorplaneten sitzen


Urego
Urego
Mitglied

Re: Es fällt mir schwer hier eine Überschrift zu finden !
geschrieben von Urego
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.09.2010, 19:05:11







GENEHMIGT

Urego

Anzeige

carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Es fällt mir schwer hier eine Überschrift zu finden !
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Urego vom 10.09.2010, 19:09:17
"Ich dachte mir sofort: es kann doch nicht so schwer sein, eine Überschrift zu finden.
Nimms nicht so ernst! urego


Hallo urego,
wer das Thema ernst findet, wird sich u. U. schwer tun eine Überschrift zu finden. Wer das Thema nicht ernst findet, scheitert wohl an der Aufgabe. ggg

Die Europäer oder Westler ganz allgemein mögen vielleicht sich überlegen dünken nach der Lektüre dieses Buches, dessen Aussagen im Interview zusammengefasst sind. Allerdings sollten wir nicht vergessen, dass die Europäer in ihrer Geschichte eine Vielzahl äußerst intensiver geistiger Auseinandersetzungen (u. a. Revolutionen) und tiefgehender seelischer Konflikte ausgesetzt waren. Die Geistesgeschichte und Philosphiegeschichte sind ein Zeugnis davon. Nur kurz einige Hinweise: Investiturstreit, Renaissance, Reformation, Spaltung der Christenheit in Konfessionen, Aufklärung, Entwicklung des wissenschaftlichen Denkens und Säkularisierung.

Der Verfasser, Politologe, Philosoph und Muslim, beeinflusst von europäischem Denken, guter Kenner der Geschichte will eine „Inventur“, eine "geregelte Insolvenz" des Islam. Inventur bedeutet eine Aufstellung der Vermögenswerte und Aktivposten. Geregelte Insolvenz bedeutet, ohne dass ich jetzt im Insolvenzrecht nachlese, keine Pleite oder Untergang des Unternehmens. In der geregelten Insolvenz werden die Gläubiger in einer ökonomischen Schwächephase (fehlende Liquidität) aus dem vorhandenen Vermögen zufriedengestellt, um das Unternehmen insgesamt zu retten. Dieses Bild bezieht er auf den Islam, den er dem „Untergang“ geweiht sieht. Damit meint er wohl, dass diese geistige Lebensform i der modernen Welt nicht überleben kann.


Der Verfasser des Buches bescheinigt dem Islam keine kulturelle Strahlkraft mehr, die er vor Jahrhunderten mal hatte. Kennzeichen dafür seien heute die Unfähigkeit auf argumentative Angriffe mit Gegenargumenten zu antworten. Stattdessen gäbe es nur die Zuflucht zu Gewalt und Terror, tief empfundene Beleidigung und Minderwertigkeitskomplexe. Das Beispiel Israel, das "den Arabern ständig den Spiegel vorhält und ihnen vor Augen führt, in welch umfassender wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Stagnation sie verharren. Genau das sei ein Grund für den Hass auf Israel.“ Dieser Staat sei ein lebender Beweis dafür, dass es im Nahen Osten "ein florierende Wirtschaft gepaart mit einer demokratischen Grundordnung geben kann." Im Antimodernismus des Islam erkennt er die Ursache für die bestehenden Diktaturen.


Zunächst darf festgestellt werden, dass damit eine islamische Sicht der gegenwärtigen Konfliktlage auf einer westliche Plattform beschrieben wird. Aus der Literatur sind solche Deutungen geläufig. Eine europäischer Islam tritt uns entgegen. Vergleichbar sind solche mit Aussagen in etwa mit denen des früheren iranischen Präsidenten Chatami, der vor mehr als 10 Jahren darauf hinwies, dass der Westen nicht allein nach seiner äußeren Selbstdarstellung beurteilt werden dürfe. Eine Kultur, die große geistige und technische Leistungen hervorbringe, besäße eine moralische Grundlage, meinte er. Es war, wenn ich das deuten soll, vielleicht der Versuch im Kulturbereich des Islam Verständnis für die westliche Kultur und ihre Werte zu wecken. Seit 2001 und 2003 sind durch die militärischen Konflikte solche Ansätze verschüttet worden. Die Frage ist, ob dies das letzte Wort sein muss. Abdel-Samad will die Trennung von Staat und Religion. Religion sei Privatsache- Jeder soll nach seiner Facon selig werden, meinte auch der Aufklärer Friedr. II. von Preußen.


Ich sehe in solchen Äußerungen das tiefe Verlangen nach einer Identität, die dem 21. Jahrhundert, einer demokratischen offenen Kultur entspricht und nicht dem (politischen und sozialen) Weltbild und den Werten der Beduinenstämme Arabiens aus dem 7. und 8. Jahrhundert. Eine solche Suche entspricht unseren Werten wie sie als Minimalkonsens in Art. 1 bis 20 des Grundgesetzes, also in den Grundrechten festgelegt ist. Aber nicht nur dort, sondern auch in den politischen Traditionen eines freiheitlichen Staates. Freiheit bedeutet Offenheit, genau das, was Hamed Abdel-Samad. Fordert. Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, müssen wir die gleichen Forderungen auch an uns richten. Menschenverachtende Thesen über Muslime, wie sie zur Zeit verkündet werden dürfte es in einer freiheitlichen offenen Gesellschaft nicht geben, denn es sind Extrempositionen.

NIcht vergessen: Wir haben einen langen geschichtlichen Prozess hinter uns, in dem wir ein wenig gelernt haben. Einen solchen Denkprozess fördern erfordert von uns Toleranz.

Viele Grüße
c.








Medea
Medea
Mitglied

Re: Es fällt mir schwer hier eine Überschrift zu finden !
geschrieben von Medea
als Antwort auf carlos1 vom 10.09.2010, 23:14:11
Abdel-Samad sagt unter anderem:

"Es gibt keine Argumente, die dafür sprächen, dass der Islam heute in der Welt mitreden könnte. Weder wissenschaftlich noch kulturell sehen wir irgendwelche Beiträge aus der islamischen Welt, die der Menschheit zugutekämen. Das führt zu einer Art Schizophrenie: Auf der einen Seite Minderwertigkeitskomplexe gegenüber der westlichen Welt, auf der anderen Allmachtsvisionen. Auf der einen Seite ein Mangel an Handlungsoptionen, auf der anderen der Drang, etwas tun zu müssen. Daraus resultiert Isolation, die wiederum zu Gewalt und Terror einer Minderheit führt, die leider im Moment den Ton angibt.

DIE WELT: Sie sprechen auch davon, dass Israel den Arabern ständig den Spiegel vorhält und ihnen vor Augen führt, in welch umfassender wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Stagnation sie verharren. Ist das auch ein Grund für den Hass auf die Juden?

Abdel-Samad: Ja. Israel ist ein Beispiel dafür, dass es auch im Nahen Osten eine florierende Wirtschaft, gepaart mit einer demokratischen Grundordnung, geben kann. Es liegt also nicht an der Region, sondern an der Geisteshaltung. Aus dem Zionismus ging ein demokratischer Staat hervor, der trotz aller militärischen Auseinandersetzungen demokratisch geblieben ist. Die gleichen Kriege galten den arabischen Herrschern jedoch als Rechtfertigung dafür, Kriegsrecht zum Dauerzustand zu machen und Demokratie nicht zuzulassen. Die arabisch-islamische Welt hat den Zug der Moderne verpasst, und ihr bleibt nichts anderes übrig, als auf dem Gleis zu stehen und auf den Lokführer zu fluchen - und das ist der Westen."


Es macht auch mich atemlos, dieses unglaubliche Interview zu lesen und ich fürchte um das Leben von Abdel-Samad.

Und mir kommt der Gedanke, ob so etwas wie ein sich verändernder Zeitgeist zu wehen beginnt, es gibt plötzlich (?), oder vielleicht doch nicht gar so plötzlich, Menschen, die mutig und ungeschminkt Wahrheiten aussprechen, vielleicht auch deshalb, weil einfach zu lange geschwiegen wurde aus dieser
Mischung aus Angst und Übertoleranz heraus?

Mögliche Überschrift?
"Von einem, der auszog, die Welt zu verändern".

Medea.




























Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
Mitglied

Re: Es fällt mir schwer hier eine Überschrift zu finden !
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Medea vom 10.09.2010, 23:49:00
Vorschlag:

Voltaire ist nicht tot!

Ich wünsche dem Buch eine weite Verbreitung! - aber nicht so sehr bei uns, da es von den Zündlern mißbraucht werden wird (kann).

Anzeige

adam
adam
Mitglied

Re: Es fällt mir schwer hier eine Überschrift zu finden !
geschrieben von adam
als Antwort auf carlos1 vom 10.09.2010, 23:14:11
NIcht vergessen: Wir haben einen langen geschichtlichen Prozess hinter uns, in dem wir ein wenig gelernt haben. Einen solchen Denkprozess fördern erfordert von uns Toleranz.


carlos,

Toleranz wird jemandem entgegen gebracht, der etwas Neues bringt, bestehende Werte nicht zu gefährden scheint, eventuell neue oder bessere Werte einbringen kann. Im Idealfall führt Toleranz zur Akzeptanz und dann zur Eingliederung. Toleranz ist nicht selbstverständlich, kann nicht gefordert werden und kann in Ablehnung umschlagen.

Toleranz ist also ein durchaus egoistisches Unterfangen, höchstens zu vorübergehendem Verzicht bereit, letztendlich aber auf gegenseitige Vorteile zielend. Keinesfalls bedeutet Toleranz Selbstverleugnung oder gar Selbstaufgabe.

Islamische Staaten gewähren keine Grundrechte, erkennen säkulare Staaten und ihr Recht nicht an, zielen sogar auf ihre Abschaffung. Sie fordern Toleranz, aber gewähren sie nicht. Toleranz kann also ihnen gegenüber nicht der Weg sein. Was ist zu tun?

Ist ein klares Nein ihnen gegenüber, bei dem Versuch, sich in unsere inneren Angelegenheiten zu mischen, die Grundvoraussetzung, um aus einer Position der Stärke mit ihnen reden zu können? Ich meine ja.

--

adam


carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Es fällt mir schwer hier eine Überschrift zu finden !
geschrieben von carlos1
als Antwort auf adam vom 11.09.2010, 01:14:58
"Islamische Staaten gewähren keine Grundrechte, erkennen säkulare Staaten und ihr Recht nicht an, zielen sogar auf ihre Abschaffung. Sie fordern Toleranz, aber gewähren sie nicht. Toleranz kann also ihnen gegenüber nicht der Weg sein. Was ist zu tun?" adam

@ adam,
ich hatte die Person Hamed Abdel-Samad im Blick und nicht Staaten, die ihren eigenen Interessen gemäß handeln. Ich trete für Toleranz gegenüber Einzelpersonen ein, nicht gegenüber militanten Ideologien. Keine Toleranz gegenüber der Intoleranz. Der Autor ist ein Beispiel gedungener Integration, wie wir sie verstehen. Für einen Islamisten wie den türkischen Premier wäre dies eher ein abschreckendes Beispiel, da er ihn als stark assimiliert bezeichnen würde. Medea dürfte Recht haben, wenn sie den Autor eines solchen Buches in Gefahr sieht.


Der angesprochene Autor äußert sich skeptisch gegenüber Wertstrukturen seiner Glaubensgenossen. Er lehnt den Glauben aber nicht ab. Er sagt nur, dass Religion Privatsache sein sollte. Nicht jeder Aufklärer war so tolerant wie etwa der Preußenkönig Friedrich II., der ebenfalls diese Meinung vertritt. Voltaire übrigens ging weiter. Für ihn war Religion schlechthin böse, schädlich und nutzlos. Ecrasez l´infame (Vernichtet die Ruchlose). Bei Friedrich II. von Preußen ist es streng genommen keine Toleranz gegenüber der Religion, sondern eher Gleichgültigkeit. Im Grunde Verachtung.

c.

Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
Mitglied

Re: Es fällt mir schwer hier eine Überschrift zu finden !
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf carlos1 vom 11.09.2010, 16:24:47
Ich möchte der oft erfolgenden Gleichsetzung von Gleichgültigkeit und Verachtung widersprechen.

Wenn mir Autorennen gleichgültig sind, dann verachte ich sie nicht und auch die Menschen nicht, die sich dafür begeistern. Ich wundere mich höchstens, was mir fehlt, was diese haben.

Wenn einem anderen Menschen bestimmte Interessen meinerseits gleichgültig sind, dann fühle ich mich nicht verachtet. Da müßte noch etliches hinzukommen
Urego
Urego
Mitglied

Re: Es fällt mir schwer hier eine Überschrift zu finden !
geschrieben von Urego
als Antwort auf carlos1 vom 11.09.2010, 16:24:47
Hallo Carlos1,

Ich beziehe mich auf Deinen Artikel vom 11.09. 16:24 Uhr. Ich kann leider noch nicht mit Computerhilfe zitieren, daher so. Du schreibst: "Der Autor ist ein Beispiel g e d u n g e n e r Integration..."
Hast Du da eventuell einen Tippfehler und sollte es heißen: g e l u n g e n e r Integration...?

Im ersten Fall wäre es nach meiner Meinung eine Aussage, die Du noch in irgendeiner Weise belegen müßtest.
Sonst wars halt ein Tippfehler.

Urego

Anzeige